Kempter, Omeragic und Heki in Startformation – Kololli im Sturm

Nach fünf Rückrundenpartien ohne Sieg war Ende Februar die Geduld von FCZ-Trainer Ludovic Magnin aufgebraucht. Er kündigte an, dass der Bonus, den sich die Stammformation der zweiten Hälfte der Vorrunde mit ihren guten Resultaten herausgespielt hatte aufgebraucht sei. Akteure von der Ersatzbank würden nun im nächsten Spiel auswärts bei YB eine Chance erhalten. Dazu kam es bekanntlich nicht mehr. Gilt der damalige Plan auch vier Monate später noch?

Durchaus! Becir Omeragic beispielsweie erhält eine Chance von Beginn weg. Nathan fehlt mit Trainingsrückstand und Umaru Bangura ist nicht auf dem Matchblatt, auf welchem sich kein gelernter Innenverteidiger befindet (Willie Britto und Simon Sohm könnten allenfalls aushelfen). Ebenfalls nicht mit dabei ist Pa Modou Jagne. Michael Kempter erhält eine Chance von Beginn weg. Der lange verletzt gewesene Hekuran Kryeziu beginnt von Anfang an. Der in den Testspielen treffsichere Benjamin Kololli beginnt wohl wie in vielen Freundschaftspartien in der Spitze.

YB-Trainer Gerardo Seoane seinerseits kann dank der Corona-Pause praktisch aus dem vollen schöpfen. Die verletzten Miralem Sulejmani, Jordan Lotomba, Michel Aebischer, Vincent Sierro, Mohamed Camara und Frederik Sörensen sind wieder ready. Zudem haben sich die Winterneuverpflichtungen Elia Meschak und Jordan Lefort mittlerweile akklimatisiert, Guillaume Hoarau wird die Pause auch gut getan haben und Youngster Felix Mambimbi ist noch näher an einem Stammplatz dran.

Lefort steht in der Startformation in der Innenverteidigung zusammen mit Captain Fabian Lustenberger. Für den Innerschweizer Routinier spielt Christopher Martins neben Michel Aebischer im Zentrum. Felix Mambimbi darf neben Jean-Pierre Nsamé von Beginn weg stürmen. Linksverteidiger Ulisses Garcia sitzt nur auf der Ersatzbank, so dass ein Rechtsfüsser (wohl Jordan Lotomba) auf links spielen wird. Die Ersatzbank YB’s ist unter anderem mit zwei der besten Spieler der Liga – Miralem Sulejmani und Guillaume Hoarau – besetzt.

Frage zum Spiel: Wie startet der FCZ?

Hat sich der FCZ in den Testspielen gut eingeschossen oder bereits wieder ausgeschossen? Muss YB-Torhüter David Von Ballmoos, dem in den Testpartien die ein oder andere Unkonzentriertheit unterlief, erstmals in dieser Saison gegen den Letzigrundklub hinter sich greifen? Beide Mannschaften können beinahe auf ihr ganzes Personal zurückgreifen. Das war Anfang Saison noch anders gewesen, als der FCZ mit seinem „letzten Aufgebot“ nach Bern gereist war.

In den letzten Jahren hat der FCZ gegen YB eine ausgesprochen schlechte Bilanz. Zum fünften Mal in Folge werden die Berner auch nach dieser Saison und den zwei noch ausstehenden Direktduellen mit einer positiven Bilanz aus den Begegnungen mit dem FC Zürich hervorgehen. Dies nachdem zuvor historisch YB dem FCZ eigentlich eher relativ gut lag.

Frage zum Spiel: Wie startet der FCZ in Bern in den Saisonschlussspurt?

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ZL Team

Lukas Stocker, Freelancer und Züri Live-Betreiber Als Kind der Winterthurer Schützenwiese mit dem bis heute aktiven Speaker Ruedi Kern im Ohr aufgewachsen. Fussballvirus zuvor im Heimatland der Mutter aufgelesen und seither nicht mehr davon geheilt worden (erstes Utensil: Ajax-Pulswärmer). Die Wohnlage der Zürcher Grosseltern beim Schwimmbad Seebach bescherte die Gelegenheit, schon früh das ein oder andere der damaligen epischen Duelle

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Simon Sohm erobert Stammplatz – Saison-Recap, 3. Teil

Nach dem Auswärtsspiel bei YB steht Simon Sohm gegen Thun zum zweiten Mal in Folge in der Meisterschaft in der Startformation und bringt sein Team mit seinem Super League-Premièrentreffer nach 41 Minuten in Führung. Es ist gleichzeitig auch das erste FCZ Super League-Tor der Saison nach einem Standard, welche in dieser Phase Denis Popovic konstant gut in den Strafraum bringt. Bereits seit der 23. Minute kann Zürich erneut in Überzahl agieren. Simon Sohm hat in der gegnerischen Hälfte mit Jagdinstinkt den Ball Miguel Castroman vom Fuss weg und direkt in die Tiefe auf Mimoun Mahi gespitzelt. Der Holländer hat freie Bahn Richtung Tor und zögert trotzdem lange, hat deshalb eher „Glück“, dass er vom nachsetzenden Castroman von hinten getroffen wird. Schiedsrichter Stephan Klossner taxiert die Szene aber nicht einmal als Foul, und wird erst etwas später durch VAR Urs Schnyder auf die Szene aufmerksam gemacht. Klossner zeigt daraufhin dem verdutzten Dennis Salanovic die Rote Karte. Der Liechtstensteiner verweist den Schiedsrichter weiter an den eigentlichen „Sünder“ Castroman.

Matteo Tosetti wird nach seiner Verletzungspause bei Thun nach 70 Minuten eingewechselt und stürzt die Zürcher Defensive sofort in grosse Nöte. Dank der Hereinnahme des Tessiners hätten die Berner Oberländer in der Schlussphase in Unterzahl bei einigermassen durchschnittlicher Abschlusseffizienz noch zwei Tore zum Ausgleich erzielen können oder gar müssen. Das 2:0 hatte in der 52. Minute Super League-Débutant Aiyegun Tosin mit einem Hammer unter die Latte erzielt. Tosin hat zu Beginn der Partie Probleme, steigert sich dann aber vor allem nach seinem Treffer kontinuierlich und trägt dazu bei, dass wie meist die rechte Zürcher Seite besser auftritt als die linke.

Auch im Auswärtsspiel beim FC Basel ist der 18-jährige Sohm als einziger Sechser im 4-1-4-1 der Zürcher MVP und überzeugt mit Einsatz und intelligentem taktischen Verhalten. Die Rotblauen sind zu diesem Zeitpunkt in Topform und bespielen unentwegt die defensiv schwache linke Zürcher Seite mit Mahi und Kharabadze. Ausserdem richten sie ihr Offensivspiel nicht ohne Grund auf ihren grossgewachsenen Stürmer Cabral aus, der sich im Gegensatz zur Mehrheit der Super League-Angreifer in der Luft gegen Mirlind Kryeziu und Bangura durchzusetzen weiss. Auf Zürcher Seite steht Kevin Rüegg nach seiner Verletzungspause erstmals wieder in der Startformation und beginnt die Partie sehr engagiert. Insgesamt ist aber wenig Zunder in der Partie. Es kommt zu fast keinen Foulspielen. Neben demjenigen von Mahi ist auch der Auftritt von Vasilije Janjicic enttäuschend, welcher seine Chance in der Startelf nicht nutzen kann. Andris Vanins (39) überzeugt hingegen mit einer besseren Strafraumbeherrschung als Zürichs Nummer Eins Yanick Brecher, welcher wie ein paar andere Fixstarter im St. Jakob Park aufgrund der „Englischen Woche“ für das Servette-Spiel geschont wird.

Vorentscheidend ist das 2:0 des FCB nach etwas mehr als 50 Minuten. Ex FCZ-ler Kevin Bua müsste nach seiner Attacke von hinten gegen den vorpreschenden Simon Sohm eigentlich Rot sehen, trifft stattdessen nur kurze Zeit später nach einem Konter über halblinks ins Zürcher Netz.

Wie in Basel sorgt Simon Sohm auch in Genf bei Servette mit einem starken Antritt in der 10. Minute für eine Gelbe Karte beim Gegner, und zwar eine folgenschwere. Miroslav Stevanovic ist später in der 37. Minute immer noch der einzige verwarnte Genfer, als er im Zweikampf Assan Ceesay ungestüm mit der Hand im Gesicht trifft und von Schiedsrichter Alessandro Dudic mit Gelb-Rot vom Platz gestellt wird. Sohm gelingt auch im Stade de Genève ein guter bis sehr guter Auftritt, bis er in den Schlussminuten und der Nachspielzeit von einem Moment auf den anderen nachlässt. Es ist bei wunderschönem Frühherbstwetter am Salève mit einer Durchschnittsnote von 6,3 der bis dahin beste Saisonauftritt der Mannschaft. Toni Domgjoni trägt stark dazu bei. Nachdem er gegen Thun und in Basel auf der Bank begann, tritt der junge Mittelfeldspieler bei den Grenats von der Ersten Minute an sehr fokussiert und engagiert auf und überzeugt sowohl spielerisch wie auch kämpferisch. Es ist ein Beispiel, wie das Zürcher Trainerteam nun nach und nach von einem sich lichtenden Lazarett und dem dadurch wiederbelebten Konkurrenzkampf auf einzelnen Positionen profitiert. Sogar der Langzeitverletzte Adi Winter ist zumindest für die Moral des Teams als „Maskottchen“ auf der Ersatzbank wieder mit dabei.

Der FCZ profitiert von einem ungewohnt fehlerhaft agierenden Servette. Die Genfer versuchen es bis zum Platzverweis mit einer Rautenformation im Mittelfeld, wodurch Stevanovic nicht wie gewohnt zu seinen gefürchteten Vorstössen und Flankenbällen über rechts kommt. Nur dank dem immer wieder ausgezeichnet haltenden Torhüter Jérémy Frick fällt bis zum Ende der Partie trotz zahlreicher FCZ-Chancen keine Vorentscheidung in einer Partie, die im Zeichen der Ehrung von Alexandre Alphonse steht. Der heutige U21-Assistenztrainer Servettes beendete seine Karriere in physischer Bestverfassung mit dem Aufstieg in die Super League. Die Teams beider Mannschaften standen der Familie Alphonse vor der Partie Spalier und aus der Zürcher Kurve wurde der Franzose mit Sprechchören und einem Transparent „Merci pour tous les moments inoubliables“ geehrt. Drei Meistertitel holte der vom FC La Chaux-de-Fonds verpflichtete Stürmer mit dem FCZ und erzielte in 211 Wettbewerbspartien gemäss tm.ch 107 und gemäss dbfcz.ch 104 Skorerpunkte. Beim ersten Titel am 13. Mai 2006 war er in der 28. Minute für den angeschlagenen Raffael eingewechselt worden und bereitete mit seinen ersten Ballberührungen das 1:0 durch Alhassane Keita vor. Mit weiteren guten Offensivszenen während der ganzen Partie war Alphonse ein entscheidendes Mosaikstein und nach Einschätzung von Züri Live der beste Zürcher am 13. Mai. Beim zweiten Meistertitel 2007 erzielte Alphonse in der vorletzten Runde in Bern das 2:1 bei einem ausschlaggebenden 3:2-Auswärtserfolg. 2009 erzielte Alphonse ebenfalls in der vorletzten Runde per Kopf den Meistertreffer (1:0) im Comunale von Bellinzona. Und 2011 hätte er mit etwas mehr Fortune in den beiden Frühlingsduellen mit Basel  (Ausscheiden mit Hirnerschütterung bei einem Lattenkopfball im ersten Duell, dann mit Kopfschutz zwei Monate später im zweiten Duell mit zwei Pfostenschüssen) den FCZ sogar noch zu einem vierten Meistertitel geschossen. Der in einem nördlichen Vorort von Paris geborene vierfache Nationalspieler von Guadeloupe und der FC Zürich – das passte einfach zusammen, und tut es auch heute noch.

Ein zweites Merkmal des ersten FCZ-Auswärtssieges der Saison sind die zahlreichen VAR-Unterbrechungen vom in Volketswil seine Arbeit Ernst nehmenden Sandro Schärer. Bei einem leichten Foul von Domgjoni an Rouiller in der 69. Minute sowie einem klaren Handspiel von Christopher Routis in der 82. Minute gab es trotz VAR-Überprüfung auf beiden Seiten keinen Penalty. Ausserdem hätte Schärer in der 48. Minute zusätzlich eingreifen müssen, als Rouiller Marchesano im Strafraum festklammerte, sowie auch bei der klar „Rot“-würdigen Szene von Routis, der in der 72. Minute über einen Laufweg von 10 Metern als letzter Mann Assan Ceesay am Arm vom Ball wegzog. Trotzdem kann nach einem Viertel der Saison als Zwischenbilanz konstatiert werden, dass der FCZ vom VAR profitiert, da zumindest ein Teil der Fehlentscheidungen korrigiert wird. Der VAR greift wie es scheint häufiger zugunsten als zuungunsten des FC Zürich ein, da dies aufgrund der Schiedsrichterentscheidungen häufiger notwendig ist.

Hier gehts zu Teil 1: „Bitte keine Überzahl!“

Hier gehts zu Teil 2: „Not macht erfinderisch“

Not macht erfinderisch – Saison-Recap, 2. Teil

Wie schon in früheren Begegnungen gegen den gleichen Gegner bekundete der FCZ in der 1. Cuprunde bei Black Stars (2:1) Mühe und kam in erster Linie dank den Standards von Denis Popovic (direkt verwandelter Eckball, Nathan köpft Freistoss ins Netz) weiter. Dies obwohl das Letzigrund-Team in den ersten 20 Minuten stark beginnt. Dann nehmen Popovic und Omeragic die Sache einen Moment lang zu locker, Black Stars nutzt die Möglichkeit sofort hoch zu attackieren, Andris Vanins kommt unter Druck und Gomes profitiert zum 1:1-Ausgleich. Von diesem Moment an kehrt die Partie, die Basler glauben an ihre Chance und für den FCZ wird der Schweizer Cup schon früh zum Überlebenskampf.

So wichtig seine Standards sind, aus dem Spiel heraus gelingt Mittelfeldspieler Denis Popovic wenig. Toni Domgjoni hingegen beginnt schlecht. Trainer Ludovic Magnin wird gegenüber seinem ehemaligen U18-Captain früh laut. Dieser reagiert auf den Weckruf vorbildlich, und zeigt in der Folge eine sehr konstante Leistung auf gutem Niveau.

Die personelle Situation beim FCZ ist vor dem Duell in Bern gegen die Young Boys so angespannt wie seit Jahren nicht mehr. Auf die Ersatzbank nachnominiert werden fast ausschliesslich junge Spieler, die noch nie in einem Wettbewerbsspiel für die 1. Mannschaft aufgelaufen sind. Mit Matteo Di Giusto und Ilan Sauter kommen zwei Spieler, die erst gerade im Begriff sind, sich mit der Reserve an das Niveau der Promotion League heranzutasten, früher als geplant nach der Halbzeitpause zu ihrem Début. Diese Situation in Verbindung mit früheren Erfahrungen im Wankdorf haben das Zürcher Trainerteam zu einer aussergewöhnlichen taktischen Aufstellung animiert: 5-2-1-2. Normalerweise hat jedes Team zwei hauptsächliche Defensivlinien – den Mittelfeldriegel und den Abwehrriegel. Der FCZ verzichtet hingegen in Bern in der ersten halben Stunde auf einen Mittelfeldriegel und verteidigt nur mit insgesamt sieben Mann. Marchesano, Kramer und Ceesay machen kaum den Versuch, die Berner Angriffe zu stoppen, sondern bewegen sich von Anfang an in den Rücken des Berner Ballführenden in den Bereich der Mittellinie und warten dort auf Konterchancen.

Die Idee ist einleuchtend. Man geht davon aus, dass in Bern nur eine Chance auf Punkte besteht, wenn man 1:0 in Führung geht und nimmt daher von Beginn weg Risiko. Diese 1:0-Führung soll zudem wenn möglich in der 1. Halbzeit fallen, wenn noch kein „Rookie“ auf dem Platz steht. Die höchsten Erfolgschancen auf den Führungstreffer erhofft man sich von Konterattacken. Darum zieht man sich zurück, lässt YB kommen und betraut drei Spieler mit der ausschliesslichen Aufgabe, das 1:0 per Konter so früh wie möglich zu erzielen. Es entwickelt sich das vom FCZ erwartete Spiel. Man überlässt YB den Ball. Die Berner können mit Ball am Fuss kreuz und quer in der Gegend herumspazieren und bis vor den Zürcher Strafraum vordringen. Da der dortige verstärkte 5 Mann-Abwehrriegel des FCZ aber hält, kommen die Berner trotz klarer Ballbesitzhoheit zu kaum einer Torchance. Stürmer Jean-Pierre Nsamé ist so abgeschnitten vom Berner Spiel, dass er sich in seinem Bedürfnis, auch mal den Ball in die eigenen Füsse zu erhalten, mehrmals ins Mittelfeld zurückfallen lässt, was der Franzose sonst nicht tut.

Die beste Torchance der ersten halben Stunde hat nicht YB, sondern die Gäste aus Zürich mit einem durch Von Ballmoos gut parierten Hammerschuss von Toni Domgjoni in der 25. Minute. Die meisten Dinge laufen für den FCZ also nach Plan, aber etwas Entscheidendes spielt sich nicht wie gewünscht ab: die drei Stürmer machen zu wenig aus ihren Freiheiten und suchen bei den Konterangriffen nicht schnell und direkt genug die Tiefe. Dies trifft vor allem auf Antonio Marchesano und Assan Ceesay zu. Blaz Kramer wiederum ist in den ersten halben Stunde abgesehen von einer knapp verpassten Kopfballchance nach Flanke des stärksten Zürchers Kharabadze (zur Pause verletzungsbedingt ausgewechselt) praktisch unsichtbar. In mehreren Aktionen kann zudem auf Berner Seite speziell Nicolas Bürgy mit ungeahndeten klaren Foulspielen, zum Teil direkt vor der Nase von Schiedsrichter Stephan Klossner, vielversprechende Zürcher Angriffe stoppen. Auf der anderen Seite pfeift Klossner dann in der 28. Minute ein viel weniger gravierendes Zupfen von Ceesay als Foulspiel ab, und dies erst nachdem in der Folge davon YB den Ball verloren hatte. Der daraus resultierende Freistoss Gianluca Gaudinos ist die erste gute YB-Chance und diese verwertet Christian Fassnacht auch gleich per Kopf zum 1:0.

Mit der Berner Führung kann der FCZ nicht mehr in gleicher Weise auf seine Kontertaktik bauen und angesichts der drei Stürmer, die ihren Job offensichtlich nicht wie gewünscht zu erledigen im Stande sind, macht diese sowieso nicht mehr viel Sinn. Eine Minute später stellt Ludovic Magnin daher auf ein 4-1-4-1 um, mit dem als Rechter Innenverteidiger startenden Simon Sohm als Sechser und Blaz Kramer auf dem Rechten sowie Antonio Marchesano auf dem Linken Flügel. Kramer benötigt eine Minute, um die Umstellung mitzubekommen und muss von Nathan nochmal speziell darauf hingewiesen werden. Die Ballbesitzverhältnisse gleichen sich daraufhin sofort aus und dies bleibt für das ganze zweite Drittel der Partie so. Der zur Pause eingewechselte Débutant Matteo Di Giusto macht seine Sache auf dem Rechten Flügel gut, währenddem hingegen Ilan Sauter als Linksverteidiger (eine Position, die er auch in der U21 ab und zu spielt) mit der Qualität seiner Gegenspieler etliche Mühe bekundet. Eine Reihe von gravierenden Fehlentscheiden von Ref Klossner zusammen mit der Doppeleinwechslung von Moumi und Aebischer in der 66. Minute sorgen dann nach rund einer Stunde für die Entscheidung. Die letzten 20 Minuten sind aus Zürcher Sicht nur noch eine Qual. YB, das im Hinblick auf das kapitale Champions League-Qualifikationsspiel in Belgrad gegen den FCZ eine Dreierabwehr und Neuverpflichtung Frederik Sörensen vom 1. FC Köln getestet hat, muss in dieser Phase des Spiels keine Kräfte mehr verpuffen.

Die Personalnot verschärft sich in der darauffolgenden Nationalmannschaftspause durch die verschiedentlichen Aufgebote in die Landesauswahlen noch zusätzlich. Beim Testspiel in Schaffhausen (1:1) tritt der FCZ daher mit einer verstärkten U21 an. Nur noch Schönbächler, Marchesano, Kololli und Kramer sind aus dem engeren Kreis der 1. Mannschaft dabei. Und nachdem Kenith Catari angeschlagen vom Feld muss, kommt Ersatztorhüter Novem Baumann für die letzten zehn Minuten als Rechter Flügelspieler auf den Platz und erspielt sich dabei sogar zwei Torchancen. Beim 40 Jahr-Jubiläum von Üetlibergnachbar Wettswil-Bonstetten (1:1) drei Tage später müssen gar die vier U18-Spieler Andi Hoti, Diego Corvalan, Silvan Wallner und Kedus Haile-Selassie gleich nach ihrem 5:0-Meisterschaftssieg gegen Thun im Heerenschürli auf die andere Seite der Stadt verfrachtet werden, um die 1. Mannschaft etwas mehr als eine Stunde später im Test genauso zu unterstützen, wie die überzähligen Marvin Graf, Doriano Tanzillo, Arlind Dakaj, Osman Hadzikic und Yann Kasai aus der parallel spielenden U21. Goalietrainer Davide Taini wurde diesmal als Ersatzkeeper geführt. Mit diesen zehn Notverstärkungen ergänzend zu Nathan, Marchesano, Schönbächler und Kololli (Kramer hatte sich in der Zwischenzeit auch noch verletzt) kamen so insgesamt 14 Akteure zusammen, die mithalfen, das Jubiläum des Erstligisten in einem auf 2×35 Minuten verkürzten Auftritt vor zahlreichen Zuschauern nicht ins Wasser fallen zu lassen.

Eine Woche später in Wil sind zum Cup-Achtelfinal die (Junioren-)Nationalspieler wieder zurück und Pa Modou gibt auf der Linksverteidigerposition aufgrund des verletzungsbedingten Ausfalles von Levan Kharabadze wohl etwas früher als geplant sein Comeback – und erzielt das entscheidende 2:1 per Kopf, nachdem Kololli einen weiteren stark getretenen Popovic-Eckball am entfernten Pfosten vor den Fünfmeterraum lenkt. Der in der Zwischenzeit zusätzlich verpflichtete Aiyegun Tosin ist hingegen noch nicht dabei. Der FC Wil agiert lange Zeit mindestens ebenbürtig. Schönbächler trifft in der 36. Minute wie aus dem Nichts zum 1:1. Die Führung der Äbtestädter erzielt nach einer Viertelstunde der ehemalige GC-Junior Valon Fazliu vor dem FCZ-Anhang. Entscheidend in der Vorbereitung des Führungstreffers ist der junge FCZ-Leihspieler Bledian Krasniqi, der sich auf der linken Seite mit Mut, Entschlossenheit und viel Ballgefühl gegen Popovic und Bangura durchsetzt. Ausgangspunkt des Wiler Konters ist einer von mehreren unnötigen Ballverlusten Benjamin Kolollis.

Denis Popovic zeigt insgesamt im Vergleich zu den letzten Partien gegen allerdings in vielerlei Bereichen auch noch relativ unerfahrene Ostschweizer eine Steigerung. Allerdings erreicht trotz des Sieges kein Spieler eine höhere Note als „6“ auf einer Skala von 1-10.

 

Hier gehts zu Teil 1:Bitte keine Überzahl!“

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Vergeudetes Talent, weniger Zuschauer, geschlossene Liga: Warum eine Aufstockung der Super League für den Schweizer Fussball gefährlich wäre

Bei der für heute angesetzten, aber verschobenen Generalversammlung der Swiss Football League steht neben dem kurzfristig brennenden Thema der weiteren Form und Ausgestaltung der Meisterschaft 2019-20 (weitere Unterbrechung? Geisterspiele? Verkürzte Meisterschaft 2020-21?) auch ein langfristig entscheidendes Thema auf der Traktandenliste, die sogenannte «Ligareform». Über dieses Thema wurde in verschiedenen Medienformaten geschrieben und diskutiert – allerdings in der Regel eher oberflächlich. Die Diskussionen kreisten vorwiegend um zwar interessante, aber letztendlich sekundäre Fragen wie den Spielmodus. Für den Schweizer Fussball viel einschneidendere Themen bezüglich Auswirkungen auf Nachwuchsförderung, Zuschauerzahlen, Einnahmen und Arbeitsplätze blieben zumindest in der medialen Rezeption bisher weitgehend aussen vor.

Dies liegt unter anderem an der starken Fokussierung der Aufmerksamkeit auf die Super League. Viele Kommentatoren kennen fast nur die oberste Spielklasse und sind sich nicht bewusst, wie stark Profifussball, Spitzenamateurfussball, Nachwuchsförderung und Infrastrukturentwicklung mittlerweile miteinander vernetzt sind. Auch die grosse Bedeutung der Challenge League für das ausdifferenzierte, evolutionär gewachsene Gesamtgebilde wird nicht wahrgenommen. Die Swiss Football League und der SFV haben dabei über die letzten Jahrzehnte die Latte in allen Bereichen immer höher gelegt. Profifussball, Spitzenamateurfussball, Nachwuchsförderung und Infrastruktur wurden so alle auf ein deutlich höheres Niveau gehoben. Die Kunst bestand dabei immer darin, die richtige Balance zu finden. Zu tiefe Anforderungen = kein Fortschritt. Zu hohe Anforderungen = die Klubs kollabieren. Die Klubs wurden und werden dabei „ausgepresst wie eine Zitrone“ – durchaus zum Wohle des Schweizer Fussballs. Der Grat ist schmal. Schon eine oberflächlich betrachtet kleine Ligareform kann deshalb das System zum Kippen bringen.

Wer sich mit einem Thema wie der Ligareform beschäftigt, kommt nicht umhin, sich mit Zahlen auseinanderzusetzen. Denn diese entscheiden schlussendlich darüber, ob eine sich vordergründig gut anhörende Idee auch in der Realität Sinn macht. Die Schweiz hat rund 8 Mio Einwohner und 2 Mio Zuschauer pro Jahr in den Super League-Stadien. Das bedeutet: umgerechnet geht jeder vierte Schweizer einmal pro Jahr in ein Super League-Stadion. Zum Vergleich: Deutschland hat 80 Mio Einwohner und 13 Mio Zuschauer pro Jahr in den Bundesliga-Stadien. Jeder sechste Deutsche geht also einmal pro Jahr zu einem Spiel der Bundesliga ins Stadion – weniger als in der Schweiz! Und dies obwohl in Bundesligastadien Weltstars wie Robert Lewandowski oder Erling Haaland zu bestaunen sind – und gleichzeitig in der Super League nicht einmal die besten Schweizer Spieler in Aktion zu sehen sind.

Mit anderen Worten: die Zuschauerzahlen sind in der Schweiz gemessen an der Bevölkerungszahl seit der Einführung der 10-er Liga 2003 tendenziell eher am oberen Rand des Möglichen. Damals sind die Zuschauerzahlen geradezu explodiert – auf durchschnittlich 10’400. So viele gab es in der höchsten Schweizer Liga zuvor noch nie auch nur annäherungsweise. Die 12-er Liga von 1987-2003 hatte eine durchschnittliche Zuschauerzahl von 6’500 – und dies obwohl die Eintrittspreise damals auch inflationsbereinigt deutlich tiefer waren. Das Eishockey ist mit ebenfalls 2 Mio Zuschauern pro Jahr in der National League eine zusätzliche Konkurrenz, wohingegen in Deutschland keine andere Sportart auch nur annähernd an die 13 Mio im Fussball herankommt.

Die Zuschauerzahl ist die lebenswichtige Kerngrösse für den Schweizer Profifussball. Denn neben der im internationalen Vergleich hohen Bedeutung der direkten Zuschauereinnahmen, sind auch die indirekten Einnahmen wie Sponsoring und TV-Gelder letztendlich von der öffentlichen Aufmerksamkeit abhängig, für welche die Zuschauerzahl im Stadion ein entscheidender Indikator ist. Von dieser Kerngrösse hängt schlussendlich unter anderem ab, wie viele Mittel für die Nachwuchsförderung, vom Klub mitfinanzierte Infrastrukturen, Sicherheitsanforderungen oder allfällige Zuschüsse für die Frauenfussball-Abteilung zur Verfügung stehen. Bei einer im Vergleich zu heute deutlich sinkenden Zuschauerzahl würde es zudem schwierig bis unmöglich, Fussballpersönlichkeiten wie Fabian Lustenberger, Guillaume Hoarau oder Valentin Stocker in einem leistungsfähigen Alter in die Liga (zurück) zu holen oder einen Kevin Rüegg, Silvan Hefti oder Eray Cömert so lange in der Schweiz zu halten, wie dies jetzt noch der Fall ist. Darum sollte man sich sehr gut überlegen, ob man auf eine Ligagrösse aufstocken will, die in den 90er-Jahren 38% und in den 70er-Jahren gar 44% weniger Zuschauer in die Stadien gelockt hatte!

In Österreich wurde der Schritt von der 10-er auf eine 12-er Liga 2018 vollzogen. Die Bilanz nach der ersten Saison ist ernüchternd: der Zuschauerschnitt liegt mit 6’400 tiefer als der langfristige Schnitt der 10er-Liga. Und dies obwohl gleichzeitig der Wiener Grossklub Austria auf Anfang Saison sein frisch umgebautes Stadion neu eröffnete und dadurch einen Zuschauerzuwachs von beinahe 50% verzeichnete! Ohne den «Austria-Effekt» wäre der Schnitt mit Einführung der 12er-Liga gar auf eine 5’000er-Zahl gesunken! Ausserdem hatte kurz zuvor „Publikumsmagnet“ Rapid ebenfalls nach langem Warten sein neues Stadion eröffnet. In der laufenden Saison 2019-20 haben sich die Zuschauerzahlen zudem nochmal reduziert – obwohl Österreichische Klubs dank vieler guter Trainer aus der ‘’Salzburger Schule’’ im Europacup so gut abschneiden wie schon lange nicht mehr. Historisch haben die Zuschauerzahlen in der Österreichischen Bundesliga bei Ligareduktionen immer zugenommen und bei Ligaaufstockungen abgenommen! Dass in Österreich trotzdem eine Aufstockung der beiden höchsten Ligen zum Thema wurde, hatte wesentlich damit zu tun, dass unser östliches Nachbarland in ihrer Bundesliga den angepeilten Sprung über die 10’000er-Marke im Gegensatz zur Schweiz nicht geschafft hat. Es war ein bewusster Schritt zurück, aus «Notwendigkeit» und man ist sich der negativen Konsequenzen bewusst.

Auch in der Challenge League hat der Zuschauerschnitt durch die Ligareduktion von einer 18er- über eine 16er- zur 10er-Liga um 36% von 1’400 auf 1’900 zugenommen. In Österreich zeigt sich in der 2. Liga dasselbe Bild: mit der Reduktion von 12 auf 10 Teams wurde 2010 ein Zuschaueranstieg bewirkt. Durch die Wiederaufstockung auf 16 Teams im Sommer 2018 ist hingegen fast die Hälfte der Besucherzahlen weggebrochen! Im neuen Format mit 16 Mannschaften hatte die 2. Liga Österreichs 2018-19 gerade mal noch 929 Besucher im Schnitt – Aufbruchstimmung sieht anders aus.

Besonders interessant für die zur Disposition stehende Variante (12+10 statt 10+10) ist der Vergleich mit Fällen, wo es eine Aufstockung der obersten Liga bei gleichzeitiger Beibehaltung der Anzahl Mannschaften in der zweitobersten Spielklasse gegeben hat. Der am meisten vergleichbare Fall ist Dänemark 2016, wo die oberste Liga von 12 auf 14 Teams aufgestockt wurde, während die zweithöchste Spielklasse bei 12 Mannschaften blieb. Das Resultat? Starker Zuschauerrückgang in beiden Ligen (-18% bzw. -10%)! Das gleiche Bild in Österreich 1982, als die oberste Liga von 10 auf 16 Teams aufgestockt wurde und die 2. Liga bei 16 Mannschaften verblieb. Der Rückgang der Zuschauerzahlen war im Oberhaus mit -29% dramatisch, in der zweithöchsten Spielklasse wars gar noch schlimmer: -34%!

Durch die Aufstockung der obersten Spielklasse wird die Attraktivität beider Ligen reduziert und das Niveau verwässert. Die 2. Liga verliert ihre Zugpferde nach oben und bekommt in aller Regel weniger attraktive Klubs aus der dritthöchsten Liga hinzu. Das Resultat ist ein Zuschauerrückgang, welcher in der Challenge League wohl den Profibetrieb in Frage stellen und potentiell hunderte von Arbeitsplätzen (Fussballer, Staff, Administration, Nachwuchstrainer) gefährden würde. Die Challenge League braucht Klubs wie GC, Lausanne, Xamax, Servette oder auch mal einen FCZ, FC Sion oder FC St. Gallen. Und den jeweiligen Traditionsklubs hat der Abstieg bisher, so schmerzhaft er im ersten Moment war, noch jedes Mal gut getan. In der Regel ging dem Abstieg jedes Mal ein jahrelanges Kränkeln in der höchsten Liga voraus. Unten angekommen stellte sich der Klub neu auf und kam besser aufgestellt wieder zurück. In den 80er-Jahren sind letztmals Vereine permanent im Amateurfussball verschwunden. Seither haben selbst konkursite NLA-/Super League-Klubs alle wieder den Weg zurück nach oben gefunden. Die Erfolgsstories von FCB, YB oder Servette starteten im Unterhaus. Ausserdem ist ein Abstieg immer auch eine Chance für den jeweils aktuellen Jahrgang an Talenten, sich in der Challenge League schneller durchsetzen und etablieren können. So gehörten unter anderem Michael Lang (mit St. Gallen), Loris Benito (Aarau) oder Kevin Rüegg (FCZ) zu den «Profiteuren» des Abstieges ihrer Klubs.

Die Vergleichsgrössen aus Dänemark und Österreich deuten klar darauf hin, dass durch eine Aufstockung der Super League um zwei Teams die Zuschauerzahlen sowohl in der Super League wie auch in der Challenge League sinken werden. Um wie viel Prozent wird dies aber der Fall sein? Dies hängt sicherlich auch von den klubspezifischen Gegebenheiten ab. Deshalb macht als zusätzliche Entscheidungshilfe eine klubbasierte detaillierte Analyse Sinn. Als Basis werden für jedes Heimteam die zuletzt erzielten (durchschnittlichen) Zuschauerzahlen pro Gegner genommen. Ganz rechts in der ganz am Ende des Artikels angehängten vollständigen Tabelle sind die entsprechenden Zahlen für die zur Zeit auf den ersten beiden Plätzen der Challenge League stehenden Lausanne-Sport und Vaduz aufgeführt. Um auf die voraussichtliche Zuschauerzahl pro Heimteam in einer 12er-Liga zu kommen, werden aber nicht die Zahlen von Lausanne und Vaduz verwendet, sondern stattdessen diejenigen von zwei vergleichbaren Auswärtsteams (in der Regel Xamax und Lugano) doppelt gezählt. Denn die Zahlen von Lausanne und Vaduz liegen schon relativ weit zurück und geben daher nur begrenzt die aktuelle Situation wieder. So waren die Zuschauerzahlen in Bern damals generell gegen alle Gegner um rund 10’000 tiefer und in Basel wiederum deutlich höher. Das Resultat der Berechnung: der Zuschauerschnitt pro Gegner würde in der Super League mit einer Aufstockung um zwei Teams per se um etwa 2% zurückgehen. Die totale Zuschauerzahl könnte allerdings in Abhängigkeit des Modus und der Anzahl gespielter Runden noch stärker sinken.

Was wäre nun aber die Auswirkung einer Aufstockung der Super League auf die Zuschauerzahlen in der Challenge League? Wie schon in den «Real life»-Beispielen Dänemark und Österreich gesehen, bewirkte eine Ligaaufstockung der obersten Spielklasse in der zweithöchsten Liga einen Zuschauerrückgang in mindestens ähnlichem Rahmen. Unser Rechenbeispiel zeigt nun, dass eine Ligaaufstockung der Super League die Challenge League am härtesten treffen würde! Es wird davon ausgegangen, dass Yverdon und Rapperswil-Jona die zweithöchste Liga von unten her aufstocken. Bezüglich Teams, welche nach oben wegbrechen würden, wurden zwei Varianten berechnet: 1) Lausanne + Vaduz, 2) Lausanne + GC. Im ersten Fall würde die Challenge League 12% tiefere Zuschauerzahlen schreiben, im zweiten gar 33%! Im Schnitt kann man also von etwa 20% weniger Zuschauern in der Challenge League ausgehen, wenn die Super League auf 12 Teams aufgestockt würde. Auf der anderen Seite wären bei einer Beibehaltung von 10+10 bei einem gelegentlichen Abstieg von Teams wie Luzern, St. Gallen oder FCZ (hat gegen die jetzigen Challenge League-Teams einen Auswärtsschnitt von mehr als 5’500 Fans) die Zuschauerzahlen in gewissen Saisons noch höher als heute. Die Challenge League lebt von ihren Zugpferden.

Von den in der Grösse mit der Schweiz vergleichbaren europäischen Ländern mit 5,5 bis 12 Millionen Einwohnern hatte nur in Belgien (35% Einwohner mehr als die Schweiz) die 2. Liga 2018-19 einen höheren Zuschauerschnitt. Und dies obwohl in den meisten der aufgeführten Länder der Fussball im Gegensatz zur Schweiz die klare Nummer 1 ist. So kommt in unserem Land die Swiss League (2. Liga Eishockey) mit 1’800 Zuschauern pro Partie nahe an die Challenge League heran – die totale Zuschauerzahl pro Saison ist gar höher. Belgien hatte 2018-2019 neben der höheren Einwohnerzahl aufgrund der noch kleineren Liga (acht Teams!) und der Teilnahme von Mechelen (Zuschauerschnitt: 13’500) einen deutlich höheren Zuschauerschnitt. In der Saison 2019-20 (wieder ohne Mechelen) liegt der Schnitt bei 2’900.

Dank dem Faktor, dass in der Schweiz die Teams nr. 11-20 in der Challenge League spielen, ist es auch eine sportlich starke Liga. Es ist bereits elf Jahre her, seit das letzte Mal ein Aufsteiger in die Super League in der darauffolgenden Saison gleich wieder abgestiegen ist. Im Europacup engagierte Challenge League-Teams haben mehr überzeugt als gewisse Super League-Teilnehmer in derselben Saison. Der FC Zürich hielt als Challenge League-ist beide Partien gegen das damalige Spanische Spitzenteam Villarreal ausgeglichen. Lausanne-Sport vermochte das Russische Spitzenteam Lokomotive Moskau auszuschalten und die Gruppenphase zu erreichen. Auch in internationalen Testspielen zeigen Schweizer Zweitligisten gegen Erst- und Zweitligisten anderer Länder gute Leistungen und Resultate. Jungstürmer Dan Ndoye wechselt direkt aus der Challenge League zum Französischen Spitzenteam Nizza, Bryan Okoh zu Salzburg, Simone Grippo und Oliver Buff gingen zu Real Zaragoza, Ivan Kecojevic zu Cadiz oder Marin Cavar zu Chievo Verona. In der Ausbildung der Schweizer Spitzenjunioren gibt es in verschiedenen Bereichen (unter anderem physische Aspekte) Nachholbedarf. Die grössere Erfahrung auf Profistufe von Schweizer Challenge League-Stammspielern ist hingegen im Vergleich mit den Altersgenossen aus anderen Ländern ein grosser Vorteil! Dies fällt bei internationalen Vergleichen auf U19-, U20- und teilweise gar U21-Stufe sofort ins Auge. Die Schweizer Spieler haben diesbezüglich einen Vorsprung, der wesentlich dazu beiträgt, dass überdurchschnittlich viele in der Schweiz ausgebildete Spieler den Sprung in eine Top 5-Liga schaffen.

Die relativ hohe Qualität machte die Challenge League in der jüngeren Vergangenheit zudem zu einem entscheidenden Karriereschritt für mehr als einen Drittel der aktuellen Schweizer Nationalmannschaft! Wer es mit 17 oder 18 Jahren zum Stammspieler in der aktuellen Challenge League schafft, hat sehr gute Aussichten auf eine Top-Karriere. Und wie die Beispiele Jonas Omlin und Christian Fassnacht zeigen, kann auch ein Durchbruch in der Challenge League mit 21 oder 22 Jahren noch den Weg ins Nationalteam ebnen. Auch in der aktuellen Saison kamen mehrere potentielle künftige Nationalspieler in der Challenge League zum Einsatz. Talente mit Qualität werden in allen Challenge League-Mannschaften regelmässig eingesetzt und einige übernehmen gar eine tragende Rolle. Und dies unabhängig von der Tabellenposition – auch Klubs, die um den Aufstieg oder Abstieg kämpfen, setzen konsequent auf Junge. Denn erfahrene Spieler von der gleichen Qualität können sich Challenge League-Klubs in der Regel gar nicht leisten. Die hier zur Illustration zusammengestellte Liste von Top Challenge League-Talenten ist ein Ausschnitt und erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit.

Da die Talente in der Challenge League gut gefordert und gefördert werden, haben YB, FCB, FCZ, Servette, Lugano, St. Gallen, Luzern, Xamax und Sion hoffnungsvolle junge Spieler in diese Liga ausgeliehen oder geben sie fix ab. GC, Lausanne, Aarau oder Winterthur haben selbst eine starke Spitzenjunioren-Academy, aus welcher sie Talente nachziehen. Würde die Challenge League ihren Profistatus verlieren, dann könnten die Schweizer Spitzenklubs ihre Talente nicht mehr mit gutem Gewissen in diese Liga verleihen, weil die Trainingsbedingungen und das Spielniveau nicht mehr genügen würden. Die Talente würden entweder in ihrem entscheidenden Schritt vor dem Sprung in die Super League gestoppt, oder sie müssten im Ausland eine Lösung suchen. Dies wäre verheerend.

In eine völlig falsche Richtung würde daher auch der Ruf nach einer Zulassung von U21/U23-Teams in der zweitobersten Liga gehen. Erstens wäre dies der definitive Sargnagel für den Profistatus der Liga, denn die Zuschauerzahlen würden so noch deutlich stärker in die Tiefe rasseln, als bereits mit einer Aufstockung. Zweitens zeugt die Forderung von einer einseitigen, parteiischen Sichtweise einzelner Grossklubs und ist nicht im Sinne des gesamten Schweizer Fussballes. Der Sprung von der zweithöchsten in die höchste Liga wäre sowohl für Talente wie auch für die Klubs zu gross. Die finanziellen Bedingungen wären so schlecht, dass ein Super League-ist nach einem Abstieg in noch viel grössere Schwierigkeiten geraten würde als heute schon – und den Profibetrieb möglicherweise einstellen müsste. Dies kann nicht im Sinne einer gesunden Durchlässigkeit des Schweizer Ligasystems sein.

U23-Teams würden sowieso nur wenige in dieser zweithöchsten Liga spielen. Beispielsweise Basel, Sion und FCZ, die heute in der Promotion League aktiv sind. Die Talente der anderen Klubs könnten die zweithöchste Liga als Sprungbrett nicht mehr nutzen, weil die Bedingungen bei allen anderen teilnehmenden Teams nicht mehr professionell wären. Das Niveau dieser aufgestockten Liga wäre zwischen der heutigen Challenge League und der heutigen Promotion League anzusiedeln. Selbst in der heutigen Promotion League müssen sich aber die Reserve-Teams von Sion und FCZ mit externen Spielern verstärken, um die Liga halten zu können. So spielt beispielsweise beim FCZ der ehemalige Thuner ‘’Champions League-Held’’ José Gonçalves und der aus Deutschland zurückgeholte 24-jährige Stürmer Shpetim Sulejmani sorgt für die Tore, welche die eigenen Junioren nicht zu schiessen im Stande sind. Basel ist der einzige Klub der Schweiz, der sich fast ausschliesslich mit 18- bis 20-jährigen Spielern aktuell in der Promotion League halten kann. In einer allfälligen zweithöchsten Liga würden das aber selbst die Rotblauen nicht mehr schaffen, und müssten ebenfalls ältere Verstärkungsspieler verpflichten. Wohin dies führt, kann man gut in Deutschland beobachten. Klubs wie Bayer Leverkusen oder Eintracht Frankfurt haben ihre U23 mittlerweile zurückgezogen und viele andere Klubs denken ernsthaft darüber nach. Denn die U23-Teams sind häufig voll von «gestrandeten» Ex-Profis oder Spitzenamateurfussballern, die durchaus mithelfen können, das U23-Team eines Bundesligisten in der Regionalliga zu halten, gleichzeitig aber null Perspektiven auf eine Bundesligakarriere haben. Die wirklich talentierten eigenen Junioren versuchen hingegen meist, falls der Sprung ins Bundesliga-Team nicht direkt gelingt, den Weg über die 2. Bundesliga oder eine Erste Liga in einem Nachbarland zu machen. Es bringt auch dem FC Basel mehr, einen Yves Kaiser oder Konstantinos Dimitriou in eine starke Challenge League ausleihen zu können, statt mit einem mit älteren Spielern verstärkten Reserve-Team in einer qualitativ verwässerten zweithöchsten Liga mithalten zu versuchen.

Schon heute ist es zudem so, dass U21-Teams, die in der 1. Liga engagiert sind, nicht mit aller Kraft in die Promotion League aufsteigen wollen. Denn in der vierthöchsten Spielklasse können diese Klubs mit reinen Juniorenteams spielen und sich auch erlauben, regelmässig 16- oder 17-jährige Talente wie Samuel Kasongo (YB), Bung Tsai Freimann (Luzern), Armin Abaz (St. Gallen) oder Marvin Keller (GC) einzusetzen – was in der viel anspruchsvolleren Promotion League meist nicht möglich wäre. Vor diesem Hintergrund gar Reserve-Teams in der zweithöchsten Liga zu fordern, macht überhaupt keinen Sinn. Ein Klub kann letztendlich nicht auf jeder Stufe ein Team haben: 2. Liga Inter, 1. Liga, Promotion League, Challenge League, Super League. Daher muss so oder so für jeden Entwicklungsschritt eines Talentes eine individuelle Lösung gefunden werden. Entscheidend ist, dass alle Stufen in der Schweiz vorhanden und abgedeckt sind. Dies würde mit einer Aufstockung der Super League auf 12 Teams und erst recht mit einer Aufstockung der Challenge League (unter anderem mit U23-Teams) zunichte gemacht, weil dann die kompetitive zweithöchste Profistufe wegbrechen würde.

Es wäre unter diesen Voraussetzungen zudem auch schwer vorstellbar, wie ein Klub der zweithöchsten Spielklasse in der Schweiz im Juniorenspitzenfussball noch eine U18 oder gar U21 betreiben könnte. Daher, wenn es eine Änderung geben sollte, muss die Tendenz eher dahin gehen, dass die U21-Teams wieder strikter zu echten U21-Teams werden. Beispielsweise könnten die maximal erlaubten Einsätze für Spieler über dem U21-Alter auf zwei pro Saison beschränkt werden. Damit wäre sichergestellt, dass die Stammformation nur aus Talenten besteht – und gleichzeitig immer noch sich nach einer Verletzung im Aufbau befindliche Profis durch zwei Einsätze in der U21 wieder in den Rhythmus spielen könnten. Die Folge wäre, dass in der aktuellen Situation Sion und der FCZ auf allen Positionen regelmässig Junge einsetzen und möglicherweise in die 1. Liga absteigen würden. Die Anhebung des Alters auf U23 wäre kontraproduktiv. Wenn das U21-Alter vorbei ist, ist der Schritt in eine 1. Mannschaft – auf welcher Stufe auch immer – absolut angebracht. Dies wäre auch fairer und gesünder den Spielern, der Challenge League und den Spitzenamateurteams gegenüber.

Die Leihen und Transfers von Super League-Talenten in die Challenge League haben sich in letzter Zeit zudem stark verbessert. In der Vergangenheit war ab und zu das Problem, dass der Super League-ist seine Toptalente im Klub behalten und eher auf der Kippe stehende Talente in die Challenge League verliehen hat. Das Resultat: die auf der Kippe stehenden Talente waren häufig auch nicht gut genug für die Challenge League, und die Toptalente bekamen gleichzeitig zu wenig Spielpraxis auf gutem Niveau. Heute werden viel häufiger Talente, welche durchaus (vorwiegend auf der Ersatzbank) auf dem Super League-Matchblatt stehen könnten, in die Challenge League verliehen und die auf der Kippe stehenden Talente deutlich schneller fix in die Challenge League oder anderswohin abgegeben. Die Toptalente erhalten dank ihrer Qualität viel Spielzeit in der Challenge League. Die auf der Kippe stehenden Talente haben bessere Voraussetzungen für ihren nächsten Schritt, weil es sich für ihren künftigen Klub lohnt, in ihre Entwicklung, ihr Selbstvertrauen und die Verbesserung ihrer Defizite zu investieren. Auf diese Weise haben alle mehr von der Sache: der Super League-Klub, der Challenge League-Klub und nicht zuletzt auch der Spieler selbst.

Für die Entwicklung der Top-Talente ist es nicht nur wichtig, auf möglichst hohem Niveau zu spielen, sondern auch, dass es in den Spielen um viel geht. Im Titelkampf oder Abstiegskampf lernen sie am meisten und entwickeln sich auch als Persönlichkeiten. Beispielsweise spielte der früh von einer Verletzung wieder zurückgekehrte Kevin Rüegg eine sehr wichtige Rolle im zwischenzeitlichen Abstiegskampf des FC Zürich letzten Frühling. Bei Xamax war es unter anderem Kemal Ademi, der mit seiner Mentalität sein Team in den entscheidenden Partien gegen den Abstieg mitriss. Den FC St. Gallen haben vor allem die jungen Spieler an die Super League-Spitze gerannt, gespielt und geschossen. Trainer setzen auf junge Spieler, wenn sie das Gefühl haben, dass sie diesen auch in entscheidenden Momenten vertrauen können. Junge Spieler hingegen, welche nicht in der Lage sind, in solchen Situationen über sich hinauszuwachsen, haben sowieso keine echte Zukunftsperspektive im Profifussball.

Ebenso macht es keinen Sinn, die Super League aufzustocken, damit einzelne Klubs möglicherweise etwas mehr «Ruhe» und «Planungssicherheit» erhalten könnten. Wenn etwas die Zuschauer fasziniert und in die Stadien zieht, so ist es neben dem Titelkampf der Existenzkampf gegen den Abstieg. Das sind die Spiele, wo die Maladière in Neuenburg gegen Aarau seit langer Zeit wieder einmal mit 12’000 Zuschauern ausverkauft ist, oder wo in der Abstiegssaison des FCZ erst der Kybunpark komplett voll ist und anschliessend 16’000 Nasen FCZ gegen Vaduz im Letzigrund sehen wollen. Ja, ein Abstieg soll schwierig und schmerzhaft sein – sonst würde es ja niemanden interessieren. Profifussball ist Teil der Unterhaltungsbranche und da sind Unvorhergesehenes und schlaflose Nächte für die Klubführung der Normalzustand. Und für die Spieler ist es eine Chance, an der Aufgabe zu wachsen.

Weitere Argumente, welche gegen eine Aufstockung sprechen, sind die geringeren Einnahmen pro Klub aus dem TV-Geld und anderen zentralen Einnahmequellen und die zu kleine Anzahl Super League-tauglicher Stadien. Häufig wird vergessen, dass aktuell in Lausanne kein zusätzliches Super League-taugliches Stadion hinzukommt, sondern nur ein altes Super League-Stadion (Pontaise) 1:1 ersetzt wird. Es gibt auch mit dem im Sommer vor der Eröffnung stehenden „Tuilères“ im ganzen Land nur elf Super League-taugliche Stadien: Bern, Basel, Zürich, Sion, Luzern, St. Gallen, Thun, Genf, Neuenburg, Lausanne und Schaffhausen. In Zürich gibt es zwei Profiklubs. Bei einer 12-er Liga würde sich die Super League alleine aufgrund der Infrastruktur fast schon von selbst zusammenstellen. Um eine sinnvolle sportliche Konkurrenzsituation zu schaffen, sollte eigentlich mindestens die Hälfte der Challenge League-Klubs auch administrativ in die höchste Spielklasse aufsteigen können, sonst wird die Meisterschaft zu einer Farce!

Schon bei einer 10er-Liga kann dieses Kriterium nur erfüllt werden, wenn man die (möglichen) Ausnahmebewilligungen mitzählt. Zur Zeit hat Lugano eine, aufgrund des geplanten neuen Projektes auf demselben Gelände, das im November eine weitere politische Hürde genommen hat, und gemäss Vereinbarung mit der Swiss Football League bis Sommer 2021 eine Baubewilligung benötigt (Eröffnung frühestens Ende 2023). Aarau spielte schon zu viele Jahre mit einer Ausnahmebewilligung im Oberhaus und würde aktuell dem Vernehmen nach keine mehr erhalten – das Brügglifeld ist nicht einmal Challenge League-tauglich und aufgrund der Platzverhältnisse offenbar nicht auf Super League-tauglichkeit ausbaubar. Sonderbewilligungen erhalten könnten theoretisch wohl Wil, Winterthur, Vaduz und das aktuell in der 1. Liga Gruppe 2 engagierte Biel. Deren Stadien sind grundsätzlich auf einen möglichen Super League-Ausbau ausgelegt. Voraussetzung wäre aber wohl mindestens ein in die Wege geleitetes Verfahren zum Ausbau des Stadions, welches zuerst lokal einige politische und finanzielle Hürden nehmen müsste. Und es ist auch nicht sicher, ob die erwähnten Klubs ihr Stadion aktuell überhaupt auf Super League-tauglichkeit ausbauen wollen. Ist Winterthur beispielsweise bereit, seine «Bierkurve» und «Sirupkurve» in der jetzigen Form zu opfern? Eine weitere Option wäre, in einer anderen Stadt zu spielen – Winterthur beispielsweise in Schaffhausen (im Letzigrund spielen schon zwei Teams), Wil in St.Gallen. Aber die Klubs würden bei dieser Frage tendenziell wohl eher auf einen Aufstieg verzichten.

Zusammenfassend hat der Schweizer Fussball im Vergleich mit gleichgrossen Ländern dank der Formel 10+10 aktuell eine zweithöchste Spielklasse mit hohem sportlichen Niveau und vielen Zuschauern. Dies ermöglicht es einer wachsenden Anzahl an talentierten Jungprofis auf zweithöchster Profistufe einen entscheidenden Entwicklungsschritt zu machen. Aktuell sind beispielsweise Ndoye, Zeqiri, Vonmoos, Rohner, Pusic oder Alounga diesbezüglich auf den Spuren von Zakaria, Akanji, Sommer und Co.. Eine Aufstockung der Super League von 10 auf 12 Mannschaften würde die Zuschauer- und TV-Einnahmen der Klubs der höchsten Spielklasse leicht reduzieren. Vor allem aber würde es ziemlich sicher die Challenge League ohne ihre dringend benötigten Zugpferde mit massiven Zuschauereinbussen in eine existenzielle Krise stürzen. Der Profistatus könnte möglicherweise nicht mehr aufrechterhalten bleiben, viele Arbeitsplätze gingen verloren, Leuchttürme des Schweizer Fussballs in den Regionen wie Aarau oder Winterthur könnten aufgrund der drastisch reduzierten Einnahmen in der Versenkung verschwinden, ganze Juniorenspitzenfussballorganisationen kaputt gehen und faktisch eine geschlossene Super League entstehen – ohne Auf- und Abstieg. Den Top-Talenten, die sich zur Zeit in grosser Zahl im «Unterhaus» tummeln, würde der Einstieg in den Profifussball auf «Fast-Super League-Niveau» in der Schweiz fehlen und sie müssten sich noch früher und häufiger als heute Richtung Ausland orientieren. In der Super League bestünde zusätzlich die Gefahr, dass aufgrund der fehlenden Konsequenzen von schlechtem Management (kein Druck von «unten») ein gewisser «Schlendrian» Einzug hält.

(Tabellen, Graphiken und Bild: Züri Live, Daten: European Football Statistics, Transfermarkt)

Seiler und Koide drängen sich auf / zweiter “Corona-Testspielsieg“ / Wil – FCZ 1:4

Nach dem 5:0 in Luzern gewinnt der FCZ auch den zweiten “Corona-Test“ – diesmal 4:1 beim FC Wil. Der Stadtclub ging diesmal im Gegensatz zur Partie in der Innerschweiz nicht mehr beinahe ein “Super League-Tempo“. Die Partie im Bergholz gegen den Challenge League-Sechsten gestaltete sich in der Ersten Halbzeit ausgeglichen, mit wenig Torchancen auf beiden Seiten, wobei der FCZ hauptsächlich mit Konterangriffen für Gefahr sorgte. Kurz nach der Pause schnappte sich Blaz Kramer vom zu wenig handlungsschnellen ehemaligen FCB-Junior Dominik Schmid den Ball, umspielte Torhüter Zivko Kostadinovic und schob zur erstmaligen Zürcher Führung ein. Schon in der 18. Minute war es Schmid gewesen, der nach einem lautstarken Protest von FCZ-Trainer Magnin wegen eines falsch angezeigten Einwurfes nicht bei der Sache war und den Ball in der eigenen Spielhälfte an Kololli verlor, welcher in der Mitte den freistehenden Tosin bediente.

In der 12. Minute hatte Valon Fazliu den FC Wil in Führung gebracht. Schon im Cup war dem 24-jährigen ehemaligen GC-Junior in der 16. Minute auf der gleichen Seite der 1:0-Führungstreffer gegen den FCZ gelungen. Umaru Bangura hatte in der Situation für Adi Winter auf der rechten Zürcher Abwehrseite aushelfen müssen, die Hereingabe von Kwadwo Duah aber nicht mehr verhindern können. Winter bekam den aus dem YB-Nachwuchs stammenden Wiler Offensivmann während der Ersten Halbzeit nicht in den Griff. Statistik am Rande: der FCZ hat in dieser Saison in Testspielen bereits 21 Spieler auf den beiden Aussenverteidigerpositionen eingesetzt! Benjamin Kololli agierte in den ersten 45 Minuten erneut auf der Mittelstürmerposition und machte da seine Sache besser, als nach der Pause, als der Waadtländer wieder auf den Flügel wechselte. Vasilije Janjicic hatte hier in Wil Mitte September seinen ersten Wettbewerbseinsatz seit seiner Rückkehr zum Stadtclub gehabt, vermochte sich an gleicher Stätte im Test aber trotz 90 Minuten-Chance nicht aufzudrängen.

Einen positiven Eindruck hinterliessen auf der Rechten Seite Stephan Seiler (19) und Henri Koide (18). Seiler war der zielstrebigste Spieler beim FCZ und Koide zeigt schon seit Monaten eine hohe Konstanz. Spieler, die wie Koide nie unter ein gewisses Niveau fallen, gibt es ansonsten beim FCZ zur Zeit kaum. Und falls Trainer Magnin Kevin Rüegg weiterhin im Mittelfeld einplant, wäre zum aktuellen Zeitpunkt Seiler wohl im Vergleich mit Winter die bessere und vielseitigere Option auf der Bank. In den letzten 30 Minuten liess der FC Wil aufgrund der Wechsel stärker nach, als der FCZ und so kamen die Gäste aus der Limmatstadt bei Kontern noch zu zwei weiteren Treffern. Kramer lenkte knapp nicht in Offsideposition einen zweiten Abschlussversuch Kempters nach Zumberi-Vorarbeit ins Netz, und Kempter setzte sich gut ab und traf per Kopf, nachdem mit Seiler endlich mal ein Zürcher eine präzise Flanke in den Strafraum gebracht hatte. Der 25-jährige Linksfuss Kempter hatte trotz seiner zwei Skorerpunkte einen durchzogenen Einsatz auf dem linken Flügel.

FC Wil – FCZ 1:4 (1:1)

Tore: 12. Fazliu (Duah) 1:0, 18. Tosin (Kololli) 1:1; 46. Kramer 1:2, 87. Kramer (Kempter) 1:3, 90.+1 Kempter (Seiler) 1:4.

FC Wil: Kostadinovic; Rohner (46. Celant), Dimitriou, Schmid (59. Wörnhard), Schäppi (46. Kamberi); Ismaili (46. Abedini), Muntwiler (46. Ndau); Bosic, Fazliu (59. Ismaili), Duah (59. Paunescu); Silvio (46. Padula).

FCZ: Vanins (46. Brecher); Winter (46. Seiler), Bangura, M. Kryeziu, Pa Modou (46. Pedersen); H. Kryeziu (46. Domgjoni), Janjicic; Tosin (46. Kramer), Marchesano (61. Zumberi), Schönbächler (71. Koide); Kololli (71. Kempter).

 

 

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