Thomas Bickel zum Rückrundenauftakt über Leihspieler, Wackelkandidaten und die U21

„Kontinuität“ ist das am meisten benutzte Wort an der FCZ-Pressekonferenz vor dem Rückrundenauftakt am Samstag gegen Luzern, welche nauch im Zeichen der wenige Minuten davor erfolgten Vertragsverlängerung von Trainer Ludovic Magnin steht. Der Waadtländer ist mittlerweile ein Viertel seines Lebens im FC Zürich – vor genau 10 Jahren wechselte er als routinierter Spieler vom VfB Stuttgart in die Limmatstadt. Wie gross Kontinuität und Identifikation geschrieben werden, sieht man unter anderem daran, dass selbst ohne die ausgeliehenen Spieler mitzuzählen mit Yanick Brecher, Mirlind Kryeziu, Kevin Rüegg, Simon Sohm, Toni Domgjoni, Vasilie Janjicic und Marco Schönbächler fast ein Drittel der 1. Mannschaft sogar noch länger als ein Jahrzehnt im Verein sind. Kontinuierlich soll sich auch jeder einzelne Spieler und die Mannschaft als Ganzes in der Rückrunde 2019/2020 weiterentwickeln. In der Vorbereitung und speziell im Trainingslager wurde vor allem Wert darauf gelegt, das Teamgefüge noch robuster werden zu lassen, damit in Zukunft mit Rückschlägen im Spiel besser umgegangen werden kann.

Neben den Leihen von Assan Ceesay und Osman Hadzikic ins Ausland wird weiterhin eine Lösung für Denis Popovic gesucht, welcher mittlerweile mit der U21 trainiert. Am Samstag ab 19 Uhr gilt der Fokus den 18 Spielern, welche Trainer Magnin ins Matchkader aufbieten wird. Getreu dem Motto von Züri Live, „mehr als 93 Minuten“, dreht sich das Gespräch mit Leiter Sport Thomas Bickel aber vorher zuerst mal noch in einer ausführlichen Auslegeordnung um diejenigen Spieler, die da nicht dazugehören werden – darunter neun ins In- und Ausland verliehene FCZ-Profis. Dabei werden Fragen geklärt wie: „Wie ist der Kontakt zu den Leihspielern?“, „Warum hat der FCZ Filip Stojilkovic nicht zurückgeholt?“, „Wie gross sind Levan Kharabadzes Chancen auf eine Zukunft beim FC Zürich?“ oder „Woran muss Maren Haile-Selassie noch am meisten arbeiten?“: 

Izer Aliu bei den Desperados – wer wird der neue Almen Abdi?

Mittelfeldspieler Izer Aliu wechselt für die Rückrunde zum FC Chiasso und erweitert das Kontingent der vom FCZ in die Challenge League und Super League ausgeliehenen jungen Spieler. Wie Lindrit Kamberi, Fabian Rohner, Bledian Krasniqi oder Maren Haile-Selassie wird auch Aliu der Schritt in den künftigen 18er-Matchkader beim FCZ zugetraut. Auf der Position des „10-ers“ beziehungsweise je nach Spielsystem „spielmachenden 8-ers“ hat der FC Zürich in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Talenten mit viel Perspektive in der eigenen Academy entwickelt. Auf der Suche nach Verstärkungen von aussen sollte diese Position daher in den nächsten Jahren im Normalfall nicht im Fokus stehen. Antonio Marchesano hat sich in dieser Rolle in einem über Jahre dauernden Prozess unter anderem dank verbesserter Fitness zu einem Super League-Leistungsträger entwickelt und seinen Vertrag kürzlich bis 2023 verlängert. Der Tessiner gehört schon seit langem zu den technisch und spielerisch stärksten Spielern der Schweiz.

Nach der Leihe von Aliu und dem möglichen Abgang Popovics ist der mit Aliu gleichaltrige Lavdim Zumberi (beide November ’99) der zweite „Offensive Mittelfeldspieler“ im Kader der 1. Mannschaft. Sowohl Aliu wie auch Zumberi wurden von Trainer Ludovic Magnin schon in der Academy stark gefördert, nahmen aber einen unterschiedlichen Weg. Aliu hatte seinen ersten Profieinsatz bereits mit 16 Jahren. Der damalige Trainer Uli Forte konnte für seinen Fussballstil mit einem solchen Spielertypen allerdings wenig anfangen, testete ihn unter anderem zwischendurch mal wohl eher halbherzig auf der Position des Linken Aussenläufers. Mit dem Trainerwechsel zu Magnin war Aliu dann vor zwei Jahren von einem Moment auf den anderen zeitweise Stammspieler. In diese Phase fiel sein bisheriges Highlight im Trikot der 1. Mannschaft, als er im Heimspiel gegen Lugano innerhalb der ersten 19 Minuten zwei Assists und ein Pre-Assist zur bereits vorentscheidenden 3:0-Führung lieferte:

https://www.youtube.com/watch?v=BW46IzC4ajQ

In die darauffolgende Saison startete Aliu gleich mit einem Assist nach 16 Minuten gegen den FC Thun zum Führungstreffer von Marco Schönbächler, musste dann aber in der Pause angeschlagen ausgewechselt werden. Als die Bänderverletzung dann verheilt schien, kam der Hammer: Kreuzbandriss im Training des Europa League-Auswärtstrips nach Zypern. Nach langer Genesungszeit meldete sich Aliu beinahe ein Jahr später zum Saisonstart diesen Sommer wieder gesund. Gesund heisst aber noch lange nicht in Form. Wie üblich dauert es nach einem Kreuzbandriss ein halbes bis ein ganzes Jahr, um allenfalls wieder auf das alte Level zu kommen. Daher spielte Aliu in der Vorrunde vorwiegend in der Promotion League und ist jetzt bereit für den nächsten Schritt auf dem Weg zurück – die Challenge League.

Lavdim Zumberi brauchte länger auf seinem Weg in die 1. Mannschaft. Während sich Aliu als Vorlagengeber par excellence hervortut (sowohl aus dem Spiel heraus wie auf Standards), geht „Zumbi“ dank Schussqualitäten, wie sie im FCZ in dieser Form ansonsten eher dünn gesät sind, häufig selbst in den Abschluss. Sowohl Aliu wie auch Zumberi wurden immer wieder mal auch auf der „Doppelsechs“ eingesetzt, vermochten ihre Defizite in dieser Rolle aber bisher nicht zu verbergen. Und beide müssen vor allem an der Konstanz ihrer Leistungen sowohl innerhalb eines Spiels wie auch über mehrere Spiele hinweg arbeiten: eine Grundvoraussetzung, um sich langfristig als Profifussballer etablieren zu können. Mit dem zwei Jahre jüngeren Bledian Krasniqi (Jahrgang ’01) ist ein weiterer potentieller künftiger „Almen Abdi“ aktuell an den FC Wil ausgeliehen. Er ist dasjenige aktuelle FCZ-Talent, welches vom Stil her als beweglicher und technisch starker Instinktfussballer dem früheren FCZ-Meisterspieler am nächsten kommt. Wie Abdi in einer ersten Phase unter Lucien Favre spielt Krasniqi aktuell sowohl bei Wil wie auch zuvor in einzelnen Testpartien mit dem FCZ auch auf dem offensiven Flügel. Seine Paradeposition ist aber auf der „Zehn“.

Es ist nicht so, dass es seit Almen Abdi keine ernsthaften Kandidaten aus dem Nachwuchs auf dessen Nachfolge gegeben hätte. In erster Linie wäre da sicherlich U17-Weltmeister Oliver Buff zu nennen,  der immerhin als Stammspieler mit dem FCZ zwei Mal Cupsieger wurde, für eine noch bessere Entwicklung aber in entscheidenden Phasen etwas zu unkonstant agierte und dem von den jeweiligen Trainern wohl etwas zu spät das Vertrauen auf der 10er-Position geschenkt wurde – auch weil er lange im Schatten eines Davide Chiumiento oder Yassine Chikhaoui stand. Davide Mariani ist das zweite Beispiel – ein ähnlicher Spielertyp wie Lavdim Zumberi, welcher es gegen die sehr grosse damalige Konkurrenz im Zentralen und Offensiven Mittelfeld des FCZ schwer hatte.

Mit Aliu, Zumberi und Krasniqi ist die Kandidatenliste auf den „neuen Abdi“ aber noch längst nicht abgeschlossen. Mit Vasilije Janjicic (Jahrgang ’98) ist eines der grössten FCZ-Talente der letzten Jahre ebenfalls ein Kreativspieler und in der Offensivreihe wohl am effektivsten. Janjicic ist aber etwas vielseitiger als Aliu oder Zumberi veranlagt, und kann auch weiter hinten eingesetzt werden. Ebenfalls ein ’98er-Jahrgang wie Janjicic ist der aktuell zum U21-Kader gehörende Lavdrim Rexhepi – ebenfalls ein 10-er und ein junger Mann für offensive Glanzpunkte mit einem aussergewöhnlichen Linken Fuss, welchem aber die defensive Diszplin und notwendige Stabilität für den Profifussball bisher abgeht. Im ’02-er Jahrgang und jünger gibt es weitere interessante 10-er Kandidaten in der Academy.

Das Team des FC Chiasso, in welches sich Aliu innerhalb von wenigen Tagen integrieren will, kann man als die „Desperados“ des Schweizer Profifussballs bezeichnen. Seit mehreren Jahren wird jeden Sommer die Mannschaft der Südtessiner fast komplett ausgetauscht. Diese Saison sind es mittlerweile insgesamt schon 30 neue Spieler, von denen ein Teil nach einem halben Jahr auch schon wieder weg ist. Chiasso besteht jeweils zum grössten Teil aus jungen Spielern, die den Sprung zum Profi noch nicht geschafft haben und sich an der Italienischen Grenze entschädigt meist deutlich unter dem Minimallohn-Niveau ein (häufig letztes oder vorletztes) Jahr Zeit geben wollen, um auf diesem Weg ihre Chance noch zu packen. Nach dem einen Jahr strömen die Spieler dann in alle Windrichtungen wieder auseinander. Viele wechseln in den Spitzenamateurfussball zu Mendrisio, Bellinzona, Brühl, Black Stars oder Köniz und bauen gleichzeitig an ihrer Zukunft neben dem Fussball. Andere schaffen hingegen den Schritt zu einem etwas besser situierten Challenge League-Klub wie Wil, Schaffhausen oder Vaduz. Glücklich schätzen kann sich, wer es zu einem Bulgarischen oder Rumänischen Mittelfeldklub wie Beroe Stara Zagora oder Gaz Metan Medias schafft – oder gar zum FC Thun!

Die fussballerische Qualität, die im Kader des FC Chiasso steckt, ist dabei vergleichsweise hoch. Die meisten Spieler sind gut ausgebildet, Konkurrenten auf der Position von Aliu wie Bahloul, Antunes, Doldur, Wolf oder Huser gehören zu den talentiertesten Mittelfeldspielern der Challenge League. Liga-Konkurrenten wie Stade Lausanne-Ouchy oder Kriens bringen aber den Vorteil mit, dass sie ein über Jahre gewachsenes Mannschaftsgefüge zur Verfügung haben. In den letzten Saisons haben die wild zusammengewürfelten „Desperados“ aus Chiasso im Abstiegskampf trotzdem immer wieder einen erstaunlichen Teamgeist und Überlebenswillen entwickelt und sich schlussendlich (teils dramatisch) retten können. Diese Qualitäten werden sie nach nur drei Siegen in der Vorrunde (gegen Lausanne, Aarau und Wil!) diesmal speziell benötigen. Wie viel Aliu angesichts des grossen Kaders zum Einsatz kommen wird, ist noch nicht klar. Wenn er aber die Ansätze, welche er zuletzt in den Testspielen mit der 1. Mannschaft des FCZ gezeigt hat, zu einer Reihe von reifen Leistungen ausbauen kann, dann könnte der 20-jährige Adliswiler zu einem wichtigen Baustein einer weiteren wundersamen Geschichte der Desperados aus Chiasso werden.

Mehr zu Izer Aliu auf Züri Live: zum Lesen…

…und zum Hören (Interviews mit und über Izer Aliu aus den letzten drei Jahren):

Chiasso schafft in extremis den Klassenerhalt (26.05.2019):

«Ach dieser FCZ!» – Tages-Anzeiger in Abstiegsgefahr

Berechtigte Zurechtweisung und Kritik gibt es in verschiedenen gesellschaftlichen Konstellationen. Der Richter gegenüber dem Angeklagten, die Eltern gegenüber ihren Kindern, Lehrer bei Schülern oder Arbeitgeber mit Mitarbeitern. Basis dafür ist erstens die gesetzlich legitimierte Autorität und zweitens ein hohes Mass an Kompetenz und Wissen. Sportjournalisten und -medien haben keine gesetzlich legitimierte Autorität. Sie sind alle selbsternannte Kritiker. Daher wäre es umso wichtiger, dass dafür wenigstens ein hohes Mass an Kompetenz und Wissen vorhanden wäre.

Wer die sportliche Führung eines Super League-Klubs kritisiert, müsste eigentlich selbst journalistisches Super League-Niveau an den Tag legen – im Minimum. Die Zweifel mehren sich Tag für Tag, ob diese Voraussetzungen auf dem Platz Zürich wirklich gegeben sind. Zeitungsartikel über den hiesigen Fussball erinnern eher an einen Vater, der seinen kleinen Sohnemann dafür kritisiert, die Schuhbändel nicht geschnürt zu haben, dabei ist dessen Schuhwerk mit Klett-Verschluss ausgerüstet. So ein Gefühl erschleicht den Leser des Artikels von Thomas Schifferle (und Florian Raz) über den FC Zürich im Tages-Anzeiger. Da heisst es zum Beispiel:

«Auf einmal ist Neuenburg der Nabel für die Zürcher Fussballwelt. Aus Neuenburg kommt der Xamax FCS, der letzten Sommer Aufsteiger in die Super League war und gleich als erster Kandidat auf den Abstieg gehandelt wurde.»

Was soll man dazu sagen? Ja, Xamax wurde als Absteiger gehandelt – vor allem in den Massenmedien. Der FCZ hingegen hatte in der Challenge League-Saison vier heisse und enge Duelle mit Xamax ausgefochten und kannte schon vor der Saison die Qualitäten dieser Mannschaft sehr gut.

Weiter wird im «Tagi» mit grossem Bedauern über das Fehlen von Xamax’ Raphaël Nuzzolo am kommenden Samstag lamentiert:

«Sein einziges Glück ist, dass ­Xamax auf seinen überragenden Topskorer Raphaël Nuzzolo verzichten muss, weil er in Thun für ein Dutzendfoul verwarnt wird und darum gesperrt ist.»

Nuzzolo traf mit gestrecktem Bein nur den Mann. Ein nicht weniger schwerwiegendes Foulspiel, als beispielsweise dasjenige, welches zur Gelb-Roten Karte des Thuners Chris Kablan führte.

Weiter im Text:

«In Zürich dachten sie bei GC und beim FCZ nicht im Traum daran, dass sie diese Saison in Tabellenregionen landen würden, wo Xamax erwartet wurde. Europa League hiess ihre Vision, Platz 4. Ein Leben auf grossem Fuss. Zürcher Träume halt.»

Was soll hier auf salopp-populistische Weise ausgedrückt werden? Doch nicht etwa ein Zürich-Bashing im Facebook-Kommentar-Stil? Und das in einer Zeitung mit dem Zürcher Wappen im Logo? Jeder in dieser Liga träumt vom Europacup und dies völlig zurecht, denn alle Super League-isten haben da schon gespielt, und für viele, darunter auch für den FCZ, ist das noch nicht so lange her… – etwas mehr als zwei Monate, um es genau zu sagen.

«GC und der FCZ zahlen für die gleiche Schwäche: ihre fatale Verblendung.»

Zumindest in Bezug auf den FCZ trifft der Begriff «Verblendung» sicherlich nicht zu. Die Ziele, die er sich aktuell gesetzt hat, hat er auch in der Ära Canepa schon mehrmals erreicht. Man jagt also keine Fata Morgana.

«Je 20 Millionen geben sie aus, um in der Super League zu spielen. Den Misserfolg könnten sie auf jeden Fall auch billiger haben.»

FCZ und GC spielen nicht nur in der Super League, sondern zusätzlich in der Promotion League / 1. Liga, Nationalliga A (Frauen) und Dutzenden von Junioren- und Juniorinnenligen. 20-23 Millionen ist der Aufwand für den Gesamtverein inklusive Nachwuchs, Frauen, Trainingszentrum, (Stadion-)Mieten, Sicherheit, Reisen, Administration und so weiter. St. Gallen hat ca. 27 Millionen Gesamtaufwand, Luzern 25 Millionen und selbst der «kleine FC Thun» in einem preislich vergleichsweise günstigen Umfeld im Berner Oberland kommt auf mehr als 13 Millionen. Die laufenden Ausgaben für die 1. Mannschaft liegen für alle Super League-Teams ausser Basel, YB (und Sion) im einstelligen Millionenbereich oder knapp darüber. Die finanziellen Unterschiede unter den Teams auf den Rängen 3-10 sind klein im Vergleich zur Diskrepanz nach oben – und dies wird durch die aktuellen Punkteabstände ziemlich genau wiedergegeben. Gemessen an den Cuptiteln und Europacupteilnahmen der letzten Jahre hat der FCZ deutlich mehr aus seinen finanziellen Möglichkeiten herausgeholt, als mancher Ligakonkurrent.

«Bei den Grasshoppers beginnt das noch ein wenig früher als beim FCZ, vor fünf Jahren schon, als Stephan Anliker Präsident wird. Mit seinem Namen steht er für ihren Zerfall. Er steht für den fatalen Hang bei GC, aufs falsche Personal zu setzen. Das beginnt beim CEO (Manuel Huber), geht weiter über die diversen Sportchefs (Rapic, Thoma, Huber, Walther) und Trainer (Bern­egger, Yakin, Fink und Stipic) bis zu den Spielern.»

Sind Bernegger, Yakin, Fink und Stipic wirklich pauschal schlechte Trainer? Und Rapic, Thoma, Huber und Walther alle schlechte Sportchefs? Praktisch alle diese Personen haben im Verlauf ihrer Karriere auch schon erfolgreich als Trainer oder Sportchef gearbeitet. Dass die jetzigen Resultate schlecht sind, weiss jeder. Aber lag es wirklich an der grundsätzlichen Qualität des Trainer- und Sportchef-Personals? Und wie genau kommt der «Tagi» zu diesem Schluss? (Zeigefinger anfeuchten und in die Luft halten gilt als Antwort nicht)

«Was die Spieler betrifft, ist die Liste fast ein Buch lang. Wer das aktuelle Kader anschaut, der kann nur den Kopf darüber schütteln, was sich Mathias Walther und Thorsten Fink bei seiner Zusammenstellung gedacht haben. Im Dezember zum Beispiel sagte Fink noch, ein, zwei Spieler würden sie noch holen, nicht mehr. Und was passierte? Sechs kamen, aber alle sechs sind Fehlgriffe, ­angefangen bei den teuersten: ­Yoric Ravet und Caiuby.»

«Gedacht» haben sich Walther und Fink genauso wie alle anderen Sportlichen Verantwortlichen in der Super League sicherlich sehr viel. Sie haben einen Souleyman Doumbia definitiv übernommen und diesen dann nur ein halbes Jahr später für das Zehnfache weiterverkaufen können. Sie haben Spieler für die bei hiesigen Fussballexperten und -journalisten so gerne zitierte «Achse», das Grundgerüst der Mannschaft geholt, wie Raphael Holzhauser, Arlind Ajeti, Nathan oder Marco Djuricin. Dazu für Super League-Verhältnisse durchaus überdurchschnittliche Talente wie Diani, Goelzer oder Ngoy.

Wenn es geklappt und die Mannschaft zusammengefunden hätte, hätte der «Tagi» von «weitsichtiger Transferpolitik mit System» geschrieben. Nun hat es aber nicht geklappt, und der Tagi kann wichtigtuerisch «nur den Kopf darüber schütteln». Ohne als Beweis einen Artikel vorweisen zu können, in welchem man schon zum Zeitpunkt der Verpflichtung von Spieler X oder Spieler Y gewusst hat, dass dieser wegen Grund A, B und C nichts reissen wird.

Ganz im Gegenteil: im Februar schrieb nämlich der «Tagi» über Yoric Ravet: «Die willkommene Inspiration für die bisher in dieser Saison so berechenbare GC-Offensive». Und über Caiuby: «Nun ist er da, der Retter des Rekordmeisters – zumindest soll er es werden».

«Sie kamen von den Ersatz­bänken der Bundesliga mit der Vorstellung, bei GC um vordere Plätze zu spielen.»

Tatsächlich? Wie ist das zu verstehen? Ravet und Caiuby sind in der Winterpause nach Zürich gekommen, und haben sich erst nach Vertragsunterschrift darüber informiert, auf welchem Tabellenplatz GC liegt?

«Serey Dié bringt das ­Realitätsdenken zum Ausdruck, das bei Xamax vorherrscht. ­Daran kann nicht einmal mehr Präsident Binggeli etwas ändern, der sich aus dem Schatten von Trainer Stéphane Henchoz lösen will und sich zunehmend als Selbstdarsteller gefällt.»

Im Februar schrieb der Tages-Anzeiger zum Trainerwechsel von Michel Decastel zu Stéphane Henchoz: «Man wolle mit der Trainerentlassung für den «notwendigen Elektroschock sorgen, damit die Mannschaft für die nächsten wichtigen Spiele neue Energiezufuhr erhält», erklärte Xamax-Präsident Christian Binggeli den eher unerwarteten Schritt. Vorerst übernimmt Decastels bisheriger Assistent Stéphane Henchoz die Mannschaft. Der 44-jährige frühere Internationale und Verteidiger von Liverpool war noch nie in der Super League als Cheftrainer tätig.»

Weitherum haben Journalisten und Experten im Februar Präsident Binggeli für dessen Trainerwechsel von Decastel zu Henchoz kritisiert. Nun bezeichnen dieselben Experten Binggeli als «Selbstdarsteller», weil er den Vertrag mit Henchoz nicht verlängert… Wir reden hier zudem von demjenigen Binggeli, der Xamax mit seinem kleinen Team von der 2. Liga Interregional zurück in die Super League geführt hat. Und welcher zu 100% demjenigen Präsidententypus entspricht, nach welchem nach der Ära Chagaev alle verlangt hatten: vernünftig wirtschaftend, systematisch planend, langfristig orientiert, über den aktuellen Totomat hinausgehend, mit viel Realismus, Step by Step. Eben genauso einer, der aufgrund der Planungen im Juniorenbereich unabhängig von Abstieg oder Klassenerhalt einen dazu passenden Coach wie Joël Magnin für die Profis holt, und sich bewusst ist, dass die aktuelle Mannschaft trotz der aktuellen Erfolgswelle ihren Zenit bald überschritten haben wird.

«Bei GC müssen nun Stephan Rietiker als Präsident und Uli Forte als Trainer die Scherben aufkehren. Die Schuldigen dagegen lassen es sich gut gehen. Walther postet Bilder aus Istanbul, während GC leidet, Fink kassiert selbst nach seiner Entlassung 44’000 Franken im Monat.»

Und was ist genau der Vorschlag? Reiseverbot für alle ehemaligen Sportchefs? Freiwilliger Lohnverzicht für ehemalige Trainer? Einen Profi-Fussballklub zu führen, ist um ein vielfaches schwieriger, als Zeitungsartikel zu schreiben. Es reicht, ein klein bisschen schlechtere Entscheidungen getroffen zu haben, als die Mitkonkurrenten, und man steigt ab. Auch ganz ohne, dass es Scherben gegeben hat, oder dass man im Strafrechtsjargon gleich von «Schuldigen» sprechen muss.

«Und der FCZ? Ach, dieser FCZ!»

Achtung! Jetzt wird’s dramatisch!

«Er hat sich bei den Transfers genauso verkalkuliert wie GC. Spätestens im Winter hätte er darauf reagieren müssen, dass er nach den Abgängen von Raphael Dwamena und Michael Frey im letzten Sommer keine Stürmer hat, die zu seinen Plänen passen.»

Der Gambische Nationalspieler Assan Ceesay ist ein ähnlicher Stürmertyp wie Raphael Dwamena. Beide sind schnell und bringen mit ihrem Rechten Fuss wenig zustande. Ceesay hatte in der Vorrunde verletzungsbedingt wenig gespielt und war im Winter wieder gesund. Einen Michael Frey verpflichten zu können, war hingegen für einen Klub mit den Möglichkeiten des FCZ ein Glücksfall –  dank dessen Situation bei YB und der persönlichen Beziehung zum damaligen Trainer Uli Forte. Genauso war es Pech, ihn im letzten Herbst kurz vor Transferschluss abgeben zu müssen. Wegen des Wertverfalls der Türkischen Lira mussten die Spitzenklubs vom Bosporus ihre Stars verkaufen. Plötzlich gab es für jemanden wie Frey kurzfristig die Chance, zu einem Grossklub wie Fenerbahce wechseln zu können, wo nicht lange zuvor noch ein Giuliano, Emenike oder Robin Van Persie gestürmt hatten. Der Tages-Anzeiger hätte den FCZ ganz sicher kritisiert, wenn dieser Frey gezwungen hätte, in Zürich zu bleiben, und dessen Leistungen dann nicht mehr gepasst hätten. Für einen Klub wie den FCZ ist es alles andere als selbstverständlich, einen solchen Stürmer adäquat ersetzen zu können – und in einem Wintertransferfenster sowieso praktisch unmöglich. Versucht hat mans sicherlich.

«Er holte Spieler, ja, aber für die U-21, weil er da angeblich unterbesetzt war. «

«Angeblich»? Der FCZ hat schon seit vielen Jahren Mühe, Stürmer mit dem benötigten Level aus der U18 in die Promotion League-Equipe zu bringen. Entweder sie werden schon vorher von einem ausländischen Klub abgeworben, oder es ist im jeweiligen Jahrgang gar kein Stürmer auf diesem Niveau vorhanden. Nur drei Super League-Klubs unterhalten eine Promotion League-Mannschaft. Basel ist schweizweit top in der Entwicklung junger Stürmer. Sion hingegen verpflichtet einen grossen Teil seiner U21 extern. Der FCZ wiederum bringt auf anderen Positionen viele gute Talente heraus, hatte aber seit Josip Drmic (vor bald 10 Jahren) kein Sturm-Toptalent aus der eigenen U18 mehr. Man ergänzt daher die Promotion League-Mannschaft schon seit vielen Jahren auf dieser Position mit Spielern aus auswärtigen Nachwuchsabteilungen – die Namen Jordi Nsiala, Aldin Turkes, Kilian Pagliuca oder Shpetim Sulejmani sind dem Tages-Anzeiger vielleicht ein Begriff – vielleicht aber auch nicht… Bei U21-Spielen im Heerenschürli sucht man auf jeden Fall Tages-Anzeiger Sportjournalisten jeweils vergebens. Wie kommt es daher zu dieser Einschätzung einer «angeblichen» Unterbesetzung? Fakten? Wissen? Oder eine weitere flapsige Behauptung ohne jegliche Basis?

«Dafür gibt er Victor Palsson ab. Und macht Kevin ­Rüegg zum Nachfolger des Isländers als Captain. Sportchef Thomas Bickel sagt, dieser Entscheid verkörpere die Philosophie des FCZ. Rüegg allerdings ist überfordert mit der Aufgabe, mit seinen 20 Jahren ist er alles, nur keine Führungsfigur, kein Palsson. Nicht jeder ist in diesem ­Alter ein Matthijs de Ligt.»

Wenn im Winter statt Victor Palsson Antonio Marchesano nach Deutschland gewechselt wäre, dann würde nun dieser vom «Tages-Anzeiger» in den Himmel gelobt. Palssons miserable Leistungen vor und nach der Winterpause vor Jahresfrist hatten wohl auch ihren Anteil an der damaligen Freistellung von Trainer Uli Forte. Der Isländer hat in seiner Karriere ständig den Klub gewechselt. Er wollte schon im Sommer gehen – und würde man den Leistungen Palssons heute auf dem Platz ansehen, dass er eigentlich weg wollte, würde der FCZ vom «Tagi» auch bei ihm heftig dafür kritisiert werden, ihn nicht gehen gelassen zu haben. Kevin Rüegg macht persönlich eine gute Entwicklung durch. Er hilft zugunsten der Mannschaft wegen Verletzungen im Mittelfeld aus, was auf der sportlichen Schiene kein Vorteil für ihn ist.

«Je schlechter die Resultate geworden sind, desto mehr haben Präsident Ancillo Canepa und Trainer Ludovic Magnin dazu ­geneigt, über die Schiedsrichter herzuziehen. Canepa nennt sie «dünnhäutig», ausgerechnet er»

Mit gleichen Ellen gemessen müsste man dann analog schreiben: „Der Tages-Anzeiger neigt dazu, über Ancillo Canepa herzuziehen“, denn er bezeichnet diesen ja hier ebenfalls implizit als dünnhäutig. Wäre nicht schlimm, aber dann müsste fairerweise an dieser Stelle auch eine Tagi-Einschätzung der Schweizer Fussball-Schiedsrichter folgen. Vielleicht empfindet der „Tagi“ ja einzelne Schweizer Schiedsrichter ebenfalls als dünnhäutig, aber dies zuzugeben würde die ganze Rhetorik über den Haufen werfen. Oder man hat gute Begründungen, warum dies nicht so ist.

«Magnin bezeichnet sie einmal gar als «Betrüger».»

Magnin bestreitet dies – das müsste zumindest erwähnt werden. Oder war der «Tagi» live dabei?

«Lange haben sie von zwei ­Siegen gelebt: von jenem vor einem Jahr im Cupfinal gegen YB und jenem im Oktober in der Europa League gegen Leverkusen. Magnin nutzte das, um sich als Trainer für grosse Spiele zu inszenieren. Inzwischen ist er nur noch ein Trainer für Niederlagen, acht sind es allein in der Rückrunde.»

Da wird wieder einiges verdreht, verschwiegen und misinterpretiert. Erstmal: Magnin ist als Spieler mit dem kleinen Yverdon in die Super League aufgestiegen, wurde als einer von ganz wenigen Bundesligaspielern der Geschichte mit zwei verschiedenen Klubs Deutscher Meister, ohne jemals bei Bayern gespielt zu haben – und in der Nationalmannschaft spielte er ebenfalls am besten, wenn es gegen grosse Gegner oder um wichtige Spiele ging. Als Trainer der FCZ U18 beendete er die Finalrunde auf dem fünften Platz, sein Team legte dann in den Playoffs einen Steigerungslauf hin, war in Viertelfinal, Halbfinal und Final gegen Servette, Basel und GC jeweils das bessere Team und wurde Schweizer Meister (im Bild unter anderen: Maren Haile-Selassie, Kevin Rüegg, Fabian Rohner, Bojan Milosavljevic, Dimitri Volkart, Gianni Antoniazzi, Arbenit Xhemajli). Als kurzzeitiger Co-Trainer der 1. Mannschaft gewann er an der Seite von Uli Forte den Schweizer Cup. Magnin war nie ein herausragender Spieler und als Trainer hatte er erst einen sehr kleinen Weg zurückgelegt, trotzdem riefen er und seine Teams zumindest in den «grossen Spielen» überdurchschnittlich häufig die Bestleistung ab und überzeugten durch Mentalität. Magnin als «Mann für die grossen Spiele» ist keine «Inszenierung», sondern schlichtweg Fakt aus Sicht eines aufmerksamen Chronisten. Nur für jemanden, der Magnin als Trainer noch nicht kannte und sich auch nicht mehr richtig an seine Spielerkarriere erinnern konnte, musste das seltsam klingen. «Ein Mann für die grossen Spiele» zu sein, bedeutet ja eben gerade nicht, dass man alles gewinnt – sonst wäre man ja der «Mann für alle Spiele». Es ist die Bezeichnung für jemanden, der weit davon entfernt ist, herausragend zu sein, es aber immer wieder in entscheidenden Momenten schafft, im Team über sich hinauszuwachsen. Und dies setzte sich in seiner Funktion als Cheftrainer der 1. Mannschaft fort: Meisterschaftsderby verloren, aber danach den Cup-Halbfinal gegen den gleichen Gegner gewonnen, Cupsieg im Wankdorf gegen Meisterschaftsdominator YB, einziger Sieg gegen den FCB in den letzten fünf Jahren (4:1) und in der ersten Hälfte der Europa League-Gruppenphase alle drei Spiele gewonnen. Gute erste Meisterschaftshälfte, aber dann eine Krise im Frühling.

«Der Vielredner kann ebenso wenig ausblenden, dass unter ihm kein Spieler besser geworden ist.»

Im Ernst? Yannick Brecher ist besser und konstanter als noch unter Uli Forte, Andreas Maxsø hat sich zu einem Top-Super League-Innenverteidiger entwickelt, Levan Kharabadze innert kürzester Zeit ans deutlich höhere Niveau in der Schweiz angepasst, die ultrajungen Sohm, Krasniqi und Omeragic wurden im richtigen Moment eingesetzt und überzeugten alle in grossem Masse. Der von vielen als «talentfrei» bezeichnete Fabio Dixon, welcher selbst in der U21 nicht zu den Überfliegern gehörte, kam in Neuenburg rein und rettete der Mannschaft bei seinem ersten Super League-Teileinsatz einen Punkt. Sogar Alain Nef und Andris Vanins scheinen im „hohen“ Alter wieder besser zu werden. Der von Uli Forte verschmähte Toni Domgjoni spielt als Stammspieler auf konstant gutem Super League-Niveau. Izer Aliu war vor seiner Verletzung auf gutem Weg zum Stammspieler. Dem über seine ganze Karriere hinweg immer in der Zweiten Reihe / Liga stehenden Antonio Marchesano gelangen unter Magnin im Cupfinal und gegen Leverkusen endlich die grossen Spiele, von denen er immer geträumt hatte. Auch ein Palsson oder Thelander zeigten im Cupfinal ihr mit Abstand bestes Spiel im FCZ-Dress. Benjamin Kololli, der sich bisher in seiner Karriere nie über längere Zeit auf Super League-Niveau etablieren konnte, versetzte Magnin in den Sturm, wo der Waadtländer besser zur Geltung kommt. Stephen Odey hat sich schneller als erwartet entwickelt, und Mirlind Kryeziu unter Magnin wieder an die Startelf rangekämpft. Kevin Rüegg wurde von Magnin mehrheitlich auf der Rechten Seite eingesetzt, wo Rüeggs Stärken deutlich besser zur Geltung kommen und wo er auch international auf sich aufmerksam machen konnte. Pa Modou ist konstanter geworden und schiesst neuerdings dank Sondertraining Tore mit Rechts und per Kopf. Selbst der «Forte-Spieler» Adi Winter hat seinen Züri Live-Notenschnitt diese Saison nochmal leicht gesteigert, und auch Salim Khelifi sich im Vergleich zu seiner schwierigen Zeit zuletzt in Braunschweig wieder etwas gefangen. Hekuran Kryeziu hat sich beim FCZ unter der Ägide Magnins im Offensivspiel verbessert, spielt schneller und direkter. Der in der Winterpause dazugestossene Joel Untersee zeigte nach harzigem Beginn zuletzt vor seinem zweiten verletzungsbedingten Ausfall vier Spiele in Folge gute bis sehr gute Leistungen. Assan Ceesay hat sich bis zu seinem mässigen Auftritt in Basel zuletzt Spiel für Spiel gesteigert. Lavdim Zumberi, dessen Super League-tauglichkeit in der Vergangenheit immer etwas fraglich war, zeigte in Napoli und gegen Basel erstaunlich reife Auftritte.

Nun ist es natürlich möglich, dass man bei einzelnen Spielern unterschiedliche Meinungen vertreten kann. Aber einfach salopp einen Satz wie «kein Spieler ist besser geworden» in die Druckerpresse zu schicken ohne Begründung, Beweise, Beispiele? Das ist schwach! Der Eindruck entsteht, dass die Autoren sich zu dieser Aussage gar nicht wirklich Gedanken gemacht haben. Aus Sicht von Züri Live jedenfalls kann man den Faktor «Entwicklung der Einzelspieler» als möglichen Grund für die aktuelle Resultatmisere streichen. Daran liegt es am wenigsten.

Fazit: es ist alles noch viel schlimmer für Zürich als gedacht. Nicht nur ist GC so gut wie abgestiegen, und der FCZ hat schwere Aufgaben vor sich, sondern auch der Tages-Anzeiger ist in akuter Abstiegsgefahr – von der 2. Liga Interregional in die 2. Liga Regional des Journalismus.

(Bild Drmic: CC BY-SA 3.0 Steindy, Ravet: CC BY-SA 3.0 Ludovic Peron, Tages-Anzeiger: CC BY-SA 4.0 Steven Lek no changes)

Mit Rüegg und Stettler läufts besser – Überblick Länderspiele

Bei der 0:3-Heimniederlage gegen Wales vor spärlichem Publikum in Biel nicht eingesetzt, kam Kevin Rüegg in Ovidiu bei Constanta am Schwarzen Meer gegen Rumänien zu seinem U21-Nati Début, und war nach YB-Flügel Jordan Lotomba der jüngste Spieler im Kader. Mit Rüegg lief es bei den starken Rumänen (bisher ohne Punktverlust) besser – die „kleine Nati“ erreichte ein 1:1. Lag es daran, dass der Zürcher im Herbst gleichenorts bereits in der UEFA Youth League mit dem FCZ engagiert war? Die Schweizer 1:0-Führung in der 19.Minute war eine FCZ Academy Co-Produktion. Dimitri Oberlin verwertete per Kopf eine laut SFV „genaue Flanke“ von Nicolas Stettler. Auch Stettler war im Vergleich zum Wales-Match neu für Rhyner in die Startformation gekommen, Hefti rückte in die Innenverteidigung. Nicht zum Einsatz kam auch im zweiten Spiel Nils Von Niederhäusern. Zwischen den beiden Partien hatte der Winterthurer zusammen mit Rüegg und Stettler Züri Live Red und Antwort gestanden. Djibril Sow fehlte verletzt, wie auch noch ein paar weitere potentielle U21-Leistungsträger.

Fabian Rohner kam mit der U20-Nati in Polen 12 Minuten und in Winterthur gegen England eine Minute zum Einsatz. Beide Partien endeten 0:0. Es war der Beginn der früher sogenannten „Internationalen Spielrunde“ (neuer Name: „Elite League“) auf dieser Stufe mit jahrelang vier Nationen an sechs Terminen (gegen jeden einmal zu Hause und auswärts). Lange Zeit nahmen an dieser die Schweiz, Italien, Deutschland und Österreich teil. Letztere wurden irgendwann durch Polen ersetzt. Nun kommen mit Portugal, Niederlande, England und Tschechische Republik vier weitere Länder dazu (sieben Termine, gegen jeden nur einmal). In beiden Partien hatte die U20 ein Chancenplus zu verzeichnen, auch wenn die Möglichkeiten gegen England hauptsächlich durch schnelle Konter zustande kamen. Vasilije Janjicic spielte in Polen im Mittelfeld neben dem Aarauer Mats Hammerich, gegen England agierte der beim HSV engagierte junge FCZ-ler als vorderster Mann in der Spitze.

Auch die U19-Nati erzielte zwei Mal kein Tor und verlor in Fribourg erst gegen die Slowakei mit 0:3, spielte dann zwei Tage später gleichenorts gegen Deutschland 0:0. Maren Haile-Selassie kam im ersten, Izer Aliu in der zweiten Partie über die volle Spielzeit zum Einsatz. Aliu wurde zudem im ersten Spiel eingewechselt. Der aus dem FCZ-Nachwuchs stammende Nishan Burkhart (Manchester United) kam in beiden Partien teilweise zum Einsatz. Die U17-Nati kommt von einem internationalen Turnier in Österreich ebenfalls mit einer negativen Bilanz nach Hause: Ein 6:0-Sieg gegen Finnland wird eingerahmt von zwei Niederlagen – 0:2 vs. Tschechische Republik, 0:3 gegen Österreich. Fünf Spieler aus der letztjährigen U16-Meistermannschaft des FCZ waren dabei. Mittelfeldspieler Bledian Krasniqi gehörte gegen Finnland zu den Torschützen. In diesem Spiel kamen mit Ilan Sauter, Filip Frei und Guillaume Furrer zudem insgesamt vier der fünf FCZ-Akteure im Aufgebot zum Einsatz. Bei der Niederlage gegen Österreich stand nur Sauter in der Anfangsformation, gegen die Tschechische Republik Furrer gemeinsam mit Simon Sohm (Captain in diesem Spiel). Andris Vanins schliesslich bleibt mit Lettland in der WM-Qualifikation nach dem 1:3 in Ungarn und dem 0:3 gegen die Schweiz auf dem letzten Platz der Gruppe „B“. Das war an diesem Wochenende der einzige Spieler aus dem Kader des Super League-Leaders mit A-Nationalteameinsätzen.

 

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