Berner bringt die FCZ-Junioren Burkart und Di Giusto – FCZ ohne Brecher, Kryeziu, Aliti, Dzemaili / FCZ – Winterthur Vorschau und Matchblatt

Der FCZ hat in den bisherigen zwei von acht Derbys der Saison jeweils 1:1 gespielt und hat in diesen beiden Partien somit zwei Drittel seines bisher mageren Punktekontos gefüllt. Winterthur konnte den FCZ mit einem Auswärtssieg in Sion am letzten Wochenende auf den letzten Platz verdrängen. Die Eulachstädter haben diese Saison schon mehrmals die taktische Formation gewechselt und treten nun wieder ähnlich formiert wie in der Aufstiegssaison an. Wie beim FCZ heisst es “back to the roots“.

Aufgrund der Ausfälle von Samir Ramizi (gesperrt) und des formstarken Samuel Ballet (verletzt) können im Letzigrund die beiden FCZ-Junioren Matteo Di Giusto und Nishan Burkart für Winti in der Startformation auflaufen. Burkart leitete im Wallis mit seiner ersten Aktion das Game Winning Goal von Samuel Ballet ein. Auf seinen Antritt sollte die FCZ-Hintermannschaft gefasst sein.

Der FCZ könnte wieder ähnlich auflaufen wie im Stadtderby vor einer Woche, was bedeuten würde, das Bledian Krasniqi Fabian Rohner ersetzt.

Die Aufstellungen sind publik! Der FCW tritt genau so an, wie in der Vorschau vermutet.

Beim FCZ gibt es hingegen mehrere Änderungen: Brecher und Aliti fallen zusätzlich verletzt / rekonvaleszent aus. Kryeziu und Dzemaili sitzen auf der Ersatzbank. Nikola Katic hat gegen PSV in der Schlussphase überzeugt und spielt zum ersten Mal von Beginn an. Sein Name ist im FCZ-Dress eine Verpflichtung!

279. Derby Aufstellungen

Gastgeber GC läuft gegen den FCZ voraussichtlich mit einem 3-4-1-2 auf. Zuletzt hat Coach Contini sein Team immer wieder umgestellt und sah sein Team etwas vom Saison-Anfangsschwung verlieren. Tsiy Ndenge stand im Testspiel beim VfB Stuttgart (1:2) erstmals wieder in der Startformation. Seko und Loosli fehlen rotgesperrt.

Beim FCZ sind nicht grosse taktische Änderungen zu erwarten. Marchesano wird wohl zusammen mit Tosin den Zweimannsturm bilden. Mit Okita hat der FCZ ebenfalls einen Spieler wegen Rotsperre auf der Tribüne. Die Linie der Referees in dieser Saison in Bezug auf Platzverweise ist relativ streng. Jonathan Okita wurde zuletzt aber zu Recht zum zweiten Mal hintereinander vom Platz gestellt. Nikola Katic ist erstmals auf der Bank mit dabei.

FCW mit neuer taktischer Ausrichtung / Winterthur – FCZ Derby-Vorschau

Nach sechs Jahren kommt es wieder zum Kantonsderby! Dank dem dramatischen Aufstieg des FCW letzte Saison diesmal in der Super League! Zürich ist der einzige Kanton der Schweiz, in dem ein Duell von zwei Grossstädten überhaupt möglich ist. Im Juli 2016 kamen im Letzigrund mehr als 13’000 Fans zum damals ersten Kantonsderby seit damals mehr als 21 Jahren. Es war der erste Wettbewerbseinsatz des ehemaligen FCW-Mittelfeldspielers Antonio Marchesano für den FC Zürich. Dieser die folgenden sechs Jahre des Stadtclubs stark mitgeprägt und sollte in Kürze zu seinem 200. offiziellen Spiel für den FCZ kommen.

Diesmal kein Nebel – und neue taktische Ausrichtung in Winterthur

Die Wege der beiden „Schwesterklubs“, die 1896 fast gleichzeitig gegründet worden waren, kreuzten sich in den folgenden 125 Jahren erstaunlich selten. Nur von Mitte 60er bis Mitte 70er-Jahre gab es eine Zeitperiode, wo man sich mehr als ein Jahrzehnt lang Saison für Saison duellierte. Beide Klubs hatten zu dieser Zeit ihre Hochblüte. In der Challenge League-Saison 16/17 konnte der FCZ gegen das damals in der Liga eine schlechte Phase durchlebende Winterthur drei Siege und ein Unentschieden erzielen. Unvergessen dabei auch das „Nebel-Spiel“ auf der Schützenwiese im Dezember, das auch für die Kommentatoren von Züri Live eine Herausforderung darstellte. Das im wahrsten Sinne des Wortes undurchsichtige Spiel liess viel Raum für Spekulation, Interpretation, Träume und Wunschvorstellungen.

Diesmal trifft man sich aber an einem klaren Sommertag anschliessend an die Street Parade auf der für die Super League leicht umgebauten Schützi. Winterthur hat nach den Auftaktpartien gegen Basel, St. Gallen und Lugano (total 1 Punkt) das System und die Spielweise radikal umgestellt. In Genf gegen Servette hat dies letzte Woche schon ziemlich gut funktioniert, und man verlor etwas unglücklich durch einen Penalty in der Schlussphase mit 0:1. Bruno Berner liess sich bei der Neuausrichtung seiner Mannschaft ganz offensichtlich von Mario Frick’s FC Vaduz inspirieren, welcher mit dem gleichen System und Spielweise in der Rückrunde der Saison 20/21 (mit den heutigen Winterthurern Schmid und Di Giusto) gleich viele Punkte wie der FC Basel holte und nur knapp den Klassenerhalt verpasste.

Mehr Fragezeichen beim FCZ vor der Partie

Das 5-4-1 mit Rhombus hat Berners Mannschaft in Genf bereits gut umgesetzt. Man zieht sich in der Regel zurück und lauert auf Konter, läuft dabei den Gegner aber teilweise bereits im Mittelfeld aggressiv an. Entscheidend für das Funktionieren der Spielweise ist, dass die vier Mittelfeldspieler sich seitlich schnell verschieben und häufig in Ballnähe eine Überzahl schaffen. Mit Ball wird dann wann immer möglich direkt nach vorne gespielt. Innenverteidiger Yannick Schmid ist nach seinem Zusammenstoss mit seinem eigenen Torhüter Fayulu in Genf noch fraglich. Vier FCW-Spieler stammen aus dem FCZ-Nachwuchs (Gelmi, Cavar, Dakaj, Di Giusto) und drei weitere haben ebenfalls für den FCZ gespielt (Schättin, H. Kryeziu, F. Rodriguez).

Bringt Franco Foda beim FCZ in der Abwehr wieder die „Liga-Besetzung“ Omeragic und Mets? Oder setzt er auf die bewährten Kräfte Kamberi / Kryeziu / Aliti? Starten im Mittelfeld wie gegen Linfield Condé und Selnaes? Oder werden die beiden durch Hornschuh und Krasniqi ersetzt? Vorne wird der Deutsche Coach wohl nicht auf die formstarken Avdijaj und Marchesano verzichten. Gnonto könnte wieder für Tosin reinkommen. Fast sicher ist: Brecher, Boranijasevic und Guerrero werden wie immer dabei sein.

Link zu Züri Live-Beiträgen über Spiele gegen den FC Winterthur

Wie endet das erste Derby der Saison?

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FCZ kann Raum hinter GC-Abwehr nicht nutzen / FCZ – GC in der Züri Live-Analyse

Der FCZ bleibt im vierten Jahr in Folge die Nr.1 der Stadt, das war schon vor der Partie klar. Nach dem vierten Derby der Saison kann man zusätzlich sagen: ungeschlagen. Diesmal war der FCZ bei einem Expected Goals-Verhältnis von 2,35 zu 1,1 und insgesamt 20 Abschlüssen ineffizient, angefangen beim ersten in einem Wettbewerbsspiel für den FCZ verschossenen Penalty Antonio Marchesanos. Dies nach 14 verwandelten in Folge (ohne Berücksichtigung des Penaltyschiessens in Yverdon)! Der FCZ-Notenschnitt von Züri Live ist mit 5,6 der tiefste seit dem 1:0-Auswärtssieg in Sion in der 14. Runde. GC setzte fünf Spieler ein, die aus dem eigenen Nachwuchs stammen (Arigoni, Loosli, Morandi, Kacuri, Rastoder), der FCZ in Abwesenheit des gesperrten Mirlind Kryeziu nur vier (Brecher, Dzemaili, Krasniqi, Rohner).

Sturmduo Gnonto / Kramer kann Räume in die Tiefe nicht nutzen

GC setzte im 90er-Jahre Stil auf ein konsequentes Mittelfeldpressing. Die hintere Fünferreihe stand hoch und vor der Mittellinie setzten die drei Stürmer die Zürcher Hintermannschaft im richtigen Moment so unter Druck, dass es dem Breitenreiter-Team sehr selten gelang, einen präzisen Ball nach vorne zu spielen. Raum wäre speziell in der 1. Halbzeit hinter der GC-Abwehr vorhanden gewesen, aber da fehlte zu diesem Zeitpunkt ein Assan Cessay, welcher diesen Raum auch hätte ausnutzen können. Kramer und Gnonto erhielten nach ihren positiven Auftritten zuletzt in Bern die Chance von Beginn weg und konnten diese nicht nutzen. Gnonto blieb ungewohnt blass und Kramer fehlte das richtige Timing oder in anderen Situationen die Ballkontrolle.

Morandi / Bolla provozieren ungewohnte Abstimmungsprobleme bei Guerrero / Aliti

In der Hinterreihe mussten Omeragic, Mets und Aliti häufig ohne Absicherung in den Eins-gegen-Eins Duellen gegen Sène (Omeragic), Momoh (Mets) und Morandi (Aliti) bestehen. Der aus den Nachwuchsabteilungen des Team Ticino und GC’s stammende Giotto Morandi kam nach seinem Kreuzbandriss erstmals in der Startformation zum Einsatz. erzielte den Führungstreffer und stellte die linke Zürcher Seite unterstützt von Bendegúz Bolla auch im Pressing vor Probleme. Der abgesehen von seiner Torvorbereitung eher einen schlechten Tag einziehende Adrián Guerrero (ungewohnt viele Unpräzisionen) und Fidan Aliti hatten in dieser Partie Schwierigkeiten mit dem richtigen Timing beim situativen Wechsel von Manndeckung auf Raumdeckung und umgekehrt. Der tiefe Platz trug das Seinige dazu bei, dass der FCZ seine üblichen Stärken in Form von Offensiv-Automatismen nicht so wie üblich ausspielen konnte.

Omeragic und Dzemaili in der 2. Halbzeit am Anschlag

Der GC-Führungstreffer wurde durch einen Fehlpass Nikola Boranijasevics in der gegnerischen Hälfte eingeleitet und Becir Omeragic liess sich daraufhin im Mittelfeld nachdem ihm Kaly Sène den Ball eigentlich bereits „geschenkt“ hatte, diesen viel zu einfach vom Senegalesen wieder abluchsen. Boranijasevic hatte im dritten Viertel der Partie eine schwache Phase, in welcher ihm fast alles misslang. Er wird genauso wie Coric in Genf gesperrt sein, was einem mit zwiespältigen Erinnerungen mit dem Stade de Genève verbundenen Fabian Rohner zu einem Starteinsatz verhelfen dürfte. Omeragic baute ebenfalls nach der Pause stark ab, hatte speziell in der Rückwärtsbewegung grosse Probleme. Dies zog sich bis zu seinem verletzungsbedingten Ausfall hin – als ob die beiden Einsätze in der U21-Nationalmannschaft als Rechtsverteidiger zu viel für ihn gewesen wären. Die Meniskusverletzung holte er sich in einer Szene, in welcher er in der Rückwärtsbewegung zu wenig investierte und sich so selbstverschuldet in eine Stresssituation brachte. Auch der bereits in den ersten 45 Minuten ungenügend spielende Blerim Dzemaili baute im Verlauf der 2. Halbzeit noch weiter ab. Ausgewechselt wurde aber Doumbia. Nach zwischendurch guten Leistungen gegen Basel und in Luzern fiel Dzemaili zuletzt gegen St. Gallen, in Bern und gegen GC im Vergleich zum Rest der Mannschaft wieder ab. Das Total von 69 Defensivpunkten für das ganze Team in dieser Partie ist niedrig.

Offensivkopfball ein FCZ-Schwachpunkt

Auch Fidan Alitis Auftritt war lange Zeit mässig, sein Ausgleichstreffer (erstes Tor im 77. Super League-Spiel) beflügelte ihn in der Schlussphase dann aber sichtlich. Aliti ist ganz allgemein zur Zeit der Haupt-Zielspieler bei Standards im gegnerischen Strafraum – trotz der für einen Super League- Innenverteidiger eher geringen Körpergrösse von 1,83m, wodurch der Kosovarische Nationalspieler trotz grossen Einsatzes viele Kopfballduelle verliert. Eines der grössten Offensivprobleme des aktuellen FCZ besteht darin, dass die grossgewachsenen Spieler alle schlecht im Offensivkopfball sind. So nutzt es am Ende dann häufig auch nichts, dass man relativ gute Standardschützen hat. Nicht zufällig wurde ein wesentlicher Teil der diesjährigen Standardtore direkt verwandelt. Alitis Abstauber war das neunte FCZ-Wettbewerbstor der Saison auf einen Freistoss. Adrián Guerrero schlug diesen so hervorragend in den Strafraum, dass man bei GC Bendegúz Bolla wegen dessen Abpraller keine allzu grossen Vorwürfe machen kann.

Bledian Krasniqi bringt entscheidenden Schwung

Das Gegentor Morandis war der Weckruf. Zuerst reagierte die Südkurve. Kaum hatte Schiedsrichter Schärer auf den Punkt gezeigt, begann diese richtig Gas zu geben. Die Mannschaft zog mit. Vor allem aber brachten einmal mehr gewisse Einwechslungen Schwung. Bledian Krasniqi trug wesentlich dazu bei, dass sich der FCZ in der gegnerischen Hälfte installieren und in der Schlussphase zu einigen guten Torchancen kommen konnte. Auch den Freistoss zum Ausgleich holte der 20-jährige heraus. Es war seine bisher beste Saisonpartie (erstmals MVP). Neben ein paar guten Auftritten auswärts in Luzern zu Beginn der Saison, beim 6:2 gegen Sion, beim Cup-Aus in Yverdon und dem Auswärtssieg in Lausanne vor der Winterpause war auch viel Leerlauf dabei. Die Kürze des Auftrittes, der Derbycharakter und gewisse Denkpausen zwischendurch haben wohl ihren Teil dazu beigetragen, dass Krasniqi deutlich konkreter auftrat, als in den meisten seiner bisherigen Einsätze der Saison. Vom ersten Ballkontakt an machte er die kleinen Dinge besser, zum Beispiel Kurzpässe in der richtigen Schärfe oder am Ball durch proaktives Handeln zu verhindern, dass der Gegner überhaupt in den Zweikampf kommt. Aus der Startformation hingegen konnten nur Marchesano und Doumbia überzeugen. Dzemaili, Omeragic, Guerrero und Einwechselspieler Coric erhalten im vierten Derby der Saison eine ungenügende Note.

Performance & Stats

Szenen

Telegramm

FCZ – GC 1:1 (0:0)
Tore: 50. Morandi (Momoh) 0:1, 82. Aliti (Guerrero) 1:1.
FCZ – Brecher; Omeragic, Mets, Aliti; Boranijasevic (76. Rohner), Doumbia (76. Coric), Dzemaili, Guerrero; Marchesano (60. Krasniqi); Gnonto (60. Tosin), Kramer (60. Ceesay).
Grasshopper-Club – Moreira; Arigoni, Loosli, Seko; Bolla, Kawabe, Herc, Schmid (73. Lenjani); Morandi (78. Da Silva), Momoh (74. Kacuri), Sène (78. Rastoder).



Per Aussenrist zum MVP / GC – FCZ in der Züri Live-Analyse

GC kann trotz Pausenführung auch im neunten Derby in Folge nicht gewinnen. Vor ziemlich genau vier Jahren erzielte Jeffren den einzigen Treffer beim letzten Derbysieg des Stadtrivalen. Drei Tage später schoss Cédric Brunner in der 92. Minute des Halbfinalderbys den FCZ in den Cupfinal. Es war der erste von sechs Siegen bei drei Unentschieden seither. Neu hat der FC Zürich nun gegen Lausanne-Sport historisch die zweittiefste Siegquote nach dem FCB, und nicht mehr gegen den Stadtrivalen.

FCZ und Pressing: Extreme Wandlung im Saisonverlauf

GC ging in der 1. Halbzeit ein relativ hohes Tempo, und konnte dieses dann nicht durchziehen, Speziell im mittleren Teil der 2. Halbzeit liessen die Hoppers nach, was der FCZ mit dem durch aggressives Pressing erzwungenen 2:1 nutzte. Bezüglich Pressing hat sich der FCZ im Verlauf der Saison stark verändert. Zu Beginn lag das Breitenreiter-Team bei einem PPDA-Wert zwischen 13 und 14, was dem aktuellen Saisondurchschnittswert des in dieser Wertung „letztplatzierten“ Sion entspricht. Der Wert sagt aus, dass die Walliser ihre Gegner im Durchschnitt in deren eigener Platzhälfte und in der Zone um die Mittellinie (insgesamt 60% des Spielfeldes) 13 bis 14 mal einen Pass spielen lassen, bevor Sion entweder einen Ball abfängt, zu einem Sliding Tackling ansetzt, einen Defensiv-Zweikampf gewinnt, oder ein Foul begeht. Interessant ist der Röstigraben und Risottograben in dieser Wertung. Die Welschen Teams und Lugano (und der FCZ Anfangs Saison) machen am wenigsten Pressing. Luzern, das über weite Strecken einen welschen Trainer hatte, ist im Saisonschnitt in der Mitte anzutreffen.

Die Deutschschweizer Teams machen hingegen viel Pressing. Von den rund 100 Klubs aus Topligen haben nur zwei einen noch tieferen PPDA-Wert als YB: Barcelona und Torino. Auch Basel, St. Gallen und GC sind im Vergleich mit Top-Liga Teams in den oberen 20%. Wolverhampton Wanderers hingegen macht sogar deutlich weniger Pressing als Sion. Die Spielweise des englischen Partnerklubs unterscheidet sich somit sehr stark von derjenigen von GC. Der gerade neu ausgeliehene Bruno Jordao wird sich da erst mal adaptieren müssen. Im Saisonschnitt liegt der FCZ noch zwischen Luzern und GC – bezogen auf die letzten fünf Partien hingegen mittlerweile auf der Höhe des in dieser Wertung Erstplatzierten YB. Und dabei ist der Ausreisser in Lausanne mit einem PPDA-Wert von 11,17 sogar mitgezählt, als sich die Zürcher in der 2. Halbzeit nach der 2:0-Führung zurückzogen. Gegen GC kam der FCZ auf einen Wert von 6,38, was in den Top-Ligen kein Team im Durchschnitt erreicht.

Die Wandlung im Saisonverlauf ist also dramatisch. Gegen Ende der Vorrunde schien es noch, als würde der FCZ den Trend zu mehr Pressing wieder etwas zurückfahren. Unter Berücksichtigung der Testspiele und der ersten zwei Rückrundenpartien muss man hingegen nun sagen: der FCZ ist zu einem distinktiven Pressingteam geworden – in dieser Hinsicht vergleichbar mit YB. Sowohl gegen Luzern und St. Gallen am Ende der Vorrunde wie auch nun gegen Servette und GC lag der PPDA-Wert des FCZ zwischen 6,3 und 7,5. Auch in den Testspielen wurde trotz Müdigkeit viel und schnell in der Angriffszone und im Mittelfeld Druck auf den Gegner gemacht. Speziell das konsequente Gegenpressing führt dazu, dass der Gegner zu langen Bällen gezwungen wird und so die FCZ-Mannschaft immer mehr auseinandergezogen wird und ihre Kompaktheit verliert. Trotzdem wirkt man defensiv auch mit dieser Spielweise auf einem guten Weg. Luzern entwickelt sich unter dem neuen Trainer Mario Frick in dieselbe Richtung wie der FCZ (PPDA-Wert beim Spiel in Lugano: 6,53), so dass alle Deutschschweizer Teams nun in dieser Hinsicht „beisammen“ sind.

Positionstausch Doumbia / Dzemaili – Lösungsansatz fürs Zentrum

Taktisch trat GC wie von Züri Live vermutet aufgrund ihrer Personalsituation gezwungenermassen in einem Rhombus-System mit Viererabwehr an. Adrian Guerrero und Nikola Boranijasevic mussten so im Pressing extra weite Wege gehen (Anlaufen der gegnerischen Aussenverteidiger). Der FCZ spielte dementsprechend als Antwort auf den GC-Rhombus wie schon häufig mit einem Sechser und zwei Achtern. Ousmane Doumbia sagt in vielerlei Hinsicht die Achter-Rolle besser zu, als die des Sechsers. Der Sechser im modernen Fussball muss ein Stratege mit einem optimalen Positionsspiel sein. Das ist ganz und gar nicht die Stärke von Doumbia. Er lebt (ähnlich wie Stephan Seiler) von Spontaneität, Beweglichkeit und Energieanfällen. Um so mehr wenn der FCZ wie oben beschrieben immer mehr zu einer Pressingmannschaft wird, dann braucht es Doumbia dort, wo in so einem Fall die Bälle erobert werden sollen: nämlich vorne. Wie vor dem 2:1-Führungstreffer gegen GC, als Doumbia weit vorne Kawabe so unter Stress versetzte, dass dieser einen zu kurzen Rückpass Richtung eigenen Torhüter spielte, von welchem Tosin profitieren konnte. Als Sechser wäre Doumbia auch nicht in die Position gekommen, wie beim 1:1-Ausgleichstreffer seine Top-Flanke aus dem Halbfeld in Gaël Clichy-Manier hinter die GC-Abwehr auf Assan Ceesay zu schlagen.

Blerim Dzemaili seinerseits bringt in dieser Saison klar bessere Leistungen auf der „Sechs“, als auf der Achterposition. Er entspricht auch viel eher dem Profil des spielintelligenten Strategen und Ballverteilers mit langen Bällen. Daher wäre es sehr empfehlenswert, wenn Doumbia und Dzemaili für den Rest der Rückrunde permanent ihre Positionen tauschen würden. Auf die kommende Saison hin könnte der „Königstransfer“ des FCZ ein strategisch starker Sechser, der auch noch physische Qualitäten mitbringt, sein. Als Idealtyp einer wie der in der Vorrunde bei St. Gallen aktive Ousmane Diakité. Natürlich ist es alles andere als simpel, so einen Spieler fix zu verpflichten. Gute Perspektiven für die kommende Saison könnten das aber etwas vereinfachen. Becir Omeragic hat gegen GC auf der Sechs nicht überzeugt und in der Innenverteidigung verspricht das Trio Mets – Kryeziu – Aliti am meisten Stabilität. Unter anderem führte ein zu riskantes Zuspiel Omeragics zum 0:1-Rückstand. Auch Bledian Krasniqi konnte sich im Derby wie schon gegen Servette nicht empfehlen.

Mirlind Kryeziu, der gegen Servette noch defensiv wie offensiv stark gespielt hatte, war diesmal durchschnittlich. Der in der Vorrunde bestbenotete Tosin trotz seines Tores gar leicht ungenügend. Einige Male machte der Nigerianer aus guten Situationen am gegnerischen Strafraum oder in der Konterauslösung viel zu wenig. Wenn der Nigerianer mit Ball zu viel Zeit zum Nachdenken hat, geht es meist schief. Handelt er intuitiv und schnell, dann klappt es deutlich besser. Ante Coric hingegen bestätigte seine Vorrundenbilanz als FCZ-Kaderspieler mit der besten Plus-/Minusbilanz. Auch gegen GC kam er beim Stand von 1:1 rein und trug unter anderem mit seinem stark geschlagenen Corner zum 3:1 zu den drei Punkten bei. Das Team insgesamt hatte in diesem Derby den tiefsten Wert an Negativpunkten der ganzen Liga-Saison. Man kann also wohl konstatieren, dass es die fokussierteste Leistung der Saison war.

Nikola Boranijasevic: per Aussenrist zum MVP

Nikola Boranijasevic wurde von André Breitenreiter nicht ohne Grund bei der Auswechslung besonders innig geherzt. Dem Serben gelang in der Züri Live-Bewertung sein bisher bestes Spiel im FCZ-Trikot mit seiner ersten glatten „10“. Obwohl er diesmal kein Tor oder Assist verbuchen konnte. Sowohl bei den Offensivpunkten wie bei den Defensivpunkten und Negativpunkten schnitt Boranijasevic im Derby deutlich besser ab, als üblich. Fast schon penetrant spielte der 29-jährige einen Aussenristpass am anderen – und dies penetrant gut! Zum Beispiel das raumöffnende Zuspiel auf Doumbia vor dem 1:1-Ausgleich.

Afrika-Cup Karma an der Super League-Spitze

Er kam sah und traf! Auch direkt nach Siegen mit Gambia am Afrika-Cup hatte Assan Ceesay über Social Media Video- und Text-Nachrichten direkt aus der Kabine an die FCZ-Fangemeinde gerichtet. Er war dankbar, bei der ersten Teilnahme seines Heimatlandes an einem internationalen Turnier dabei zu sein – und freute sich gleichzeitig bereits auf die Rückkehr nach Zürich und die Rückrunde mit dem FCZ. Gambia zeichnete ähnlich wie sein Zürcher Team ein grossartiger Teamspirit aus. Der Belgische Trainer Tom Saintfiet stellte sehr variabel ein und auf – hervorragend auf die jeweiligen Gegner eingestellt. Es kamen Spieler von Dänischen Drittligisten, Englischen Viertligisten und sogar Schweizer Fünftligisten in Startformationen zum Einsatz – und kämpften sich sensationell bis in den Viertelfinal gegen Gastgeber Kamerun. Nach der Rückkehr in die Schweiz war Ceesay zwar müde, aber voller positiver Emotionen für Gambia und den FCZ – und trug ganz wesentlich zum Resultatumschwung in der 2. Halbzeit des 277. Zürcher Derbys bei.

Szenenwechsel: Basel, St. Jakob Park. In der 81. Minute des Heimspiels gegen Sion führt der FCB gemessen an den Torchancen etwas glücklich mit 3:2, als Nasser Djiga für Taulant Xhaka eingewechselt wird. Der 19-jährige ist gerade einmal neun Sekunden (!) auf dem Feld, als er im eigenen Strafraum ungeschickt von hinten bei Gaëtan Karlen aufläuft. Penalty! Der aus der FCZ Academy stammende Anto Grgic hatte den Steilpass in den Strafraum gespielt und verwandelte danach auch den Penalty zum 3:3-Ausgleich (Endstand). Anschliessend erhielt er von Schiedsrichter Piccolo Gelb wegen seiner Finger vor den Mund-Geste gegenüber der pfeifenden Muttenzerkurve. Schon zuvor hatte Grgic das Führungstor Itaitingas mit einem ideal ge-time-nten Zuspiel aufgelegt und den 2:2-Ausgleich mit einem magistralen Direkten Freistoss erzielt.

Djiga ist auch nach dieser Szene völlig von der Rolle und sorgt mit zwei unmotivierten Fehlpässen in der eigenen Platzhälfte beinahe noch im Alleingang für die Basler Niederlage – nur eine grandiose Parade Heinz Lindners gegen einen Wesley-Weitschuss verhindert dies. Die Führungsriege des FC Basel hatte Djiga die Freigabe für den Afrika-Cup verweigert, was in dessen Heimatland Burkina Faso grosse Wellen warf. Vom Rheinknie aus musste Djiga mitverfolgen, wie seine Mannschaft sich für die Achtelfinals qualifizierte und auch dort weiterkam. Einen Tag nach der Halbfinalqualifikation seines Teams durch einen 1:0-Sieg gegen den Favoriten Tunesien sass Djiga zum Auftakt der Super League-Rückrunde in Luzern 90 Minuten auf der Ersatzbank. An seiner Stelle spielte der gelernte Mittelfeldspieler Wouter Burger neben Andy Pelmard in der Innenverteidigung. Im Abwehrzentrum Burkina Fasos kamen an der Seite des gesetzten Tapsoba derweil Akteure wie Ouattara oder Dayo zum Einsatz, die in der Marokkanischen Liga engagiert sind. Den Halbfinal verlor Burkina Faso so mit 1:3 gegen den Senegal.

Die Schlüsse aus den zwei Geschichten von Assan Ceesay und Nasser Djiga soll jeder selbst ziehen. Aber es gibt Menschen, die in solchen Fällen von Karma sprechen.

Telegramm

GC – FCZ 1:3 (1:0)
Tore: 43. Schmid (Bolla) 1:0; 47. Ceesay (Doumbia) 1:1, 67. Tosin 1:3, 83. Gnonto (Ceesay) 1:3.
GC – Moreira; Bolla, Arigoni, Ribeiro (77. Lei), Lenjani; Herc (84. de Carvalho); Da Silva (65. Jordao), Schmid; Kawabe (77. Kacuri); Bonatini (65. Demhasaj), Momoh.
FCZ – Brecher; Mets, Kryeziu, Aliti; Boranijasevic (89. Rohner), Omeragic (54. Coric), Guerrero; Doumbia, Krasniqi (46. Ceesay); Tosin (78. Gnonto), Marchesano (78. Hornschuh).

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