Frage zum Spiel: FCZ in Thun – Top oder Flop?

Nach den Siegen in St. Gallen (aufgrund der Zweiten Halbzeit verdient) und gegen den FC Lugano (etwas glücklich) wartet die Stockhorn Arena auf den FC Zürich. Im Letzigrund sind mit Tosin und Omeragic zwei verletzte Spieler dazugekommen. Wie sieht es bei Mahi und Marchesano aus?

Frage zum Spiel: FCZ in Thun - Top oder Flop?

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Züri Live-Direktübertragung ab 20:15 mit Moritz Wolf (Radio RaBe)

Nathan, der Heisse – FCZ entzaubert St. Gallen erneut mit Kampfgeist und Kontern

Letzte Saison hatte der FCZ gegen St. Gallen vorwiegend gute Spiele abgeliefert, aber trotzdem nur zwei Punkte geholt. Nun hat sich dies gedreht: drei Siege in Folge von Ludo Magnins Team gegen Peter Zeidlers Mannen, und dies obwohl die Ostschweizer ansonsten ihre beste Saison seit Jahrzehnten spielen. Was sich wie ein Roter Faden durch diese Partien zieht, ist, dass der FCZ den Hochtempo-Fussball der Grün-Weissen für sich zu nutzen weiss – wie bei einem Tanzpartner, der gut zu einem passt. Die St. Galler lassen dem Gegner kaum Zeit zum Überlegen und dies kommt dem FCZ entgegen, der in den letzten Jahren immer wieder dann besonders schlecht gespielt hat, wenn er zu viel Zeit zum Überlegen hatte und sich vom Gegner „einlullen“ liess.

Die St. Galler lassen dem Gegner kaum Zeit zum Überlegen und dies kommt dem FCZ entgegen

Sich einem mit hohem Tempo agierenden Gegner an die Fersen heften und dann über den Kampf ins Spiel finden, hat in den letzten Jahren nicht nur gegen St. Gallen (Stichworte: Cupfinal YB, Leverkusen) häufig gut geklappt. Das spielerische Element ist sowieso da – um aber auch das notwendige kämpferische Element aus der Mannschaft herauszukitzeln, braucht es häufig eine anspruchsvolle Aufgabe. In den drei Duellen mit St. Gallen hat die Mannschaft von allen Partien abgesehen von der 0:4-Heimniederlage gegen den FCB klar am meisten Top-Defensivaktionen gehabt (79, 72, 77).

FCSG – FCZ Züri Live Matchstatistiken

Herausragend in dieser Hinsicht der wieder ins Team zurückgekehrte Nathan mit gleich 19 Top-Defensivaktionen, was auch gemessen am Schnitt des Brasilianers von 10 Top-Defensivaktionen pro Partie hoch ist. Nathan war der Fels in der Brandung gegen einen Gegner, der einen Grossteil seiner Energie in die ersten 30 Minuten legte und in dieser Phase das Spiel dominierte. Die im ganzen Spiel wichtigste Aktion war Nathans Rettungstat schon nach etwas mehr als einer Minute im Laufduell mit Demirovic, als er den mit Entschlossenheit rechts Richtung nahen Pfosten stürmenden Bosnier an Grinta noch überbot. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wäre da ansonsten schon früh das 1:0 für St. Gallen gefallen. Vor Nathan sorgte der aufmerksame Hekuran Kryeziu für zusätzliche Stabilität.

Simon Sohm wärmt sich in der Pause auf

Der FCZ hatte sich zudem gut auf verschiedene Spezialitäten eingestellt. Zum Beispiel der St. Galler Eigenheit, nach dem Anstoss den Gegner mit Tempo durch die Mitte zu “überrollen“, stellte das Letzigrund-Team jeweils eine gestaffelte Phalanx von vier Mann gegenüber. Gleich nach Wiederanpfiff konnte so Simon Sohm als vierter Mann dieser Phalanx den Ball abfangen und den schnellen Gegenstoss gegen die hinten offenen St. Galler einleiten, der um ein Haar zum 2:0 durch Blaz Kramer wenige Sekunden nach der Pause führte.

FCZ-Phalanx erwartet nach einem Anstoss den St. Galler Angriff durch die Mitte

Oder bei einem Freistoss in Strafraumnähe des zur Zeit ligabesten Freistoss- und Weitschützen Jordi Quintilla, als sich Marco Schönbächler in einem Spreizschritt hinter die Mauer kniete, wodurch diese kollektiv aufspringen und damit die abgedeckte Gesamtfläche vergrössern konnte.

Marco Schönbächler ist bei Freistoss Quintilla für das „Untergeschoss“ zuständig

St. Gallen konnte in der ersten halben Stunde das Spiel aber nicht nur wegen dem eigenen keine 90 Minuten durchzuhaltenden Energieaufwand dominieren, sondern auch, weil beim FCZ viele Spieler zu behäbig in die Partie gestartet waren. Namentlich von Toni Domgjoni, Benjamin Kololli oder Blaz Kramer kam viel zu wenig. Sinnbildlich für Domgjonis mentale und physische „Abwesenheit“ war die Szene, als er sich gar von einem Spieler wie Jérémy Guillemenot im Zweikampf wegdrücken liess. Dass unter diesen Umständen speziell Nathan und Hekuran Kryeziu das Team trotzdem zusammenhalten konnten, war eine Parforceleistung. St. Gallen hatte in der Ersten Halbzeit trotz klarer Überlegenheit nur einen Expected Goals-Wert von 0,7. Die Ostschweizer kamen kaum zu guten Torchancen. Von 24 Schüssen der ganzen Partie fanden nur zwei den Weg Richtung Gehäuse von Yanick Brecher, der trotz grosser St. Galler Angriffslust fast schon einen geruhsamen Abend verbrachte, da die ansonsten typische Effizienz diesmal bei den Grünweissen nicht vorhanden war.

Erste Gratulanten zu Kolollis 3:0

Der FCZ hat hingegen, seit Benjamin Kololli in der Coronapause diesbezüglich „der Knopf aufgegangen“ ist, seit Jahren endlich wieder mal einen starken Standardschützen. In St. Gallen ging der FCZ in der 31. Minute entgegen dem Spielverlauf durch Blaz Kramer nach einem sehr guten Corner Kolollis in Führung. Zwar hatten Kololli und Kramer in den ersten 28 Minuten nichts zustande gebracht, aber unmittelbar vor diesem Eckball hatten beide ihre ersten gelungenen Aktionen gehabt, nachdem Kololli mit Tosin erstmals die Seiten getauscht hatte. Der grösste Unterschied zum 3:1-Sieg gleichenorts im Dezember war, dass der FCZ diesmal in der Zweiten Halbzeit die bessere Mannschaft war, und ein klares Chancenplus zu verzeichnen hatte. Vor Weihnachten war St. Gallen bis kurz vor Schluss am Drücker gewesen und der FCZ konnte erst dank stark erhöhtem Risiko St. Gallens ab der 70. Minute die Entscheidung herbeiführen. In beiden Partien konterte das Letzigrund-Team schnell und konsequent. Man sorgte speziell diesmal bei den vielen langen Bällen für eine hohe Präsenz am und im gegnerischen Strafraum. Dem eingewechselten Mimoun Mahi gelangen mit Steilpässen und Seitenverlagerungen drei Assists zu den Toren der Zweiten Halbzeit. Das Chancenverhältnis lag Ende der Partie klar auf Seiten des FCZ, wenn auch nicht im Bereich von 4:0. Insgesamt hatte der FCZ diese Saison nur in der November-Siegesserie gegen Sion, Luzern und Xamax ein vergleichbares Expected Goals-Verhältnis wie jetzt mit 2.53 : 1.11 in St. Gallen.

40. Minute: Handspiel von Benjamin Kololli auf der Strafraumgrenze

Im Verlaufe der Partie schaffte es der FCZ zeitweise hinten kompakt zu stehen. Selbst Benjamin Kololli arbeitete fleissig nach hinten mit, hatte aber bei einer solchen Aktion am eigenen Strafraum Glück, dass nicht auf Handspenalty für St. Gallen entschieden wurde. In Bezug auf Schiedsrichter Fähndrich rieb man sich als jahrelanger FCZ- und Liga-Beobachter verwundert die Augen und wähnte sich in einem Paralleluniversum. Nachdem dieser seit Jahren zu den drei Schiedsrichtern gehört, die im Zweifelsfall konsequent gegen den FCZ zu pfeifen scheinen, am stärksten in Partien gegen YB und Luzern, regte sich mit St. Gallen erstmals zu Recht ein FCZ-Gegner über seine Entscheidungen auf. Neben Kolollis Aktion hätte sicherlich Hekuran Kryeziu in mindestens einer von zwei Foulaktionen Gelb sehen müssen und in der Schlussphase wurde ein Handspiel vor dem Strafraum von Michael Kempter nicht gepfiffen – ein ähnliches von Vincent Rüfli auf der anderen Seite hingegen schon.

Die Kommunikation und Ordnung scheint sich beim FCZ verbessert zu präsentieren. Nachdem der FCZ begann, konsequent lange Bälle in die Tiefe zu spielen, war Aiyegun Tosin ab der 56. Minute voll in seinem Element und erzielte nach einem sauberen Tackling von Nathan am eigenen Strafraum gegen den eingewechselten ehemaligen FCZ-Junior André Ribeiro und dem schnellen Gegenstoss über Hekuran Kryeziu und Mahi das 2:0. Der Nigerianer feierte den Treffer mit einer kleinen Provokation gegenüber den während der ganzen Partie schon eine kurze Zündschnur aufweisenden 700 St. Gallen-Fans, was diese zusätzlich auf die Palme brachte und gemäss einem später publizierten Video einen davon zu einem rassistischen Ausruf verleiten liess, den auf dem Platz aber niemand mitbekam.

FCSG – FCZ Züri Live Match Performance

Der FC Zürich konnte im Kybunpark auch von der besser besetzten Ersatzbank und der verletzungsbedingten Auswechslung Yannis Letards kurz nach der Pause profitieren. Marco Schönbächler beispielsweise überzeugte erstmals seit längerer Zeit vor allem defensiv. Ausserdem zogen St. Galler Leistungsträger wie Hefti oder Quintilla einen ihrer weniger guten Tage ein. Auf Zürcher Seite vermochte Michael Kempter seinen ordentlichen bis guten Auftritt von Bern in St. Gallen noch zu toppen. Dass der FCZ links mehr Stabilität ausstrahlt als rechts, hat man lange nicht mehr gesehen. Es fing bei den im Vergleich mit seinem Pendant Rüegg besseren Einwürfen an, und setzte sich fort mit disziplinierterem Verteidigen sowie dynamischen Vorstössen über die Seite und durch die Mitte. Der FCZ gewann in St. Gallen 4:0 mit einer Ballbesitzquote von gerade einmal 37%. Was nicht aussergewöhnlich ist: drei der vier Saisonsiege gegen Spitzenteams (2x St. Gallen, 1x Basel) erreichte Zürich mit einer Ballbesitzquote von 30-40%. Das Erfolgsrezept jeweils? Defensive Stabilität, Kampfgeist, schnelle Konter und Nathan in der Startaufstellung.

Schlussresultat im Kybunpark

St. Gallen – FC Zürich 0:4 (0:1)
Tore: 31. Kramer (Kololli) 0:1; 64. Tosin (Mahi) 0:2, 86. Kololli (Mahi) 0:3, 90.+1 Tosin (Mahi) 0:4.
St. Gallen – Zigi; Hefti, Stergiou, Letard (47. Fabiano Alves, 67. Bakayoko), Rüfli (67. Muheim); Quintilla; Görtler, Ruiz (85. Staubli); Guillemenot (46. Ribeiro); Demirovic, Itten.
FCZ – Brecher; Rüegg (88. Britto), Nathan, Omeragic, Kempter; Tosin (82. Janjicic), H. Kryeziu, Domgjoni (46. Sohm), Kololli (87. Winter); Marchesano (60. Mahi), Kramer (60. Schönbächler).

Nur noch ein halbes Geisterspiel in St. Gallen

(Bilder: Züri Live, Standbilder Arena Sport / Teleclub)

„Bitte keine Überzahl!“ – Saison-Recap, 1. Teil

Auf zuerilive.ch begann die Saison mit einer Neuerung: die Analyse der Spiele wurde nochmal stark ausgebaut und rund 20-30-minütige Videopodcasts zu jedem Spiel produziert. Dieses Setting musste nach der fünften Partie gegen St. Gallen aus Zeitgründen vorläufig wieder aufgegeben werden. Auch wenn es im Dezember nach dem 0:5 zu Hause gegen Servette nochmal zu einem weiteren Video-Podcast kam. Dank dem spontanen Entscheid im Sommer konnten Erfahrungen mit dem Format gesammelt werden. Klar ist: neben den üblichen Vorschauen, Live-Übertragungen, Interviews, Audio-Zusammenschnitten der Spiele, Analyse-Artikeln, Pre-Match Artikel zu den Aufstellungen, News, allgemeinen Themen, Testspielen, Organisation etc. auch noch zu jedem Spiel einen Video-Podcast zu erstellen, würde das Projekt Züri Live praktisch zu einem full-time Job machen, was es im ersten Monat der Saison dann auch war.

Für die Zukunft ist als realistischere Variante angedacht: eine monatliche oder zweimonatliche Gesprächsrunde in Form einer Live-Sendung, welche danach sowohl als Audio-Podcast wie (unterlegt mit Statistiken und Bildern) auch als Video-Podcast publiziert wird. Zum Ende der Hinrunde und zu Beginn der Rückrunde wurden die Spiele dann wieder im Detail analysiert und wie in den letzten Jahren üblich Analyse-Artikel publiziert. Dazwischen gab es aber 14 Wettbewerbsspiele, die aus Zeitgründen nicht analyisiert werden konnten. Diese Lücke in den Züri Live-Daten soll nun geschlossen werden, bevor es mit Fussball wieder weitergeht. Erinnert Euch somit nochmal zurück an die verschiedenen Phasen der Vorrunde und die Entwicklung des Teams…

Durch neu verpflichtete Spielertypen wie Mimoun Mahi, Blaz Kramer oder Denis Popovic verschob sich das Stärken-/Schwächen-Profil des Teams noch mehr in Richtung „Kontermannschaft“, was sich im Verlauf des heissen Sommers unter anderem in den Testspielen exemplarisch zeigte. Mehr denn je hatte der FCZ nun eine Mannschaft, deren Offensivleute im Spiel mit dem Ball Platz brauchen. Den fanden Kramer in der Regionalliga und Mahi in der Eredivisie, wo die Teams der unteren Tabellenhälfte im Vergleich zur Super League defensiv nur mässig gut organisiert auftreten, zur Genüge vor. Popovic hatte bereits in Orenburg in einer erfolgreichen Kontermannschaft gespielt. Ähnlich wie Antonio Marchesano kann der Slowene als Ballverteiler in so einem Team aufblühen. Gegen ein Offensiv-Pressing gegen kompakt agierende Gegner sprach zudem die eher niedrig entwickelte Laufstärke der Zürcher Offensivreihe.

Mit Nathan kam nach den Abgängen von Alain Nef und Andreas Maxsö ein Mentalitätsspieler für die Innenverteidigung. Ein weiterer Innenverteidiger wurde nicht verpflichtet, weil der FCZ grosse Stücke auf das ein Jahr zuvor verpflichtete Talent Becir Omeragic hält und somit das Quartett zusammen mit Umaru Bangura und Mirlind Kryeziu komplett war. Dass Willie Britto „erst“ mit 22 Jahren den Weg aus der Ivorischen Liga nach Europa zum FCZ fand, zeigt, dass er nie zu den grossen Talenten seines Landes gezählt hatte. Dafür bringt er viel Wucht in seinen Aktionen und einiges an Abgeklärtheit mit. Mit der Verpflichtung des spielerisch starken Vasilije Janjicic wollte man mit einer Rückholaktion auch einmal selbst von der eigenen Ausbildung profitieren und solche Spieler nicht immer nur der Konkurrenz überlassen. „Hilfreich“ waren dabei sicherlich die Schlagzeilen, die Janjicic in Hamburg neben dem Platz geliefert hatte. Damit wurde er im Gegensatz zu anderen FCZ-Talenten im Ausland für den Stadtclub erschwinglich und der Spieler selbst empfand die Rückkehr zum FCZ als einen persönlichen Schritt nach vorne.

Ganz entgegen der Erkenntnisse aus den Testspielen lief der FCZ dann aber im ersten Saisonspiel im Letzigrund gegen Lugano bei brütender Hitze den Gegner hoch an. Speziell Denis Popovic, welcher nicht die ganze Vorbereitung hatte mitmachen können, rückte jeweils zu spät auf seine Position, was die konterstarken Tessiner (Schlussresultat: 0:4) jeweils gnadenlos ausnutzten. Erschwerend kam hinzu, dass das speziell bei diesen Temperaturen wichtige erste Tor aufgrund eines unrechtmässigen Penaltys (Schwalbe Sabbatini) zustande gekommen war. Beim zweiten Spiel in Luzern (0:0) stand der FCZ deutlich tiefer als in der ersten Partie und kam auf diese Art und Weise einem Auswärtssieg nahe. Der FCZ hielt dabei gegen einen Gegner, mit dessen physischen Qualitäten man in den letzten Jahren häufig Probleme gehabt hatte, kämpferisch gut dagegen und liess kaum eine gegnerische Torchance zu. Drei erfolgsversprechende Umschaltsituationen wurden von Ref Klossner wegen angeblicher Foulspiele zu Unrecht unterbunden – und Marco Schönbächler blieb mit einem tollen Weitschuss der Lucky Punch knapp verwehrt.

In Sion (1:3) erhielt der FCZ beim Stand von 1:1 in der 71. Minute die Chance zum 2:1-Führungstreffer, aber der in der Vergangenheit über die Sion U21 den Sprung in den Profifussball schaffende Benjamin Kololli verschoss den (eher glücklich zugesprochenen) Penalty. Auch von der anschliessenden numerischen Überzahl (Unsportlichkeit des den Penalty „verursachenden“ Abdellaoui) konnte der FCZ nicht profitieren – im Gegenteil. Die Zürcher suchten aufgrund der Überzahl den Auswärtssieg zu hektisch-überhastet und verloren so die Partie durch zwei Treffer des ehemaligen GC-Juniors Kasami.  Gegen Xamax (2:2) hatte der FCZ genau wie in Sion numerische Überzahl und die besseren Torchancen. Schönbächler erzielte zudem zum ersten Mal seit einem Jahr wieder einmal ein Tor. Man vergab aber kurz vor Schluss durch ein „Tor des Jahres“ von Gaëtan Karlen die drei Punkte – auch weil (durch Mimoun Mahi) wie in Sion erneut ein Penalty verschossen wurde. Gegen das von seiner Spielweise her dem FCZ liegende St. Gallen kommt es im fünften Spiel dann zum ersten Saisonsieg (2:1). Böse Zungen behaupten, dass dieser nur zustande kam, weil Zürich nach dem Platzverweis des übermotivierten ehemaligen FCZ-Juniors Miro Muheim (der beim „Rückspiel“ vor der Winterpause zudem den frühen Führungstreffer des Stadtclubs ins eigene Netz ablenkte) nicht lange in Überzahl spielen „musste“, weil kurz darauf Mirlind Kryeziu ebenfalls Gelb-Rot sah. Vor allem aber vermochte man sich gegen den hoch pressenden Gegner gut hintenheraus zu lösen und dann die sich auftuenden Räume mit erfolgreichen Kontern zu nutzen.

 

Hier gehts zu Teil 2: „Not macht erfinderisch“

Hier gehts zu Teil 3: „Simon Sohm erobert Stammplatz“

Einladungen Balarubans erneut nicht ausgeschlagen / wenig aussagekräftiger Testspielsieg in Luzern

Der Höhepunkt des FCZ-Wochenendes waren wohl die beiden direkt verwandelten Freistösse von Shpetim Sulejmani im Testspiel der U21 gegen Rapperswil-Jona (Endresultat – 3:2). Die 1. Mannschaft kam derweil ebenfalls Samstags in einem ausserordentlichen Testspiel in Luzern zum vierten Freundschaftsspielerfolg in Serie und hat in dieser Kategorie nun eine 8S/4U/4N-Ergebnisbilanz. Die Partie war geprägt von einigen “Déjà Vus“. Zum Ligaauftakt nach der Winterpause war der FCZ zu Hause gegen Luzern schon in der 5. Minute durch Marco Schönbächler in Führung gegangen, nachdem FCL-Débutant Ashvin Balaruban einen schnell ausgeführten langen Freistossball Mirlind Kryezius unterlaufen hatte. Der 18-jährige Linksverteidiger wurde daraufhin in der 52. Minute ausgewechselt und seither bei den Innerschweizern nicht mehr eingesetzt. Bis er jetzt im Test gegen den FCZ erneut eine Chance erhielt – und sich noch deutlich schlechter präsentierte, als damals im Letzigrund. Ein schlimmer Fehlpass Balarubans erneut in der 5. Minute führte zum Corner, der die FCZ-Führung brachte. In der 13. Minute verlor Balaruban zudem auf einfache Art und Weise in der gegnerischen Hälfte den Ball an Rüegg und Schönbächler, die den Konter zum 0:2 abschlossen. In der 21. Minute war es dann auf der anderen Seite Sidler, der von Tosin leicht unter Druck gesetzt, einen katastrophalen Fehlpass vor den eigenen Strafraum spielte – Mahi und Kololli machten daraus das 0:3. In der 39. Minute hatte Schönbächler wiederum über Balarubans Seite leichtes Spiel – Mahi verwertete die Hereingabe zum 0:4.

Aussagekräftig ist der FCZ-Sieg in der Innerschweiz nicht. Der FC Zürich spielte nicht besser, als zuletzt in der Meisterschaft – und auch nicht viel schlechter. Es war genau der FCZ, den man von den letzten Super League-Auftritten her kannte. Ganz offensichtlich hatte das Team die Anweisung erhalten, das Spiel wie eine Meisterschaftspartie anzusehen, auch um mental und physisch in dieser für alle Mannschaften nicht einfachen unfreiwilligen Pause im Rhythmus zu bleiben. Dabei waren in Luzern dieselben Schwachpunkte zu beobachten, wie zuletzt im Ligabetrieb auch: Becir Omeragic unterliefen erneut einige Fehler, Mads Pedersen ist defensiv zu instabil, Antonio Marchesano weiterhin sehr bemüht und gleichzeitig wirr agierend, Toni Domgjoni hingegen etwas träge, Kololli in manchen Szenen mit sich selbst beschäftigt und Mimoun Mahi hat im Pressing immer noch nicht ganz das richtige Verhalten und Timing intus. Bestätigt hat sich in Luzern hingegen auch die Topform des eingewechselten Umaru Bangura, der wie in seinen beiden  Meisterschaftsauftritten des neuen Jahres einen tadellosen Auftritt hinlegte. Der Unterschied zu den Ligaspielen war ein Gegner, der das „Testspiel“ eher als „Freundschaftsspiel“ verstand. Während der FCZ versuchte, den Rhythmus hochzuhalten, schien es für Luzern eher eine Veranstaltung zu sein, in der man sich schlicht etwas bewegen wollte. Die Konzentration war von Anfang an nicht da, wohl zusätzlich auch etwas wegen dem Familiendrama von Teamkollege Ibrahima Ndiayé. Auch sonst war alles etwas anders, als im Ligabetrieb. Es war nicht der FCZ, sondern Luzern, das einen Penalty verschoss. Als der FCZ sich wie schon im Letzigrund erneut auf bei einem Margiotta-Corner vor dem Strafraum erwischen liess, knallte Grether den Ball an die Latte, statt der auf der Allmend nicht eingesetzte Idriz Voca ins Tor. Und auch Schiedsrichter Lukas Fähndrich zeigte sich in vielen Szenen gnädiger mit dem FCZ, als sonst.

Einerseits war es natürlich schön, dass dem FCZ durch Nathan per Kopf nach Hereingabe von Schönbächler in der 6. Minute endlich mal ein Eckballtor gelang. Wenn man aber sah, wie lasch der in der Meisterschaft extrem bissige Lucas Nathan in dieser Aktion “bewachte“, darf man sich nicht allzu viel darauf einbilden. Auch Szenen wie Schürpfs generöse Geste, Tosin viel Raum und Zeit zu lassen, den Steilpass auf Schönbächler zu spielen, der zum 0:4 führte, werden sich nicht mehr so abspielen, wenn es wieder “um die Wurst“ geht. Zumindest schien Adi Winter im Vergleich zu den letzten Super League-Auftritten, in welchen er noch überfordert wirkte, etwas verbessert. Wie schon in der Winterpause wurde er im Testspiel als Rechtsverteidiger eingesetzt. Benji Kololli zeigte erneut, dass er in der Sturmspitze dem Team am ehesten einen Mehrwert bringen kann. Denn in dieser Rolle kann das lange Ballhalten des Waadtländers im Gegensatz zur Flügelposition nützlich sein, damit die Mitspieler aufrücken können. Ausserdem gehört er beim Abschluss im Strafraum zu den besten Spielern im Kader. Nicht nur wegen seiner bereits acht Testspieltore scheint Kololli auf dieser Position aktuell die bessere Option als Kramer zu sein. Das Zentrum mit Heki Kryeziu und Kevin Rüegg wurde von den lasch auftretenden Ndenge und Schulz nicht wirklich einer Prüfung unterzogen. Nach der Einwechslung von Pa Modou spielte Pedersen in seinem ersten Testspiel auf den linken Flügel, eine Position, die für ihn sicherlich etwas besser geeignet ist, als links hinten. Der Däne hat im Kombinationsspiel seine Stärken und war so auch an der Entstehung des 0:5 beteiligt, als Marchesano einen langen Ball des 23-jährigen mit der Schädeldecke weiterleitete. In den meisten Bereichen fehlt aber weiterhin der Nachweis seiner Super League-tauglichkeit, das trat auch bei diesem 5:0 in Luzern offensichtlich zutage.

FC Luzern – FCZ 0:5 (0:4)

Tore: 6. Nathan (Schönbächler) 0:1, 13. Schönbächler (Rüegg) 0:2, 21. Kololli (Mahi) 0:3, 39. Mahi (Schönbächler) 0:4, 61. Kololli (Marchesano) 0:5.

FC Luzern: Müller; Sidler, Lucas (64. Burch), Knezevic (64. Bürki), Balaruban (46. Grether); Ndenge (64. Emini), Schulz (46. Mistrafovic); Matos (64. Tia), Males (64. Margiotta), Schürpf (64. Eleke); Demhasaj.

FCZ: Brecher (46. Vanins); Winter, Nathan (64. Bangura), Omeragic (64. M. Kryeziu), Pedersen; H. Kryeziu, Rüegg (64. Domgjoni); Tosin (64. Pa Modou), Mahi, Schönbächler (46. Marchesano); Kololli.

 

 

Wizard of Oss – ein entschlossener Lette genügt, um FCZ-Sieg zu verhindern (FCZ – Xamax 1:1 Analyse)

„Tor gehört zur Hälfte Simon Sohm“: FCZ – Xamax Highlights
„FCZ links zu passiv“: FCZ – Xamax Kommentare

Gegen Neuchâtel Xamax wurde es wie üblich ein enges Spiel ohne Niederlage für den FCZ. Bei Xamax feierte der 19-jährige Franzose Leroy Abanda sein Profi-Début. Trotzdem war die Startformation der Neuenburger im Vergleich zum FCZ mit 29,6 vs. 24,4 Jahren im Schnitt mehr als fünf Jahre älter. Bemerkenswert gegen Xamax: der FCZ hatte zwar mehr Ballbesitz, erzielte seinen Treffer aber erneut durch einen Konter – wie fast alle Tore der letzten Wochen und Monate. Ausserdem suchte das Team von Trainer Magnin viel die Tiefe: es wurden rekordhohe 21 Steilpässe gespielt. Die Partie war von beiden Seiten fehlerbehaftet. Die Züri Live-Durchschnittsnote ist im fünften Rückrundenspiel mit 4,5 zum dritten Mal ungenügend (Luzern: 4,5, Sion: 5,2, Basel: 5,6, Servette: 4,2). Umaru Bangura, der zuletzt eine richtiggehende Wiedergeburt zu erleben schien (in Sion bester Zürcher und auch gegen Basel zusammen Mirlind Kryeziu und Marco Schönbächler einer der besten drei) war in Genf Ersatz und nun gegen Xamax gar nicht mehr im Kader. Sein Ersatz Becir Omeragic spielte gegen Xamax deutlich ungenügend. Schon seit jeher (auch bei den Junioren) das grösste Manko des 18-jährigen ist sein Zweikampfverhalten, welches speziell in entscheidenden Umschaltsituationen zu zögerlich ausfällt.

Auch verschätzte sich der Innenverteidiger mehrmals bei Flankenbällen. Zum Glück für den FCZ vermochten Nuzzolo, Ramizi und Co. von diesen Fehlern nicht zu profitieren. Ebenfalls etwas Glück hatte Zürich, dass Ref Lionel Tschudi in der Ersten Halbzeit Marchesano und Sohm die nach ihren Foulspielen durchaus fällige Gelbe Karte nicht zeigte. Auf der anderen Seite wurden dem FCZ nicht weniger als drei klare Eckbälle verwehrt. Diese hätten allerdings wohl wenig geändert, denn bei Standards bleibt man weiterhin eines der zwei harmlosesten Teams der Liga. Auch mit Marco Schönbächler ist dies nicht besser geworden. Die besten noch verbliebenen Standardspezialisten im Verein wurden in der Winterpause wegtransferiert (Denis Popovic) oder ausgeliehen (Izer Aliu), weil sie aus dem Spiel heraus (noch) nicht genügten. Nach seinem «Spiel zum Vergessen» in Genf, war es wichtig, dass Simon Sohm auch im darauffolgenden Match das Vertrauen ausgesprochen wurde. Zwar ging es nicht gut los mit einer Startviertelstunde, die stark an Genf erinnerte, dann vermochte sich der junge Zürcher Mittelfeldspieler aber mit einem gelungenen Steilpass auf Tosin selbst aus dem Loch zu ziehen und agierte in der Folge solide mit mehreren gelungenen Aktionen nach vorne, und lieferte zusätzlich die entscheidende Vorarbeit zum 1:1-Ausgleich.

Nachdem Tosin in Genf in den ersten 75 Minuten nach einem harzigen Start in die Rückrunde klare Aufwärtstendenz gezeigt, diesen guten Eindruck aber in der Schlussviertelstunde vermasselt hatte, wurde der Nigerianer diesmal nach 81 Minuten ausgewechselt, und war bis dahin der beste Mann im FCZ-Dress – dies im Gegensatz zu seinem «Zwilling» Blaz Kramer. Dessen Tor gegen Xamax zum 1:1 kann nicht verbergen, dass trotz bereits schlechtem Rückrundenstart die Talsohle seiner Leistungskurve noch nicht erreicht ist. Gegen an diesem Abend im Vergleich zu Begegnungen der letzten Jahre deutlich weniger gefährliche Neuenburger hätte der FCZ im Normalfall einen ungefährdeten ersten Rückrundensieg einfahren müssen. Dafür hätte aber unter anderem dessen Slowenischer Stürmer nicht fast alle der im Ansatz zahlreichen vielversprechenden Situationen falsch einschätzen dürfen. Beispielsweise spielte Pa Modou mehrere gute Bälle hinter die Abwehr, deren Flugbahn Kramer nicht lesen konnte. Dazu hatte auch Marco Schönbächler einen schlechten Tag. Der eingewechselte Mimoun Mahi hingegen brachte sofort Schwung und erhält seit langer Zeit wieder einmal eine gute Note (7).

Wie schon im August erzielt auch diesmal wieder Innenverteidiger Marcis Oss das erste Xamax-Tor des Spiels im Letzigrund und das Spiel endet ebenfalls unentschieden. Das Gegentor entstand auch wegen einer beim FCZ weit verbreiteten «Krankheit» im Abwehrverhalten. Holt ein Gegenspieler zum Schuss aus, springen die Weissen hoch, häufig eher alibimässig, nicht mal in der Schusslinie, und drehen sich ab, um die Körperfläche möglichst zu verkleinern. Nicht die Verhinderung eines Gegentores, sondern der persönliche Schutz vor einem scharfen Ball scheint im Vordergrund zu stehen. Da beim Abschluss von Ramizi von der Strafraumgrenze, welcher via Marcis Oss in der linken Torecke landet, Marco Schönbächler und Willie Britto aktivistisch hochspringen, haben sie keinen Bodenkontakt und können nicht auf die unkonventionelle Richtung des Schusses und den Ablenker von Oss reagieren. Yanick Brecher macht zudem seinerseits ebenfalls eine aktivistische Bewegung in die falsche Richtung, und reagiert zu spät auf den Abschluss von Oss.

Beim Ausgleich in der 26.Minute durfte der FCZ wieder auf die Schützenhilfe seines ehemaligen Juniors Arbenit Xhemajli zählen. Schon im letzten Frühling hatten die Fehler des heute 21-jährigen Innenverteidigers, der sich ansonsten zuletzt auf Super League-Niveau immer solider präsentiert hat, dem FCZ gegen Xamax zwei Mal eine Wende und sechs äusserst wichtige Punkte ermöglicht. Auch diesmal köpfte er zuerst im Mittelfeld den Ball in die Füsse von Simon Sohm und ermöglichte diesem einen Umschaltmoment. Nachdem im Anschluss daran Geoffroy Serey Dié Sohm mit Ball am Fuss «freie Fahrt» gelassen hatte, weil er überzeugt war, dass dieser einen Pass spielen wird, verliess mit Xhemajli ausgerechnet der einzige der drei Innenverteidiger, der in diesem Moment einen Gegenspieler hatte, seine Position, um Sohm anzugreifen, und ermöglichte so Blaz Kramer ebenfalls freie Bahn zum 1:1. Aus dem FCZ stammende Profis wollen es ganz offensichtlich gegen ihren Stammklub immer speziell gut machen. Das Resultat von diesem Bemühen ist aber unterschiedlich. Während beispielsweise ein Christian Fassnacht oder zuletzt in Sion ein Filip Stojilkovic sich gegen das Letzigrund-Team jeweils zu einer Bestleistung pushen können, gehört Xhemajli offensichtlich zu denjenigen Ehemaligen, die es «zu gut» machen wollen und dadurch entscheidende Fehler begehen.

In Bezug auf die Expected Goals-Statistik ist das Endresultat von 1:1 logisch – Xamax liegt bei den Torchancen mit 0,9:1,02 Expected Goals sogar leicht vorne. Dies allerdings auch, weil die eigentlich grösste Torchance des Spiels in der 70. Minute, als der Ball frei vor dem leeren Xamax-Tor liegt, offiziell nicht als Torchance zählt, weil es dabei zu keinem Abschluss kommt. Wenige Sekunden nach seiner Einwechslung schickt Mahi nach seinem ersten Ballkontakt Blaz Kramer in die Tiefe. Dieser zögert vor Xamax-Keeper Laurent Walthert wie häufig in diesen Situationen einen Tick zu lange. Der Ball prallt Richtung Fünfmeterraum und liegt wie auf dem Präsentierteller zum Einschieben ins verlassene Gehäuse bereit. Obwohl der Weg zum Ball sowohl von Tosin wie auch von Kramer nicht weiter ist, schafft es der von seinen viel zu zögerlich zurücklaufenden Teamkollegen im Stich gelassene Xamaxien Marcis Oss nicht nur vor den beiden Zürchern am Ball zu sein, sondern sich anschliessend sogar noch am Ball um 180 Grad zu drehen (!) und diesen aus der Gefahrenzone wegzuspedieren, bevor die beiden FCZ-Offensivleute eingreifen. Der beim FCZ häufig fehlende unbedingte Torhunger könnte kaum besser illustriert werden wie in dieser Szene, in der, auch eine FCZ-Spezialität, eine Zwei gegen eins-Überzahl eher zu einem Nachteil wurde. Tosin schien etwas zu lange zu zögern, weil er Kramer den Vortritt nicht nehmen wollte, und dieser agierte ungeschickt. Der nach einer Verletzungspause erstmals wieder von Beginn weg eingesetzte Xamax-Torschütze Oss wurde nur zwei Minuten nach dieser Rettungstat ausgewechselt, weil er am Ende seiner Kräfte war. Der „Man of the match“ ein Lette , und auch der beste FCZ-Spieler ein mit einer Lettin liierter ehemaliger Offensivspieler von Ventspils: es war vor den Augen des langjährigen Nationaltorhüters Andris Vanins auf der FCZ-Bank ein Lettischer Abend im Letzigrund.

FCZ – Xamax 1:1 (1:0)

Tore:  6. Oss (Ramizi) 0:1, 26. Kramer (Sohm) 1:1.

FCZ: Brecher; Britto, Nathan, Omeragic, Pa Modou; Sohm, Domgjoni; Tosin (81. Kololli), Marchesano (69. Mahi), Schönbächler (88. Winter); Kramer.

Xamax: Walthert; Neitzke, Oss (72. Djuric), Xhemajli; Gomes, Serey Dié, Abanda (80. Seydoux); Mveng, Ramizi; Nuzzolo, Karlen (86. Haile-Selassie).

(Standbilder: Teleclub)

Pa Modou soll das „Schlüsselproblem“ Stevanovic lösen: Aufstellungen und Formationen Servette – FCZ

Die zuletzt angeschlagenen Becir Omeragic und Pa Modou kehren im Stade de Genève am Fusse des Salève beim FCZ wieder in die Startformation zurück. Pa Modou soll also in erster Linie das „Schlüsselproblem“ Stevanovic lösen – und für Omeragic ist es natürlich gegen seinen Jugendklub ein spezielles Spiel. Sind beide in Bestverfassung, sind sie eine wichtige Verstärkung. Ob die Bestverfassung wirklich schon wieder da ist, wird man während der Partie sehen. Die Aussagen von Coach Magnin vor der Partie („im Normalfall wären sie in Genf noch nicht dabei“) lassen keinen Raum für verfrühte Euphorie. Wie vermutet, ist zudem Stephan Seiler auf dem Matchblatt mit dabei. Blaz Kramer beginnt auf der Bank. Somit wird wohl Aiyegun Tosin als Spitze auflaufen. Pedersen ist nicht im Aufgebot mit dabei.Servette-Coach Alain Geiger löst das Problem des Ausfalls von zwei flinken Offensivspielern (Park, Schalk) leicht anders, als von Züri Live vermutet. Er bleibt dabei, Kyei und Koné nicht von Beginn an in der Startformation zu bringen, was der Walliser diese Saison noch nie gemacht hat. Diesmal erhält Grejohn Kyei den Vortritt vor seinem Stürmerkollegen. Varol Tasar wird voraussichtlich erneut im Offensivzentrum auflaufen und der Franzose Timothé Cognat als ebenfalls wirbliger Akteur die vakante Position auf der linken Seite übernehmen. Dafür bilden heute Boris Cespedes und Gaël Ondoua das Mittelfeldzentrum. Wie vermutet sitzen die jungen Imeri und Alves nur auf der Bank.

Vorschau-Artikel hier: „Der FCZ und sein Problem Stevanovic“

Der FCZ und sein „Problem“ Stevanovic: Servette – FCZ umfassende Vorschau

Nach dem ernüchternden 0:4 vom letzten Samstag ist der FC Basel für den FCZ vorläufig etwas ausser Reichweite geraten – trotz gestriger Niederlage gegen Thun. Servette könnte der FCZ hingegen mit einem Auswärtssieg in der Calvinstadt am Sonntag in der Tabelle überholen! SFC-Trainer Alain Geiger meint vor dem Aufeinandertreffen im Stade de Genève, dass seine Mannschaft «nicht der Favorit» sei. Nach dem fast schon historischen Resultat von 0:5 vor zweieinhalb Monaten im Letzigrund und dem Lauf der Genfer zuletzt, ist dies sicherlich eine Untertreibung. Geiger argumentiert mit der «guten 1. Halbzeit» des FCZ in Sion und einer generellen Auswärtsstärke der Zürcher. Tatsächlich hat sich die Heimstärke und Auswärtsschwäche zu Beginn der Saison ins Gegenteil gekehrt. Seit dem 29. September und dem 1:0-Sieg in Genf (damals der erste Auswärtssieg Zürichs und gleichzeitig die erste Heimniederlage Servettes) hat der FCZ auswärts vier Mal gewonnen, zwei Mal Unentschieden gespielt und kein einziges Mal verloren. Und dabei hat man insgesamt nur zwei Gegentreffer hinnehmen müssen – durch Jordi Quintilla (Penalty) und Patrick Luan. Beide Treffer waren zudem auch noch zweifelhaft zustande gekommen – der Penalty in St. Gallen hätte wegen vorangegangenem Offside von Silvan Hefti nicht gegeben werden dürfen und der Treffer von Luan wegen vorangegangenem Foul von Xavier Kouassi nicht.

Am Tag vor der Affiche Partie testete die Reservemannschaft des FCZ im Heerenschürli gegen die Pendants des FC St. Gallen und YBs. Zu den Testspielern in den Reihen des FC Zürich gehörte dabei auch der 21-jährige Stürmer Nedim Omeragic, Cousin von Becir, vom Spielertyp her dynamisch, mit gutem Abschluss mit Links. Vor anderthalb Jahren gelang diesem in der Challenge League in den Farben Servettes ein Doppelpack gegen den FC Winterthur. Diese Saison hat er bisher erst 15 Minuten für Stade Nyonnais gespielt und wäre wohl vorerst mal ein Thema für die Zweite Mannschaft, natürlich mit einem Auge auf die Super League schielend. Aus dem Kader der 1. Mannschaft kam zudem Ilan Sauter zum Einsatz. Das Tor gegen YB (1:1 bei 2×30 Minuten) erzielte Shpetim Sulemani per Kopf nach Flanke von Matteo Di Giusto (die Begegnung mit St. Gallen hat der FCZ 2:0 gewonnen). Bei den Bernern wirbelte dabei vorne der Kongolesische Stürmer Meschack Elia, welcher dann gleichentags auch noch eine provisorische Spielberechtigung für Wettbewerbsspiele erhielt.

Nicht mit dabei im FCZ-Trainingszentrum war Stephan Seiler. Ein Zeichen, dass der 19-jährige Sonntag im Matchkader stehen wird? Davor waren bereits die aus einer Langzeitverletzung zurückgekommenen Adrian Winter und Hekuran Kryeziu in einem Testspiel mit der FCZ Reserve gegen den FC Tuggen zum Einsatz gekommen und hatten dem Vernehmen nach auch in dieser Partie noch viel vermissen lassen – was nach so langer Verletzungsunterbrechung normal ist. Aber was heisst schon normal? Trainer Ludo Magnin räumte gegenüber Züri Live an der Pressekonferenz am Freitag in der Saalsporthalle freimütig ein, dass Winter und Kryeziu genauso wie auch die zuletzt angeschlagenen Pa Modou und Omeragic «unter normalen Umständen» für die Partie in Genf eigentlich noch nicht in Frage kommen würden.

Aber aufgrund von Sperren, Verletzungen sowie teilweise nicht zufriedenstellender Leistungen anderer Spieler sind sie trotzdem ein Thema. In Genf werden beispielsweise Marco Schönbächler (nach der von ihm mit Edon Zhegrova ausgelösten Rudelbildung) und der ehemalige Servettien Nathan gesperrt sein. Dass es aber nach dem Basel-Spiel bei den Spielern keine zusätzlichen «Bébéli» zu behandeln gab, sieht Magnin eher als ein schlechtes Zeichen. Auch darum wurde zumindest zu Beginn der Trainingswoche die Intensität nochmal erhöht: «Das Pressing hat mir zuletzt nicht mehr so gut gefallen, wie zeitweise in der Vorrunde. Wir müssen das im Training mit 100% Intensität machen, wenn wir es auch im Spiel bei 100% haben wollen.»

Anfang Woche war in der Soccer Lounge auf Sportal HD mit Ersatztorhüter und U17-Weltmeister Joel Kiassumbua, Züri Live und Raphael Gutzwiller (CH Media) Servette das grosse Thema gewesen. Die Genfer zeichnen sich wie schon in ihrer glorreichen Vergangenheit auch in dieser Saison speziell durch gutes Passspiel aus, und dies nicht nur auf kurze Distanzen oder im Mittelfeld, sondern auch bei langen Bällen und Pässen in die Angriffszone rund um den und im gegnerischen Strafraum. Schlüsselspieler in der Offensive ist eindeutig der Rechte Flügel Miroslav Stevanovic, welcher zu den besten Akteuren der Liga zählt. Seine erste Ballberührung (auch mit der Brust, per Kopf, mit Links,….) ist für Super League-Verhältnisse aussergewöhnlich.

Servette hat zudem ligaweit bisher am wenigsten Gegentore erhalten (20). Warum? Erstens, weil die Genfer nach St. Gallen und YB das drittbeste Team im Pressing sind. Vor allem aber verteidigen die Grenats sehr solidarisch. In der Abwehrreihe und im Zentrum haben sie keine individuell herausragenden Spieler, aber ihre Akteure antizipieren die möglichen Fehler und verlorenen Zweikämpfe des Nebenmannes jeweils schon im vornherein und unterstützen sich gegenseitig hervorragend und schnell. So hat das Team von Trainer Alain Geiger (auf dessen 17. Trainerstation) als einzige Mannschaft der Super League bisher in der ganzen Saison noch kein Weitschusstor erhalten und ist bei der Anzahl blockierter Schüsse ganz vorne in der Rangliste anzutreffen. Im Gegensatz beispielsweise zum FCZ vermögen sie vor dem eigenen Strafraum konsequent «aufzuräumen». Dazu hat sich ihr Nummer 1-Torhüter Jérémy Frick im Vergleich zur letzten Challenge League-Saison noch einmal klar gesteigert, wirkt mittlerweile sicherer als beispielsweise der Zürcher Schlussmann Brecher und hält auch statistisch gesehen besser.

Ein Spiel, in welchem Alain Geiger mit seiner Aufstellung überrascht hätte, ist in seiner Servette-Zeit nicht zu eruieren. Grundsätzlich will er unter den vier Vorderleuten drei wendige Spieler dabei haben und hat deshalb bisher in dieser Saison noch nie mit Koné und Kyei gemeinsam in der Startformation begonnen. Aufgrund des Ausfalls von Park und Schalk wäre dies daher der Moment, wo der 59-jährige endlich wieder einmal einen Jungen aus dem eigenen Nachwuchs wie Azevedo oder Imeri in der Startformation bringen könnte. Nur hat Geiger die zwei Jungspunde in St. Gallen erst nach Kyei eingewechselt. Dort hat nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Park (während dessen Pflege die linke Genfer Seite verwaist war und St. Gallen über diese Seite das entscheidende Tor erzielte) von der 40. bis zur 70. Minute tatsächlich das Duo Koné / Kyei gemeinsam auf dem Platz gestanden. Die unter wenig Spielpraxis leidenden erst später eingewechselten Azevedo und Imeri vermochten dann in der Schlussphase im Kybunpark nicht zu überzeugen. Eines ist sicher: hätte die sportliche Leitung des FCZ in Genf das Sagen, dann wäre mindestens einer der beiden Jungen Stammspieler. Aktuell setzt Servette trotz einer starken Jugendabteilung weiterhin auf ein komplett routiniertes Gefüge. Aus diesem Grund hat ja auch Becir Omeragic und vor ihm schon andere Genfer Junioren den Weg zum FCZ gefunden.

Dass Servette mit Stevanovic speziell über rechts stark ist, und der FCZ auf dieser Seite defensiv schwach, ist natürlich ein Schlüsselproblem im Hinblick auf die Partie in Genf. Schon beim 0:5 im Letzigrund im Dezember entstanden alle fünf Genfer Treffer durch Unzulänglichkeiten auf der linken Zürcher Seite. Wie im damaligen Züri Live-Podcast gezeigt, hatte in jenem Match Alex Schalk die Rolle, das Zürcher Spiel gezielt auf diese Seite zu lenken, wo Servette dann mit Ondoua, Stevanovic, Koné und Rouiller konzertiert und erfolgreich den Ballgewinn und das anschliessende schnelle Umschalten anstrebte.

Wie kann der FC Zürich dieses Problem lösen? In der Spieleröffnung geht’s natürlich vor allem darum, nicht noch ein zweites Mal in die gleiche Pressingfalle zu laufen, wie im Letzigrund, und hinten heraus den Ball schneller, höher und mehr nach Rechts zu spielen. Wie kann Stevanovic defensiv beigekommen werden? Eine Variante wäre, den bissigen Kevin Rüegg auf die linke Seite zu stellen. Rüegg hat sowohl in der U21 bei einem Match in Sion wie auch einmal in der 1. Mannschaft unter Ludo Magnin sogar schon im Linken Mittelfeld gespielt. Allerdings zeigt der sich zur Zeit in der Rekrutenschule befindliche Rüegg auch auf seiner angestammten Position rechts hinten eher durchschnittliche Leistungen und auf links wäre die Gefahr von Ballverlusten seinerseits wesentlich höher. Gegen Basel gut geklappt hat die Umstellung auf eine Dreierabwehr. Vor allem in der konservativen Variante mit tief stehenden Aussenläufern und einer Quasi-Fünferabwehr kann so der äussere Innenverteidiger den Aussenläufer auf der Seite ideal unterstützen, die Innenverteidiger können ihre Stärken in der Vorwärtsbewegung und der FCZ insgesamt seine Konterqualitäten nutzen.

Vorne könnte man sich unter den aktuellen Umständen sehr gut ein Offensivtrio Marchesano / Mahi / Kololli vorstellen. Es ist einerseits eine konterstarke Formation, die aber auch den Ball halten kann. Kololli ist besser als Kramer dafür geeignet, sowohl hohe wie auch flache Bälle mit dem Rücken zum Tor zu halten, bis die Mitspieler aufgerückt sind. Ein Element, welches im FCZ-Spiel zuletzt zu häufig schmerzlich gefehlt hat. Ausserdem hat der Waadtländer im Abschluss im Strafraum eine Stärke, auch wenn er in dieser Saison bisher noch nicht getroffen hat. Ebenfalls zu den abschlusstärksten Spielern beim FCZ gehört Antonio Marchesano, der dank seinem sehr guten Timing sogar per Kopf gefährlich sein kann. Mimoun Mahi wiederum ist häufig zu wenig zielstrebig, kann aber mit seiner Technik und ständigen Bewegungen mit Ball den Ballbesitz in der Angriffszone fixieren. Mahi und Kololli sind zudem beide annähernd beidfüssig und können dementsprechend aus jeder Situation heraus in den Abschluss gehen. Blaz Kramer und speziell Aiyegun Tosin könnten von der Bank kommend möglicherweise mehr Wirkung erzielen, als zuletzt in der Startformation.

Eine allgemeine Analyse der Stärken und Schwächen des FCZ findet sich in folgendem Zusatzartikel: Wie spielt der FCZ? Stärken und Schwächen des Zürcher Spiels 2019/2020.

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