Starke Defensivleistung / FCZ – GC 2:0 Analyse und Highlights

Der FCZ gewinnt auch das zweite Derby der Saison mit demselben Resultat von 2:0 – es ist der erste Meisterschafts-Heimderbysieg seit Mai 2015. Dies nach einem selten gesehenen Chancenplus für den FCZ, obwohl GC mehr Ballbesitz hatte. Dass das Team von Thorsten Fink kaum mal gefährlich wurde, hatte wohl teilweise mit dessen Absenzen zu tun, aber auch mit der starken Defensivleistung des FC Zürich, durch welche der Gegner erfolgreich vom eigenen Strafraum ferngehalten werden konnte.

28 Top-Defensivaktionen sind der zweitbeste diese Saison von Züri Live gemessene Wert nach dem Heim-3:3 gegen Leader YB. Bemerkenswert dabei vor allem, dass Flügelstürmer Salim Khelifi mit 6 Top-Defensivaktionen in dieser Kategorie der beste FCZ-ler war und nicht zuletzt deshalb auch zum dritten Mal zum Züri Live-MVP erkürt wird. Ausserdem machten auch technische Unzulänglichkeiten bei GC dem FC Zürich das Leben einfacher.

Die von GC-Trainer Fink nach der Partie monierte zweite Gelbe Karte gegen Hekuran Kryeziu bei dessen taktischem Foul an der Seitenlinie hätte man sicher geben können – allerdings entsprach es der Linie von Schiedsrichter Urs Schnyder in dieser Partie in solchen Situationen zurückhaltend zu agieren. Beim von Fink angesprochenen angeblichen Handspiel von Pa Modou hingegen spielte dieser den Ball mit der Brust. Gleichzeitig hätte auf der anderen Seite in der 67. Minute der FCZ nach dem Foul von Ajeti an Nef einen Penalty zugesprochen erhalten müssen. Ausserdem hatte Cédric Zesiger Glück, dass sein absichtlicher Ellbogenschlag ins Gesicht von Nef in der 25. Minute unbemerkt blieb.

FCZ – GC 2:0 (0:0)

Tore: 52. Khelifi (Kololli) 1:0, 83. Odey (Pa Modou) 2:0.

FCZ: Brecher; Nef (90. M. Kryeziu), Bangura, Maxsö; Winter, Palsson, H. Kryeziu, Pa Modou; Khelifi (90. Marchesano), Odey, Kololli (85. Domgjoni).

GC: Lindner; Lavanchy (82. Sukacev), Ajeti, Zesiger, Doumbia (71. Cvetkovic); Diani, Bajrami, Kamber (71. Jeffrén); Ngoy, Pinga, Bahoui.

 

 

Weiter harmlos bei Standards, irreguläres Tor zum 1:2 / FCZ – Sion Analyse und Highlights

Der FCZ verliert nach acht Monaten erstmals wieder ein Heimspiel – und dies gegen Murat Yakins FC Sion. Damit ist die Bilanz von FCZ-Trainer Magnin gegen den Ex GC-Trainer nach den drei Derbies im März/April und dem dank Einwechselspieler Assan Ceesay spät errungenen 2:1-Erfolg im Tourbillon wieder ausgeglichen. In der Startaufstellung fehlen Umaru Bangura und Toni Domgjoni, welcher zuletzt in seinen Leistungen etwas stagniert hatte. Das 1:0 durch Antonio Marchesano in der 62. Minute schien der späte Lohn für eine gute 1. Halbzeit und mehrere Topchancen zu sein. Andreas Maxsö hatte das Tor mit einem magistralen Pass auf den eben eingewechselten Salim Khelifi eingeleitet. Nach den drei Assists in Luzern war Khelifi damit erneut in der Meisterschaft Assistgeber.

Allerdings kam vom Waadtländer danach nicht mehr viel. Stattdessen gelang in der 71. Minute Pajtim Kasami nach einem Sion-Konter der Ausgleich zum 1:1. Dieser Gegentreffer war beinahe eine Kopie des 1:1-Gegentreffers in Luzern und deshalb speziell ärgerlich. Der FCZ agiert im Anschluss an einen eigenen Eckball erneut überaus risikoreich. Sechs Zürcher stehen annähernd auf einer Linie vor dem Sion-Strafraum, als Hekuran Kryeziu zu einem hohen Ball ansetzt. Kommt Kryezius Ball gut und zügig nach ganz rechts aussen, wo die «Weissen» eine klare Überzahl haben, dann kann daraus eine weitere Topchance auf das 2:0 entstehen (siehe untenstehenden Screenshot).

Kryeziu spielt den Ball aber nicht ideal in den linken Bereich des Strafraumes, wo Verteidiger Ndoye keine Probleme hat, vor Maxsö an den Ball zu kommen. Weil Khelifi zu wenig energisch eingreift, kommt der Sion-Gegenangriff ins Rollen. Palsson nimmt sich mit einer erfolglosen Grätsche gegen Kasami selbst aus dem Spiel und kann dadurch nachher nicht mehr eingreifen. Pa Modou macht den Raum für Lenjani auf, indem er ebenfalls erfolglos vorrückt, um Kasami anzugreifen. Dieser könnte nun den Ball steil auf Lenjani spielen, welcher damit alleine vor Torhüter Brecher auftauchen würde. Da Kasami aber das Tor selbst erzielen will, zieht er den Pass auf Lenjani nach aussen und sprintet selbst in die Abschlussposition im Zentrum.

Genauso wie vor anderthalb Monaten im Tourbillon der eingewechselte Assan Ceesay für den FCZ-Sieg gesorgt hatte, war diesmal mit Adryan für Sion ebenfalls ein Joker für den entscheidenden Schwung zum Auswärtssieg im Letzigrund verantwortlich. Der Brasilianer leitete mit einem schnellen Antritt über links das 1:2 ein. Ein Tor, welches allerdings auf irreguläre Weise zustandekam und für den FCZ weitere schmerzhafte Folgen mit sich bringt. Kevin Rüegg hat im eigenen Strafraum einen kurzen Moment die Möglichkeit, den Ball über die Grundlinie zu klären – lässt diese aber verstreichen. Im nächsten Moment rauscht Adryan heran und streckt Rüegg mit der Sohle voran nieder (siehe untenstehenden Screenshot).

Aufgrund dieses Fouls fällt Rüegg nun mit Teilriss des Innenbandes im Rechten Knie mehrere Wochen aus! Damit nicht genug: Im Anschluss an diese Szene stiess Pajtim Kasami Andreas Maxsö in Alain Nef hinein und setzte damit gleich zwei weitere Zürcher aufs Mal ausser Gefecht (siehe untenstehenden Screenshot). Mit drei Zürcher Verteidigern am Boden war der Weg nun frei für den eingewechselten Yassin Fortune, den 2:1-Siegtreffer zu erzielen. Dass der ansonsten gut pfeifende griechische Referee Anastasios Papapetrou gleich beide regelwidrigen Aktionen im Getümmel übersah, ist die eine Geschichte. Weit weniger entschuldbar ist, dass die übertragenden TV-Stationen (und damit auch alle anderen Medien) trotz eindeutiger Bilder, Zeitlupen und mehreren Blickwinkeln einmal mehr so taten, als sei nichts passiert.

Kurz nach dem Gegentor wechselte Ludo Magnin als dritten Einwechselspieler Adrian Winter für Züri Live-MVP Roberto Rodriguez ein, der sich auch diesmal auf der Rechten Seite gut mit Rüegg ergänzt und eine Saisonrekordzahl von sieben Flanken in den Strafraum gebracht hatte – darunter die Idealvorlage für Ceesay bei dessen Pfostenschuss aus spitzem Winkel. Offenbar hatte Rüegg eine Minute nach Adryans Foul noch das Gefühl, weiterspielen zu können oder zu müssen und blieb auf dem Feld – mit zunehmender Spieldauer in der Schlussphase aber mehr und mehr humpelnd. Rüegg blieb nicht das einzige Verletzungsopfer der Partie. Schon in der 50. Minute hatte der Medizinische Masseur Rolf Schumann Stephen Odey nach dessen Zusammenprall mit Sion-Keeper Kevin Fickentscher auf der Schulter in die Kabine tragen müssen.  

Dem FCZ nützt es am Ende der Partie nichts, dass er gegen Sion ausnahmsweise mal das zweikampfstärkere Team stellt und mehrmals von groben Schnitzern des Ex GC-Verteidigers Jan Bamert profitieren kann. Weiterhin zu ungefährlich ist das Letzigrund-Team bei Standards. Benjamin Kolollis Freistoss- und Cornerbälle sehen zwar meist ästhetisch hübsch aus, sind aber wenig effektiv. Nach dem FC Thun hat der FCZ in dieser Saison bisher am zweitwenigsten Kopfballtore aller Super League-isten erzielt. In den letzten Jahren hat in solchen Situationen ein Wechsel des Standardspezialisten meist kurzfristig einen positiven Effekt gehabt, auch weil die Gegner dann jeweils nicht auf dessen Stil eingestellt sind. Ausserdem spielt Kololli seine Standards gerne direkt – mit kurz gespielten Cornern und Freistössen schien der FCZ in den letzten Jahren aber mehr Erfolg zu haben. Eines der raren Beispiele eines kurz gespielten Standards in der jüngeren Vergangenheit war der Eckball zum 1:0-Siegtreffer von Victor Palsson gegen Ludogorets, wo Kololli kurz angespielt aus einer besseren Position flanken konnte, als bei einem direkt ausgeführten Corner.

 FCZ – Sion 1:2 (0:0)

Tore: 62. Marchesano (Khelifi) 1:0, 71. Kasami (Lenjani) 1:1, 82. Fortune (Adryan) 1:2.

FCZ: Brecher; Rüegg, Nef, Maxsö, Pa Modou; Palsson; Marchesano, H. Kryeziu; Rodriguez (84. Winter), Kololli (59. Khelifi); Odey (50. Ceesay).

Sion: Fickentscher; Maceiras (63. Abdellaoui), Ndoye, Bamert, Morgado; Mveng, Neitzke, Kouassi; Kasami, Lenjani (77. Fortune); Philippe (63. Adryan).

 

(Screenshots: Teleclub)

Maxsö überzeugt bei erstem Super League-Einsatz / FCZ – Luzern Analyse

 Der FCZ kann die mehr als fünf Jahre andauernde Heimflaute (sieben Niederlagen in Folge gefolgt von einem Unentschieden) im Duell der zwei zweikampfschwächsten Teams der Liga gegen den FC Luzern mit einem 1:0-Sieg durchbrechen. Auch wenn das Letzigrund-Team von Anfang an ziemlich spielbestimmend war, hatte Kevin Rüegg auf seiner rechten Abwehrseite zu Beginn Mühe mit den langen hohen Bällen von Luzern-Torhüter Salvi auf den grossgewachsenen Pascal Schürpf. Auch Alain Nef und die Mittelfeldspieler vermochten Rüegg nicht genügend zu unterstützen – und so entstand die Riesentorchance für Christian Schneuwly, der wenige Meter vor dem Tor den Ball nicht im leeren Tor unterzubringen vermochte.

Auch in der Schlussphase hatte der FCZ noch einmal Glück, als Blessing Eleke mit einer spektakulären Akrobatiknummer den Ball per Fallrückzieher an die Latte zimmerte. Das entscheidende Tor erzielte Stephen Odey nachdem sich Benjamin Kololli gegen den neuverpflichteteten Otar Kakabadze durchgesetzt hatte, der an diesem Tag die Schwachstelle bei den Innerschweizern war. In seinem ersten Super League-Spiel für den FCZ wird Andreas Maxsö mit seiner defensiv fast einwandfreien Leistung gleich zum Züri Live-MVP – auch Pa Modou und der eingewechselte Marchesano spielten überdurchschnittlich.

FCZ – Luzern 1:0 (0:0)

Tore: 55. Odey (Kololli) 1:0.

FCZ: Brecher; Rüegg, Nef, Maxsö, Pa Modou; Palsson, H. Kryeziu (69. Marchesano); Winter, Domgjoni, Kololli (83. M. Kryeziu); Odey (90. Ceesay).

Luzern: Salvi; Kakabadze, Lucas (76. Ugrinic), Schulz, Grether; Voca, Custodio; C. Schneuwly (86. Eleke), Gvilia (65. Vargas), Schürpf; Demhasaj.

Kolollis defensive Passivität schmerzt den FCZ / FCSG – FCZ 3:2 Analyse und Highlights

Der FCZ hat drei Tage nach dem 3:2-Heimsieg gegen Bayer Leverkusen im Kybunpark mehr Chancen und Ballbesitz als der Gegner, verliert die Partie beim bisher eher heimschwachen St. Gallen aber trotzdem mit 2:3. Insgesamt produzieren die Zürcher nur 11 Top-Defensivaktionen – einerseits, weil es nicht so viel zu tun gibt, wie zuletzt in anderen Partien, andererseits aber auch aufgrund von mangelhaftem Defensivverhalten in mehreren Szenen. So trifft es den FCZ erneut hart, dass das defensive Sorgenkind Benjamin Kololli vor den ersten beiden Gegentoren sich zu passiv verhält und seine Teamkollegen im Stich lässt. Meist zu den Pluspunkten beim FCZ gehören die Aussenverteidiger – diesmal neben Pa Modou Adi Winter, welcher für den im Zentralen Mittelfeld Hekuran Kryeziu ersetzenden und erneut als Captain aufs Spielfeld laufenden Kevin Rüegg hinten rechts verteidigt, angreift und vor allem ein grosses Laufpensum absolviert. Von Winter stammen im Spiel gegen seinen Ex-Klub auch am meisten (in der Regel gute) Flanken (5).

Auch Pa Modou spielt offensichtlich sehr gerne gegen seinen Ex-Klub, denn der Gambier wird wie schon nach dem Heimspiel gegen den FC St. Gallen im August zum Züri Live-Most Valuable Player erkoren. Mit dem eingewechselten Roberto Rodriguez zeigte auch der dritte Ex-Espe eine gute Leistung. An beiden FCZ-Toren beteiligt sind Umaru Bangura (Licht und Schatten), der fleissige Stephen Odey sowie Assan Ceesay. Der eingewechselte Gambier konnte die beiden Zürcher Treffer jeweils dank seiner «Lufthoheit» vorbereiten. Der MVP aus dem Leverkusen-Spiel, Antonio Marchesano, erwischte in St. Gallen einen schlechten Start, vermochte sich danach aber am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen und mit einer Willensleistung schlussendlich doch noch in den Offensivaktionen sehr gut einzubringen. Ein sehr kurzes, aber trotzdem positives Wettbewerbsspieldébut feiert der 17-jährige Mittelfeldspieler Simon Sohm.

FCSG – FCZ 3:2 (1:0)

Tore: 41. Sierro (Ahimeru) 1:0; 51. Ashimeru (Kutesa) 2:0, 68. Kololli (Odey) 2:1, 86. Barnetta (Ashimeru) 3:1, 90.+4 Odey (Ceesay) 3:2.

St. Gallen: Stojanovic; Bakayoko, Hefti, Mosevich, Kchouk (81. Wittwer); Quintilla; Kräuchi (46. Barnetta), Sierro, Ashimeru, Kutesa (67. Ben Khalifa); Buess.

FCZ: Brecher; Winter (90.+1 Sohm), Bangura, Maxsö, Pa Modou; Rüegg, Domgjoni; Khelifi (57. Ceesay), Marchesano, Kololli (79. Rodriguez); Odey.

 

 

FCZ auf der linken Seite offensiv hui, aber defensiv anfällig / FCZ – YB Analyse und Spielinfos

Vor dem Anpfiff von Schiedsrichter Adrien Jaccottet konnte man FCZ – YB nicht als Spitzenkampf bezeichnen, aber der FCZ vermochte die Partie mit seinem beherzten Auftritt im Verlaufe der Partie zu einem Spitzenkampf werden zu lassen. Nach dem 3:3 vom Letzigrund hat der FCZ nach 11 Runden mehr als die Hälfte seiner 13 Gegentore gegen YB kassiert. In der sehr intensiven Startphase, agierte der FCZ etwas konkreter Richtung Tor als YB, was in einer schnellen 2:0-Führung resultierte. Das Team von Ludo Magnin ging dabei aber nicht mehr ein so hohes Risiko, wie noch bei der 0:4-Niederlage gegen den gleichen Gegner im August. YB blieb der risikovollen Spielweise stärker treu – das Pressing der Berner ist zur Zeit aber nicht mehr ganz so hochstehend, wie noch vor ein paar Wochen – unter anderem aus diesem Grund ist YB defensiv verwundbarer geworden. Der FCZ schaltete schnell um und spielte durch die Mitte – die Abschlüsse kamen im Gegensatz zu einigen anderen Partien dieser Saison nach wenigen Ballkontakten zustande.

Das Team aus der Limmatstadt vermied es ausserdem, über die Flügel zu spielen und nahm so etwas die starken YB-Aussenverteidiger Benito und Mbabu aus dem Spiel. In der ganzen Partie schlug der FC Zürich nur vier Flanken und kam zu keinem einzigen Eckball. Dafür durfte Benjamin Kololli sieben Freistösse in Strafraumnähe treten und es gab gleich zwei Penalties im Strafraum drin – beides Rekordwerte der bisher ausgewerteten Spiele der laufenden Saison. Die beiden Penalties für den FCZ waren auf Basis der TV-Bilder diskussionslos korrekt, auch wenn dies gewisse Medien wie das SRF oder die Berner Zeitung trotz eindeutigem Beweismaterial wieder einmal anders sehen wollten. Mbabu stösst als letzter Mann Benjamin Kololli in den Rücken, was sogar zusätzlich die Rote Karte hätte nach sich ziehen müssen – und Steve Von Bergen haut dem überraschend von hinten anrauschenden Roberto Rodriguez ungeschickt in die Ferse.

Der Elfmeter für YB war hingegen zweifelhaft – zumindest wird in vergleichbaren Fällen in der Super League praktisch nie Penalty gepfiffen. Die Szene war für Ref Jaccottet allerdings schwierig zu beurteilen – Rüegg wurde von Ngamaleu am enganliegenden linken Arm aus kurzer Distanz angeschossen, schwang dabei gleichzeitig aber in der sich daraus ergebenden Bewegung den rechten Arm weit aus, so dass viele Spieler, Zuschauer, TV-Kommentatoren und wohl auch der Schiedsrichter einer optischen Täuschung unterlagen und meinten, Rüegg sei der Ball an den ausgestreckten Rechten Arm gesprungen. Neben Mbabu waren auch Von Bergen (kam viel zu lange um die erste Gelbe Karte herum), Lauper und Sanogo nahe an einem Platzverweis dran. Lauper riss den ansonsten diagonal alleine Richtung Tor ziehenden Ceesay als letzter Mann so lange zurück, bis dieser umfiel – allerdings würden nur wenige Schiedsrichter für ein Foul in dieser seitlichen Position letztendlich Rot geben.

Und Sekou Sanogo schwang sein Bein nach einem Pass im Mittelfeld nicht zufällig noch mit Wucht in Hekuran Kryeziu rein – allerdings kann man auch hier durchaus verstehen, dass Ref Jaccottet die Szene als zu wenig eindeutig rotwürdig taxierte. Auch für den Rest des Spiels war die Spielleitung gut. So liess Jaccottet sich beispielsweise von inflationär reklamierenden Spielern wie Hekuran Kryeziu oder Kevin Mbabu nicht irritieren. An dieser Stelle auch mal ein Lob an einen gegnerischen Spieler: von Loris Benitos Einstellung zu Zweikämpfen, Fouls und Schiedsrichterentscheiden könnte sich mancher andere Spieler eine Scheibe abschneiden. Durch Sanogos Foul an Kryeziu in der 61. Minute liess sich der FCZ als Team zu stark aus dem Tritt bringen – dies beim Stand von 3:1. Kurz nach Beendigung des langen Unterbruches stand es daher nur noch 3:2. Zuvor hatte es YB lange Zeit vergeblich mit ihrem Plan A, hohe Bälle auf Guillaume Hoarau, versucht.

Dies weil Hekuran Kryeziu den Franzosen zwar nicht wie Victor Palsson im Cupfinal in den Kopfballduellen gleich besiegen, aber dennoch immer wieder entscheidend stören konnte. Nachdem der Sommerneuzugang im August im Stade de Suisse einen schwachen Auftritt hingelegt hatte, konnte «Heki» diesmal gegen YB sein Potential viel besser ausschöpfen, zeigte wie in den Europacupspielen eine starke Leistung und war insgesamt sogar der beste FCZ-ler. In den anderen Spielen hatte Kryeziu wenn überhaupt eher offensiv Akzente setzen können, diesmal war er aber genauso wie sein Vordermann Toni Domgjoni defensiv aufmerksam. Der dritte im Bunde im Zürcher Zentrum, Antonio Marchesano, scheint seinerseits athletisch so gut im Schuss zu sein, wie noch nie in seiner Karriere, und kann sich in den Zweikämpfen und Luftduellen immer besser behaupten. Durch die Mitte wurde YB nur gefährlich, wenn es Hoarau (und später Fassnacht) gelang, Maxsö oder Bangura aus ihrer Position zu locken und so den Raum für einen Lauf in den Strafraum zu öffnen.

Mit zunehmender Spieldauer spielten Marco Wölfli und die Berner Innenverteidiger die langen Bälle zunehmend auf die rechte Seite. Sie hatten dort richtigerweise eine Schwachstelle in der Zürcher Defensive ausgemacht. Pa Modou Jagne und Benjamin Kololli tragen einiges zum Zürcher Offensivspiel bei, so war Standardspezialist Kololli an sieben der zehn Zürcher Abschlussmöglichkeiten beteiligt – und zwei dieser sieben waren erfolgreich. Dass aber die beiden Gegentore zum 3:2 und 3:3 über die Seite von Kololli und Pa Modou eingeleitet wurden, ist kein Zufall. Schon vor diesen beiden Szenen hatten Stellungsfehler auf der linken Zürcher Seite zwei Mal zu sehr guten Berner Chancen geführt. Benjamin Kolollis etwas zu langsames Umschalten in die Defensive macht auf tieferem Super League- oder Challenge League-Niveau keinen allzu grossen Unterschied, wird aber gegen einen Gegner wie YB sofort bestraft.

Der ebenfalls eher offensiv orientierte Pa Modou geriet so mehrmals alleine gegen zwei Berner in Unterzahl, was gegen die Gelb-Schwarzen fast schon automatisch zu einer Topchance führt.  Die kurzzeitige Umstellung während fünf Minuten zwischen dem 3:2 und dem 3:3 auf Fünferabwehr verbesserte die Zürcher Defensivproblematik auf links nicht, weil sie individuell bedingt war – Pa Modou geriet erneut in Unterzahl und Assalé konnte freistehend hinter die Abwehr flanken.  Besser funktionierte das sich gut ergänzende Duo Rüegg (Speed) / Rodriguez (Technik) auf der rechten Zürcher Seite – sie wurden allerdings auch etwas weniger gefordert. Einwechselspieler Salim Khelifi blieb eher blass, währenddessen Assan Cessay einmal mehr seinen Wert für die Mannschaft aufflackern liess. Mit seinem guten Laufweg nach einer Klasseaktion Hekuran Kryezius (Antritt mit Ball und Aussenristpass hinter die Abwehr) kam der Gambier zur einzigen Zürcher Grosschance in der Schlussphase, legte zwei Mal einen Ball gut für einen Mitspieler ab und konnte sich nach Pa Modou-Zuspiel über links überzeugend gegen Sandro Lauper durchsetzen.

FCZ – YB 3:3 (2:0)

Tore: 7. Odey (H. Kryeziu) 1:0, 10. Kololli (Penalty, Kololli) 2:0; 55. Hoarau (Penalty) 2:1, 58. Rodriguez (Penalty, Rodriguez) 3:1, 64. Ngamaleu (Assalé) 3:2, 69. Hoarau (Assalé) 3:3.   

FCZ: Brecher; Rüegg, Bangura, Maxsö, Pa Modou; H. Kryeziu; Marchesano (75. Ceesay), Domgjoni; Rodriguez (68. Khelifi), Kololli (87. Winter); Odey.

YB: Von Ballmoos (20. Wölfli); Mbabu, Lauper, Von Bergen, Benito; Sulejmani (87. Nsamé), Sanogo, Sow, Ngamaleu (75. Fassnacht); Assalé, Hoarau.

Interviews und Geschichten des Europa League-Auftaktsieges nach Mitternacht in Nikosia

Da ist es wieder, das Cupgesicht des FC Zürich. Der Europacup-Auftakt ist mit dem 1:0-Auswärtssieg gegen AEK Larnaca rundum geglückt. Zum ersten Mal kann der FCZ in einer Europa League-Gruppenphase ein Auswärtsspiel gewinnen! Und AEK Larnaca mit seiner Wahnsinns-Europacupheimserie (sieben Spiele, 20:0 Tore!) kommt dank der solidarischen Leistung der Limmatstädter praktisch nie dazu, seine gefürchteten Bälle hinter die gegnerische Abwehr spielen zu können. Die Gesamtleistung des Magnin-Teams erinnerte an die starken Auftritte in den entscheidenden Spielen des nationalen Cupwettbewerbes. Das sah auch der Zürcher Trainer nach der Partie so: „Wir schaffen es, uns in grossen Momenten zu steigern. Der nächste Schritt ist nun, dass wir lernen müssen, im „Alltag“ solche Leistungen auf den Platz zu kriegen, Routine zu gewinnen.“

Hekuran Kryeziu zeigte sein bisher bestes Spiel im FCZ-Dress und Captain Victor Palsson präsentierte sich annähernd in Cupfinal-Form. Bei Stephen Odey sind von Spiel zu Spiel Fortschritte zu erkennen und Assan Ceesay feierte ein gelungenes Début, auch wenn Trainer Ludo Magnin im Interview mit Züri Live noch „viel Arbeit“ für diesen vor sich sieht. Arbeit, die im Falle von Odey langsam aber sicher Früchte trägt.

Ceesays Landsmann Pa Modou ist hingegen seit dem Lugano-Spiel kurz vor der Nati-Pause von einem Moment auf den anderen in ein Leistungsloch gefallen – die Gelb-Rote Karte nach Zeitspiel und Foul passt da ins Bild. Dem immer wieder angeschlagenen Umaru Bangura unterliefen zudem in der Starthalbstunde fast im Fünfminutentakt grobe Fehlzuspiele. Das wirkliche Sorgenkind ist aber Izer Aliu. Vom Fuss bis weit über das Rechte Knie dick einbandagiert, bewegt der 18-jährige sich nach dem Spiel als einziger Zürcher mit einer nachdenklich-bitteren Miene an Krücken Richtung Mannschaftsbus. Bei seinen Comebacks in Lugano und bei Breitenrain hatte er bereits wieder gute Ansätze gezeigt. Die Art der im Abschlusstraining in Nikosia zugezogenen Verletzung wird nach der Rückkehr in Schweiz (die Mannschaft fliegt um die Mittagszeit) genau analysiert werden, aber es könnte sich um eine Knieverletzung mit längerer Ausfalldauer handeln. Neben der Leistung des FCZ, der Larnaca als erstes europäisches Team diese Saison zähmen und zurückbinden konnte, war Benjamin Kolollis Jubel vor der Südkurve nach seinem von Antonio Marchesano herausgeholten Handspenalty das Thema des Abends. Der Waadtländer hatte Routinier Toño im Larnaca-Tor in die falsche Ecke geschickt, dann die erste Bande übersprungen, dann die zweite …und…oh Schock!….dahinter war ein tiefes Loch. Glücklicherweise konnte der Flügelspieler, der in der Schlussphase für Pa Modou weiter nach hinten rückte, von den Teamkollegen unverletzt wieder hochgezogen werden.

FCZ ist das «bessere St. Gallen» – aber die Gradlinigkeit im gegnerischen Strafraum fehlt

Nach St. Gallen darf der FCZ gleich nochmal im heimischen Letzigrund ran – gegen den FC Basel. Am 13. Mai (!) reichte dem Magnin-Team eine eher mässige Leistung, um den gleichen Gegner mit 4:1 zu besiegen. Dies weil die Rot-Blauen den wohl schlechtesten Auftritt seit Generationen im Letzigrund hinlegten. Normalerweise profitiert der FCB davon, dass er sich gegen «Züüri» speziell motivieren kann – häufig mehr als umgekehrt, hatte man immer wieder das Gefühl. Diesmal war es für einmal anders gewesen. Der emotionale Fokus der Basler lag auf dem Spitzenspiel gegen YB am vorangegangenen Wochenende. Man wollte unbedingt im Hinblick auf die kommende Saison gegen den neuen Schweizer Meister ein Zeichen setzen, was mit einem 5:1-Sieg auch eindrücklich gelang.

Diese 1:4-Niederlage danach in Zürich war der Anfang einer Sieglos-Serie, die bis in den August anhielt (4:2-Heimsieg gegen GC) und Trainer Raphael Wicky den Job kostete. Auch diesmal hat der FCZ einen Vorteil, da die Begegnung mit Basel in der Mitte der Europa League Playoff-Woche liegt. Man muss den Umstand, dass sich das Team von Marcel Koller zur Zeit mit den Konterspezialisten von Apollon Limassol abmüht, aber natürlich gegen einen zugegebenermassen sich generell im Aufwind befindlichen Gegner auch konsequent nutzen. Vor vier Jahren war der FCZ im Letzigrund gegen das mit denselben Leistungsträgern (Vale, Joao Pedro, Vasiliou, Stylianou oder Papoulis) angetretene Apollon ebenfalls zu einem eher erknorzten 3:1-Heimsieg gekommen (Tore für den FCZ: Djimshiti und zwei Chikhaoui-Penalties).

Vor Wochenfrist waren die Kritiken nach dem 0:0 gegen St. Gallen vernichtend gewesen. Die NZZ setzte wie so häufig die bei diesem Blatt für FCZ-Spiele schon fast zu den Standard-Textbausteinen gehörenden polemischen Attribute «einschläfernd», «uninspiriert», bzw. «Sedativ» ein. Trainer Magnin selbst in seiner fordernden Art hatte zumindest im Gespräch mit den Medien rundweg kein konstruktives Spiel seiner Mannschaft gesehen. Aber war alles wirklich so schlecht? Wenn man sich nämlich an den Beginn der Partie zurückerinnert, ging der FCZ von Anfang an Vollgas, setzte St. Gallen unter Druck und war bis in die 55. Minute die bessere Mannschaft. Danach glich sich die Partie aus, auch weil der FCZ in einzelnen Phasen als Team etwas nachliess.

Spiele gegen Zeidlers St. Gallen erinnern an solche gegen Zemans Lugano. Das Mittelfeld ist entvölkert, beide Teams kommen relativ einfach durch – ein Schlagabtausch. Der FCZ liess sich, ob gewollt oder gezwungenermassen, auf dieses Spiel ein – wohl nicht zur Freude von Trainer Magnin. Allerdings ist dessen Team über weite Strecken eher «das bessere St. Gallen». Man kommt zumindest im Ansatz zu mehr potentiell guten Torchancen. Auch wenn man die Anzahl der effektiven Abschlüsse zählt (12), so liegt diese höher, als in den ersten drei Saisonspielen gegen Thun, GC und YB. Die ersten beiden Partien konnten gewonnen werden, obwohl es da am wenigsten Abschlüsse gab! Auch bei der Anzahl Flanken, Top-Offensivaktionen sowie auch Top-Defensivaktionen zählt Züri Live gegen St. Gallen einen neuen Saisonbestwert. Und selbst die Durchschnittsnote der Spieler ist mit 6,4 besser, als in den ersten drei Meisterschaftsspielen!

Das Hauptproblem ist die fehlende Zielstrebigkeit und Gradlinigkeit im und um den gegnerischen Strafraum. Benjamin Kololli, Antonio Marchesano und vor allem Marco Schönbächler haben ein halbes Dutzend Möglichkeiten, alleine aufs von Dejan Stojanovic gehütete St. Galler Tor zu ziehen, verhindern dies aber jedes Mal selbst mit unnötigem „Hakenschlagen“. Viele der potentiell «tödlichen» letzten Pässe stammen von Toni Domgjoni. Als Domgjoni kurz vor Schluss dann endlich mit dem spät eingewechselten Michael Frey einen Adressaten findet, der bereit ist, auf direktem Weg zum gegnerischen Tor zu ziehen, wird dieser zu Unrecht aus dem Offside zurückgewunken. Der inzwischen zu Fenerbahce gewechselte Frey (hat mit 8,3 in den ersten vier Saisonspielen den besten Züri Live-Notenschnitt) war ein wichtiger Faktor, warum der FCZ in der Schlussphase nochmal sehr nahe an einen möglichen Heimsieg kam. Es fehlte aber insgesamt auch das Wettkampfglück. Beispielsweise ist die Zeit reif für ein Kopfballtor Mirlind Kryezius – auch gegen St. Gallen fehlte nach einem «Schönbi»-Eckball wieder nur sehr wenig. In demjenigen Spiel, in welchem dieses Tor dann tatsächlich fällt, hat der FCZ eine erhöhte Chance auf einen Sieg.

Schönbächler hatte Hochs, zu denen unter dem Strich auch seine vier Eckbälle gehörten (gegen YB hatte Kololli noch alle Corner getreten), aber noch etwas mehr Tiefs im Spiel. Die Hochs nahmen allerdings im Verlauf der Zweiten Halbzeit zu. Davor hatte der Urdorfer noch mehr als Sturmpartner Odey vorne lange Zeit kaum mal einen Ball verteidigen können. Der Nigerianer wurde noch vor der Pause ausgewechselt, als er wohl etwa zwischen dem Zeitpunkt der Entscheidung, ihn aus dem Spiel zu nehmen und der tatsächlichen Auswechslung gerade besser ins Spiel gefunden hatte. Ein weiterer Ansatzpunkt für den FCZ könnte die Zweikampfstatistik sein, die wie schon gegen YB auch im Duell mit St. Gallen negativ war. Das Zürcher Mittelfeld musste viel Laufarbeit verrichten – auch weil die Zürcher Aussenläufer phasenweise relativ tief standen. Von Toni Domgjoni ist man sich dies gewohnt – auffällig war gegen St. Gallen aber das Laufpensum und die Zweikampfintensität von Antonio Marchesano, der in diesen Bereichen Fortschritte zu machen scheint. Hekuran Kryeziu kann seine etwas zu schläfrige Art in der Defensiven Phase noch nicht ablegen, zeigt sich aber im Vergleich zum YB-Spiel diesbezüglich zumindest etwas verbessert. In der Offensiven Phase gibt es bei ihm sowieso keinen Anlass zur Klage.

Gar ein rundweg gelungener Auftritt gelingt dem linken Aussenläufer Pa Modou (Züri Live-MVP der Partie). Das Duell mit Gegenspieler Bakayoko entwickelte sich mit zunehmender Spieldauer zu einem Kantersieg für die Zürcher Nummer 18. Nicht zum ersten Mal zeigt sich der Gambier gegen einen seiner Ex-Klubs von seiner besten Seite. Zusammen mit Mirlind Kryeziu und Alain Nef ist er zudem für die gegen St. Gallen überdurchschnittlich gefährlichen Einwürfe zuständig. Gerade gegen einen wenig kompakt agierenden Gegner wie das Zeidler-Team kann mit gut einstudierten Einwurfvarianten schnell eine gefährliche Situation heraufbeschworen werden. Und auch Einwürfe des Gegners in dessen Spielhälfte können mit klugem Pressing besser genutzt werden.

FCZ – St. Gallen 0:0  

FCZ: Brecher; Nef, Palsson, M. Kryeziu; Rüegg (46. Winter), H. Kryeziu, Pa Modou; Marchesano (78. Frey), Domgjoni; Odey (37. Kololli), Schönbächler.

St. Gallen: Stojanovic; Bakayoko, Hefti, Vilotic, Wittwer; Quintilla; Sierro, Ashimeru; Tafer (75. Kukuruzovic), Itten (86. Buess), Ben Khalifa (46. Kutesa).

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