Xamax-Experte Jérémy Favre über den FCZ und den Spitzenkampf

Andere Perspektiven auf die Liga und den FCZ sind immer interessant. Im Pauseninterview mit Züri Live trifft Xamax-Experte Jérémy Favre unter anderem folgende Aussagen:

  • Xamax verteidigte in der 1. Halbzeit sehr gut, besser als in anderen Ligapartien zuvor
  • Normalerweise beherrschen die Neuenburger im eigenen Stadion das Spiel, dem FCZ mussten oder wollten sie hingegen das Spieldiktat überlassen
  • Der FCZ spielt nicht mehr so dominant, wie noch im Herbst – beispielsweise beim 3:1-Sieg in der Maladière
  • Der FCZ hat im Herbst das Super League-Niveau halten können, scheint sich aber mittlerweile etwas dem Challenge League-Niveau angepasst zu haben
  • Gleichzeitig haben sich aber auch die Gegner mittlerweile viel besser auf den FCZ eingestellt und spielen mit weniger Risiko, was es dem FCZ schwerer macht – im Herbst hatten sich viele Gegner gegen den FCZ etwas ausgerechnet gehabt und waren eher überrascht, dass dieser den Abstieg so gut verkraftet hatte
  • Speziell Adrian Winter und Marco Schönbächler spielten im Herbst ähnlich wie bei Xamax Raphaël Nuzzolo auf einem höheren Niveau als der Rest der Liga, haben mittlerweile aber etwas nachgelassen
  • Aussenverteidiger Cédric Brunner ist ein Schwachpunkt beim FCZ, den Xamax konsequent auszunutzen versucht
  • Für die 2. Halbzeit wünschte sich Favre die Einwechslung des von YB ausgeliehenen Juniorennationalstürmers  Kwadwoh Duah (passierte nicht) und von Frédéric Nimani (ex-Monaco), weil dieser sich physisch gegen einen Alain Nef zur Wehr setzen könne (Nimani war dann tatsächlich entscheidend mit seiner Grösse und Sprungkraft in der Vorbereitung des 1:1 Ausgleiches)

Hier das Pauseninterview mit Jérémy Favre in voller Länge:

Wir sind FC Wil! Die andere Seite der Story

„Gaht’s no?“, „Nöd ganz bachä?“, „Geschter ztüüf id Guttere glueget?“. So und ähnlich stelle ich mir die Reaktion auf den Titel dieses Artikels in Teilen meines Fussballumfeldes in etwa vor. Ja, der FC Wil ist nicht das Schätzli der Nation und in der Ostschweizer Beliebtheitsskala gegenüber dem alles beherrschenden FC St. Gallen weit im Hintertreffen – sogar in Wil selbst! Auch in den Fankurven des Landes haben die Wiler keine Freunde – mit Ausnahme ein paar treuer Nasen in der Schaffhauser Bierkurve. Kein Wunder lässt sich einfach und folgenlos auf dem Klub herumtrampeln – von Politikern, Journalisten und Fussballinteressierten landauf landab. Auf dieses Schwarze Schaf konnte man sich schnell einigen.

Kein Wunder, lassen sich von Seiten der Disziplinarkommission der Liga schnell mal Punktabzüge aussprechen. Und dies gleich doppelt! Einmal aufgrund von nicht vollständig bezahlten Januarlöhnen und einmal wegen entsprechend ebenfalls fehlendem Nachweis der dazugehörigen Sozialversicherungszahlungen. Also zwei Tatbestände, welche materiell eigentlich identisch sind. Es geht dabei um nicht komplette Nachweise bei drei Spielern. Das Strafmass wirkt aus neutraler Sicht willkürlich. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Liga das Strafmass auf der Basis der Anzahl BLICK-Schlagzeilen kalkuliert. Einen faden Beigeschmack erhält die Sache ausserdem dadurch, dass Heinrich Schifferle, Vizepräsident von Abstiegskonkurrent Winterthur, nach dem Rücktritt von Wil-Präsident Bigger in der Liga-Exekutive noch mehr Einfluss geltend machen kann, selbst wenn diese keine direkte Entscheidungsgewalt in Disziplinarfragen hat.

Dabei sollte für eine seriöse Rechtssprechung keine Rolle spielen, wie beliebt ein Klub ist, wie viele reisserische BLICK-Schlagzeilen produziert wurden, und ob direkte Konkurrenten in der Liga-Exekutive Einfluss haben. Es kann nicht sein, dass wie bei einer mittelalterlichen Hexenjagd einfach aufgrund schlechter Presse dem Instinkt bergholz-silhouette-hagelnachgegeben wird, „irgendetwas“ gegen das Schwarze Schaf unternehmen zu müssen. Fehler passieren überall. Würde die Disziplinarkommission in Zukunft bei den monatlichen Abrechnungen die Verschärfung des Lizenzreglements wirklich immer so streng bewerten wie aktuell beim FC Wil, dann würden die Super League und Challenge League zunehmend am Grünen Tisch entschieden. Es gewinnt der Klub mit den zuverlässigeren „Bürogummis“, und nicht derjenige mit der besseren Fussballmannschaft. Dazu kommt die ebenfalls völlig unsinnige Regel der Bestrafung eines Klubs bei „unbewilligtem Eigentümerwechsel“ welche gegen fundamentalste rechtsstaatliche Prinzipien verstösst. Denn für eine Bestrafung muss eine rechtswidrige Handlung gegeben sein. Ein Eigentümerwechsel hingegen kann gänzlich ohne Beteiligung und sogar ohne das Wissen des Klubs vonstatten gehen.

Das Klubbudget innerhalb von wenigen Wochen um rund das Fünffache zu kürzen, wie die Wiler Verantwortlichen dies im Februar unter enormem Zeitdruck bewerkstelligten, ist eine Parforceleistung, welche 99% der Besserwisser nicht hingekriegt hätten. Besserwisser sind auch in diesem Fall das Gegenteil von Bessermachern. Im Gegensatz zu allen Besserwissern hat das Team um Präsident Roger Bigger den Klub über ein Jahrzehnt mit bescheidenen Mitteln und grossem Einsatz erfolgreich geführt. Für heutige Bundesligaspieler wie Fabian Schär oder Dario Lezcano, aber auch erfolgreiche Schweizer Trainer wie Marcel Koller oder Uli Forte war der FC Wil in dieser Zeit der entscheidende Entwicklungsschritt.

Warum „sind wir FC Wil“? Weil Wil kein Spezialfall, sondern viel eher typisch für alle nicht mit Champions League-Millionen gesegneten Schweizer Profiklubs ist. Es wird schnell vergessen, dass vor zwei Jahren die langjährigen verdienstvollen gewerblichen Sponsoren des FC Wil zum Schluss kamen, dass aufgrund des damals neuen FIFA-Verbots der „Third Party Ownership“ an Spielern ein Engagement wie bisher für sie nicht mehr finanzierbar ist. Sie mussten den Klub so oder so abgeben. Es wurde händeringend nach einem neuen Besitzer für den Klub gesucht, so wie fast alle Klubs in der Schweiz aktuell, in der jüngeren Vergangenheit oder in baldiger Zukunft händeringend nach neuen Verantwortlichen suchen müssen. In der Region liess sich niemand finden. Mehmet Nazif Günal aus der Türkei war schlussendlich die beste konkrete Variante. Und es war mit Sicherheit eines der seriösesten Angebote für eine Übernahme, das ein Schweizer Verein in den letzten Jahren erhalten hat. Es wurden in der Folge dann auch tatsächlich Nägel mit Köpfen gemacht und die finanziellen Verpflichtungen immer pünktlich bezahlt.

Alle haben vom ambitionierten Projekt in Wil und dem frischen Geld aus der Türkei profitiert. Das lokale Gewerbe und vor allem natürlich die Spieler, deren Arbeitsbedingungen stark professionalisiert und die Löhne wesentlich angehoben wurden. Die Medien hatten eine interessante Story. Die ganze Challenge League hat sportlich einen Schritt nach vorne gemacht. Der FC Wil war der FCZ der Saison 2015/2016. Das Team mit Stars wie André Santos, Mert Nobre oder Egemen Korkmaz hat das Niveau der Liga angehoben und jeder wollte sie unbedingt besiegen. Viele Teams wurden aus einer gewissen Lethargie gerissen, allen voran Lausanne-Sport. Den Waadtländern taten die kompetitiven Duelle mit Wil gut. Die Mannschaft entwickelte sich weiter und hat nach dem Aufstieg Chancen, sich in der Super League zu behaupten. Lausanne, Aarau und Lugano profitierten zudem über lukrative Transfers auch direkt vom Geldsegen aus der Türkei.

Es ist ja nicht so, dass die Liga im Geld schwimmen würde. Zustupf von aussen ist grundsätzlich immer willkommen, denn die TV-, Sponsoring- und Zuschauereinnahmen bleiben nun mal auf einem vergleichsweise bescheidenen bergholz-habel-3Niveau. Die anderthalb Jahre, in welchen Mehmet Nazif Günal da war, hat er einen stark positiven Beitrag zum Schweizer Fussball geleistet. Und jetzt? Ohne Zweifel bleibt vor allem die Abruptheit des Abgangs des Türkischen Milliardärs höchst unbefriedigend. Aber sonst? Die Spieler müssen auf ihre finanziellen Privilegien wieder verzichten und sind zurück auf dem alten Niveau von vor der Günal-Ära. Der Stadionausbau, dem die Stadtverwaltung sowieso skeptisch gegenüberstand, wir nun doch nicht realisiert. Wil ist wieder dort, wo es vor der Günal-Ära war. Ein Klub, der finanziell eher zu den ärmeren Klubs der Challenge League gehört und auch mal zwischendurch mit einem Abstieg in die Promotion League rechnen muss, wo Wil eines der Top-Teams wäre.

Fussball ist ein Spiel – und es ist Unterhaltung. Natürlich sollte der Sport nicht zum Casino werden, aber ebensowenig zu einem langweiligen „Beamtenhalma“ auf Sparflamme verkommen. Die Besitzer von Fussballklubs riskieren ihr persönliches Geld, keine Pensionskassenvermögen braver Rentensparer. Wo liegt also genau das Problem? Das oberste Ziel im Spitzenfussball ist der sportliche Erfolg. Auch weltweit macht kaum ein Fussballklub Profit. Die Klubs geben alles Geld aus, das sie haben. Manchmal auch mehr. Aus diesem Grund leben fast alle Fussballklubs ständig am Rande der Insolvenz. Genauso wie auf dem Platz um jeden Meter gefightet wird, geht es auch neben dem Platz in der Schweiz bei allen nicht mit jahrelangen Champions League-Millionen gesegneten Klubs finanziell immer eng zu und her. Man kann und will keine wesentlichen Rücklagen für die Zukunft bilden, denn dies könnte die sportliche Wettbewerbsfähigkeit im Hier und Jetzt kompromittieren. Auch die Fans, Sponsoren und Medien messen die Klubs fast ausschliesslich am kurzfristigen sportlichen Erfolg.

Nach dem „französischen“ Abgang Günals, schlug in den Zeitungsspalten wieder die Stunde der populistischen Vorschläge. Zum Beispiel, dass Ausländern generell der Besitz von Schweizer Fussballklubs verboten werden soll. Oder dass von Eigentümern verlangt werden soll, die Löhne und Sozialleistungen für ein ganzes Jahr im voraus auf ein Sperrkonto einzuzahlen. Das Problem soll also mit immer mehr Restriktionen und Hürden gelöst werden. Diese Stossrichtung fusst allerdings auf einem fundamentalen Denkfehler. Das Grundproblem ist, dass die Klubs bei einem anstehenden Besitzerwechsel keine guten Kandidaten finden. Dies ist nicht wirklich überraschend, wie das Beispiel Wil plastisch vor Augen führt. Vereinsverantwortliche und Vereinsbesitzer erwartet von Seiten der Öffentlichkeit das ganze Spektrum von Skepsis über Undankbarkeit bis zu Beleidigungen und Hetzkampagnen und sogar offenem Hass oder wie im Fall Chagaev gar strafrechtlichen Konsequenzen für ihr Engagement.

Selbst Gigi Oeri und Bernhard Heusler (FCB) beim sportlich und finanziell erfolgreichsten Klub der Schweiz waren und sind davor nicht gefeit. Wer einen Fussballklub übernimmt, riskiert, alles zu verlieren: Zeit, Geld, Ruf, Sicherheit und Freiheit. Wer will sich und seinem unmittelbaren Umfeld so etwas noch antun? Die Antwort: nur Menschen, die entweder unwissend oder verrückt sind. Der bestmögliche Fall sind „positiv Verrückte“ à la Constantin, Canepa oder Rihs. Aber diese sind eine rare Spezies. Bernhard Heusler wollte direkt nach der Übernahme der Aktienmehrheit Gigi Oeris an der FC Basel Holding einen neuen Mehrheitsbesitzer finden – und schaffte es nicht! Selbst der äusserst erfolgreiche FCB mit einem enorm gut vernetzten Wirtschaftsanwalt an der Spitze benötigte geschlagene fünf Jahre, um mit Bernhard Burgener endlich den „Oeri-Nachfolger“ zu finden. Und nur dank dem mit der Champions League verbundenen Geldsegen musste man in der Zwischenzeit keinen Schnellschuss machen.

Im Interesse des Schweizer Fussballs sollte es sein, dass die Übernahme eines Fussballklubs so attraktiv ist, dass sich bei einer anstehenden Nachfolgeregelung mehrere valable Kandidaten dafür interessieren, so dass der Klub den besten Kandidaten hinsichtlich Nachhaltigkeit, Herzblut, Verwurzelung in der Region sowie finanzieller Unabhängigkeit auswählen kann. Es braucht also ganz sicher nicht noch zusätzliche Hürden für potentielle Interessenten. Stattdessen sollte die Eignerschaft an einem Schweizer Fussballklub für gute, einheimische Interessenten wieder attraktiver gemacht werden. Dazu gehört ein Abbau zu restriktiverer Regularien und eine fairere, ausgewogenere Presse für die aktuellen Verantwortlichen. Es muss sich wieder lohnen, einen Schweizer Fussballklub zu übernehmen und finanziell zu unterstützen.

(lst)

Olé, olé – jetzt schaltet sich der Schiedsrichter-Fanklub in die Penaltydiskussion ein

Es ist das Thema der Woche: nach 2012 fühlt sich erneut ein Unterklassiger im Cup-Halbfinal um den lange ersehnten Finaleinzug (letzter Cupfinal 1975 gegen…den FCB) betrogen – wieder ist es der beim FCZ-Anhang mit grossem Abstand beliebteste Kantonsrivale Winterthur. Und wieder gegen den FC Basel. Dies nachdem Winterthur auch diesmal die Partie ausgeglichen halten konnte, und dann durch zwei angezweifelte Standards mit zwei Toren in Rückstand geriet. Der Freistoss vor dem 0:2 ist aus Sicht von Züri Live korrekt gepfiffen, auch wenn Renato Steffen im Zweikampf mit Tobias Schättin viel Theatralik walten lässt.

Anders sieht es beim wegweisenden Penalty vor dem 0:1 aus, der in den Gazzetten und im Internet hauptsächlich das Thema war. Die Anhänger der beiden Klubs beurteilen die Szene naturgemäss so wie es Fans halt eben tun: «Basel wird noch von jedem Schiri in der Schweiz bevorteilt», «Janko wälzt sich wie ein Schwerverletzter», «Liebe Winterthurer, es war ein Penalty!». Neu ist, dass sich neben Winterthurern und Baslern noch eine dritte Fanfraktion in die Diskussion einmischt. Der Schweizerische Fussballverband (SFV) supportet auf seiner Website vehement den die Verbandsfarben vertretenden Schiedsrichter Sascha Amhof.

«Zu 100%» sei der Pfiff ihres Schützlings korrekt gewesen, schreibt der Autor des im Nachgang des turbulenten Cup-Halbfinals publizierten Artikels auf der SFV-eigenen Webpage, basierend auf einer Analyse des hauseigenen «Ressorts Spitzenschiedsrichter». Ganz im Boulevard-Stil wird dabei in eindrücklicher Grossaufnahme der Moment gezeigt, wo FCB-Stürmer Marc Janko die Berührung seines Gegenspielers Schuler spürt, und sich dabei theatralisch ins Kreuz wirft.

Belehrend wird weiter konstatiert: «die in einer breiten Öffentlichkeit verbreitete Meinung, wenn (auch) der Ball gespielt worden sei, liege auch kein Foul vor» sei falsch. Ob diese Erkenntnis «die breite Öffentlichkeit», zu welcher auch 280’000 SFV-Mitglieder gehören, wohl tatsächlich in Erstaunen versetzt hat? Sind alle aktiven und fussballinteressierten Schweizer bisher in corpore davon ausgegangen, in diesem Sport sei alles erlaubt, wenn nur nebenbei auch noch der Ball berührt wird?

Entscheidend ist vielmehr der darauffolgende Abschnitt des Pamphlets. Gemäss dem Autor auf der SFV-Webseite war es «kein saubereres Tackling, sondern ein fahrlässiges oder rücksichtsloses Einsteigen» von Patrick Schuler. Daher habe Sascha Amhof gemäss Regelwerk von «FIFA und UEFA» zu «100 Prozent korrekt» entschieden. Abgesehen davon, dass der «breiten Öffentlichkeit» bisher wohl tatsächlich entgangen sein dürfte, dass die UEFA ein separates Fussball-Regelwerk führt, wirft die undifferenzierte Aussage dann doch einige Fragen auf.

Geht Schuler wirklich «fahrlässig» oder gar «rücksichtslos» Richtung Ball? Eines kann man vorab schon mal festhalten: um diese Frage zu beantworten, wäre es zweifelsohne sinnvoller gewesen, an Stelle des effekthascherische Photos auf der SFV-Seite den Moment zu zeigen, wo Schuler tatsächlich «Richtung Ball geht». Wir liefern dieses Standbild nach.  Man sieht zwei Spieler, die im 150 Grad-Winkel auf den Ball gehen. Schulers Tackling gilt dem Ball – und nur dem Ball. Janko steht nicht zwischen Schuler und dem Ball, sondern kommt nach seinem abrupten Richtungswechsel aus einer völlig anderen Richtung.

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Natürlich nehmen beide Spieler gleichermassen in Kauf, dass sie NACH dem Spielen des Balles zusammenprallen werden, was dann ja auch passiert. Aus neutraler Warte eine solche Szene zu beurteilen, bedeutet aber, nicht zu berücksichtigen, wer Verteidiger ist und wer Stürmer, wer Winterthurer und wer Basler, und auch nicht dass sich die Szene im Strafraum abspielt. Wie wird eine solche Szene also im Normalfall gepfiffen? Wenn zwei Spieler, die im 90, 180 oder 150 Grad-Winkel im Kampf um den Ball nach dem Spielen des Balles aufeinanderprallen, wird nach unserer Erfahrung häufig gar nicht gepfiffen. Und wenn doch gepfiffen wird, dann ist jeweils derjenige Spieler «im Recht» und erhält den Freistoss zugesprochen, welcher zuerst am Ball war.

Dass sich der SFV im Nachgang nun so aussergewöhnlich offensiv und undifferenziert aus dem Fenster lehnt, («Amhof war 100 Prozent korrekt») weckt daher unser Erstaunen. Nicht zuletzt auch, weil das «SFV-Team» auf dem Platz eine spezielle Rolle einnimmt, welches sich mit fanatischer und einseitiger Unterstützung durch dessen «Fans» nur schlecht verträgt. Denn in der Sequenz der Ereignisse ist zu sehen, dass zuerst Schuler den Ball spielt, dann Janko den Ball verfehlend dem Winterthurer ins Bein tritt – und erst als drittes Schuler mit dem nachgezogenen Bein den Basler am Fuss trifft. Tendenziell also, wenn überhaupt gepfiffen wird, eher ein Foul des Österreichers. Zumindest ist es keine „100-prozentige“ Situation. Und ein interessantes Gedankenspiel bietet sich an: wie wäre alles inklusive Reaktion des SFV abgelaufen, wenn Schuler Suchy und Janko Silvio gewesen wäre?

Im Fahrplan – grosse Halbzeitbilanz der Challenge League, 3.Teil

Die Rückrunde hat begonnen. Nach der Hälfte der absolvierten Meisterschaft in der Challenge League können die zehn beteiligten Clubs in folgende drei Kategorien eingeteilt werden, je nachdem ob sie über, unter oder den Erwartungen entsprechend klassiert sind:

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Im Ersten Teil haben wir auf die drei Teams geschaut, welche in der Vorrunde die Erwartungen übertroffen haben. Im zweiten Teil waren die „Underachievers“ dran. Der dritte und letzte Teil behandelt die Teams, welche die Erwartungen erfüllt haben.

FC Chiasso – die Grenzstädter im ständigen Balanceakt

Der angeblich notwendige Zusammenschluss von mehreren Tessiner Traditionsvereinen zu einem Retortenklub «FC Ticino» war eine Zeit lang ein beliebtes Thema vor allem in der Deutschschweizer Presse. Es war die Zeit, als mit Bellinzona, Locarno, Lugano und Chiasso gleich vier Mannschaften aus dem 350’000-Einwohnerkanton (4% der Schweiz) in der Swiss Football League spielten, und damit 20% der Super League und Challenge League ausmachten. Es war damals gemessen an den engräumigen Schweizer Verhältnissen zwar «zeitraubend», aber eben auch schön, häufig ins sonnige Tessin zu fahren. Mittlerweile sind noch Lugano und Chiasso übriggeblieben, und die Sache mit dem Zusammenschluss hat sich wenig überraschend ebenfalls erledigt. Denn kommen tatsächlich «zu viele» Klubs aus einer bestimmten Region, dann hat sich ein solches «Problem» bisher noch immer mit der Zeit automatisch gelöst, ohne dass Traditionsklubs zerstört werden mussten. So auch diesmal.

Lugano spielt in der Super League, Chiasso ist als einzige Mannschaft in der Challenge League verblieben. Locarno ist mittlerweile in der comunale-chiasso-floodlights-hellviertklassigen 1.Liga angelangt, wo es um den Klassenerhalt bangen muss und in der Gruppe Ost hinter den Tessiner Konkurrenten Bellinzona und Mendrisio liegt. Das mit einigen ehemaligen Challenge League- und Super League-Spielern bestückte Bellinzona könnte Chiasso mittelfristig als Nummer 2 des Kantons ablösen. Aktuell halten sich die Grenzstädter aber trotz grossen sportlichen und finanziellen Herausforderungen weiter tapfer in der zweithöchsten Liga – bereits in der siebten Saison hintereinander. Wird es die verflixte siebte? Ein grosser Spielerumschlag sowohl im Sommer wie auch im Winter verheisst nichts Gutes. Es kommen praktisch nur noch junge Talente aus der Dritt- und Viertklassigkeit. Mit Milosavljevic und Lurati musste das «Tafelsilber» an Sion abgegeben werden. Dazu setzt Trainer Giuseppe Scienza die erfahrenen Regazzoni, Monighetti und Guatelli auf die Ersatzbank. Und erstmals seit dem Aufstieg zeigt der Marktwert-Trend auf transfermarkt.ch wieder abwärts.

Auswärts hat Chiasso in der Vorrunde nur zwei Mal verloren und im Vergleich zu den Heimspielen nur halb so viele Gegentore kassiert. Nur den Spitzenteams FCZ und Xamax konnte man in der Fremde keine Punkte abknöpfen. Vor der Winterpause haben die Rossoblu in Schaffhausen beim letzten Wettbewerbsspiel auf der altwehrwürdigen Breite einen grandiosen 2:1-Erfolg feiern können. Ob man die verstärkten und im neuen LIPO Park hausierenden Munotstädtern bei deren Ansturm aus dem Tabellenkeller aufhalten kann, ist fraglich. Also müsste man ein weiter vorne liegendes Team überholen, um den Abstieg zu verhindern – zum Beispiel Wohlen oder Winterthur. Oder wieder einmal mit Ach und Krach selbst die Lizenz für die kommende Saison erhalten, gleichzeitig aber vom Rückzug (Le Mont) oder Konkurs (Wil) eines Konkurrenten profitieren.

Servette FC – grosse Ambitionen und vergeudetes Talent

Der Genfer Traditionsklub (17 Meistertitel, 7 Cupsiege) hat sich das klare Ziel gesteckt, im Sommer 2018 nach zwei Challenge League-Jahren in die Super League aufzusteigen. Und teilt dieses Ziel unter anderem mit dem FC Aarau. Die Ambitionen wurden in der Winterpause mit dem Trainerwechsel von Anthony Braizat zu Meho Kodro unterstrichen, und nach drei Runden steht dessen Team als einziges noch verlustpunktlos da. Natürlich profitieren sie dabei auch von der Treffsicherheit ihres Kamerunischen Stürmers Jean-Pierre Nsamé (18 Tore in 17 Partien), der ohne einen privaten Schicksalsschlag niemals in der Challenge League gelandet wäre.

stade-de-geneve-vs-fcz-negativ-bildDas Zuschauerinteresse in der Calvinstadt ist volatil und stark vom Erfolg abhängig. Im September kamen im Heimspiel gegen den FCZ über 8’000 Fans. Als die Zürcher dann aber im Februar mit einem grossen Punktevorsprung im Gepäck erneut in die Calvinstadt reisten, waren nur noch 2’600 vor Ort. Nach dem 2:1-Heimspielerfolg gegen den Leader war die Euphorie aber sofort wieder da – in Winterthur waren am darauffolgenden Wochenende so viele Servette-Fans vor Ort wie schon lange nicht mehr an einem Auswärtsspiel. Der Stamm der Mannschaft ist immer noch der gleiche, welcher letzte Saison in der Promotion League den Aufstieg geschafft hat, als man im Heerenschürli gegen die 2.Mannschaft des FCZ antrat, anstatt im Letzigrund gegen das Fanionteam.

Etwas überraschend wurde das Stürmertalent Adler Da Silva zuletzt gleich zwei Ligen tiefer zu Etoile Carouge verliehen. Zwar ist Carouge ein Partnerklub von Servette und im Abstiegskampf, aber der Entwicklung des Juniorennationalspielers wird dies kaum guttun. Dies nachdem Servette in den letzten Jahren seine Toptalente wie Lorenzo Gonzalez (Manchester City), Jeremy Guillemenot (Barcelona), Dereck Kutesa (Basel) und Denis Zakaria (YB) einer nach dem anderen sehr früh verloren hat.

FCZ – ein Halbjahr reich an unvergesslichen Momenten

Der Herbst 2016 wird in Erinnerung bleiben – so viel ist sicher! Und am Ursprung von allem stand die vorhergende Saison mit dem Misserfolg in der Liga und gleichzeitig starken Leistungen im Cup. Der FCZ ist zum zweiten Mal innert zwei Jahren im Madrigal von Villarreal zu Gast und bereits nach 70 Sekunden dreht Armando Sadiku jubelnd ab. Nach 70 Sekunden traf Züri in dieser Vorrunde gleich mehrmals. Fortes Mannen waren in den meisten Spielen von der ersten Minute an parat. Der Herbst 2016 ist die Geburtsstunde für so vieles: vor allem ist es die Geburtstunde des Kantonsderbys. 13’000 Fans kommen zum Auftakt gegen Winterthur bei Regenwetter in den Letzigrund und auf einer übervollen Schützenwiese versuchen kaum weniger Fussballinteressierte im Dezember die Spieler durch den Nebel zu erspähen. Es war mehr als ein Fussballspiel mit Fussballfans – es war ein gesellschaftlicher Anlass.

Im Herbst 2016 spielt sich auch die Wiedergeburt von Marco Schönbächler ab. Der Urdorfer, schon seit 10 Jahren in der 1.Mannschaft, kehrt letzigrund-scho-mal-gschlage-nomal-schlah-comicnach anderthalbjähriger Verletzungspause Anfang August gegen Wohlen als noch 30 Minuten zu spielen sind zurück – Gänsehautstimmung im Letzigrund! Aus der Gänsehaut wird im ersten Europa League-Heimspiel als Zweitligist gegen Osmanlispor eine Eruption – Schönbächlers Tor nach einem Solo über den halben Platz ist schon früh das Tor des Jahres – bis ein 18-jähriger Testspieler mit Namen Khalil Elnouby beim Freundschaftsspiel gegen Vaduz an der Churer Ringstrasse mit einem spektakulären Fallrückzieher nach einer flüssigen Kombination über die rechte Seite Schönbis Treffer zumindest starke Konkurrenz machte.

Nur wenige Tage nach dem Osmanlispor-Spiel: ein Bild für die Ewigkeit. Sonnyboy Moussa Koné nach seinem 5:0 in der Niedermatten mit einem «Stage Dive» mitten in die Fans. Überhaupt: die Fans. Die Unterstützung der Mannschaft ist in der Challenge League im übertragenen Sinne auf Champions League-Niveau. Im übertragenen Sinne deshalb, weil in der Realität die Stimmung bei vielen Champions League-Partien nicht an diejenige von FCZ-Spielen in der Challenge League herankommt. Die Kreativität und der Aufwand bei den Choreos ist Extraklasse wie eh und je.

Es ist ein vertrautes Bild – einerseits. Sechs Busse vollbepackt mit Fussballfans werden von Polizeiautos Richtung Stadion eskortiert. Man kennt solche Bilder aus Rom, Paris, Amsterdam. Nicht aber aus Vuiteboeuf. Nicht auf einer schmalen Landstrasse quer durch die lieblichen Matten des Waadtländer Jurasüdfusses. Im fernen Baulmes füllten die FCZ-Fans den gesamten Fansektor komplett und konnten Schönbächlers schönes Weitschusstor bestaunen – sein Premierentreffer nach dem Comeback. Die Südkurve reagierte aber auch grossartig, als der auch auf den Strassen von Zürich ausgetragene innertürkische Konflikt ins Letzigrundstadion überschwappte: sie machte klar, dass im Letzi Fussball und der FCZ regiert, und sang die ganze Pause des Spiels gegen Osmanlispor durch. Sie dämpfte damit die politisch erhitzten Gemüter, und erstickte die Eskalation im Keim.

61 Millionen Transfererlös – Schweizer Klubs werden zu Spielerhändlern

Der FC Basel stösst mit dem Geschäftsjahr 2016 finanziell für Schweizer Verhältnisse in neue Dimensionen vor. An der gestrigen Bilanzpressekonferenz präsentierte der Verwaltungsrat Finanzen Stephan Werthmüller eine Umsatzzahl von 132 Millionen Schweizer Franken! Dies sind nochmal 27 Millionen mehr als beim bisherigen Rekordergebnis vor zwei Jahren, welches Werthmüller damals noch für nicht mehr übertreffbar hielt. Zum Vergleich: der FCZ hat 2015 einen Umsatz von 22,5 Millionen ausgewiesen. Das sind nicht 20, 30 oder 50% weniger, sondern es geht um den Faktor 6. Für den FCZ ist ein FC Basel zur Zeit genauso in einer anderen finanziellen Dimension wie in die andere Richtung ein FC Schaffhausen oder der nach dem Abgang des Türkischen Besitzers redimensionierte FC Wil. Winterthur, Xamax, Servette oder Aarau sind hingegen näher beim FCZ als der FCB.

Welche Schlüsse können Schweizer Klubs aus diesen Zahlen ziehen? Das Rekordergebnis verdankt der FCB den kürzlich abgeschlossenen TV-Verträgen in Deutschland und England. Durch diese stossen die dortigen Klubs finanziell in neue Sphären vor. Ein Teil dieses Geldes landet durch den «trickle down»-Effekt über den Transfermarkt in der Schweiz und anderen kleineren und mittleren Fussballländern. Die Transfereinnahmen machen für das Jahr 2016 rekordhohe 61 Millionen aus! Damit ist die auf Züri Live vor 8 Monaten berechnete Kennzahl von 1/3 bezüglich dem Anteil der Transfereinnahmen am Umsatz bei den Schweizer Topausbildungsklubs FCZ, GC und FCB zumindest für letzteren bereits wieder obsolet. Es ist nun beinahe die Hälfte! Auch die Transferausgaben des FCB sind mit 23 Millionen (für Spieler wie Balanta, Sporar, Elyounoussi und auch Bua vom FCZ) im Jahr 2016 so hoch wie noch nie gewesen.

Die Schweizer Fussballklubs werden de facto noch mehr als bisher zu Spielerhändlern und Spielerentwicklern. Auch wenn mercato-transfersdie Haupttätigkeit immer noch aus dem Bestreiten der nationalen und internationalen Wettbewerbe besteht, hat die wichtigste Quelle des Umsatzes wie in jeder anderen Branche natürlich einen wesentlichen Einfluss auf die getroffenen Entscheide – auch in sportlichen Belangen. Für die jungen Talente ist das gut. Die Trainer werden von ihrer Klubführung noch mehr dazu angehalten werden, im Zweifelsfall auf die Jungen zu setzen, weil nur diese die den Klub finanzierenden Transfersummen generieren können. Der sportliche Erfolg in Form von Meisterschaften und Cupsiegen wird in Zukunft noch mehr als bisher davon abhängen, wie gut es die Klubleitungen schaffen, an den Milliarden-Umsätzen der Top 5-Ligen direkt oder indirekt zu partizipieren. Dass die Wichtigkeit der Spielertransfers weiter zunimmt, ist für den FCZ positiv. Denn in diesem Bereich ist der Letzigrundklub erfolgreicher, als Konkurrenten wie St.Gallen oder Luzern.

Das Timing spielt bei den Abgängen nicht nur aus Spieler-, sondern auch aus Klubsicht eine entscheidende Rolle. Wechselt der Spieler zu früh, kann man weder sportlich noch finanziell die Früchte von dessen Ausbildung in angemessenem Ausmass ernten. Wechselt er zu spät, verstopft er die «Pipeline» für nachrückende Talente. Dass ein grosser «Talente-Umschlag» nicht zwingend schlecht für die sportlichen Resultate sein muss, beweisen seit Jahren Klubs wie Porto oder Benfica. Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Talente-Pipeline gut gefüllt, und die 1.Mannschaft hervorragend geführt ist.

Die Transfereinnahmen werden zunehmend auch erst Jahre nach dem eigentlichen Verkauf des Spielers generiert. Dank «gut formulierten Verträgen», wie sich Werthmüller ausdrückt, hat der FC Basel diesen Sommer mit den Weiterverkäufen von Aleksandar Dragovic von Dynamo Kiev zu Bayer Leverkusen, und vor allem Granit Xhaka von Borussia Mönchengladbach zu Arsenal geschätzt 15-20 Millionen Franken verdient. Es hilft zusätzlich, wenn sich am anderen Ende der Transferkette ein professionell geführter internationaler Grossklub wie Arsenal befindet. Bei solchen Klubs muss man manchmal als Schweizer Verein nicht einmal seine Ansprüche anmelden. Diese nehmen sogar von sich aus Kontakt mit Ex-Vereinen auf, um die in der Vergangenheit von Drittparteien ausgehandelten Vertragsklauseln zu erfüllen, wie Werthmüller ausführt. Zudem habe er in seiner ganzen Amtszeit nur ein einziges Mal bei einem Klub Druck machen müssen, damit das Geld überwiesen wird. Die allfälligen Sanktionsmöglichkeiten über die FIFA oder UEFA seien gross, was international die Zahlungsmoral hochhält.

Die in der Schweiz auf die nächste Saison hin erhöhten TV-Gelder werden vor allem kleineren Klubs helfen, über die Runden zu kommen, bleiben für die grösseren Vereine hingegen weiterhin nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Die Zuschauer im Stadion hingegen sind in der Schweiz trotz steigender Transfererlöse nicht nur moralisch, sondern auch finanziell ultimativ wichtig. Nicht nur wegen der Ticket-, Catering- und Merchandisingeinnahmen, sondern auch aufgrund der positiven Zusatzeffekte aufs Sponsoring. In diesem Bereich macht beispielsweise YB mit seinen zahlreichen Aktionen und Aktivitäten zur Gewinnung und Pflege der verschiedenen Zuschauergruppen vieles richtig. Die Stadionzuschauer sind neben der Talententwicklung und guten Führung der 1.Mannschaft die Basis für künftige Erfolge von Schweizer Fussballklubs. 

Graphik: Khalil-aich7 (CC BY-SA 4.0) 

François Marque im Dienste seiner Königlichen Hoheit (Le Mont-Serie, Teil 5)

Die Le Mont-Saga geht in die nächste Runde. Nach seiner Kampfsporteinlage im Letzigrund gegen Alain Nef hatte man es fast vermuten können: François Marque wurde von seiner Königlichen Hoheit rekrutiert! Allerdings nicht von Queen Elizabeth II für den MI6, sondern von Haji Al-Muhtadee Billah Ibni Sultan Haji Hassanal Bolkia Mu’izzaddin Waddaulah, Kronprinz von Brunei, für den Brunei DPMM. Das ist ein Fussballteam benannt nach seiner Königlichen Hoheit himself, welches an der S.League, der obersten Liga von Singapur, teilnimmt, die aus 9 Mannschaften besteht. Singapur ist ein Stadtstaat in welchem sich die Einwohnerzahl der Deutschschweiz auf die Fläche des Kantons Glarus quetscht. In Brunei hat es mehr Platz – die Einwohnerzahl des Kantons Luzern verteilt sich auf die Fläche des Kantons Bern.

Wie in den meisten Weltregionen sind die Kleinstaaten Singapur und Brunei wirtschaftlich weiter entwickelt, als ihre grossen Nachbarländer, und gehören zusammen mit Katar, der Schweiz, Norwegen oder Luxemburg zu den reichsten Ländern der Welt. Singapur ist das wichtigste Handelszentrum Südostasiens, Brunei nutzt seine Öl- und Gasvorkommen. Die neue Heimat von François Marque ist auf der Insel Borneo gelegen, die zum grössten Teil zwischen Malaysia und Indonesien aufgeteilt wird.

Für zwölf Meisterschaftspartien pro Saison werden Singapurische Teams im 28’000 Fans fassenden Nationalstadion empfangen, zwölf Mal fliegt die Mannschaft ins mehr als 1’200 Kilometer entfernte Singapur. Nach seinem Probetraining in Brunei in der Winterpause kam François Marque erst mal wieder in die Schweiz zurück. Nachdem Le Mont-Trainer Dragani die ganze Winterpause durch mit Viererabwehrkette gespielt hatte, wechselte er mit der Rückkehr von Marque auf das letzte Testspiel in Nyon hin wieder zurück auf Dreierabwehr, und spielte auch mit dem Franzosen so beim Rückrundenauftakt in Wil (0:0). Dann wurde der Wechsel nach Brunei aber doch noch schneller als erwartet vollzogen, als bekannt wurde, dass sich Marque beim Vorspielen gegen acht Mitbewerber durchgesetzt hatte.

Ab dem darauffolgenden Heimspiel gegen Chiasso (2:1) ist ohne Marque bei Le Mont wieder die Viererkette Trumpf, was den Waadtländern zuletzt in Aarau trotz Überzahl beim 2:4 erstmals in dieser Saison vier Gegentreffer einbrockte. Marques neues Team besteht zu grossen Teilen aus Spielern der Brunei-Nationalmannschaft. Dazu kommen sechs Spieler mit einem europäischen Pass. Mit 28 Jahren der jüngste dieser Legionäre ist der Italo-Brasilianer Rafael Ramazotti dos Quadros – beim FCZ unter Trainer Urs Fischer im Frühling 2012 mit drei Teileinsätzen in der Super League aktiv. Als letzjähriger Topskorer der S.League durfte er bei Brunei DPMM bleiben.

Le Mont-Serie, Teil 1 (Wintervorbereitung, Simonyan und Cabral)

Le Mont-Serie, Teil 2 (Interview mit Artjom Simonyan)

Le Mont-Serie, Teil 3 (Anthony Favre)

Le Mont-Serie, Teil 4 (Bye Bye, Baulmes)

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