Auch die formstarken Domgjoni und Rohner nicht dabei: Lugano – FCZ Vorschau, Aufstellungen und Frage zum Spiel

Lugano ist das Team mit den meisten Unentschieden der Liga und der zweitbesten Defensive nach YB. Die Bianconeri haben die Verletzungssorgen überwunden. Dies war ein wesentlicher Faktor für den wichtigen 3:0-Auswärtssieg in Sion. Die ligaweit wegen ihrer überdurchschnittlichen Stabilität gefürchtete Dreierabwehr mit Kecskes, Maric und Daprelà ist wiedervereint. Für die zwei Sturmpositionen hat Trainer Maurizio Jacobacci die Qual der Wahl mit Gerndt, Bottani, Abubakar, Ardaiz und Lungoyi. Heute gegen den FCZ beginnen wie schon im Wallis erneut erstere zwei.

Unter dem ehemaligen Lugano-Profi Ludovic Magnin als Trainer hatte der FCZ eine Serie von sechs Partien ohne einen einzigen Torerfolg gegen Lugano. In den beiden bisherigen Begegnungen der Saison 20/21 hat der FC Zürich gegen die Tessiner wieder getroffen und vier Punkte geholt.

Welcher Zürcher erzielt heute in Lugano ein Tor?

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Im Kader des FCZ gibt es abgesehen von den Verletzten und Angeschlagenen Akteure mit Formschwankungen wie Doumbia, Omeragic, Khelifi, Schönbächler, Winter oder Brecher. Die zwei Stürmer Ceesay und Kramer funktionieren nur in einer begrenzten Anzahl von Spielsituationen. Dann gibt es solche, die zuletzt das für die Liga notwendige Niveau häufig haben vermissen lassen, oder denen man es bisher noch nicht zugetraut hat, wie Frei, Schättin, Wallner, Dzemaili, Hekuran Kryeziu oder Gnonto. Die Basis, welche dieses Team trägt, ist daher schmal. Sie beschränkt sich im Wesentlichen auf Antonio Marchesano und Toni Domgjoni.

Das sind die zwei Spieler, welche nie unter ein gewisses Niveau fallen und gleichzeitig eine Führungsrolle auf dem Platz übernehmen. Nur: Marchesano ist in Lugano gesperrt – und Domgjoni in den Tagen davor fraglich gemeldet. Für Marchesano kommen in Abwesenheit des ebenfalls ausfallenden Nils Reichmuth Marco Schönbächler, Salim Khelifi oder Wilfried Gnonto für die 10er-Position in Frage – alle drei haben zuletzt eine leichte Steigerung ihrer Leistungskurve erkennen lassen. Die Rechte Seite muss unbedingt defensiv wieder stabiler werden. Adrian Winter als Ergänzung zu Fabian Rohner wäre diesbezüglich eine valable Option. Der Routinier ist aber nicht mit ins Tessin gereist.

Nach dem langfristigen Ausfall von Lasse Sobiech ist zudem Nathan Pelae zum zur Zeit wohl wichtigsten Spieler im Kader geworden. Ohne zumindest einen „Turm“ im Abwehrzentrum wird es mit diesem Team fast unmöglich, dem Abstiegsstrudel zu entweichen. Man erinnere sich unter anderem an die entscheidende Verletzung von Leonardo Sanchez in der Abstiegssaison – oder an die Partie zuletzt in Genf mit drei Gegentoren aus den ersten fünf Eckbällen. Fidan Aliti ist als Unterstützung Nathans bei gegnerischen Standardsituationen ebenfalls unentbehrlich, auch wenn der generell sehr solide agierende Kosovarische Nationalspieler zuletzt absteigende Form hatte und etwas überspielt wirkte. Zudem hat Fabian Rohner das Vertrauen in ihn bisher voll bestätigt – ausser natürlich, er wird dazu eingeteilt, den besten gegnerischen Strafraumstürmer (Stevanovic, Servette) bei Eckbällen zu decken. Und dann wäre da noch Stephan Seiler, der sich ähnlich wie zuvor Rohner mit seinen guten Joker-Einsätzen eine Nomination in der Startaufstellung mal wieder verdient hat.

Update: Stephan Seiler steht in Lugano tatsächlich in der Startformation. Vermutlich wird er als Rechtsverteidiger eingesetzt werden – eine Position, die er in der 1. Mannschaft speziell in Testpartien schon häufiger gespielt hat. Eine Formation mit Dreierabwehr wäre grundsätzlich aber auch denkbar. In der üblichen Formation würde wohl Schönbächler auf der 10-er Position auflaufen (Alternative: Khelifi, der im Forechecking etwas aggressiver ist). Toni Domgjoni ist definitiv nicht dabei. Genauso fehlt Fabian Rohner im Aufgebot, welches auf der Ersatztribüne nur fünf Feldspieler aufführt: Tobias Schättin, Blerim Dzemaili, Willie Gnonto, Filip Frei und Silvan Wallner.

Dzemaili noch sehr fehlerhaft: FCB – FCZ 1:4 in der Züri Live-Analyse

Spiel und Gegner

Selbst in den letzten Jahren, als der FCB seinen Status als Liga-Krösus verloren hat, trat er selten so blutleer an, wie zum Auftakt 2021. Und dies mit sieben Schweizer und einem Österreichischen A-Nationalspielern in der Startaufstellung. Selbst von Fabian Frei, der sich in den letzten Duellen mit dem FCZ immer als der spielentscheidende Leader auf dem Platz hervorgetan hatte, kam diesmal wenig bis nichts. Valentin Stocker hätte vielleicht in der Zweiten Halbzeit noch etwas bewegen können, aber der Captain wurde zur Pause ausgewechselt. Für ihn kam Edon Zhegrova rein, der Inbegriff des unkonstanten und unsolidarischen Spektakelspielers schlechthin. Der Mann für einzelne Momente, aber für die Belgische Liga nicht zu gebrauchen. Mit Heinz Lindner hat der FCB einen in den Medien vielgelobten Torhüter mit chronisch schlechten Statistiken. Der verletzungsbedingte Ausfall von Linksverteidiger Jorge fällt stark ins Gewicht – Ersatzmann Raoul Petretta ist ein Schwachpunkt im Basler Spiel. Und Jorges Landsmann Cabral, eigentlich der vom Potential her beste Stürmer der Liga, kommt weiter nicht auf Touren.

Der FCZ hatte in der 1. Halbzeit ebenfalls mit Problemen zu kämpfen. Immerhin stand man kompakt und einzelne solide Akteure wie Nathan, Doumbia oder Aliti reichten, um mit ein wenig Glück die „Null“ zu halten. Zu Beginn der 2. Halbzeit erhöhte das Gastteam dann die Pace und vermochte trotz verletzungsbedingtem Ausfall von Becir Omeragic in der 67. Minute in Führung zu gehen. Dass man sich auch durch den zwischenzeitlichen Anschlusstreffer Cabrals nicht aus der Ruhe bringen liess, lag neben dem in den letzten Monaten erarbeiteten Selbstvertrauen vor allem am an diesem Abend vergleichsweise wenig PS auf den Platz bringenden Gegner. Antonio Marchesano und Lasse Sobiech waren an je drei Toren zum 1:4-Auswärtssieg beteiligt. Letztmals mit drei Toren Unterschied gewann der FCZ in Basel im Jahr 1995 in der Nationalliga A-Qualifikationsrunde im alten St. Jakob Park vor 13’500 Zuschauern (Torschützen zum 0:3: Güntensperger, Gambino, Castillo).


Taktik

Erstmals seit siebeneinhalb Jahren gelingen dem FCZ zwei Siege in Folge gegen den FCB. Über viele Jahre hinweg waren beide Teams bestrebt, das Spiel zu machen, was schlussendlich fast immer Basel zugute kam – dank der besseren Qualität der Einzelspieler und meist grösserer Eingespieltheit / Teamgeist. Die Rotblauen hatten gerade auch deswegen in ihren besten Zeiten gegen kaum einen Super League-Gegner so eine gute Bilanz, wie gegen den FCZ. Mit Teams, die aus einer sicheren Defensive agierten, bekundeten sie mehr Mühe.

Ein erster Bruch in dieser Entwicklung war der Trainerwechsel zu Raphael Wicky. Seither ist das Spiel des FCB deutlich stärker auf schnelle Gegenstösse ausgerichtet. YB übernahm den spielbestimmenden Stil des früheren FCB. Mit der neuen Ausrichtung konnte Basel einerseits grossen Favoriten im Europacup ein Bein stellen, aber es wurde schwieriger, über eine 36 Spiele andauernde Meisterschaft hinweg genügend Punkte für den Meistertitel zu sammeln. Gegen den defensiv unkompakten FCZ zu gewinnen – dazu reichte es trotzdem allemal.

Zuletzt in einzelnen Partien unter Ludo Magnin und vor allem jetzt mit Massimo Rizzo, begann aber auch der FCZ defensiv kompakter zu stehen und sich stärker aufs Konterspiel zu fokussieren, welches besser den Stärken der aktuellen Mannschaft entspricht. Man sieht heute ein völlig anderes Spiel zwischen den beiden Teams als man es sich aus dem Jahrzehnt davor gewohnt war, mit vielen langen hohen Bällen auf beiden Seiten. Die Resultate sind nun ausgeglichener – 3:2 Siege zugunsten des FCZ in den letzten fünf Duellen.

Basel versuchte wie üblich über die Rechte Seite Druck zu machen, wo mit Silvan Widmer nicht nur der beste Aussenverteidiger, sondern auch einer der offensiv stärksten Spieler der Liga insgesamt für die Differenz sorgen will. Ein erneut solider, aber keineswegs überragender Fidan Aliti genügte aber zusammen mit der allgemein kompakten Formation bereits, um gegen einen weit von seiner Bestform entfernten Widmer vergleichsweise wenig zuzulassen.

Man sieht es dem Spiel des FCZ an, dass der neue Trainer weniger und einfachere taktische Anweisungen gibt. Er greift auf altbewährte Rezepte zurück, die schon zu Urs Fischers Zeiten praktiziert worden sind. Alte Rezpte haben den Vorteil, dass sie schon unzählige Male den Realitätstest bestanden haben und dies auch heute noch tun.

Was die Verteidigung von Eckbällen anbelangt, hat der FCZ diese Saison auf eine Mischung aus Raum- und Manndeckung umgestellt. Dies nachdem man lange Jahre eher erfolglos Manndeckung praktiziert und dann auf Raumdeckung umgestellt hatte, was eine gewisse Zeit lang sehr gut funktionierte. Gegen Basel hatte man zu Beginn allerdings auch das Glück, dass der sich zur Zeit ausser Form befindliche Luca Zuffi zum Corner antrat. Mit dem zur Pause ausgewechselten Valentin Stocker wurden die Eckbälle des FCB zwischenzeitlich gefährlicher.


Personalien

Nathan (7) – Sprüht nur so vor Energie und Einsatzwillen, enorm aufmerksam, Ist wieder der Fels in der Abwehr.

Lasse Sobiech (5) – Insgesamt ein eher unterdurchschnittliches Spiel, es fehlt in vielen Situationen das richtige Timing – ausser bei zwei ganz entscheidenden: seinem Kopftor zum 2:0 und einer enorm wichtigen Rettungsaktion im Fünfmeterraum vor der Pause im Anschluss an einen Dzemaili-Stellungsfehler.

Ousmane Doumbia (8) – Hatte in der Vorrunde schon bessere Auftritte und in einzelnen Szenen klappte die Abstimmung mit Dzemaili noch nicht gut. Es reichte aber trotzdem dazu, in einer Equipe in der keiner über 90 Minuten konstant gut spielte, der Best Player zu sein. Verhindert mit seiner für Super League-Verhältnisse überdurchschnittlichen Antizipation und Laufbereitschaft mehrmals, dass potentiell gefährliche Zweite Bälle beim Gegner landen. Das macht gegen ein in den letzten Jahren immer sehr konterstarkes Basel einen wesentlichen Unterschied.

Blerim Dzemaili (3) – Im Comeback-Spiel gleich ein Auswärtssieg beim FCB: klar wurde da nach der Partie Dzemailis „Präsenz“ zum geflügelten Wort und das Resultat in erster Linie mit ihm in Zusammenhang gebracht – je weniger jemand das Spiel gesehen hatte, desto mehr. Wie schon in der Vorbereitung ersichtlich, hat Dzemaili aber bezüglich Spritzigkeit und Kondition noch sehr viel Rückstand. Ausserdem hat er Probleme mit dem Knie. Dies vermag der Zürcher im St. Jakob Park teilweise mit seiner Erfahrung wettzumachen – aber bei weitem nicht in jeder Spielsituation. In der ersten halben Stunde hat Blerim zudem Mühe, ins Spiel zu kommen. In der 29. Minute gelingt ihm dann bei einem Freistoss im Mittelfeld sein erster guter Ball und in der 35. Minute blockt er einen Abschluss von Kasami an der Strafraumgrenze. Nur eine Minute später aber steht Dzemaili völlig „im Schilf“ und nimmt seine Sechserrolle nicht war, als er Cabral unbehelligt vor dem Strafraum zu einem gefährlichen Aufsetzer ansetzen lässt, der den FCB ins Spiel bringt.

Neben dem ein oder anderen (physisch bedingten) Stellungsfehler unterlaufen Dzemaili vor allem aber die meisten gefährlichen Abspielfehler im Team – wie zum Beispiel in der 60. Minute mit einem Fehlpass auf kurze Distanz in der eigenen Platzhälfte. Auch seine Auslösung der Konterangriffe ist zu langsam. In Laufduellen hat Dzemaili zur Zeit meist keine Chance und im eigenen Strafraum ist er für die Teamkollegen keine Hilfe. Von den Mitspielern werden Dzemaili immer wieder Bälle für Weitschüsse aufgelegt, die ihm aber allesamt deutlich misslingen. In der 63. Minute wirft er sich dann bei einem Cömert-Freistoss zum zweiten Mal generös in einen gegnerischen Distanzabschluss. Ausserdem ist der Zentrale Mittelfeldspieler an diesem Abend der einzige Zürcher, welchem gute Offensivstandards gelingen, einen davon zum 2:0-Kopfball Lasse Sobiechs. Dzemaili war auf jeden Fall bereits bei seinem ersten Einsatz im Zentrum des Zürcher Spiels – mit vielen Hochs und Tiefs, wobei die Tiefs (nicht überraschenderweise nach einem Jahr Absenz von Wettbewerbspartien) vorläufig überwogen.

Aiyegun Tosin (4) – Läuft weiterhin seiner Form hinterher. Speziell auf der Flügelposition hat der Nigerianer schon lange keine überzeugende Leistung mehr gebracht. Zwar bei einem Konter eine gute Flanke auf den alleine vor dem Gehäuse auftauchenden Marchesano, aber in anderen Gegenstoss-Situationen zu ungenau und zudem mit potentiell gefährlichen Ballverlusten.

Marco Schönbächler (5) – Er trägt dazu bei, dass der FCZ auf seiner Seite im Hohen Pressing mehrere Bälle gewinnt, in den Einzelaktionen aber eine schlechte 1. Halbzeit: verliert enorm viele Bälle und Zweikämpfe, nichts scheint zu gelingen. Aus der Kabine kommt Schönbi nach der Pause dann wie verwandelt, dreht sowohl offensiv wie defensiv auf. Gut möglich, dass seine Auswechslung in der 70. Minute geplant war und er sich auch deshalb in den 25 Minuten bis voll verausgaben konnte.

Blaz Kramer (5) – Beginnt in wenig erbaulicher Art und Weise das Spiel, kommt dann aber mit zwei für seine Verhältnisse erstaunlich gelungenen Kopfballweiterleitungen im Mittelfeld nach 15-20 Minuten besser ins Spiel. Auf und Abs wechseln sich ab, köpft freistehend am Tor vorbei und erwirkt mit seinem Lauf an den nahen Pfosten nach starker Marchesano-Flanke das wichtige Führungstor. Deutet gleich nach dem Torjubel dann aber bereits an, dass er ausgewechselt werden muss. Entweder wegen seines Zusammenstosses mit Timm Klose einige Minuten zuvor – oder möglicherweise verlorenen Kontaktlinsen.

Blaz Kramer und seine Kontaktlinsen

FC Basel – FC Zürich 1:4 (0:0)
Tore: 67. Kramer (Marchesano) 0:1, 73. Sobiech (Dzemaili) 0:2, 75. Cabral 1:2, 80. Nathan (Marchesano) 1:3, 90.+4 Marchesano (Penalty, Gnonto) 1:4.
Basel – Lindner; Widmer (70. Padula), Cömert, Klose, Petretta; Frei, Zuffi; Stocker (46. Zhegrova), Kasami (77. Van Wolfswinkel), Pululu (70. Von Moos); Cabral.
FCZ – Brecher; Omeragic (55. Wallner), Sobiech, Nathan, Aliti; Doumbia, Dzemaili (80. Domgjoni); Tosin, Marchesano, Schönbächler (70. Gnonto); Kramer (70. Ceesay).

Rohner / Domgjoni / Koide machen Dampf, Kryeziu / Kramer sorgen für Ärger: Gewinner und Verlierer der Vorbereitung

Die Partie gegen den FC Winterthur im Letzigrund war nicht so, wie man sich eine Hauptprobe vor dem Meisterschaftsstart vorstellt. Aufgrund von Krankheit (gute Besserung Vasi!), Nationalteamaufgeboten (Gratulation Simon, Becir & Co.!) und dem gleichzeitigen Meisterschaftsauftritt der U21 gegen Brühl (2:3, zwei Sulejmani-Penalties), standen Trainer Ludovic Magnin mit Adrian Winter und Salim Khelifi gerade mal zwei Feldspieler als Reserve zur Verfügung. Und während das Spiel lief, wurde in den Sozialen Medien der neue Innenverteidiger Lasse Sobiech vorgestellt.

Beim FC Winterthur fielen gleich beide Torhüter aus und es standen mit Marzino und Scheithauer zwei Testspieler in der Startformation. In der ersten Halbzeit kontrollierte der FCZ weitgehend das Spiel und ging 2:0 in Führung. Die zweite Halbzeit war ausgeglichener. Nach einer Serie von Zürcher Topchancen gelang Adi Winter das 3:0 in der 80. Minute nachdem der andere Einwechselspieler Khelifi zuvor noch an Marzino gescheitert war. Die letzten zehn Minuten liess der FCZ dann aber stark nach und Winterthur drehte nochmal auf, ohne aber zu einem Torerfolg zu kommen. Am augenfälligsten ersichtlich war dies bei Stephan Seiler, der in der letzten Viertelstunde auf dem Zahnfleich lief und dem gar nichts mehr gelang.

Insgesamt wirkte in allen vier Vorbereitungsspielen weder der FCZ noch die jeweiligen Gegner auch nur annähernd auf Meisterschaftsniveau spielend. Im Normalfall nähert man sich gegen Ende der Vorbereitung diesem Niveau an. Eine Steigerung von Spiel zu Spiel war durchaus ersichtlich, aber ob es reichen wird, bereits in einer Woche in Chiasso im Cup das notwendige Niveau auf den Platz zu bringen – darauf darf man gespannt sein. Es wurde in allen vier Vorbereitungsspielen mit demselben System gespielt. Von den verschiedenen Phasen der letzten Saison orientierte sich das Zürcher Trainerteam dabei personell und taktisch stark am zweiten Saisonviertel, in welchem man ohne wirklich zu glänzen eine gute Resultatserie hatte hinlegen können.

Einzelne gute Automatismen in der Überwindung der Mittelzone des Spielfeldes waren zu sehen, sowohl mit schnellem Direktspiel, als auch mit geduldigem Aufbau – allerdings ohne auch nur annähernd die gleiche Gegenwehr auf dem Platz zu haben, wie sie den FCZ zum Meisterschaftsstart erwarten wird. Auch gegen Top-Gegner wird allerdings sicherlich Fabian Rohner eine Offensivwaffe sein. Immer wenn nach vorne nichts läuft, dann sorgt der Rechte Aussenverteidiger mit vertikalen oder diagonalen Läufen für Unruhe und Unordnung im gegnerischen Abwehrdispositiv. Rohner ist nicht nur nochmal eine ganze Spur schneller als Kevin Rüegg, sondern hat auch eine solidere Grundtechnik, als der Richtung Italien ziehende Captain der U21-Nationalmannschaft.

Ebenfalls Stammspieler in der U21-Nationalmannschaft ist Toni Domgjoni, der beim 4:1-Heimsieg gegen die Slowakei als Schaltzentrale und Wasserträger in einem im Schweizer Mittelfeldzentrum genauso eine gute Partie machte, wie weitgehend auch in den Vorbereitungspartien mit dem FCZ. Der dritte Gewinner der Vorbereitung ist Henri Koide, welcher nahtlos an die guten Leistungen der letzten Saisonphase 19/20 anzuschliessen scheint. Nicht nur gegen Schaffhausen gelang dem 19-jährigen Zürcher mit einer Klasse-Einzelleistung ein Treffer, sondern er erzielte auch das einzige Tor beim 1:0-Sieg mit der U19-Nationalmannschaft gegen Neuchâtel Xamax (mit unter anderem dem ehemaligen FCZ U21-Stürmer Eric Tia im Test).

Gegen den FC Winterthur an allen drei Treffern beteiligt war Assan Ceesay. Der Gambier hatte allerdings schon letzten Sommer in den Testpartien sehr gute Skorerwerte, welche anschliessend in der Meisterschaft wieder in den Keller sanken, als der FCZ mit einem anderen Spielstil auftrat. Auch wenn es immer noch der gleiche Assan Ceesay ist: ein gewisser Reifeprozess durch seine Zeit in Osnabrück ist ersichtlich – der 26-jährige Nationalstürmer wirkt etwas fokussierter, gradliniger und effizienter, als noch vor Jahresfrist. Und gleichzeitig versteht er sich auf dem Platz weiterhin sehr gut mit Antonio Marchesano – ein nicht zu unterschätzender Faktor. Zivko Kostadinovic schliesslich hat angedeutet, dass er in Bezug auf die Sicherheit, eine solide Nummer Zwei hinter Yanick Brecher zur Verfügung zu haben, im Vergleich mit vielen anderen Kandidaten der letzten Jahre wohl ein Schritt nach vorne für den FCZ ist.

Auf der Verliererseite der Saisonvorbereitung steht sicherlich an erster Stelle Mirlind Kryeziu: nach einem zu unkonzentrierten Auftritt mit zwei groben Schnitzern im ersten Testspiel gegen Schaffhausen vom Präsidentenehepaar ins Gebet genommen und seither im Kader der weiteren Testspiele nicht mehr aufgetaucht. Ebenfalls im wahrsten Sinne des Wortes wachgerüttelt wurde in der Pause des Testspieles gegen den FC Luzern Stürmer Blaz Kramer von Captain Yanick Brecher, nachdem der Slowene schon gegen Schaffhausen nicht mit dem Kopf bei der Sache zu sein schien.

Obwohl nicht eingesetzt als Verlierer vorkommen muss sich Michael Kempter, mit dem sich der FCZ nicht auf einen neuen Vertrag hat einigen können. Der Rudolfstetter war auf der linken Zürcher Seite nach der Coronapause endlich wieder einmal ein Spieler, der nicht nur im Spiel nach vorne eine der wichtigsten Zürcher Waffen in dieser Phase war, sondern obendrein auch noch so konsequent verteidigte, wie dies (mit Ausnahme phasenweise Pa Modou) schon seit vielen Jahren keinem FCZ-Linksverteidiger mehr gelungen war. Mit Tobias Schättin hingegen kommt von Winterthur ein Ersatz, der deutlich mehr Mängel im Spiel ohne Ball mitbringt und das Zürcher Defensivproblem auf links wohl kaum lösen wird. Auch das Testspiel gegen Winterthur bestätigte diesen Eindruck.

Lavdim Zumberi hatte in Basel mit der „U21 verstärkt“ einen zwar nicht fehlerfreien, aber trotzdem ziemlich guten Auftritt hingelegt gehabt. Mittlerweile findet er aber beim FCZ weder auf dem Matchblatt noch auf der Team-Seite (Webpage) noch Erwähnung. Mit seinen 20 Jahren muss er unbedingt im Profibereich zu mehr Spielzeit kommen – Vertrag hätte er noch zwei Jahre. Der FC Wil wäre für den Ostschweizer eine naheliegende Variante, aber auch ein Transfer zum FC St. Gallen oder FC Vaduz ist alles andere als undenkbar. Mit seiner direkten Spielweise und Stärke bei langen Bällen würde er ins Team von Peter Zeidler passen. Geschenkt wurde dem guten Distanzschützen beim FCZ in der 1. Mansnchaft in den letzten Jahren nichts – obwohl oder vielleicht gerade weil er zu Juniorenzeiten zu den Lieblingsspielern Ludovic Magnins gehörte.

Salim Khelifi schliesslich zeigte in der Vorbereitung dasselbe, was man schon von ihm kannte, als er vor einem Jahr nach Deutschland ausgeliehen wurde. Einzelne Highlights wie der Freistoss zu Nathans Kopfballtor, aber daneben auch (zu) viel Leerlauf, vergebene Top-Möglichkeiten und fehlende Defensivqualität. Mit Marco Schönbächler hat der FC Zürich bereits einen ähnlichen (aber insgesamt etwas besseren) Spieler im Kader. Ein zweiter solcher Mann ist tendenziell zu viel. Dann gibt es durch die Verpflichtung von Lasse Sobiech noch ein kleines Fragezeichen bezüglich der Rolle von Nathan. Sobiech ist ein ähnlicher Spielertyp, der aber mit mehr Ruhe und Souveränität agiert und die immer wieder von Magnin auf den Platz gerufene Vorgabe „ohne Foul“ wohl besser umsetzen kann, als der emotionale Brasilianer.

FC Zürich – Winterthur 3:0 (2:0)
Tore: 17. Ceesay (Marchesano) 1:0, 44. Ceesay (Marchesano) 2:0; 80. Winter (Khelifi) 3:0.
FCZ: Brecher; Rohner, Nathan, Bangura, Schättin; Schönbächler (64. Khelifi), Britto, Seiler, Gnonto (46. Winter); Marchesano; Ceesay.
Winterthur: Marzino; Gantenbein, Isik (46. Lekaj), Scheithauer, Schüpbach (64. Pauli); Arnold (46. Hamdiu), Pepsi (46. Doumbia); Callà (46. Ltaief), Ramizi (64. Rama), Mahamid (46. Alves); Buess.

Automatismen beginnen zu greifen gegen einen FC Wil im Umbruch

Kontinuität ist bisher das Motto des FCZ-Trainerteams in dieser Saisonvorbereitung: zum dritten Mal dieselbe taktische Formation und eine Aufstellung wie bei einem Wettbewerbsspiel. Das Team soll sich in der Testphase ganz offensichtlich einspielen, und erste Elemente davon sind gegen den FC Wil auch zu sehen. Mal für Mal gelingt die immer gleiche Angriffsauslösung über die rechte Seite mit dem diagonalen Steilpass von Toni Domgjoni auf seinen zurückgekehrten alten Weggefährten Fabian Rohner. Mit der Einwechslung von Koide sowie etwas später Britto und Gnonto wird dann nach einer Stunde sofort die linke Seite belebt. Simon Sohm macht am Tag seines ersten Aufgebotes für die A-Nati weitere Fortschritte auf der Innenverteidigerposition. Nathan krönt seine erneut solide Leistung mit einem Kopfballtor nach Freistossflanke Salim Khelifis kurz vor Schluss. Der FCZ ist die klar überlegene Mannschaft – es fehlt aber ein handlungsschneller Strafraumstürmer, welcher die „Dinger reinmacht“ – diesen Typus vertreten weder Kramer, noch der in der Pause eingewechselte Ceesay.

Die Sportlichen Verantwortlichen der Gäste wie Verwaltungsratspräsident Maurice Weber und Geschäftsleiter Benjamin Fust sind am Rande des (laufenden) Spiels bei den Medien im Fokus: wie geht es weiter nach dem abrupten Abgang von Ciriaco Sforza und Daniel Hasler (der Assistenztrainer aus Liechtenstein scheint in seiner bisherigen Karriere den Erfolg geradezu gepachtet zu haben)? Mittlerweile hat sich der Kreis von 20 „seriösen Bewerbungen“ auf eine „Shortlist“ verkürzt. Ob auf dieser auch Urs Meier drauf ist, welcher im Heerenschürli auf der Tribüne anwesend war? Die Mannschaft zeigt sich mit den beiden aus Leipzig in die Äbtestadt gewechselten Talabidi und Jones physisch verstärkt. Vor allem aber glänzt U21-Nati Keeper Philipp Köhn zwischen den Pfosten und häufig auch mit erfolgreichen Rettungsausflügen vor seinen Strafraum. Nur in der 10. Minute ging so eine Aktion beinahe schief, als Köhn vor dem Sechzehner den Steilpass von Kololli auf Schönbächler abfing. Der Ball kam wieder zu Kololli, der aus der Distanz das verlassene Gehäuse ins Visier nahm, aber der solide agierende Izmirlioglu rettete vor der Linie. Von den beiden FCZ-Leihspielern vermochte Bledian Krasniqi nicht zu überzeugen und Ilan Sauter stand noch nicht im Aufgebot.

FC Zürich – Wil 1:0 (0:0)
Tore: 88. Nathan (Khelifi) 1:0.
FCZ: Brecher (46. Kostadinovic): Rohner, Sohm, Omeragic (46. Nathan), Winter (60. Britto); Domgjoni (68. Seiler), H. Kryeziu; Schönbächler (60. Khelifi), Marchesano (60. Gnonto), Kololli (46. Koide); Kramer (46. Ceesay).
Wil: Köhn; Talabidi (74. Mettler), Izmirlioglu, Kronig, Blasucci (66. Mätzler); Muntwiler, Ndau (46. Sarcevic); Brahimi (66. Mayer), Fazliu, Krasniqi (56. Schäppi); Jones (66. Paunescu).

Einbruch der Routiniers / „Air Jérémy“ narrt die Liga / FCZ – St. Gallen in der Analyse

Wenn die Routiniers beim FCZ nach der Pause doch nur halbwegs so vif gewesen wären, wie der Zürcher Balljunge, der etwa eine halbe Minute vor dem St. Galler 2:1 Lukas Görtler umgehend den Ball zuwarf! Der FCZ geriet durch den schnell ausgeführten Einwurf in Verlegenheit (Omeragic war noch mit Organisieren beschäftigt). Schon nach wenigen Sekunden des zweiten Durchganges stellte sich beim Kommentatorenteam von Züri Live auf der Tribüne ein ungutes Gefühl in der Magengegend ein. Kramer verschätzte sich bei einem langen Ball, und Kololli lief diesem und den Gegenspielern plötzlich wieder in seiner unmotiviert wirkenden Art und Weise von letztem Jahr hinterher. Auch Marchesano machte beim nächsten hohen Ball nicht mal den Versuch, den Gegenspieler etwas zu stören. Anschliessend verlor Kololli einen weiteren Ballbesitz im Duell mit Stergiou, weil er sich aus alter Gewohnheit wieder zu stark mit dem Gegenspieler und zu wenig mit dem Ball beschäftigt hatte. Dann ein unpräziser Steilpass Marchesanos für Kramer, der ebenfalls vom 18-jährigen Stergiou abgelaufen wurde. Anstatt sofort ins Gegenpressing zu gehen, trabte Marchesano schon in der dritten Minute nach der Pause leicht resigniert in eine andere Richtung. Kololli und Kempter verhielten sich auf der Seite dann zu passiv gegen Görtler und Demirovic – und in der Mitte passte Nathan die entscheidende Zehntelssekunde nicht auf – Brecher vermochte am nahen Pfosten den Winkel zum Ball auch nicht mehr zu verkürzen.

Nach der Partie lag ein Fokus der Berichterstattung und der Einschätzungen auf den Abwehrfehlern von Nathan. Der Brasilianer war sicherlich gleich nach dem Restart deutlich besser drauf, als ihm vor allem in St. Gallen eine Top-Partie gelang , wo er unter anderem am nahen Pfosten einen fast sicher geglaubten Treffer von Ermedin Demirovic verhinderte. Trotzdem hatte Nathan auch diesmal einige gute Aktionen gegen St. Gallen und der Leistungsabbau mehrerer anderer FCZ-Akteure war eklatanter sowie entscheidender für die schlechte Zweite Halbzeit. Vom seine Form suchenden Antonio Marchesano und Blaz Kramer kam sowohl offensiv wie auch defensiv klar zu wenig, Hekuran Kryeziu verzettelte sich im Mittelfeld. Sogar Michael Kempter war erstmals seit dem Restart unter dem Strich ungenügend. Dieser wurde genauso wie Kevin Rüegg durch die beiden St. Galler Flügel Ribeiro und Bakayoko im 4-3-3 der Ersten Halbzeit stärker zurückgebunden, als sonst jeweils gegen den gleichen Gegner. Die Einwechselspieler Sohm und Schönbächler machten die Situation eher noch schlechter. Wirklich gut war nur Henri Koide (im sechsten Einsatz zum zweiten Mal MVP).

Die Partie hatte diesmal ein deutlich tieferes Niveau, als die zum Teil hochstehenden bisherigen Direktbegegnungen der beiden Teams in dieser Saison. Die Präzision, Intensität und defensive Geschlossenheit liess auf beiden Seiten zu wünschen übrig – auf Seiten des FCZ letztendlich unter dem Strich noch mehr als beim Gegner. Der FCSG griff bei weitem nicht so hoch und aggressiv an, wie sonst jeweils, so dass die Anzahl Ballverluste im eigenen Drittel des Spielfeldes beim FCZ so tief wie noch nie in dieser Saison gegen die Ostschweizer war. Auf der einen Seite gewannen die Zürcher gegen ebenfalls nicht sattelfeste St. Galler so viele Offensivduelle wie noch nie in dieser Saison – abgesehen vom 3:0-Heimsieg gegen Luzern im November. Andererseits war der Anteil gewonnener Defensivzweikämpfe sehr tief und abgesehen von der 1:4-Niederlage in Genf im Februar liessen die FCZ-Feldspieler in der aktuellen Spielzeit noch nie so viele Schüsse aufs eigene Tor zu – in der Zweiten Halbzeit war das Schussverhältnis 1:16. Die FCZ-Quote der gewonnenen Luftduelle war hingegen wiederum sehr hoch. Aufgrund der guten 1. Halbzeit vermochte der FCZ mit 1,83 den höchsten Expected Goals-Wert seit dem Auswärtssieg in St. Gallen zu verzeichnen. Sieht man zudem vom Penalty in der 2. Minute ab, hatte der FCSG trotz grosser Überlegenheit im zweiten Durchgang insgesamt keinen höheren Expected Goals-Wert als der FCZ zu verzeichnen.

Lift off! We have a lift off… Das Flugi der „Air Jérémy“ breitet im Zürcher Strafraum seine Flügel aus und hebt ab – es gibt Penalty.

Dass dieser Penalty nach 38 Sekunden Spielzeit von Schiedsrichter Jaccottet gepfiffen und von VAR Esther Staubli nicht im Detail angeschaut wurde, ist unverständlich. Jérémy Guillemenot steht im Strafraum auf die Zehenspitzen und hebt ab wie ein Flugzeug beim Start – eine klassische Schwalbe. Der Versuch Nathans, Guillemenot an der Schulter zurückzuhalten, ist so unmerklich, dass dieser ohne Probleme in einer fliessenden Bewegung in die entgegengesetzte Richtung nach vorne abspringen kann. Als Guillemenot bereits in der Luft ist, findet dann auch noch unten eine Berührung statt. In einem normalen Laufduell gäbe es in dieser Situation Druck und Gegendruck, da der Stürmer hier aber bereits abgehoben und keine Bodenhaftung mehr hat, wird er in der Luft natürlich wie ein Stück Holz weggedrückt. Im Fussball, wo sogar leichte Bodychecks erlaubt sind, ist dies sicherlich kein Foul. In der 2. Halbzeit hatte Guillemenot dann die Unverfrorenheit, das Gleiche im Laufduell mit Hekuran Kryeziu gleich nochmal zu versuchen. Wieder pfiff Jaccottet, aber diesmal griff Esther Staubli ein.

Vom Eiskunstlaufen abgeschaute Technik: Guillemenot schleift zur Vorbereitung des Absprungs den rechten Fuss nach, was einen katapultartigen Sprung ermöglicht. Der Genfer fliegt bei seinen Schwalben häufig spektakulär à la Stéphane Lambiel und überschlägt sich in der Luft.

Jérémy Guillemenot ist seit seiner Ankunft in der Super League vor anderthalb Jahren zum unbestrittenen Schwalbenkönig der Liga avanciert. In früheren Zeiten hatte jede zweite Mannschaft einen Spieler, der ab und zu eine Schwalbe produzierte. In den letzten Jahren ist dieses Phänomen in der Liga glücklicherweise stark zurückgegangen. Guillemenot bringt nun die unguten Zeiten gleich im Konzentrat wieder zurück.

Absprung auf den Zehenspitzen: sicheres Zeichen für eine Schwalbe. Aufgrund der VAR-Bilder revidiert Ref Jaccottet seine Entscheidung bei der zweiten Penalty-Schwalbe Guillemenots gegen den FCZ.

Züri Live hat die in der Datenbank gespeicherten letzten 21 für Guillemenot gepfiffenen Freistösse und Penalties angeschaut: sage und schreibe 15 davon entpuppten sich als Schwalben! Nur fünf Freistösse und ein Penalty waren korrekt gepfiffen. Selbst in diesen sechs korrekt gepfiffenen Fällen war Guillemenot jeweils nur darauf aus, ein Foul zu provozieren. Es ist die Strategie, die er entwickelt hat, um seine fehlende Schnelligkeit zu kompensieren: Guillemenot wartet, bis der Gegenspieler nahe dran ist, spielt den Ball leicht nach vorne und stoppt dann abrupt ab, damit der Gegenspieler in ihn reinläuft. Nur ein einziges Mal von diesen 21 untersuchten gepfiffenen „Fouls“ liess sich Guillemenot zudem NICHT in seiner typischen Art theatralisch fallen.

Monatsstatistik der an Jérémy Guillemenot verübten gepfiffenen „Fouls“

Es ist peinlich für die Super League, dass der Genfer in St. Galler Diensten die Schiedsrichter landauf landab nun schon seit anderthalb Jahren zum Narrren hält und diese bis heute nichts gelernt zu haben scheinen. Was wird denn in den vielen individuellen Feedbacks und Workshops thematisiert, wenn nicht so etwas? Schon zu Beginn der Saison fiel mit Adrien Jaccottet der gleiche Schiedsrichter auf eine Schwalbe Guillemenots im St. Jakob Park herein und pfiff in der 80. Minute einen für den weiteren Verlauf der Meisterschaft wegweisenden Penalty zum 2:1-Sieg St. Gallens beim FC Basel. Wohlgemerkt: Jaccottet pfiff hier gegen das Team, von dem er in jungen Jahren selbst Fan war! Die ganze Sache hat definitiv nichts mit der Bevorteilung einer Mannschaft zu tun, sondern schlicht mit der fehlenden Fähigkeit, die Schauspielkunst Guillemenots als solche zu erkennen. Ob Eray Cömert in der Szene Guillemenot beim Versuch den Ball wegzuschlagen berührt hat oder nicht, ist im TV-Bild schwierig zu erkennen. Was klar erkennbar ist: Guillemenot fiel nicht wegen Cömert hin, sondern er liess sich selbst fallen.

Komm in meine Arme! Abspringen. mit dem rechten Fuss den Kontakt zu Cömert suchen, Arme ausbreiten, Lächeln. Guillemenot täuscht bereits Anfangs Saison Schiedsrichter Jaccottet mit einer Schwalbe – der Penalty bedeutet den 2:1-Siegtreffer St. Gallens in Basel.

Da solche Spieler wie Guillemenot höchst selten geworden sind, müssen sich die Schiedsrichter erst wieder dran gewöhnen und sich über einige Grundprinzipien klar werden. Hebt ein Spieler auf den Fussspitzen ab, kann man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass es sich um eine Schwalbe handelt. Schiedsrichter Dudic hat dies in der Partie Lugano-FCZ bei Jonathan Sabbatini erkannt, der in der gleichen Art und Weise bereits im ersten Saisonspiel im Letzigrund gegenüber Alain Bieri einen Penalty erschleichen wollte – damals erfolgreich. Ein Foul ist immer ein Bruch des Bewegungsablaufes, die Extremitäten fliegen in alle Richtungen, der Stürmer landet unsanft und vor allem unelegant. Ist es hingegen eine fliessende Bewegung mit schön geordneten Armen und Beinen wie auf einem gemalten Bild, handelt es sich um einen gewollten Bewegungsablauf und somit (fast) sicher um eine Schwalbe.

Unglaublich aber wahr! Auch dieser „Soldat wird in dramatischem Kriegsfilm von hinten erschossen“-Sturz im Hollywood-Stil (wieder gegen Cömert, diesmal im Kybunpark) wird von Urs Schnyder als Foul taxiert.

Guillemenot verwendet Techniken vom Bodenturnen, dem Eiskunstlauf und der Skiakrobatik für seine Absprünge, und um deren optische Wirkung zu verstärken. Er schafft es mit diesen Effekten und Illusionen trotz der Offensichtlichkeit seiner Schwalben immer wieder, dass die Schiedsrichter wie verzaubert automatisch ihre Trillerpfeifen zum Mund führen. Guillemenots Schauspielkunst ist so ausgefeilt, dass manchmal selbst der Gegenspieler unsicher ist, ob er vielleicht doch ein Foul begangen hat.

Machtlos gegen die Schwerkraft – auch Leonardo Bertone vom FC Thun bestaunt verwundert die innige Beziehung Guillemenots zur Mutter Erde.
Kein Witz! Jérémy Guillemenot sinkt in heimischen Genfer Gefilden ins Gras. Fedayi San sieht hier ein Foul.
Ausnahmsweise korrekt – Simon Grether trifft Jérémy Guillemenot knapp im Strafraum ungeschickt am Fuss. Hier kann man pfeifen, auch wenn Guillemenots stilechte Flugeinlage einen zusätzlichen Einfluss auf die Entscheidung von Schiedsrichter Fähndrich gehabt haben dürfte.

FC Zürich – St. Gallen 1:3 (1:1)
Tore: 2. Quintilla (Penalty, Guillemenot) 0:1, 16. Kololli (Koide) 1:1; 48. Itten (Demirovic) 1:2, 75. Guillemenot (Görtler) 1:3.
FCZ – Brecher; Rüegg, Nathan, Omeragic, Kempter (77. Sohm); Domgjoni, H. Kryeziu; Koide, Marchesano (67. Schönbächler), Kololli; Kramer.
St. Gallen – Zigi: Hefti, Stergiou, Letard (46. Fazliji), Muheim; Görtler (80. Rüfli), Quintilla, Staubli (46. Staubli); Ribeiro (46. Itten), Guillemento, Bakayoko (46. Demirovic).

(Standbilder: Teleclub)

Gute Spielanlage, aber zu viele individuelle Mankos: Lugano – FCZ 1:0 Analyse

Dem FCZ-Spiel in Lugano merkt man an, dass die Quarantäne-Spieler wieder zurück sind. Speziell Toni Domgjoni bringt viel Aggressivität, Zielstrebigkeit im Spiel nach vorne und Laufbereitschaft ins Zürcher Mittelfeld. Zu Beginn läuft er gar wortwörtlich für zwei, denn bei Lugano lässt sich der als zweiter Stürmer nominierte Jonathan Sabbatini (laufstärkster Luganesi) immer wieder ins Mittelfeld zurückfallen, wodurch sich eine Lugano-Überzahl im Zentrum ergibt (vier gegen drei). Das nominelle 3-5-2 wird in der Realität häufig zu einem 3-6-1. Ludovic Magnin reagiert darauf in der 17. Minute, indem er Hekuran Kryeziu aus der Dreierabwehr vorzieht, womit der FCZ nun genauso wie faktisch auch Lugano mit einer Mittelfeldraute spielt. Bis dahin hatte Domgjoni die sich ergebenden Lücken gestopft.

Es stand wieder ein ganz anderer FCZ auf dem Platz. Von der ersten Sekunde an mit einem effektiven Mittelfeldpressing, vielen guten Umschaltmomenten und Angriffsauslösungen. Allerdings gab es ein wesentliches Problem und das hiess Blaz Kramer. Die Aktionen liefen jeweils wie im Lehrbuch – bis der Slowene angespielt wurde und wegen technischen Unzulänglichkeiten den Ball wieder verlor. Dies verhinderte, dass der FCZ in einen Flow kommen konnte und war jedes Mal ein Geschenk für den Gegner. Alleine in den ersten 72 Sekunden der Partie wurden gleich drei aussichtsreiche Angriffe der Gäste aus Zürich durch die Fehler des eigenen Stürmers zunichte gemacht. In der ersten Szene schätzt er scheinbar gedankenverloren die Flugbahn eines Kopfballs Kempters völlig falsch ein, in der zweiten schafft er es nicht, mit dem Rücken zum Tor den Ball abzudecken und für den mitgelaufenen Schönbächler abzulegen, und in der dritten verspringt ihm nach einer wunderschönen Spieleröffnung Kempters an der Mittellinie der Ball fast schon im Slapstick-Stil ins Seitenaus.

Neben Kramer kam auch Schönbächler insgesamt nicht gut in die Partie und wurde zur Pause ausgewechselt. Ebenfalls raus zur Halbzeit musste Simon Sohm. Von diesem war zuletzt in Neuenburg und gegen YB zu wenig gekommen. In Lugano war er hingegen wieder deutlich besser im Spiel und an vielen gemeinsamen Balleroberungen beteiligt. Kramer seinerseits konnte sich in der Zweiten Halbzeit etwas steigern, genauso wie beispielsweise auch Kevin Rüegg, welcher in den zweiten 45 Minuten mit seinem Einsatz und Kampfgeist das Team mitzureissen versuchte. Die Mehrzahl der FCZ-Akteure spielte allerdings in der 1. Halbzeit besser, als im zweiten Durchgang. Zur Pause wechselte der FCZ taktisch vom 4–4-2 mit Raute auf ein 4-4-1-1 mit einem „flachen“ Mittelfeld und Toni Domgjoni auf der Position hinter der einzigen Spitze Kramer. Mit diesem System hatte man sich in Thun in den ersten 20 Minuten drei Gegentreffer eingefangen. Gegen Lugano funktionierte es aber besser, da der Gegner mit Dreierabwehr spielte und die äusseren Mittelfeldspieler Koide und Kololli im Pressing weit nach vorne aufrückten. Der FCZ wollte nach den von der Spielanlage her guten, aber durch die gegenseitige Neutralisation der beiden Teams gleichzeitig chancenarmen ersten 45 Minuten aufgrund des Rückstandes etwas ändern. Die Partie konnte so tatsächlich stärker in die Lugano-Platzhälfte verlegt werden. Die Tessiner verteidigten aber gut und nahmen mit verschiedenen Spielunterbrüchen in der Zweiten Halbzeit den Rhythmus aus der Partie. Gleichzeitig blieb auf Zürcher Seite einmal mehr nicht verborgen, dass sowohl Koide wie auch Kololli im Sturmzentrum besser zur Geltung kommen, wo stattdessen weiterhin Kramer seinen Dienst verrichten durfte.

Die Abwehrkette verschob sich im Tessin wieder besser als zuletzt. Nathan, der in der Corona-Zeit aufgrund eines Schicksalsschlages im engsten Familienkreis nach Brasilien reisen durfte, ist durchaus auch verständlicherweise zur Zeit noch nicht auf dem Niveau wie vor seiner zweiten Isolation, nachdem er bereits unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Brasilien für einige Tage aus Sicherheitsgründen von der Mannschaft getrennt worden war. Davor hatte Nathan beim Auswärtssieg in St. Gallen zum Beispiel 70% seiner Zweikämpfe gewonnen gehabt – nun im Cornaredo hingegen gerade mal noch 47%: für einen Innenverteidiger ein sehr tiefer Wert. Benjamin Kololli war vor der Quarantäne in einer der besten Phasen seiner Karriere mit jeweils 16-17 Top-Offensivaktionen gegen Thun, Servette und Xamax. In Lugano spielte der Waadtländer nicht schlecht, aber es waren halt trotzdem wie schon gegen YB nur noch sieben Top-Offensivaktionen. Seine Standards sind immer noch ordentlich bis gut, aber nicht mehr so exzellent wie gerade noch vor kurzem. Immerhin: erstmals seit dem 4:0-Auswärtssieg in St. Gallen hatte der FCZ wieder einmal ein positives Expected Goals-Verhältnis (0,87 : 0,64) – ein 1:1 Unentschieden wäre also das „logische Resultat“ dieser Partie gewesen. Stattdessen traf mit Olivier Custodio erneut ein Luganesi mit einem Sonntagsschuss gegen den FCZ – ein Abschluss mit einem Expected Goals-Wert von gerade mal 2%. Dass Custodio vor dem Zürcher Strafraum so frei zum Schuss kam, war allerdings auch selbstverschuldet. Marco Schönbächler hatte seine Aufgabe bei Eckbällen vor der Strafraumgrenze aufzuräumen vernachlässigt, und hatte stattdessen halbherzig einen hohen Ball zu erreichen versucht, den Teamkollege Benjamin Kololli ohne Probleme aus dem Strafraum rausköpfen konnte – ein Blackout von Schönbi. Positiv zu erwähnen: Schiedsrichter Alessandro Dudic erkannte im Gegensatz zu Alain Bieri vor fast exakt einem Jahr (21. Juli 2019 – 22. Juli 2020!) die Schwalbe von Jonathan Sabbatini im Zürcher Strafraum (damals traf im Letzigrund Mijat Maric per Penalty zur 1:0-Führung für die Tessiner).

Lugano – FC Zürich 1:0 (1:0)
Tore: 36. Custodio (Lovric) 1:0.
Lugano: Baumann; Kecskes, Maric, Daprelà; Lavanchy, Custodio, Yao (76. Jefferson); Lovric (78. Covilo), Guidotti; Sabbatini, Lungoyi (90. Macek).
FCZ – Brecher; Nathan, H. Kryeziu (78. Winter), M. Kryeziu; Rüegg, Sohm (46. Seiler), Domgjoni, Kempter; Schönbächler (46. Koide); Kramer, Kololli.

(Standbilder: Teleclub)

Koide und Seiler mit gelungenem Einsatz: Xamax – FCZ Analyse

Wofür wird das Duell mit Xamax am 7.7.2020 in der Maladière aus FCZ-Sicht in Erinnerung bleiben? Womöglich mit dem ersten richtig gelungenen Auftritt von Henri Koide und Stephan Seiler (beide 19) in einem Wettbewerbsspiel. Von Koide sah man in 30 Minuten das, was man in der Zürcher Angriffsreihe schon lange vermisst. Ein Stürmer mit Biss, Zielstrebigkeit, Durchsetzungsfähigkeit, ordentlicher Technik, Übersicht und konsequenter defensiver Mitarbeit. Einer, der die gegnerische Abwehrreihe so richtig beunruhigt. Natürlich hat ein Einwechselspieler den Vorteil dank der kürzeren Einsatzzeit mehr Energie in jede einzelne Aktion stecken zu können, aber wie schnell Koide nach seinem Eintritt voll im Spiel angekommen war, war erfreulich. Er war zwei Mal nahe dran, die Partie zugunsten des FCZ mitzuentscheiden.

In der 66. Minute erobert Stephan Seiler den Ball auf der linken Seite, Kololli behauptet diesen und legt ihn zurück auf Michael Kempter, welcher direkt in die Tiefe spielt. Koide setzt sich dann trotz schlechterer Ausgangsposition im Duell mit André Neitzke klar durch, bedient in der Mitte den heranstürmenden Adrian Winter – Spekulationsgoalie Laurent Walthert spekuliert richtig und pariert den Abschluss Winters sensationell mit dem rechten Bein. In der 81. Minute hetzt Koide wieder in schlechterer Ausgangsposition einem abgefälschten langen Ball von Yanick Brecher nach und holt sich diesen von Djuric und Kamber, wird beim Lauf in den Strafraum von Kamber zurückgerissen, bleibt aber auf den Beinen, worauf er dann aber im Strafraum vom den Ball verfehlenden Neitzke gerammt wird. Eine Penaltyentscheidung wäre nicht falsch gewesen.

Koide ist genauso wie Seiler in den letzten Jahren behutsam mit dem richtigen Timing an die Erste Mannschaft herangeführt worden. Beide vermochten auch in den Corona-Testpartien ihren potentiellen Wert für das Team aufzuzeigen. Die Gefahr, dass Koide aufgrund seines guten Auftrittes in Neuenburg abhebt, ist beim Fussballarbeiter klein. Eine echte Alternative für Blaz Kramer, der seit der Winterpause ausschliesslich ungenügende Leistungen gezeigt hat (und auch in der Vorrunde nie wirklich Top war) scheint er mittlerweile zu sein. Und dies tut der Mannschaft gut. Seiler seinerseits hat als mobilere Variante von Simon Sohm ebenfalls einen unter dem Strich guten Eindruck hinterlassen. Er vermochte entstehende Löcher schneller zu stopfen und warf seine Balleroberungsqualitäten in mehr als einer Szene in die Waagschale. Im Vergleich zu Sohm stellt Seiler aber keine beeindruckende „Wand“ ohne Ball oder eine „Dampfwalze“ mit Ball dar.

Xamax hatte mit Taulant Seferi ebenfalls seinen Schwachpunkt auf der Position der Sturmspitze. Eine Top-Leistung bot hingegen der linke Aussenläufer Janick Kamber, der beim 1:0 Nuzzolos in der 23. Minute mit einem beeindruckenden Sprint die Vorarbeit leistete. Kevin Rüegg, welcher ansonsten häufig Schwächen in der Rückwärtsbewegung hat, konnte man in dieser Szene wenig vorwerfen. Eine gewisse Kritik trifft Benjamin Kololli, der nach Ballverlust Zürich für einen Moment abschaltete und erst dann Igor Djuric angriff. Es war der Moment, den der Xamax-Verteidiger benötigte, bevor Samir Ramizi beim Xamax-Gegenstoss in Position gelaufen war. Auch vor der grössten Chance des ganzen Spiels durch Seferi in der 54. Minute war Kololli verantwortlich für den Ballverlust im Mittelfeld, weil er einem Zuspiel Omeragics zu wenig entgegen ging. Übers ganze Spiel gesehen agierte Kololli im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit aber auch in Neuenburg erneut deutlich engagierter, disziplinierter, verlässlicher und wertvoller für die Mannschaft. Auch war er erneut an fast allen Abschlüssen des eigenen Teams beteiligt.

Nicht zuletzt leistete Kololli die Vorarbeit zu einem weiteren Eckballtor des FC Zürich beim 1:1 durch Nathan in der 27. Minute. Wieder hatte sich der FCZ eine neue Variante ausgedacht. Man arbeitet zur Zeit quasi Schritt für Schritt das ganze Repertoire an Varianten durch, durch welche der FCZ in der Vergangenheit schon ärgerliche Eckballgegentore erhalten hat, und zahlt mit gleicher Münze zurück. Als man selbst noch Manndeckung bei Eckbällen praktizierte, haben FCZ-Gegner mehrmals Tore erzielt oder Grosschancen erarbeitet, indem der entscheidende FCZ-Verteidiger von einem oder zwei Gegenspielern regelwidrig geblockt wurde und der Zielspieler damit völlig frei zum Abschluss kam. Nun wandten die Zürcher dies erstmals selbst an. Adi Winter (wer sonst?) hinderte Igor Djuric daran, seinen Gegenspieler Nathan zu verfolgen und dieser kam somit völlig frei zum Flugkopfball am entfernten Pfosten. Alain Bieri sah wie alle Super League-Schiedsrichter vor ihm diese Art von Regelwidrigkeit nicht.

Defensiv lief der FCZ nicht mehr so ins offene Messer, wie noch in Thun und stand mit der Abwehrreihe in der Regel tiefer. Die Unterstützung des Mittelfeldes war durch immer wieder vorstossende Innenverteidiger trotzdem da. Offensiv bemerkenswert war ein Angriff über 25 Stationen in der 75. bis 76. Minute, an welchem alle elf Mann beteiligt waren und durch einen gefährlichen Flachschuss Toni Domgjonis abgeschlossen wurde. Weiterhin negativ bleibt das Chancenverhältnis. Bei Xamax waren die Expected Goals im Vergleich mit dem Gegner bei 0,98:1,78. Dementsprechend lebt der FCZ in der Nach-Corona-Zeit weiterhin von einer besseren Effizienz im Vergleich mit den gegnerischen Mannschaften. Man hatte am Ende trotzdem nicht das Gefühl, dass der Punkt „gestohlen“ war. Dies auch weil Raphael Nuzzolo die gute Freistosschance nach vermeintlichem Handspiel Toni Domgjonis vor dem Zürcher Strafraum in der Nachspielzeit nicht nutzen konnte. Der Ball zischte dabei unter der hochspringenden Mauer durch, aber dahinter hatte sich Domgjoni wie geplant auf den Bauch gelegt und auf diese Weise das flache Geschoss geblockt, Winter befreite dann endgültig.

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