Torflaute nagt am FC Zürich / Lausanne-Sport – FCZ Analyse mit Randnotizen: Penaltyreifes Foul an Afriyie? Ludovic Magnin und sein “Latour-Moment“

WALLNER UND DAPRELÀ IN DER STARTFORMATION / LAUSANNE-SPORT – FCZ VORSCHAU (Züri Live)

Der FCZ traf in Lausanne auf einen Gegner, der sich nach nur einer Niederlage in den letzten neun Partien im Aufwind befand. Das einzige Tor der Partie in der 26. Minute durch Fousseni Diabaté (sein erster Super League-Treffer) ähnelte dabei stark dem 0:1-Führungstreffer der Waadtländer gegen den FCZ beim letzten Aufeinandertreffen im Letzigrund (2:2). Auch diesmal vermochte sich das Magnin-Team erfolgreich aus einem Hohen FCZ-Pressing hinten heraus zu lösen. Dies gelang dem Heimteam mehrmals über die linke Seite, weil sich dort Silvan Wallner von Morgan Poaty zu einfach überspielen liess – so auch beim Tor, als sich mit Wallner, der Condé und Poaty über den Haufen rannte, eine Slapstick-Szene ergab. Katic und Kamberi vermochten dann nach toller Gegenstosseröffnung von LS-Schlüsselspieler Bernede am eigenen Strafraum gegen Pafundi und Diabaté nichts auszurichten.

Lausannes neu zusammengestellte Mannschaft brauchte eine Weile, bis sie dem FC Zürich ebenbürtig war. Kaum war sie im Spiel angekommen, ging sie auch gleich in Führung.

SRF

Nicht nur Lausanne-Sport, sondern auch die anderen Waadtländer Teams Stade Lausanne-Ouchy und Yverdon Sport sind gut darin, sich aus dem FCZ-Pressing hintenheraus zu lösen. Eine weitere Parallele speziell zu Yverdon ist der defensiv für Super League-Verhältnisse hervorragende ausländische Torhüter. Auf Zürcher Seite waren derweil die Aussenläufer Wallner und Dante ganz allgemein defensiv eine Hypothek.

FCZ macht zu wenig aus vielversprechenden Angriffen in 1. Halbzeit

Der FCZ war insgesamt in der 1. Halbzeit eigentlich die gefährlichere Mannschaft gewesen, ging aber im letzten Drittel zu verschwenderisch mit seinen Angriffskonstellationen um. Man legte los “wie die Feuerwehr“. Jonathan Okita allein wurde schon in den ersten vier Minuten drei Mal steil hinter die Abwehr lanciert. Mit Ausnahme von Katic und Daprelà kamen in dieser Partie alle Zürcher Feldspieler, die mehr als fünf Minuten auf dem Platz standen, zu mindestens einem Abschluss. Und die Anzahl Chancenbeteiligungen waren die zweithöchsten der Saison nach dem Auswärts-Sieg (1:0) in Luzern. Das Lausanner Führungstor in der 26. Minute war deren zweite nennenswerte Offensivaktion, nachdem in den ersten 20 Minuten fast ausschliesslich der FCZ am Drücker gewesen war.

Zur Pause wurde der wie schon in Genf stark in Unterform agierende Okita ausgewechselt (seit vier Monaten nur ein Tor). Afriyie, Hodza und Oko-flex brachten einen gewissen Schwung. Lausanne-Sport zog sich aber noch mehr zurück als bereits in der 1. Halbzeit und es wurde noch schwieriger für den FC Zürich, sich in den Strafraum durchzuspielen. Die Züri Live-Gesamtnote ist mit 6,0 die schlechteste seit der 0:2-Auswärtsniederlage in Lugano. Man hatte auf der Tuilière ausserordentlich viele Offensivaktionen, beging aber zu viele Defensivfehler.

Wer 0:1 zurückliegt, setzt auf seine treffsichersten Stürmer. Im Normalfall. Beim FC Zürich ist es an diesem Abend gegen Lausanne-Sport anders. Jonathan Okita, 10 Saisontreffer, muss in der Pause draussen bleiben, verletzt ist er aber nicht. Für ihn kommt Daniel Afriyie (2 Saisontore). Später muss auch Antonio Marchesano vom Platz. Für den ebenfalls zehnfachen Torschützen kommt Armstrong Oko-Flex, 1 Saisontor. Die Entscheidungen des Zürcher Trainerduos Murat Ural/Umberto Romano sind erstens erstaunlich. Und bekommen zweitens der Mannschaft nicht gut.

Ueli Kägi, Tages-Anzeiger

Personalien – Jonathan Okita verliert 71% seiner Zweikämpfe

  • Nikola Katic: Bis zum Gegentor, als er sich von Pafundi ohne den Ball zu erreichen aus der Deckung locken lässt, eine fehlerfreie Partie.
  • Ifeanyi Mathew: Hält speziell in der Anfangsphase beim FCZ alles zusammen.
  • Daniel Afriyie: Einer seiner bisher besten Auftritte. Führt sich nach seiner Einwechslung mit einem Top-Zuspiel von der Grundlinie auf Krasniqi sehr gut ein.
  • Amadou Dante: Defensiv schlecht. Da er in der 2. Halbzeit offensiv aufdreht unter dem Strich knapp genügend.
  • Selmin Hodza: Erster Einsatz in der 1. Mannschaft im 2024 – gleich lang wie kurz vor der Winterpause in St. Gallen.
  • Jonathan Okita: Von Beginn weg praktisch jeder Ballkontakt ein Ballverlust. Verliert 71% seiner Zweikämpfe. Schlechte Zuspiele und Flanken, zu wenig zielstrebig im Abschluss. Hat in den letzten vier Monaten nur ein Tor erzielt. Über die ganze Saison hinweg nur acht Nicht-Penalty-Tore auf 77 Abschlüsse.
  • Yanick Brecher: In jeder Hinsicht der Beste Mann beim FCZ, zum achten Mal diese Saison MVP. Und dies obwohl er in der 1. Halbzeit lange Zeit nichts zu tun bekam. Zwischendurch hatte er mit Yverdon, SLO und FCB drei Partien in welchen er nicht gut in die Partie startete. Dies hat Brecher in den letzten drei Partien gegen Winterthur, in Genf und in Lausanne wieder verbessert.
  • Cheick Condé: Braucht etwas Zeit, um offensiv ins Spiel zu kommen. Macht nach der Pause erneut sowohl defensiv wie offensiv das Spiel.
  • Silvan Wallner: Wenn Wallner ins Hohe Pressing geht, kann sich Gegenspieler Poaty zu einfach lösen und den Gegenangriff einleiten – so auch beim einzigen Tor des Spiels.

Randnotiz I – Penaltyreifes Foul an Afriyie?

Randnotiz II – Ludovic Magnin und sein “Latour-Moment“

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Lausanne-Sport glücklicher Sieger in ausgeglichenem Duell (Blue)

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Schällibaum missglückt Einstand bei GC – der FCZ verliert in Lausanne (Watson)

Cheick Condé – Abräumer und Spielgestalter in einem / Servette – FCZ Analyse mit Randnotiz: Irreguläres Tor, aber auch der dritte dem FCZ verweigerte Penalty in Folge

SERVETTE SEIT ANFANG SEPTEMBER IN JEDER LIGA-PARTIE DAS BESSERE TEAM / SERVETTE – FCZ VORSCHAU (Züri Live)

Nach fünf Partien in Folge mit positivem Expected Goals-Verhältnis und vier sieglosen Spielen en suite gewinnt der FC Zürich ausgerechnet als er seit langem wieder einmal ein negatives Chancenverhältnis aufweist. Speziell Servette-Stürmer Takuma Nishimura fehlte es bei seinen zwei Lattenschüssen aus kurzer Distanz an der Abschlusseffizienz – aber auch Jérémy Guillemenot agierte im Strafraum unglücklich. Insgesamt hatte der FC Zürich im Stade de Genève defensiv so viel Arbeit wie noch selten zuvor in dieser Saison. In der animierten Startviertelstunde mit ausgeglichenem Chancenverhältnis hatte der FC Zürich 60% Ballbesitz. Dann war eine Viertelstunde lang in den Strafräumen wenig los, als vorwiegend Servette den Ball hatte. Der FC Zürich übernahm dann in der Viertelstunde vor der Pause wieder das Szepter und in der Nachspielzeit wurde es dann richtig turbulent.

Die Zürcher Fans protestieren mit einem Walkout und reisen vorzeitig ab. Sie verpassen einen starken, vor allem kämpferischen Auftritt ihrer Mannschaft auswärts in Genf.

Mathias Kainz, Nau

Zuvor hatte allerdings (von den Medien nicht thematisiert) Schiedsrichter Kanagasingam dem FC Zürich in der 41. Minute einen Penalty verweigert, als Yoan Severin im eigenen Strafraum mit dem Ellbogen zum Ball geht. Servette hatte, als zum Saisonstart fast an der gleichen Stelle Ifeanyi Mathew mit der Fingerspitze den Ball streifte, einen Penalty zugesprochen erhalten. Für den FCZ war es im dritten Spiel in Folge (Basel, FCW, Servette) der dritte zu Unrecht verweigerte Elfmeter. Sieben Minuten später erzielte Amadou Dante mit dem Aussenrist sein erstes Tor im FCZ-Trikot. Okita hatte den Ball in der gegnerischen Hälfte leichtfertig verloren, der in dieser Partie speziell aufmerksame Kamberi diesen aber sofort wieder zurückgeholt. Die Boranijasevic-Flanke nach Krasniqi-Zuspiel wurde für Servette-Torhüter Mall durch Mitspieler Mazikou unglücklich abgefälscht, so dass er nur bis zu Dante klären konnte. Allerdings hatte zuvor Marchesano Tsunemoto mit beiden Händen zurückgehalten. Auch wenn die Aktion auf die Entstehung des Treffers keinen Einfluss hatte, war es ein (unnötiges) Stürmerfoul und der Treffer somit irregulär.

Zwar erzielte Amadou Dante das einzige Tor des Spiels, doch Katic ist in der Innenverteidigung der Aggressiv-Leader. Der Kroate zeigt sich kompromisslos und liefert sich hochklassige Duelle mit Enzo Crivelli.

Tim Guillemin & Matteo Bonomo, Blick

In der 2. Halbzeit war dann zu Hause in Rückstand liegend vorwiegend Servette am Drücker. Die FCZ-Stürmer Okita und Marchesano hatten bereits in der 1. Halbzeit bei vielversprechenden Umschaltsituationen zu umständlich agiert – beide beendeten die 1. Halbzeit mit einer Note 3. Marchesano steigerte sich im Gegensatz zu Okita dann im zweiten Durchgang. Mit der Hereinnahme von Rohner wurde das Zürcher Umschaltspiel besser. Der FCZ passte sich wie schon in Basel auf das Direktspiel des Gegners an und agierte wieder im altbewährten 3-4-1-2 aus der Meistersaison, was scheinbar auch wieder das Wettkampfglück anzog. Gegen Ende der Partie verteidigte man dann ungewohnt pragmatisch in einem 5-4-1, was etwas an den letzten Sieg im Stadtderby erinnerte.

Rückkehr zum 3-4-1-2 mit Pressing

Servette griff in beiden Halbzeiten vorwiegend über links an, agierte in der 1. Halbzeit allerdings nach der Verschiebung der Zürcher Abwehr häufig mit Seitenwechseln nach rechts, wo Dante und Kryeziu Probleme mit Stevanovic & Co. bekamen. Kryeziu wurde zur Pause ausgewechselt. In der 2. Halbzeit wurden die Servette-Angriffe hingegen meist über den eingewechselten Kutesa über links fertig gespielt – was allerdings sicherlich auch etwas mit der wenig mannschaftsdienlichen Spielweise des Neo-Nationalstürmers zu tun hatte. Mit der Einwechslung von Rohner für Boranijasevic auf der rechten Zürcher Seite versuchten Ural / Romano Kutesa in den Griff zu bekommen.

Personalien – Cheick Condé: Abräumer und Spielgestalter in einem

  • Antonio Marchesano: Hat mittlerweile entdeckt, dass für ihn beim Ausweichen auf die Seite Doppelpässe das effektivste Mittel für einen positiven Impact aufs Offensivspiel sind.
  • Ifeanyi Mathew: In der 1. Halbzeit fehlerlos mit Ball. Dreht im letzten Spielviertel noch mehr auf.
  • Mirlind Kryeziu: Nach seiner Top-Partie gegen Winterthur ein durchschnittlicher Auftritt in den ersten 45 Minuten von Genf, wird dann ausgewechselt.
  • Amadou Dante: Erstes Tor, öffnende Zuspiele nach vorne, lässt sich andererseits von Tsunemoto zu häufig „austanzen“.
  • Bledian Krasniqi: Sehr guter Start in die Partie, Steigerung im Vergleich zum Winterthur-Spiel. Baut in der 2. Halbzeit dann etwas ab.
  • Jonathan Okita: Erneut ein zu nonchalanter Auftritt. Klar schlechtester Spieler beim FCZ. Unterbindet vielversprechende Angriffe der eigenen Mannschaft.
  • Fabian Rohner: Zum dritten Mal Offensiv Bester – immer auswärts. Gleich seine erste Ballberührung ist eine der zum Markenzeichen gewordenen effektiven Kopfballverlängerungen.
  • Adrian Guerrero: Kommt in der Schlussviertelstunde zu seinem ersten Einsatz seit dem 285. Derby.
  • Cheick Condé: Maximalnote 10 (erstmals auch offensiv) und zum vierten Mal MVP in dieser Saison – zum dritten Mal gegen einen Gegner aus der französischsprachigen Schweiz. Einerseits erfüllt er die Rolle des klassischen Abräumers mehr als zufriedenstellend, ist gleichzeitig aber auch mit Ball der wirkungsvollste Spieler der Startformation.
  • Silvan Wallner: Zweiter Kürzesteinsatz im Kalenderjahr 2024. Ist ebenfalls etwas aus den Traktanden gefallen.
  • Lindrit Kamberi: Gehört zu den Formstärksten im Kader. Fängt viele Bälle dank starker Antizipation ab. Im teaminternen Vergleich in Genf mit einem Rekord an Top-Defensivaktionen. Zum dritten Mal Defensiv Bester, erstmals mit einer Note 10.

Randnotiz – Irreguläres Tor, aber auch der dritte dem FCZ verweigerte Penalty in Folge

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So viele Offensivaktionen wie selten – aber kein Ertrag / FCZ – FCW Analyse mit Randnotiz: Schon wieder Wolfensberger – kein Penalty nach Handspiel Diabys im Strafraum

FCW DRITTBESTE SUPER LEAGUE-MANNSCHAFT 2024 / KANTONSDERBY VORSCHAU (Züri Live)

Im fünften Spiel hintereinander mit den besseren Expected Goals-Werten als der Gegner kann der FC Zürich zum vierten Mal nicht gewinnen. Die Effizienz im Abschluss fehlt auch diesmal wieder – allerdings auch weil die Gäste aus der Eulachstadt mit ihren einsatzfreudigen Verteidigern sehr viele FCZ-Abschlüsse blocken können. So wurden bis zur 21. Minute die ersten sechs FCZ-Abschlüsse in Folge allesamt von einem der vier FCW-Abwehrspieler oder Basil Stillhart geblockt. Um die gefährlichen schnellen Winterthurer Gegenstösse zu verhindern, trägt der FC Zürich auch im Angriffsdrittel dem Ball Sorge und spielt kontrolliert, was bei den massierten Winterthurer Abwehrreihen dann aber kaum mal zu einer freien Schussbahn führt. In der 68. Minute hätte so ein Block mit dem den Körper verbreiternden Unterarm / Ellbogen Diabys im Strafraum allerdings zu einem Handspenalty für den FC Zürich führen müssen. Der Tages-Anzeiger meinte nach dem Spiel:

Oft versuchen es die Stadtzürcher durchs Zentrum, fast mit dem Kopf durch die Wand, und bleiben in den Winterthurer Abwehrreihen stecken.

Loris Brasser, Tages-Anzeiger

Dass der FCZ zu überdurchschnittlich vielen astreinen Flanken (elf, davon je fünf durch Boranijasevic und Dante) kam, deutet hingegen eher darauf hin, dass man es eben doch auch häufig über die Seiten versucht hat. SRF Live-Kommentator Sascha Ruefer gerierte sich voraussehbar wie gefühlt bei jedem von ihm kommentierten FCZ-Match als Miesepeter:

Eigentlich ist das ein ganz mieses Fussballspiel.

Sascha Ruefer, SRF

Dabei hatte der FC Zürich die zweitmeisten Offensivaktionen der Saison und überdurchschnittlich viele Abschlüsse (19). In den ersten zehn Minuten war vor allem der FCW mit Umschaltsituationen gefährlich. Dann kam der FC Zürich übers Gegenpressing besser in die Partie und spielte mehr und mehr seine aktuell grösste Offensivwaffe, die Standards von Okita, Dante und Co., aus. In den ersten sechs Minuten nach der Pause musste Winterthur-Keeper Keller gegen Mathew, Okita und Kryeziu drei Mal sein Können zeigen. Dann kam der FCW in der heissesten Phase der Partie innert drei Minuten zu ebenso vielen Topchancen. Winterthur-Rechtsverteidiger Silvan Sidler, den Dante und Okita bis zu diesem Zeitpunkt nicht in den Griff kriegten, war in allen drei Szenen der Ausgangspunkt. Ab der 55. Minute bis zum Ende der Partie kam dann aber nur noch der FCZ zu Torchancen und war somit nach der Umstellung auf ein 3-4-1-2 in der Schlussphase näher am nicht unverdienten gewesenen Siegtreffer dran.

Eigene Taktik und gegnerischer Kampfgeist: Okita und Marchesano kommen kaum in geeignete Abschlusspositionen

Der Respekt des FCZ gegenüber dem FC Winterthur drückte sich auch dadurch aus, dass man taktisch eine kreative Lösung austüftelte. Der laufstarke Nikola Boranijasevic trat auf der rechten Seite in einer Doppelrolle auf. Mit Ball agierte der Serbe im 4-3-3 als Rechter Flügel des Dreimannsturmes. Wie schon gegen Stade Lausanne-Ouchy dominierte der FC Zürich in diesem System das Mittelfeld und vermochte den Gegner an den Strafraum zurückzudrängen. Die besten FCZ Saisontorschützen Okita und Marchesano (Offensiv-Note: 1!) kamen aber kaum mal in ihre präferierten Abschlusspositionen. Griff hingegen der FC Winterthur an, dann liess sich Bpranijasevic weit zurückfallen und bildete mit den vier Verteidigern eine Fünferabwehr. Mit der verstärkten Breite der Abwehrkette wollte man das ausgeprägte Flügelspiel der Gäste besser neutralisieren.

Personalien – Boranijasevic mit hybrider Rolle

  • Antonio Marchesano: Beginnt als Mittelstürmer, rückt mit der Afriyie-Einwechslung dann auf die 8-er Position zurück. Vor nicht allzu langer Zeit wäre in so einer Situation noch Afriyie auf die 8-er Position reingekommen.
  • Ifeanyi Mathew: In Basel noch erstmals in dieser Saison MVP, nun als Einziger mit einem ungenügenden Start in die Partie – insgesamt eine knapp genügende Note 5.
  • Mirlind Kryeziu: Erstmals MVP und Maximalnote 10 in dieser Saison, nachdem er in Basel bereits bester FCZ-Spieler der 1. Halbzeit gewesen war. Auf FCZ-Seite offensiv der spielbestimmende Mann mit einem Saisonrekord bei den Offensivpunkten. Kriegt lange Zeit in der 1. Halbzeit defensiv fast nichts zu tun.
  • Amadou Dante: Erstmals eine gute Partie im FCZ-Dress. Offensiv sogar mit Note 10.
  • Daniel Afriyie: Kommt neu als Mittelstürmer rein, nach der Systemumstellung der Schlussphase vom 4-3-3 auf ein 3-4-1-2 dann auf der 10-er Position.
  • Jonathan Okita: Hat wie häufig mit seinen Qualitäten mehrere gute Aktionen, gleichzeitig aber auch schlechte Ballmitnahmen bei Umschaltsituationen, stellt sich ungenügend zwischen Mann und Ball, passives Verhalten bei hohen Bällen, unterbindet gute Spielzüge der eigenen Mannschaft und verliert den Ball.
  • Nikola Boranijasevic: Zusammen mit Mathew am meisten Torchancenbeteiligungen in der 1. Halbzeit – trotz etwas Anlaufschwierigkeiten auf einer neuen Position rechts im Dreimannsturm in der Offensiven Phase. Ural 7 Romano nutzten die Laufstärke des Serben und setzten den Serben als Hybridspieler ein, der in der Defensiven Phase in der eigenen Platzhälfte die Viererabwehr zur Fünferkette verstärkte.
  • Yanick Brecher: Wie schon im Cup-Duell war Winterthur nur während einer kurzen Phase im dritten Spielviertel etwas torgefährlich. Brecher war daher in den ersten 50 Minuten defensiv beschäftigungslos und im letzten Spielviertel überhaupt nicht mehr am Spiel beteiligt. In seinen wenigen Aktionen agierte er souverän.
  • Cheick Condé: Wie gegen Stade Lausanne-Ouchy von Beginn weg stark am Aufbauspiel beteiligt und im ersten Spielviertel bester Mann beim FCZ.

Randnotiz – Schon wieder Wolfensberger: kein Penalty nach Handspiel Diabys im Strafraum

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Telegramm (transfermarkt)

Live Ticker (sport.de)

FC Winterthur: Patrick Rahmen kann mit einem Punkt gegen FCZ leben (Nau)

Wilde zehn Minuten – und am Schluss doch nur Enttäuschung (Tages-Anzeiger)

FC Zürich: Torloses Remis im Kantonsduell gegen Winterthur (Nau)

Kein Sieger bei Nullnummer zwischen FCZ und Winterthur – Servette patzt gegen SLO (Watson)

SRF-Ruefer kritisiert Zürich-Derby – Schlusslicht Ouchy schockt Servette (20 Minuten)

Mit veränderter Taktik gegen aufstrebenden FCB das bessere Team / FCB – FCZ Analyse mit Randnotizen: Katics Alptraumszenario, Bodenturner Condé und zweifelhafte VAR-Intervention gegen Rohner

TEUERSTES KADER TRIFFT AUF „WACHGEKÜSSTE“ STÜRMER / FCB – FCZ VORSCHAU (Züri Live)

Mit einem Züri Live-Notenschnitt von 7,3 gelingt dem FCZ bei einem aufstrebenden FCB sein bisher bestes Spiel der Saison. Dies trifft vor allem auf die 2. Halbzeit zu. Diese hat man 1:0 gewonnen und hätte auch den Siegtreffer verdient gehabt. Der von Ref Sandro Schärer erst ausgesprochene Penalty für den FC Zürich wurde nach VAR-Konsultation (Sven Wolfensberger) zu Unrecht zurückgenommen. Rohner beging bei seiner exzellenten Kopfballweiterleitung in die Tiefe für Okita kein Foul an Schmid. Dass Rohners Arm in dessen Gesicht war, lag einzig daran, dass Schmid zu spät ins Luftduell kam und von unten in den den Ball spielenden Rohner hineinsprang. Jonathan Okita hätte nicht nur diesen Penalty herausgeholt, sondern war davor bereits am 1:0-Führungstreffer durch Lindrit Kamberi und einer „hundertprozentigen“ Grosschance Nikola Katics entscheidend beteiligt gewesen – allerdings auch an den beiden Kontertoren des FC Basel.

Okitas Auftritt zwischen Fluch und Segen

Nach dem 2:2 gegen Stade Lausanne-Ouchy mit einer sehr dominanten Ersten und einer zu passiven Zweiten Halbzeit, änderte der FC Zürich seine Spielweise komplett und kehrte mit Taktik und Spielweise wieder zum direkten „Breitenreiter-Fussball“ im 3-4-1-2 zurück, was in Basel ganz offensichtlich gut funktionierte. Die Expected Goals des FC Zürich waren mit 1,41 doppelt so hoch wie die des Gegners. Defensiv war es zusammen mit dem 0:0 bei YB in der ersten Saisonphase ebenfalls die beste Partie der Saison. Der FCZ machte kaum Defensivfehler, der FCB nutzte diese wenigen Fehler aber konsequent aus.

Personalien – Mathew kommt über den Kampf besser ins Spiel

  • Marc Hornschuh: Erste Spielminuten nach seinem heroischen Teileinsatz vor Weihnachten in St. Gallen.
  • Ifeanyi Mathew: Erstmals Züri Live-MVP in dieser Saison! Nach seinem ausgezeichneten Start in sein Zürich-Abenteuer vor einem Jahr etwas überraschend, dass es 23/24 bis zu diesem Moment so lange gedauert hat. Im Unterschied zu vielen anderen Partien kam Mathew in Basel über Defensivaktionen ins Spiel und glänzte darauf aufbauend später dann auch Offensiv. Es tut ihm gut, wenn er sich bei der Defensivarbeit nicht zu stark auf seinen Mittelfeldpartner Cheick Condé verlässt, sondern von Beginn weg selbst über den Kampf ins Spiel findet.
  • Mirlind Kryeziu: Erstmals in dieser Saison bester Spieler der 1. Halbzeit. Sehr viele starke Diagonalbälle.
  • Amadou Dante: Sein zweiter Corner führt zum 2:2-Ausgleichstreffer.
  • Nikola Katic: Scheint sich wie Mathew noch etwas stärker als sonst auf die Defensive zu fokussieren, verliert aber 73% seiner Zweikämpfe. Dazu gehören auch einige Luftduelle mit Thierno Barry.
  • Jonathan Okita: Wie in den letzten Wochen häufig an beiden Gegentoren entscheidend beteiligt. Vor dem Basler 1:1 zu zögerlich bei einer Top-Chance allein vor FCB-Keeper Marwin Hitz, da er den Ball aufspringen lässt – und tut anschliessend nichts, um den schnellen FCB-Konter im Ansatz zu verzögern. Vor der FCB-Umschaltsituation zum 2:1 springt Okita nur pro forma auf, will tatsächlich den Ball weder weiterleiten noch Gegenspieler Van Breemen stören. Seine Corner-Flanke zum 1:0 in der 6. Minute ist sein erstes Assist seit Ende Januar. Nach drei Viertel der Partie noch mit einer klar ungenügenden Note „3“ steigert sich Okita im letzten Spielviertel auf eine „5“.
  • Nikola Boranijasevic: Mit seinen Hereingaben und Seitenwechseln speziell zu Beginn an mehreren gefährlichen Umschaltmomenten in zentraler Rolle beteiligt.

Randnotiz I – 42. Minute: Alptraumszenario – Nikola Katic trifft mit dem schwächeren Linken Fuss aus fünf Metern die leere Hälfte des Tores nicht („Ach hätte ich doch in meiner Jugend wie vom Trainer empfohlen meine täglichen Repetitionen mit dem rechten und linken Fuss gemacht“)

Randnotiz II – 54. Minute: Auch sein zweites Tor für den FCZ erzielt Cheick Condé gegen den FCB und lässt beim Torjubel vor der eigenen Fankurve manchen Schweizer Bodenturner vor Neid erblassen

Randnotiz III – 85. Minute: Nach dem Foul von Vouilloz an Okita im Strafraum müsste es Penalty für den FC Zürich geben, aber VAR Sven Wolfensberger hat etwas dagegen wegen angeblichem vorgängigen „Foul“ von Fabian Rohner im Luftduell mit Dominik Schmid, wofür Rohner anschliessend auch noch Gelb sieht

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Vier Tore im Klassiker – und doch jubelt keiner so richtig (Basler Zeitung)

FCB-Fans erklären Veiga Grund für Bierdusche (Blick)

FC Basel: 2:2-Remis im Klassiker gegen den FCZ (Nau)

FCZ überrascht SLO zu Beginn mit Umstellung auf 4-3-3 / FCZ – Stade Lausanne-Ouchy Analyse mit Randnotiz: FCZ neu bei Ballbesitz und Pressing im Spitzenbereich, Abschlusseffizienz als Problem nach der Winterpause

ACHTUNG AUF DIE LINKE SEITE VON SLO / FCZ – STADE LAUSANNE-OUCHY VORSCHAU (Züri Live)

Stade Lausanne-Ouchy spielt unter dem neuen Coach Ricardo Dionisio in einem eher defensiv ausgerichteten 5-4-1, aber so stark wie dies in der 1. Halbzeit (vor allem in den ersten 30 Minuten) in Zürich der Fall war, wollten sich die Waadtländer eigentlich dann doch nicht hinten reindrücken lassen. Der FCZ stand in dieser Phase im Hohen Pressing phasenweise mit zwei der vier Verteidiger zehn Meter von der gegnerischen Strafraumgrenze entfernt. Dies war möglich, weil SLO gegen den FCZ-Spielaufbau kein Mittel fand.

FCZ überrascht Stade Lausanne-Ouchy taktisch

Der FC Zürich hatte vom üblichen 4-2-3-1 auf ein 4-3-3 umgestellt und damit die Gäste überrascht. Die beiden Achter Mathew und Krasniqi veranlassten die Lausanner Bayard und Hamdiu weiter zurückzustaffeln als geplant, womit der FCZ-Sechser Cheick Condé im Spielaufbau völlig freie Hand genoss. Der FC Zürich baute dementsprechend praktisch jeden Angriff über den Mann aus dem Heimatland von Alhassane Keita auf. Conceição und Dante sorgten wieder für eine Breite, die sogar die Lausanner Fünferabwehr deutlich überspannte. Krasniqi und Mathew stiessen immer wieder beinahe oder ganz in die vorderste Linie.

Die beiden Tore zum 2:0 fielen dann aber untypisch für den Spielverlauf aus Umschaltsituationen. Es waren die ersten Tore aus einem Hohen Pressing und einem Konter seit dem 3:1-Heimsieg gegen YB in der ersten Saisonhälfte! Seither hatte der FC Zürich vorwiegend aus Standardsituationen getroffen. Während das erste Viertel der Partie aus FCZ-Sicht vermutlich das beste der bisherigen Saison war, liess das Heimteam bereits In der Viertelstunde vor der Pause etwas nach – und so entstand der Anschlusstreffer der Gäste nicht komplett „aus dem Nichts“.

Langjährige Cracks Hajrulahu und Ajdini ragen bei SLO heraus

Vor allem nach dem Pausentee aber kam Stade Lausanne-Ouchy „wie verwandelt“ aus der Kabine, agierte aggressiver. Ajdini und Bayard kümmerten sich nun zu zweit um Condé, die Aussenläufer rückten im Spiel gegen den Ball höher auf. Durch das Höherstehen kamen die Gäste auch eher ins Gegenpressing. Der FCZ liess sich davon etwas zu einfach ins Bockshorn jagen und hörte zeitweise auf, von hinten heraus aufzubauen. Vorne trauerten die Stürmer jeweils etwas zu lange vergebenen Möglichkeiten nach, und wurden vom in den zweiten 45 Minuten den Ball jeweils schneller wieder ins Spiel bringenden Torhüter Vachoux erwischt.

SLO kam zwar nicht zu vielen Torchancen, aber wenn, waren es tendenziell gefährliche Situationen im Strafraum. Die Waadtländer trugen dem Ball Sorge, spielten relativ viele Pässe und ein relativ hoher Prozentsatz der Zuspiele kamen beim Mitspieler an. Dabei zog ihr Toptalent Ismael Gharbi eher einen schlechteren Tag ein. Herausragend waren beim Dionisio-Team zwei langjährige Spieler aus der Region, die beide praktisch ihre ganze bisherige Profikarriere bei den „Stadistes“ verbracht haben. Captain Lavdrim Hajrulahu (26) hatte in seiner Jugend den Durchbruch bei der lokalen Nummer 1 Lausanne-Sport nicht geschafft. Im Letzigrund stach er mit seiner Aufmerksamkeit und Antizipation heraus – und entschärfte so viele im Ansatz gefährliche Angriffe des FC Zürich. Im gegnerischen Strafraum holte der Innenverteidiger ebenfalls dank seiner Wachheit gegen Daniel Afriyie den Penalty zum 2:2 heraus. Stürmer Albian Ajdini (24, aus dem Servette-Nachwuchs) musste vorne lange Zeit als „Alleinunterhalter“ auftreten, holte in fast jeder Situation ein Maximum heraus – und erzielte beide Treffer.

FCZ mit Mühe gegen situativ pressende Ballbesitzteams

Generell kann man aus dem Spiel mitnehmen, dass der FCZ endlich wieder mal aus Umschaltsituationen Tore erzielen konnte. Und mit einem zu Beginn sehr tief stehenden Gegner konnte man deutlich besser umgehen, als noch vor ein paar Wochen. Gegen YB hat der FCZ zudem zuvor bewiesen, dass er auch gegen einen hoch pressenden Gegner gute Lösungen hat. Am meisten Schwierigkeiten bereiten dem FCZ zur Zeit noch Gegner, die weder besonders tief noch besonders hoch stehen, dem Ball Sorge tragen, situativ pressen und schwer ausrechenbar sind – so wie beispielsweise Lugano, oder eben SLO in der 2. Halbzeit.

Personalien – Di Giustos vermaledeite Halbzeit

  • Cheick Condé: Zum dritten Mal in dieser Saison MVP, zum ersten Mal im Kalenderjahr 2024. Steht in der 1. Halbzeit im Mittelpunkt, weil fast alle Angriffe über ihn laufen. Hat etwas eine Baisse im dritten Spielviertel, dreht gegen Ende wieder auf.
  • Ifeanyi Mathew: Offensiv weiter in Topform – diesmal mit einem schönen Assist.
  • Mirlind Kryeziu: In Yverdon defensiv noch mit Tiefstnote „1“, diesmal im Spiel ohne Ball bester Zürcher mit einer glatten „10“. Im Offensivspiel nach der Druckphase der ersten halben Stunde in der Viertelstunde vor der Pause etwas mit Konzentrationsproblemen.
  • Lindrit Kamberi: Spielt in der neuen Rolle als Rechtsverteidiger konstant stark. Rettet in der 62. Minute wie in Yverdon vor der Linie, auch wenn der Effet-Abschluss des beim SLO-Konter im Strafraum alleinstehenden Mahmoud wohl am rechten Pfosten vorbeigeschwenkt wäre.
  • Amadou Dante: Es bleibt dabei: defensiv weiterhin deutlich ungenügend. Die Hoffnung war eigentlich, dass sich durch Dante die linke Seite defensiv stabilisiert, da Guerrero in einer Viererkette im Spiel gegen den Ball gewisse Schwachpunkte hat. Bisher ist eher das Gegenteil der Fall – mit einer Defensiv-Durchschnittsnote von 2,8. Gerade in Umschaltsituationen zu spät und zu langsam in der Rückwärtsbewegung. Auch im Aufbauspiel mit zu vielen „telefonierten“ Pässen. Die Eckbälle des Linksfusses sind hingegen weiterhin gut – in dieser Hinsicht ersetzt er Guerrero eins-zu-eins.
  • Bledian Krasniqi: Nicht mehr so ein Offensivfeuerwerk wie in Yverdon. Trotzdem: bereitet das 2:0 nach eigenem Ballgewinn mustergültig vor und bei seinem einzigen Eckball in der 85. Minute müsste Kryeziu den Ball per Kopf aufs Tor bringen.
  • Nevio Di Giusto: Eine vermaledeite Halbzeit. Will häufig zu viel. Hat auch mit dem schwächeren rechten Fuss einen guten Abschluss beziehungsweise letzten Pass und müsste häufiger auf dieser Seite vorbei am Gegenspieler – zieht dagegen immer zur Mitte, was die Kontrahenten vorausahnen. Immerhin ist er der einzige Einwechselspieler mit einer Chancenbeteiligung. Setzt sich in der 81. Minute rechts gegen Mahmoud durch, verliert dabei den Schuh, flankt mit dem schuhlosen linken Fuss einen gefährlichen Effet-Ball in die MItte, den Okita knapp verpasst. Das Tor hätte wohl gezählt. Die Aktion in welcher der Schuh verloren geht, darf der Spieler noch fertig machen.
  • Nikola Katic: Wird in der 76. Minute ausgewechselt, nachdem er sich bei Tacklings an der jeweils gleichen Stelle an der Seitenlinie in der 54. und 58. Minute ohne Fremdeinwirkung im Hüftbereich verletzt hat. Defensiv wie Dante deutlich ungenügend.
  • Jonathan Okita: Macht defensiv mehr als früher und allgemein vieles gut, ist dann aber beim 1:2 von SLO wie schon zwei Mal im Cup gegen Winterthur im entscheidenden Moment nicht auf seinem Posten. Trifft mit Überzeugung zum 1:0 und auch sein Dropkick mit LInks in der 85. Minute hätte ein Tor verdient gehabt.
  • Antonio Marchesano: Beginnt als Mittelstürmer im 4-3-3, nach der Einwechslung von Daniel Afriyie dann auf der Doppel-8 neben Bledian Krasniqi.
  • Nikola Boranijasevic: Zum fünften Mal in dieser Saison der offensiv Beste. Defensiv hingegen mit Note „1“. Der Teileinsatz beginnt mit einem missglückten Einwurf und übermotiviertem Einsteigen gegen Gharbi (der entsprechende Freistoss führt dann zum Penalty) schlecht.
  • Daniel Afriyie: Im 4-3-3 in dieser Saison häufig auf der Doppel-8 eingesetzt, diesmal hingegen als Mittelstürmer. Trotzdem begeht er im eigenen Strafraum gegen den höchst aufmerksamen Gegenspieler Hajrullahu kurz nach der Einwechslung ein ungeschicktes Foul. Bisher hatte in dieser Saison der FCZ umgekehrt im SLO-Strafraum von solchen Szenen profitiert (zwei Penaltytore durch Okita).
  • Yanick Brecher: Hat wenig zu tun und kommt weder offensiv noch defensiv richtig ins Spiel. Im Aufbauspiel nicht so stark wie gewohnt.

Randnotiz – FCZ neu bei Ballbesitz und Pressing im Spitzenbereich, Abschlusseffizienz als Problem nach der Winterpause

Der Ballbesitz hat im Verlauf der Saison kontiniuerlich und deutlich zugenommen. Dass die Spielweise nach der Winterpause stark geändert wurde, ist grafisch (siehe unten) gut sichtbar. Kurzfristig gibt es Schwankungen aufgrund einzelner Partien wie gegen YB, in denen zwischendurch der Ballbesitz gering ist. Über die ganze Saison hinweg liegt der Ballbesitz des FC Zürich noch bei 49,2% und damit an 7. Position. Zuletzt lag der FCZ-Ballbesitz allerdings im Schnitt bei 55% und damit im Bereich, in welchem sich der in dieser Wertung Zweitplatzierte FC Lugano bewegt, knapp hinter YB. Die Intensität des Hohen Pressings über 90 Minuten stieg hingegen schon im Verlauf des ersten Saisondrittels stark an und war im Oktober auf dem gleichen Niveau wie heute – sank dann aber bis zum 285. Derby wieder etwas ab. Über die ganze Saison hinweg ist der FCZ bezüglich Pressing mittlerweile mit dem PPDA-Wert (Passes Per Defensive Action) 8,86 an dritter Stelle hinter YB und St. Gallen. Gemessen an den letzten fünf Partien liegt der FCZ mittlerweile sogar deutlich vor dem Saisonwert von YB und St. Gallen.

In einem Low Scoring-Game wie Fussball sind Tore und Gegentore auch von Spezialfaktoren oder gar Zufallsfaktoren abhängig. Die Entwicklung der Expected Goals-Differenz (in der unteren Grafik in orange) ist daher für die Bewertung der Leistungsentwicklung aussagekräftiger, als die Tordifferenz. Man startete die Saison zu Hause gegen Yverdon sehr gut. Die Leistung (gemessen an den eigenen und gegnerischen Torchancen) bewegte sich dann aber trotz oder vielleicht auch wegen zunehmendem Ballbesitz und Pressing von Spiel zu Spiel abwärts und befand sich bis und mit dem 3:0-Auswärtssieg in Lugano im leicht negativen Bereich. Der 3:1-Heimsieg gegen YB nach der Nati-Pause Ende November war dann der Auftakt zu einer leistungsmässig guten Phase vor und nach der Winterpause mit einem kontinuierlichen Chancenplus.

Nach der 1:2-Niederlage durch die zwei späten Kontertore im 284. Derby hat man sich dann aber wieder in einen Bereich runterbewegt, in welchem das Chancenverhältnis ausgeglichen ist. Die tatsächliche Torbilanz und damit auch Tabellenentwicklung sah während der ganzen 1. Saisonhälfte deutlich besser aus, als es die Leistungen hergaben. Seit der Winterpause hat sich dieses resultatmässige „überperformen“ ins Gegenteil verkehrt. Im Jahr 2024 wird der FCZ für seine Leistungen bisher schlecht belohnt – wobei man sich mittlerweile wieder auf dem Weg zumindest in den Bereich einer ausgeglichenen Tor- und Expected Goals-Bilanz befindet. Die graue Linie in der oberen Grafik zeigt die Unterschied zwischen der Tordifferenz und der Torchancendifferenz an. Vor der Winterpause erzielte man deutlich bessere Ergebnisse, als man aufgrund des Chancenverhältnisses erwarten konnte – nach der Winterpause waren die Ergebnisse schlechter als das Chancenverhältnis. In den letzten Partien hat es sich aber ausgeglichen. Unter dem Strich haben die vor der Winterpause glücklich gewonnenen Punkte immer noch einen etwas grösseren Einfluss auf Punkte- und Tabellenlage, als die nach der Winterpause unglücklich verlorenen. Man kann sagen: der FCZ gehört von seinen Saisonleistungen her ins Tabellenmittelfeld.

Die Anzahl Gegentore hat seit Saisonbeginn mit kleineren Auf und Abs grundsätzlich kontinuierlich zugenommen. Die Zunahme wurde in der 1. Saisonhälfte durch die klare Leistungssteigerung von Yanick Brecher im Vergleich zur letzten Saison noch stark abgeschwächt. Seit der Winterpause ist dieser Effekt aber nicht mehr vorhanden. Die Gegentore entsprechen seither den gegnerischen Torchancen. Die stark fallende Torproduktion ist aber das noch grössere Problem geworden. Bis und mit dem 3:1-Heimsieg gegen YB Ende November konnte der FCZ zumindest von einer hohen Abschlusseffizienz profitieren. Diese lässt seither aber stark zu wünschen übrig. Der FC Zürich nutzte nach der Winterpause phasenweise weniger als die Hälfte der Chancen, die er hätte einnetzen müssen. In den letzten Partien hat sich die Abschlusseffizienz aber wieder gebessert.

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Telegramm (transfermarkt)

Eine Prise Arroganz – und trotzdem gute Nachrichten für den FCZ (Tages-Anzeiger)

Ajdini vermiest den Zürchern den Sonntag (Blick)

FCZ verspielt gegen Schlusslicht Ouchy einen Zwei-Tore-Vorsprung (Blue)

FCZ gibt gegen SLO sicher geglaubten Sieg aus der Hand (SRF)

FCZ muss sich gegen Aufsteiger Lausanne-Ouchy mit Remis begnügen (Nau)

YB-Pressing löst sich in Luft auf / FCZ – YB Analyse mit Randnotiz: FCZ überperformt seinen Marktwert

ZUSCHAUERREKORD? MEHR BALLBESITZ? DI GIUSTO IN DER STARTELF? / FCZ – YB VORSCHAU (Züri Live)

Zusammen mit dem Heim-1:1 gegen Luzern in der Vorrunde und knapp hinter dem Auswärts-0:0 in Bern ist der 1:0-Heimsieg gegen YB der 26. Runde die bisher zweitbeste FCZ-Partie 23/24. Die 1. Halbzeit ist sogar die Beste der Saison, ex aequo mit dem Cup-Viertelfinal gegen Winterthur wenige Tage davor. Erneut ein sehr guter Start in die Partie also! Auch die 2. Halbzeit wird überdurchschnittlich. Die Partie ist zudem die fünftbeste Offensiv- sowie drittbeste Defensivleistung der Saison. YB spielt gut und verlangt dem FC Zürich viel ab. Das 4-3-3 der 1. Halbzeit spiegelt das Zürcher 4-2-3-1. YB-Coach Raphaël Wicky hat die taktische Marschroute also auch diesmal am FCZ ausgerichtet.

Elia wechselt die Seite, um die FCZ-Schwachstelle zu nutzen

Nach den Wechseln in der 64. Minute stellt Wicky dann aber auf ein 4-4-2 um. Die Angriffe wurden nun über die rechte Seite mit dem Duo Janko / Elia forciert. Elia hatte zuvor links gespielt, aber die Berner bemerkten, dass Linksverteidiger Dante an diesem Tag die defensive Achillesferse des FC Zürich war. Dieser hatte unter anderem mit Aussenverteidiger-Kollege Kamberi zusammen die meisten Ballverluste. Die beiden spielten offensiv gut bis sehr gut, defensiv hingegen durchschnittlich (Kamberi) bis sehr schlecht (Dante). Nach der Auswechslung Okitas wurde Dante dann durch den darauf ebenfalls die Seite wechselnden Rodrigo Conceição unterstützt. Ab der 82. Minute wechselte YB auf ein 4-2-3-1 mit den beiden offensiv orientierten Males und Lakomy auf der Doppel-6.

Der FC Zürich spielte die ganze Partie wenn immer möglich durch die Mitte, was sich im Verlauf der 2. Halbzeit noch weiter vereinfachte, da YB in diesen Räumen nun in Unterzahl war und Cheikh Niasse durch den zusätzlich nach vorne drängenden Lukasz Lakomy als Abräumer vor der Abwehrkette häufig allein gelassen wurde. Ganz im Gegensatz zum Cup-Viertelfinal gegen Winterthur wurde in der Partie gegen YB auf Zürcher Seite kaum noch über die Seiten gespielt. Es gab dementsprechend auch praktisch keine Flanken. Was der FCZ in dieser Partie wirklich stark machte, war das Spiel mit Ball vom hinteren ins mittlere Spielfelddrittel. Man fand dabei immer die richtige Lösung und brachte YB an den Rand der Verzweiflung. Das YB-Pressing schien sich je länger je mehr in Luft aufzulösen. Mal konnte man gegen hoch stehende Berner durch intelligente Positionierung flach hintenraus spielen, mal wurde der präzise hohe Ball gespielt.

YB mit einem Tag weniger Ruhepause

YB hatte sich viel vorgenommen, kam aber nicht ins Spiel. Das FCZ-Pressing funktionierte besser. In der Startviertelstunde hatten die Zürcher einen sehr guten PPDA-Wert von 4,3. Etwas seltsam daher der Kommentar zum Spiel im “Blick“, der kein Pressing des FCZ ausmachen konnte. Insgesamt profitierte der FC Zürich sicherlich davon, dass YB sein Cupspiel unter der Woche einen Tag später austrug. Wicky nahm im Vergleich zur Niederlage in Sion sieben Änderungen vor. Vor allem auf den Aussenverteidiger-Positionen war dies spürbar – mit den im Vergleich zum etatmässigen Duo Blum / Hadjam abfallenden Janko / Persson. Beim FCZ hingegen wurde im Vergleich zum Cup-Viertelfinal mit Katic, Dante und Condé für Boranijasevic, Rohner und Ligue Physis dazugewonnen.

Highlights – 11 Sekundä: Aagriff perfäkt choreographiert

Personalien – Brecher mit möglicherweise seiner bisher besten Saison

  • Antonio Marchesano: Ihn auf der Mittelstürmerposition zu bringen, macht vor allem auch dann Sinn, wenn der FCZ wie gegen YB ein intensives Pressing aufziehen will. Dafür ist der Tessiner der geeignetste Offensivmann. Das Assist zum 1:0 ist sein erstes seit dem Heim-1:1 gegen Stade Lausanne-Ouchy. Hat zudem am meisten Abschlüsse (4).
  • Yanick Brecher: Möglicherweise seine bisher beste Saison. Gegen Leader YB in allen Belangen der beste Spieler auf dem Platz. Bereits zum fünften Mal in dieser Saison der Offensiv Beste beim FC Zürich und sogar schon zum zehnten Mal Defensiv – und dies mit der Note “10“ in beiden Phasen.
  • Mirlind Kryeziu: Ist in der Schlussphase ein Fels in der Brandung.
  • Lindrit Kamberi: Damit Katic / Kryeziu gemeinsam auflaufen können, ersetzt Kamberi Boranijasevic auf der rechten Seite. Liefert beim schnellen 1:0 (11 Sekunden) ein weiteres Pre-Assist. War in den letzten acht Partien in jedem zweiten Spiel mit einem Pre-Assist an einem Tor beteiligt. Der Spielzug beim Anstoss mit der Kopfballverlängerung Kamberis Richtung YB-Strafraum nach dem hohen Ball Kryezius erinnerte an den Beginn der Saison, als häufig Yanick Brecher solche Bälle auf Kamberi spielte, der damals aber weiter aussen an der Seitenlinie postiert war – ohne direkten Druck aufs gegnerische Tor ausüben zu können.
  • Amadou Dante: Hat Probleme beim Passspiel. Vor allem aber gehen ihm die Umschaltsituationen von YB zu schnell, hebt die Offsidefalle auf. Kommt auch im letzten Spielviertel, als YB nochmal Druck macht, “unter die Räder“ – genauso wie bereits zu Beginn der Partie.
  • Rodrigo Conceição: Hat erst in der 44. Minute die erste Abschlussbeteiligung. Wechselt nach der Einwechslung Rohners nach links und ist dort speziell ab der 75. Minute eine wertvolle Unterstützung für den mit Meschack Elia & Co. etwas überforderten Dante.
  • Jonathan Okita: Nach seinem inkonsequenten Verteidigen vor den beiden Gegentoren im Cup-Viertelfinal defensiv deutlich verbessert. Da scheint es ein internes Gespräch gegeben zu haben…

Kommentare – Okita nicht in Vorrundenform

Randnotiz – FCZ überperformt seinen Marktwert

Zusammen mit Servette und dem FC Winterthur gehört der FC Zürich basierend auf dem Marktwert von transfermarkt.ch zu den aktuell in der Super League am meisten “überperformenden“ Teams. Sieben Mannschaften haben aktuell einen höheren Marktwert, der FCZ liegt sportlich aber nach dem Heimsieg gegen YB auf dem 3. Rang. Gemessen am Wert der Spieler enttäuschen bisher der FC Basel und Lausanne-Sport am meisten. YB, GC und Yverdon liegen auf den erwarteten Positionen.

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Über den kleinen, aber feinen Unterschied – und etwas Fake News / FCZ – Winterthur Cup-Viertelfinal Analyse mit Randnotizen: FCZ schiesst in starken 1. Halbzeiten zu wenig Tore

FCW ERSTMALS FAVORIT / FCZ – WINTERTHUR CUP-VIERTELFINAL VORSCHAU (Züri Live)

An der Pressekonferenz nach der Partie verbreitete FCW-Trainer Patrick Rahmen mit einer Spitze gegen FCZ “Co-Cheftrainer“ Umberto Romano unnötigerweise noch etwas Fake News: „Ich bin nicht damit einverstanden, dass wir nur hinten rein gestanden sind, wir hatten glaub 53% Ballbesitz…“. In der Hitze des Gefechtes kurz nach einem Spiel kann es natürlich vorkommen, dass man eine Zahl mal falsch liest oder hört. Aber dass diese Zahl nicht stimmen kann, hätte Rahmen mit seiner langjährigen Trainererfahrung eigentlich erahnen müssen. Tatsächlich waren es 43%. Auch die Pressing-Werte (PPDA FCZ: 5,95, FCW: 16,56) redeten eine klare Sprache, dass der FCZ in der gegnerischen Hälfte deutlich mehr Druck machte. Phasenweise stand die Viererabwehrkette des FCZ weit in der gegnerischen Platzhälfte. Die sehr hohe Zahl von 25 Ballgewinnen im Angriffsdrittel und die ungenauen hohen Bälle von FCW-Torhüter Marvin Keller konnte das Heimteam aber nicht in ein Tor ummünzen.

Der kleine, aber feine Unterschied zwischen Jonathan Okita und Sayfallah Ltaief

Rahmen hätte allen Grund gehabt, auch einfach Stolz auf die Defensivleistung seiner Mannschaft zu sein, welche den Unterschied ausmachte und dank der sie verdient in den Cup-Halbfinal einzog. Speziell im Zentrum stellte der FCW dank seiner Kompaktheit und Laufarbeit im Mittelfeld konsequent fast alle Passwege zu – und blockte beherzt viele FCZ-Abschlüsse am und im Strafraum. Der FCZ musste viel über die Seiten ausweichen, von wo die 16 Flanken (zweithöchster Saisonwert) nicht genügend gefährlich wurden. Bereits in der 3. Minute stellte Remo Arnold im eigenen Strafraum seinen Rücken in einen Drehschuss Antonio Marchesanos, dem ansonsten sein Torhüter Keller wohl nur noch auf den Weg in den rechten Torkranz hätte hinterherblicken können. Kryeziu, Okita, Boranijasevic, Kamberi, Di Giusto oder Santini vergaben weitere gute Torchancen im Strafraum.

Winterthur hatte abgesehen von den beiden Weitschüssen, die zu den Burkart-Toren führten, keinen einzigen Abschluss in der 2. Halbzeit. In der 1. Halbzeit hatten die Gäste vier Abschlüsse, wovon einer (Di Giusto-Freistoss aus der Distanz) aufs Tor von Yanick Brecher kam. Diese vier Abschlüsse entsprachen zusammengezählt einem Expected Goals-Wert von gerade mal 0,1. Der FC Zürich hätte aufgrund seines Expected Goals-Wertes von 1,27 mindestens ein Tor erzielen müssen. Auf FCZ-Seite arbeitete Jonathan Okita durchaus defensiv mit, liess aber in den entscheidenden Szenen vor den beiden Gegentoren etwas die Bissigkeit und Konsequenz im Verteidigen vermissen. Der FC Winterthur hat mit Sayfallah Ltaief einen Spieler, der grundsätzlich auch einen Hang zum etwas inkonsequenten Verteidigen hat. Dieser agierte für einmal auf dem Rechten Flügel und schloss in den wichtigen Szenen die entscheidenden Räume, agierte in den Zweikämpfen konsequenter. So trat Winterthur als die etwas kompaktere Einheit auf. Ein kleiner, aber feiner Unterschied.

Beste 1. Halbzeit der Saison

Trotzdem hatte Okita in der 33. Minute beim Stand von 0:0 eine sehr ähnliche Weitschussmöglichkeit wie Ltaief später vor dem Winterthurer 0:1 – sogar aus zentralerer Position. Calixte Ligue spekulierte und war genau gleich wie später Nishan Burkart auf den Abpraller beim Torhüter bereit. Der Schuss von Okita ging aber knapp am linken Pfosten vorbei, statt scharf aufs Tor zu kommen. Weil der FCZ mehr Ballbesitz hatte und der FC Winterthur tatsächlich vorwiegend hintenrein stand, setzte Okita umringt von mehreren Winterthurer Verteidigern zu seinem Abschluss an und schoss auch deshalb knapp daneben. Seine tollen Weitschusstore gegen YB, St. Gallen oder in Lugano entstanden alle aus Umschaltsituationen, in denen Okita Platz und Zeit für seinen raumgreifenden Bewegungsablauf hatte.

Die Motivation, wieder einmal einen Cup-Halbfinal erreichen zu können, war beim FC Zürich von der 1. Minute an gross – dies zeigt unter anderem der Züri Live-Notenschnitt der 1. Halbzeit von 7,2 – der beste der bisherigen Saison! Die 2. Halbzeit war dann allerdings die zweitschlechteste im Kalenderjahr 2024. Offensivaktionen gab es so viele wie wohl noch nie in dieser Saison über 90 Minuten. Da aber die FCZ-Stürmer weiter Ladehemmung haben und einer der aktuellen Goalgetter Bledian Krasniqi von seiner Position auf der Doppel-6 aus zu keinem Abschluss kam, kann trotzdem eine torlose Partie dabei herausschauen. Man hatte den Eindruck, der FCZ hätte an dem Abend noch lange spielen können, ohne ein Tor zu erzielen. Auch die Schlussminuten im “Brechstangen-Modus“ nach der Einwechslung von Teilzeit-Stürmer Nikola Katic änderten nichts daran.

Viertelfinal-Highlights – Burkart hat es wieder gerochen

Personalien – Nevio Di Giusto bringt im ersten Spiel gegen Bruder Matteo Bestleistung

  • Calixte Ligue: Läuft als Mittelstürmer auf, ist aber bis zur 49. Minute der Einzige im FCZ-Trikot ohne Abschlussbeteiligung. Antizipiert zu wenig oft die Verhaltensweisen von Mitspielern und Gegenspielern. Ausnahmen gibt es, aber es fehlt häufig noch der “Riecher“ für die jeweilige Situation in der Angriffszone. Trifft auch im Pressing falsche Entscheidungen.
  • Yanick Brecher: Wie in Luzern Bester der 1. Halbzeit.
  • Nevio Di Giusto: Spielt erstmals gegen seinen Bruder Matteo, ist beim FCZ MVP und bester Spieler in der Offensiv-Phase.
  • Lindrit Kamberi: Wie beim Heimspiel gegen Lausanne-Sport Bester der Defensiven Phase – wieder ohne dabei eine Top-Note zu haben, was nicht für die Defensivleistung des Teams spricht.
  • Nikola Boranijasevic: Kam in Lugano als Einwechselspieler zum Einsatz und hatte dabei die beste Züri Live-Bewertung, Nun wieder von Beginn weg dabei.
  • Bledian Krasniqi: Hat zuletzt mehrmals das Tor getroffen, kommt gegen den FCW selbst aber nicht zum Abschluss. Legt dafür am meisten Torchancen direkt auf (5) und ist an rund der Hälfte der Abschlüsse beteiligt. Von den zwei Top-Vorbereitungen innnerhalb ein und derselben 85. Minute (ein Freistoss und ein Dribbling im Strafraum) hätte einer der beiden Abschlüsse (Kamberi, Di Giusto) im Tor landen müssen.
  • Jonathan Okita: Hat am meisten Abschlüsse (4) auf Seiten des FCZ. Auf der anderen Seite an beiden Gegentoren entscheidend beteiligt. Beim 0:1 nimmt er seine Deckungsaufgabe zu locker und kommt zu spät, um den Schuss von Sayfallah Ltaief zu verhindern – oder zumindest zu blocken. Vor dem 0:2 lässt er sich zu einfach von FCW-Innenverteidiger Remo Arnold vernaschen.
  • Fabian Rohner: Wird viel mit hohen Diagonalbällen gesucht, lenkt diese per Kopf vielversprechend in Abschlusszonen. Seine Flanken (5) bringen hingegen weniger Gefahr für Winterthur.

Kommentare – Emotionale Familien-Saga im Letzigrund

Randnotiz – FCZ schiesst in starken 1. Halbzeiten zu wenig Tore

Ein Grundproblem für den FCZ in dieser Saison besteht darin, dass er in starken 1. Halbzeiten zu wenig Tore erzielt. In den sechs besten 1. Halbzeiten der bisherigen Saison (nach Züri Live-Noten) kassierte man zwar kein einziges Gegentor, erzielte aber auch nur zwei Tore: Ifeanyi Mathew traf kurz vor dem Pausenpfiff in Basel und Bledian Krasniqi im 284. Derby. Die Folge davon ist, dass die starken ersten 45 Minuten zu wenig belohnt werden. Man hat nur eines dieser sechs Spiele letztendlich gewinnen können – zwei endeten gar in einer Niederlage, davon eines nun im Cup gegen Winterthur. Die beste 1. Halbzeit der Saison endete 0:0 – und Winterthur nutzte danach seine einzigen zwei Torchancen der 2. Halbzeit für den Halbfinal-Einzug.

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Von Gelegenheitskickern und dem fehlenden Pfiff gegen Yann Sommer – die Halbfinal-Geschichten des FCW (Landbote)

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