Von Manndeckung und anderen Illusionen

Im dritten Spiel zum dritten Mal in dieser Saison erzielte der im FCZ ausgebildete Shkelzen Gashi im Direktduell das richtungsweisende 1:0. Unter Trainer Bernard Challandes hatte der damalige Schweizer Juniorennationalspieler sich gegen Margairaz, César, Schönbächler und Staubli nicht durchsetzen können, hatte auch danach bei Schaffhausen, Bellinzona und Xamax meist Mühe bekundet. In der Challenge League beim FC Aarau holte sich Gashi dann mit 23 Jahren die Spielzeit und das Selbstvertrauen, um im Anschluss daran bei GC immer mehr in neuer (noch offensiverer) Rolle vor allem nach dem Abgang von Izet Hajrovic auch in der Super League richtig duchzustarten. Der nun für Albanien spielende Gashi wird in seiner ersten Saison beim FCB aller Voraussicht nach zum zweiten Mal hintereinander die Torschützenkrone in Muri bei Bern abholen können.

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Manndeckung oder Raumdeckung ist bei Standardsituationen defensiv immer wieder die grosse Streitfrage. Die entscheidenden Gegentore, welche der FCZ zuletzt gegen Luzern und in Basel kassiert hat, könnten als Lehrvideo für die Nachteile der Manndeckung dienen: es tun sich Lücken auf, in welche der Gegner vorstossen kann, und Gelegenheiten, den Ball zu klären, werden verpasst. Das Problem bei diesen Gegentoren war nicht, wie dies Reporter jeweils reflexartig zu kommentieren pflegen, dass die FCZ-Spieler „zu wenig nah am Mann“ gewesen sein sollen. Sie nahmen ihre Aufgabe jeweils sehr ernst – alle deckten die ihnen zugeteilten Gegenspieler so eng wie nur möglich. Aber Luzern und Basel haben einzelne Spieler in ihren Reihen, die in der Zweikampfführung dank ihrer Wendigkeit (Gashi) oder ihrer Kraft (Puljic, Embolo) ganz einfach besser sind. Wäre daher Raumdeckung und stärkere Orientierung auf den Ball das bessere Rezept? Möglich wärs – ein Patentrezept ist es aber sicherlich auch nicht, denn am Ende entscheidet so oder so in solchen Situationen die individuelle Qualität.

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So lag der FCZ zur Pause bereits mit 0:2 hinten, obwohl er in den ersten 45 Minuten eine gute Leistung gezeigt und mindestens ebenbürtig gewesen war. Wenn es um den FCZ geht, scheinen zudem die Fingerspitzen der Referees weiterhin wenig durchblutet und daher gefühllos zu sein. Nachdem Chikhaoui in Bern gegen die fiesen Tacklings Steffens von hinten zu wenig geschützt worden, und zuletzt mehrere strittige Hands- und Offsideentscheidungen zuungunsten des FCZ ausgefallen waren, fiel Schiedsrichter Amhof diesmal auf die grosse Theatralik Delgados nach der doch eher leichten Berührung am Fuss durch Chiumiento herein. Amhof wollte erst die Meinung des besser postierten Vierten Offiziellen Jacottet (notabene ein ehemaliges Mitglied der Muttenzerkurve!) wissen, als dieser aber die Situation als gelbwürdig einschätzte, interessierte Amhof diese Zweitmeinung dann schlussendlich doch nicht. Im zweiten Auswärtsspiel hintereinander flog damit beim FCZ der Captain bereits während der Ersten Halbzeit vom Platz. Von diesem Moment an kam viel Hektik in die bis dahin fair und fokussiert geführte Partie.

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Was gibt es positives zu berichten aus Basel? Nach 345 Minuten wurde die Torimpotenz durch Franck Etoundi nach einem schön vorgetragenen Angriff (von Etoundi selbst eingeleitet) gestoppt. Die Eckbälle wurden gegen Ende der Partie endlich besser, als diese von Christian Schneuwly (von rechts) und Nico Elvedi (von links) getreten wurden. Elvedi zeigte sowieso eine starke Leistung. Der FCZ bräuchte aber mindestens fünf oder sechs Spieler auf dem Level von Elvedi und Etoundi, um gegen den FC Basel ein Chance zu haben. Dass dann aber ausgerechnet Elvedi kurz nach der Pause das Missverständnis mit Kecojevic unterlief, welches zum 0:3 führte, zeigt, dass sich schlussendlich wirklich kein Spieler hundertprozentig von der Selbstkritik ausnehmen kann.

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Mit dem Werfen von Böllern und Pyrofackeln andere Menschen zu gefährden, ist nicht tolerierbar. Die Degradierung von „Piu“ Da Costa ins dritte Glied war offenbar für eine diesem nahestehende kleine Fan-Gruppierung der Anlass, sich in den letzten drei Partien vermehrt „Gehör“ zu verschaffen. Schon die stark an Demos der Zürcher Hausbesetzerszene erinnernden unschönen Begleitumstände des letztjährigen Marsches durch Bern vor dem Cupfinal zeigte, dass sich eine von der Südkurve nicht tolerierte Gruppierung wieder in ihrem Umfeld einzunisten versucht. Solche Situationen gab es in früheren Zeiten auch schon einmal, zum Beispiel 2009, und sie konnten durch „Selbstregulierung“ der Kurve weitgehend gelöst werden. Ob die Kurve diesmal ebenfalls in der Lage ist, den Sicherheitskräften die Arbeit abzunehmen, ist zur Zeit offen. Eines muss aber bei aller Hysterie immer klar bleiben: jeder Mensch ist für seine eigenen Taten verantwortlich. Der FC Zürich kann sich genausowenig wie irgendein anderer Sportklub, Popstar oder Celebrity seine Fans aussuchen. Fan-sein ist eine individuelle Entscheidung genauso wie ein Stadionbesuch. „Züri Live“ ist darum weiterhin strikt gegen jedwelche Kollektivbestrafung von Fussballklubs und Zuschauern von Fussballspielen. Denn dies ist eines demokratischen Rechtsstaates unwürdig.

Vorschau FCB – FCZ

Die fraglichen Nef, Chiumiento und Buff machten alle im Abschlusstraining am Samstag Vormittag mit. Gut möglich, daher, dass der FCZ während der letzten Spielsperre Yassine Chikhaouis mit der gleichen Startelf antritt wie im Cup-Halbfinal gegen Sion, inklusive dem gegen die Walliser besten Zürcher, Cédric Brunner. Vielleicht gibt Urs Meier auch einem oder zwei zusätzlichen jungen Kadermitgliedern eine Chance von Beginn weg. Fällt Alain Nef aus, könnte er von Nico Elvedi ersetzt werden, oder Philippe Koch rückt in die Abwehrreihe, und Francisco Rodriguez oder Mike Kleiber kommen über rechts.

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Auch die Variante Maurice Brunner für Asmir Kajevic auf links könnte durchaus Sinn machen. Möglich aber auch, dass der FCZ wie schon so häufig diese Saison gegen starke Gegner (Villareal zu Hause, Gladbach und YB auswärts) mit einer Viererabwehrkette antreten wird. Chermiti könnte zudem für den nach der Asienreise (Indonesien, Thailand) mit dem Nationalteam zuletzt etwas kraftlos wirkenden Etoundi beginnen.

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Während der FCZ im Vergleich mit dem formstarken FC Thun Punkte gut machen will, kann der FC Basel nach der Niederlage YB’s in St.Gallen einen grossen Schritt Richtung Meistertitel machen. In der Rückrunde gabs bisher nur eine Niederlage – in Bern im Direktduell. In den letzten drei Heimspielen gegen Vaduz, Thun und Aarau liessen die Rotblauen mit einem Gesamtskore von 10:0 und neun Punkten gar nichts anbrennen.

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Matias Delgado kommt in der zweiten Hälfte der Saison langsam in die physische Verfassung, in der er für den FCB ein zusätzlicher Trumpf im Offensivspiel sein kann, Breel Embolo ist drauf und dran noch vor dem letzten Spiel von Captain Marco Streller fussballerisch bereits aus dessen Schatten zu treten, und der aus dem FCZ-Nachwuchs stammende Zürcher Shkelzen Gashi wird aller Voraussicht nach auch im rotblauen Trikot den Titel des Torschützenkönigs holen.  Winter-Neuzugang Adama Traoré hat in seinen bisherigen Einsätzen zudem gezeigt, dass er das Zeug hat, Behrang Safari als Linksverteidiger zu verdrängen.

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Vonlanthen: „Champions League war einmalig“

Johan Vonlanthen hat nach seiner Rückkehr in den Schweizer Fussball in der ersten Saison bei GC und Schaffhausen noch einige Anlaufschwierigkeiten gezeigt, Seit dieser Saison beim Servette FC zeigt der ehemalige FCZ-Stürmer aber aufsteigende Tendenz. Der ehemalige Nationalspieler lobt die Arbeit von Trainer Kevin Cooper und dessen Team, arbeitet an seinem Französisch und erinnert sich zurück an seine Zeit beim FCZ in der Saison 09/10:

Highlights Cup-Halbfinal FCZ – Sion 0:1

Der FCZ startet in den ersten 10 Minuten schlecht in die Partie, kann sich danach steigern. Um sich die Cupfinal-Qualifikation wirklich zu verdienen, gelingt der Mannschaft aber zu wenig. Die Torflaute kann erneut nicht bezwungen werden. Dazu kommt obendrein auch noch eine Verlängerung der Serie mit unglücklichen Schiedsrichterentscheiden aus Sicht des FCZ: das Tor Konatés war irregulär – Salatic hinderte Philippe Koch im entscheidenden Moment regelwidrig am Wegköpfen des Balles.

FC Zürich – FC Sion 0:1 (0:0)

Letzigrund – 6883 Zuschauer – SR Studer

Tor: 48. Konaté 0:1

Zürich: Brecher; Nef, Kecojevic, Djimsiti; Philippe Koch (77. Rodriguez), Chiumiento, Cédric Brunner (85. Kleiber), Schneuwly, Kajevic; Etoundi, Gavranovic (70. Chermiti)

Sion: Vanins; Zverotic, Lacroix, Ndoye, Ziegler; Fernandes (74. Herea), Kouassi, Salatic; Follonier (82. Rüfli), Konaté (94. Assifuah), Carlitos.

 

 

Vorschau Cup-Halbfinal FCZ – Sion

Zum dritten Mal hintereinander steht der FCZ mit Trainer Urs Meier im Cup-Halbfinal. Nach der Niederlage nach Verlängerung gegen GC und dem Sieg nach Penaltyschiessen gegen Thun, verspricht auch das Duell mit dem 12-fachen Cupsieger Sion ein heisses und enges Duell zu werden. Mehr als 1’000 Fans werden die Walliser in den Letzigrund begleiten. Das Meisterschaftsduell vor drei Wochen hatte Sion, welches in der Rückrundentabelle der Super League auch nach der 0:5-Heimklatsche gegen GC am Karfreitag nach YB und dem FCB an dritter Stelle liegt.

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Franck Etoundi könnte wieder in die Startformation zurückkehren und mit Mario Gavranovic das Sturmduo bilden. Schneuwly ins Zentrum und Kajevic auf die linke Seite zu stellen, hat sich gegen Luzern bewährt. Allenfalls bekommt Cédric Brunner für den angeschlagenen Burim Kukeli eine Chance, aber auch Nico Elvedi wäre wieder verfügbar.

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Xavier Kouassi ist nach der Gelb-Roten Karte gegen GC im Gegensatz zu Yassine Chikhaoui (direkt Rot in Bern) nicht gesperrt. Die Innenverteidigung der Walliser mit den jungen Lacroix und Ndoye ist nicht immer sattelfest, seit Routinier Vilmos Vanczak nach seinem Zusammenprall mit Chikhaoui im Meisterschaftsspiel vor drei Wochen angeschlagen fehlt. Der gegen GC in der ersten Halbzeit entnervt wirkende Toptorjäger Moussa Konaté wurde zur Pause schonungshalber ausgwechselt – auch um einen Platzverweis zu verhindern.

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Armando Sadiku hat auf dem Weg zum Letzigrund die Bälle dabei. Im Vorschau-Interview zum grossen Match äussert sich Züri Live-Experte Toni Gassmann über sein Gefühl vor dem Spiel, die Taktik von Sion, das Début von Yanick Brecher und welches seiner Meinung nach die grösste Offensivhoffnung für die FCZ-Fans nach den letzten torarmen Spiele ist.

 

 

 

Saisonende für Schönbi?

Marco Schönbächler steht nicht im Aufgebot für den wichtigen Cup-Halbfinal gegen den FC Sion. Nach Angaben von Cheftrainer Urs Meier ist es sogar möglich, dass der Offensiv-Stammspieler für den Rest der Saison ausfällt. Die Adduktoren- und Leistenprobleme traten bereits gegen Ende der Vorrunde auf. Mit zwei Super-Standards gleich zu Beginn der Partie in St.Gallen sorgte Schönbi im Februar für einen Top-Auftakt in die Rückrunde. Er spielte aber bereits da mit Schmerzen und konnte nicht sein volles Leistungsvermögen abrufen. Im Cup-Viertelfinal gegen GC war er trotzdem noch die vollen 120 Minuten auf dem Platz.

 

Seit seiner Auswechslung in der 75.Minute im Meisterschaftsheimspiel gegen Sion vor drei Wochen (Francisco Rodriguez kam für ihn rein) konnte der Urdorfer keine Einsätze mehr bestreiten. Die Verletzung wird vorläufig weiterhin konservativ behandelt, aber es werden alle Optionen offengelassen. Schönbächler ist unserer Einschätzung nach der konstanteste FCZ-Spieler der letzten 2 Jahre, welcher gerade auch in der Vorrunde in vielen Spielen den Unterschied zugunsten des FCZ ausgemacht und hochverdient den Sprung in die Nationalmannschaft gepackt hat. Neben Gilles Yapi und dem häufig zwischen Fussballplatz und Lazarett hin- und herpendelnden Burim Kukeli ist Schönbi ein weiterer Leistungsträger, welcher lange körperlich nicht voll leistungsfähig war, und nun gar ganz ausfällt.

Eventuell hat die Leidensgeschichte am Ende aber noch ein Happy End. Schönbi hat nie Zweifel darüber gelassen, dass für ihn ein Wechsel ins Ausland nur in Frage kommt, wenn dabei wirklich alles stimmt, ansonsten er viel lieber als Leistungsträger den FCZ der nächsten Jahre mitprägen wolle. Die Verletzung könnte nun natürlich dazu führen, dass die ihm vorliegenden Angebote von der sportlichen Perspektive und dem sportlichen Status innerhalb eines allfälligen neuen Vereines her nicht attraktiv genug sein werden, und Schönbi das Projekt FCZ (mit dem Halten der jungen Leistungsträger eine erfolgreiche Mannschaft aufbauen) vorzieht.

Cédric Brunner: „Es wird sehr eng“

Cédric Brunner kam am Samstag gegen Luzern für den angeschlagenen Burim Kukeli in die Partie, welcher auch für den Cup-Halbfinal gegen den FC Sion fraglich ist. Züri Live befragte Brunner im Vorfeld des Duells zweier Cup-Teams über seine Erwartungen fürs Spiel (wie schon letztes Jahr gegen Thun wieder eine sehr enge Kiste?), seinen Einsatz gegen Luzern, und warum er zur Zeit in der Promotion League als zentraler Verteidiger aufläuft.

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