Frey gut, alle gut / FCSG – FCZ 1:2 Highlights und Analyse

Der Beginn der Partie in St. Gallen verlief umgekehrt wie vor Wochenfrist gegen Thun. Im Duell mit den Berner Oberländern hatte der FCZ in den Startminuten Druck gemacht, war im Abschluss aber wenig überzeugend gewesen. Der Gegner kam im Anschluss daran etwas «aus dem Nichts» seinerseits plötzlich zu besseren Chancen (und Toren). Diesmal war es der Gegner (St. Gallen), welcher zu Beginn Druck machte, aber im Abschluss wenig überzeugend auftrat, bis dann plötzlich nach etwas mehr als fünf Minuten der FCZ zu einer Serie von deutlich besseren Torchancen kam – unter anderem mit einem Pfostenschuss von Michael Frey. Der Unterschied: im Gegensatz zu Thun vor einer Woche konnte der FCZ aus dieser Chancenserie vorläufig nicht Profit schlagen.

Nach ein paar wenig inspirierten Auftritten zeigte sich Frey in St. Gallen wieder klar im Aufwind. Seine Entschlossenheit war bereits beim Einlaufen und Einspielen vor der Partie ersichtlich gewesen. Und in dieser Saison gilt: wenn es Frey gut läuft, läuft es der ganzen Mannschaft gut. Der Mittelstürmer ist und bleibt zur Zeit der wohl wichtigste Spieler des Teams. Vor allem aber traten die Zürcher im Vergleich zum Startspiel 2018 defensiv wieder deutlich stabiler auf. Man überliess dem Gegner den Ball, erspielte sich selbst dadurch dann aber die besseren Torchancen. Auch wenn der FCZ schlussendlich mit einem etwas unglücklichen 0:1-Rückstand in die Kabine ging, liess man in der Ersten Halbzeit wenig zu und konnte mit gutem Gefühl die Zweite Halbzeit in Angriff nehmen. In dieser steigerte sich das Team von Trainer Uli Forte noch mehr. Zusätzlich zur verbesserten defensiven Stabilität wurde nun auch intelligenter und gleichzeitig schnörkelloser gespielt, als noch beim 2:4 gegen Thun. Es gab zudem deutlich weniger grobe Schnitzer, auch wenn diese auch in St. Gallen (noch) nicht komplett abgestellt werden konnten.

Speziell der seit dem 2:0-Heimsieg gegen Lausanne-Sport in der 16. Runde erstmals wieder in der Liga von Beginn weg in der Startaufstellung stehende Sangoné Sarr konnte sich nach Anlaufschwierigkeiten im zweiten Durchgang steigern. Der Senegalese hat von allen regelmässig eingesetzten Spielern mit 1,65 den zweitbesten Liga-Punkteschnitt nach dem ebenfalls wieder in der Startaufstellung stehenden Alain Nef (1,67). Der Routinier tat dem Spiel, dem Fokus und der Stabilität des Letzigrund-Teams ebenso gut, wie das 3-5-2 System. Der FCZ hatte in der Vorrunde in Bern (1:2) mit diesem System genauso gespielt, wie in der Schlussphase des ersten Auswärtssieges im Kybunpark im Dezember (3:1). Umaru Bangura sass nach seinen wiederholten Patzern diesmal vorerst auf der Ersatzbank und wurde durch Victor Palsson ersetzt.

Der Isländer ist auf dieser Position aber wie schon in der Vergangenheit öfters beobachtet auch nicht die Idealbesetzung und agierte in mehreren Szenen zu zögerlich, so beispielsweise vor dem Foul von Roman Buess an Andris Vanins, als der St. Galler Stürmer den Ball beim Abpraller schliesslich auf irreguläre Art und Weise über die Linie drückte. Der Lettische Nationalkeeper war der gewohnt sichere Schlussmann auf Seiten des FCZ, während man im Kybunpark gleichzeitig von der auf der anderen Seite nicht immer souverän agierenden neuen Nummer 1 Dejan Stojanovic profitierte, der unter anderem Michael Frey beinahe einen «Empty Netter» ermöglichte. Die Partie drehen konnte man schlussendlich durch das Premièrentor Fabian Rohners mit links von der Strafraumgrenze und dem Abstauber Raphael Dwamenas (welches an sein Tor in Thun erinnerte), der erneut im Kybunpark unweit seiner ehemaligen Heimat Lustenau traf. Der eingewechselte Roberto Rodriguez hatte dabei bei beiden Toren seine Füsse im Spiel.

St. Gallen – FCZ 1:2 (1:0)

Tore:43. Aratore (Lüchinger) 1:0; 66. Rohner (Dwamena) 1:1, 77. Dwamena (Palsson) 1:2.

St. Gallen: Stojanovic; Hefti, Wiss, Gönitzer; Lüchinger (82. Tafer), Toko (82. Sigurjonsson), Tschernegg, Aratore; Aleksic; Buess, Itten (83. Babic).

FC Zürich: Vanins; Nef (83. Bangura), Palsson, Thelander; Winter (58. Rohner), Sarr, Pa Modou; Marchesano, Rüegg (60. Rodriguez); Dwamena, Frey.

Schlechteste Defensivleistung der Saison / FCZ – Thun 2:4 Spielinfos, Statistiken

Gegen den FC Thun gelangen den Spielern des FCZ erstmals in dieser Saison nur eine einstellige Anzahl Top-Defensivaktionen (8). Dies widerspiegelt die schlechte Defensivleistung der ganzen Mannschaft, vor allem in der Defensivzone vor dem eigenen Tor. Umaru Bangura (Note: 2) knüpfte nahtlos an die miserable Leistung in Lausanne an (Züri Live-Experte Toni Gassmann: „Katastrophalster Pass der ganzen Saison“), und diesmal waren auch Rasmus Thelander (der wie zum Ende der Vorrunde offensiv sehr aktiv, aber defensiv wenig stabil war) und das Mittelfeldduo Victor Palsson / Kevin Rüegg ungenügend. Fabian Rohner hingegen (sowohl am meisten Top-Offensivaktionen als auch die grösste Anzahl Top-Defensivaktionen) erhält zum dritten Mal in Folge die Note „9“ und ist nach dem Lausanne-Spiel zum zweiten Mal in Folge Most Valuable Player. Roberto Rodriguez spielte sowohl am meisten Flanken, als auch die grösste Anzahl Steilpässe – der für diesen eingewechselte Antonio Marchesano war seinerseits an beiden Toren direkt beteiligt.

 

 

 

 

 

 

Back to basics, please! FCZ-Spiel krankt an verzerrtem Selbstbild

Michael Frey ist einer, der in Bezug auf das aktuelle Manko des FCZ auf der richtigen Spur ist: «Wir sind keine Übermannschaft», und «wir müssen weniger reden und uns stattdessen voll aufs Spiel fokussieren» umschrieb der Stürmer treffend die für die derzeitige sportliche Baisse verantwortlichen Faktoren. Frey selbst hat diese Maximen phasenweise in der Vorrunde auch nicht immer beherzigt, mittlerweile aber offensichtlich daraus gelernt. Entscheidend wird sein, dass es alle FCZ-Spieler begreifen. Wenn ja, kann sich alles sehr schnell wieder zum besseren wenden. Wenn nein, ist das Ende der aktuellen desaströsen Resultate nicht absehbar.

Es liegt nicht am Personal, nicht an der Taktik, auch nicht am Engagement. Der FCZ machte gegen Thun von der 1. Minute an Druck und gab sich auch nach dem plötzlichen 0:2- und späteren 0:3-Rückstand in keiner Art und Weise auf, sondern versuchte wie schon im Cup-Viertelfinal gegen den gleichen Gegner das Spiel mit Vehemenz noch zu drehen. Die Entscheidung im Spiel wurde gar eher durch Übermotivation ausgelöst. Inklusive Nachspielzeit waren zu diesem Zeitpunkt noch zehn Minuten zu spielen, der FCZ im Flow, bei Thun kamen Gedanken an den Cup-Viertelfinal auf, und die Beine zitterten ein wenig, wie einzelne Berner Oberländer nach der Partie freimütig zugaben.

Ein drittes Zürcher Tor war ziemlich wahrscheinlich. Da führte Antonio Marchesano einen Freistoss in Strafraumnähe viel zu hektisch aus. Weder er selbst noch seine zahlreich sich in den gegnerischen Strafraum bewegenden Mitspieler waren zu diesem Zeitpunkt bereit für diesen Ball. Der Versuch, fünf Sekunden zu gewinnen, führte zu einem schlecht getretenen Freistoss, der schon an der Strafraumgrenze abgefangen werden konnte, und den entscheidenden Gegenstoss zum 2:4 bewirkte.

Es existiert ein schmaler Grat zwischen Selbstsicherheit und Selbstüberschätzung, und dieser wird zur Zeit zu häufig überschritten. Gerade Spieler der Hintermannschaft investieren zu wenig, um dem pressenden Gegner gar nicht erst die Chance auf eine Balleroberung zu geben. Der Vorsprung in einem Laufduell wird ohne Not verspielt, mit dem Abspiel zu lange gezögert, die eigene Position beim gegnerischen Angriff zu wenig rasch und konsequent eingenommen. Man verlässt sich zu stark auf die eigenen Qualitäten am Ball und im Zweikampf. Diese sind zwar im Super League-Vergleich nicht wirklich schlecht, aber niemals gut genug, um das zur Zeit zu häufig eingegangene Risiko zu rechtfertigen.

Der FCZ muss sofort beginnen deutlich schneller und schnörkelloser zu spielen. Dies bedeutet in jeder Situation erstmal die «Hausaufgaben» erledigen: sofort die richtige Position einnehmen, Druck auf den Gegner machen, und Ball sauber verarbeiten. Zudem: in der eigenen Platzhälfte keine Dinge tun, die man nicht wirklich beherrscht: also beispielsweise statt eine gegnerische Flanke mit einer riskanten Direktabnahme zu klären versuchen, sich erstmal darauf fokussieren, hinter dem Ball zu bleiben. Es bedeutet vor allem auch, jeweils die erste (realistische!) Idee sofort und so gut wie situationsbedingt möglich auszuführen, anstatt lange nach einer noch besseren Lösung zu suchen. Dies gilt auch im Abschluss im gegnerischen Strafraum.

Jeder im Team muss sich in dieser Hinsicht verbessern. Das Extrembeispiel ist aber sicherlich Umaru Bangura. Schon in Lausanne (Züri Live-Note «1») hatte der Nationalspieler Sierra Leones eine katastrophale Leistung abgeliefert und schloss in der Ersten Halbzeit gegen Thun nahtlos daran an. In der Zweiten Halbzeit war seinerseits dann aber bereits eine spürbare Verbesserung sichtbar – Bangura agierte in vielen Szenen schnörkelloser, als noch im ersten Durchgang. Roberto Rodriguez verzichtete in umkämpften und strittigen Szenen aufs Lamentieren. Dies lässt hoffen, dass eine schnelle Besserung der Situation grundsätzlich möglich ist.

Der FCZ ist keine Übermannschaft, genauso wie sieben andere Teams dieser Meisterschaft ebenfalls keine Übermannschaften sind. Das läuferische, technische und taktische Grundniveau der Liga steigert sich aber stetig. Ein FC Thun kann auch ohne seinen Captain Dennis Hediger genug Druck aufsetzen, um grundsätzlich jedem anderen Team der Liga, inklusive YB und FCB, Schwierigkeiten zu bereiten. Dies mit einem Mittelfeldzentrum mit dem jungen Sandro Lauper und den beiden in der Vergangenheit eher als Offensivkünstler bekannten und verschrienen Moreno Costanzo und Grégory Karlen – sowie einem Abwehrzentrum mit dem lange aussen vor gewesenen gelernten Mittelfeldspieler Nicola Sutter und dem eigenen Nachwuchsmann Timo Righetti (19) in dessen viertem Super League-Spiel.

In der Super League gewinnt diejenige Mannschaft, welche ihre Hausaufgaben zu 100% erledigt. Nur wenn dies beide Teams tun, können überhaupt individuelle Qualitäten zum Tragen kommen, und die Waage auf die eine oder andere Seite kippen lassen. Erst dann kann der Speed eines Fabian Rohner oder der Drehschuss mit links eines Raphael Dwamena im Duell mit einem FC Thun für die Differenz sorgen. Positiv zu werten ist sicherlich das Startelfdébut von Fabian Rohner, der sich speziell in der Anfangsphase sehr gut mit Roberto Rodriguez ergänzte. Neben einigen guten Offensivaktionen verhinderte Rohner zudem genauso wie Pa Modou mit Schnelligkeit und Einsatz potentiell gefährliche Konter des Gegners. Sonst wären es fünf oder sechs Gegentore geworden. Auch die Überlegung mit Linksfuss Pa Modou in der Dreierkette eine höhere Variabilität in der Spieleröffnung zu erreichen, ging auf. Der Gambier konnte mit seinen langen Bällen von hinten heraus das ein oder andere Mal die Thuner Defensive ins Wanken bringen.

FCZ – Thun 2:4 (0:2)

Tore: 8. Sorgic (Spielmann) 0:1, 11. Costanzo (Sorgic) 0:2; 52. Spielmann (Tosetti) 0:3, 65. Winter (Marchesano) 1:3, 69. Odey (Marchesano) 2:3, 84. Costanzo (Kablan) 2:4.

FC Zürich: Vanins; Thelander, Bangura, Pa Modou; Winter, Rüegg, Palsson, Rohner; Dwamena (62. Odey), Frey, Rodriguez (62. Marchesano).

Thun: Nikolic; Glarner, Sutter, Righetti, Joss (78. Facchinetti); Lauper ; Tosetti, Karlen (82. Bürgy), Costanzo; Spielmann (71. Kablan); Sorgic.

 

FCZ vor dem Rückrundenstart, Teil 3: die Aussenläufer

Noch etwas dünner als im Abwehrzentrum war in der Vorrunde die Personaldecke der berücksichtigten Spieler auf den Aussenpositionen. Pa Modou verpasste nur drei Spiele (Lausanne-Ouchy, Basel auswärts, Lausanne auswärts), Adrian Winter gar nur eines (Cupspiel in Chippis). Kay Voser war bis im Oktober eine Alternative auf beiden Seiten. Nach seinen Auftritten in Thun und im Derby, wo er in beiden Partien schlechtester Mann auf dem Platz war, wurde er aber nicht mehr berücksichtigt. Weiterhin eine Alternative als Aushilfe blieb Cédric Brunner, der aber in der Dreierabwehr zur Zeit wertvoller für die Mannschaft ist. Fabian Rohner, der als schneller und torgefährlicher Mann auch in der vordersten Reihe eingesetzt werden kann, kam erst in den letzten beiden Partien der Vorrunde zu Teileinsätzen in der Zweiten Halbzeit.

Adrian Winter begann wie schon vor Jahresfrist die Saison sehr gut und musste dann gegen den Winter hin (aufgrund des Familiennamens erstaunlicherweise) beissen, hatte aber nochmal einen grossen Glanzpunkt im Cup-Viertelfinal gegen Thun, dazu kam sein schönes Tor in St. Gallen. Pa Modous Leistungen gingen sowohl zwischen den Spielen wie auch innerhalb derselben Partie rauf und runter wie eine Achterbahn. Seine Ballverluste gaben ihm aber immer wieder die Möglichkeit zu schnellen Ballrückeroberungen, welche den Gegner dann manchmal auf dem falschen Fuss erwischten.

Fast alle jungen Spieler wurden in der Wintervorbereitung auf den Aussenläuferpositionen eingesetzt. Fabian Rohners Speed und Offensivqualitäten sind schon lange bekannt. In der Ersten Mannschaft hat er aber auch defensiv zugelegt und gewinnt mittlerweile die Mehrheit seiner Kopfballduelle im Mittelfeld. Wenn er seine gesundheitlichen Probleme in den Griff kriegen kann, hat er wohl gute Chancen, sich einen Stammplatz erfolgreich erspielen, erkämpfen und errennen zu können. Der ursprünglich im Zentrum beheimatete Izer Aliu hat auf der Seite ebenfalls Potential. Der 18-jährige versucht nicht wie Rohner mit Tempo, sondern mit spielerischen Mitteln hinter die Abwehr zu kommen.

Aliu hat wie Rohner einen guten Abschluss, kann aber auch von der Grundlinie den entscheidenden Pass spielen und ist zudem ein sehr guter Eckball- und Freistossschütze. Unvergessen bleibt in diesem Zusammenhang beispielsweise der U18-Meisterschaftshalbfinal im Basler St.Jakob Campus, als der FCZ dank drei gefährlichen Aliu-Freistössen zum 3:3 die Verlängerung, das Penaltyschiessen und schlussendlich den Final erreichte. Weitere (unter anderem) auf der Seite eingesetzte junge Spieler waren in der Wintervorbereitung Maren Haile-Selassie und Lavdrim Rexhepi. Haile-Selassie ist zur Zeit etwas in einem Leistungsloch, nachdem er zu Beginn der Saison noch stark begonnen hatte. Rexhepi spielte ordentlich, durfte zudem in der Regel alle Standards treten, wenn er auf dem Feld stand, konnte dabei aber nicht erkennen lassen, dass er in diesem Bereich ein mit Aliu vergleichbares Talent besitzt.

Teil 1: Torhüter

Teil 2: Dreierkette

Vorrundenrückblick, Teil 6: Michael Frey ist Spieler der Vorrunde

Die Artikelreihe zur statistischen Analyse der FCZ-Vorrunde 17/18 auf Züri Live neigt sich vor Rückrundenstart dem Ende entgegen und es wurden schon einige Einzelaspekte beleuchtet.

Bisher publiziert:

Vorrundenanalyse, Teil 1 – Torbeteiligungen

Vorrundenanalyse, Teil 2 – Schiessen und Treffen / Winter am effizientesten

Vorrundenanalyse, Teil 3 – Rodriguez, Sarr, Nef, Frey erfolgreich bei Standards

Vorrundenanalyse, Teil 4 – die Zürcher Mauer zerbricht vorne und im Mittelfeld

Schlagzeiten: Vorrundenrückblick, Teil 5

Wir schauen nun auf die Gesamtleistung der einzelnen Spieler. In jedem der 23 Wettbewerbsspiele des Herbstes kürte Züri Live einen Most Valuable Player. Mit Abstand am häufigsten verliehen wurde diese Auszeichnung Michael Frey (7x). Der Berner zeigte damit in beinahe einem Drittel der Partien den wertvollsten Beitrag zur Teamleistung. Frey kommt von allen regelmässig eingesetzten Spielern auch auf die beste Durchschnittsnote (7,2). Dies trotz einzelnen nicht guten Phasen speziell Ende September mit zwei ungenügenden (unter 5) Noten hintereinander in Lausanne und Basel.

Dies war gleichzeitig genau die Phase, in welcher es Raphael Dwamena besonders gut lief. Der Ghanaer war Züri Live-MVP in Lausanne, in Basel und anschliessend zu Hause gegen Lugano in drei Partien hintereinander. Die im Zusammenhang mit Dwamena häufig repetierte Storyline, er habe stark begonnen und sei dann wegen des missglückten Transfers nach England für den Rest der Vorrunde nicht mehr in der Lage gewesen, gute Leistungen zu erbringen, ist aus Züri Live-Sicht nicht ganz korrekt. Der 22-jährige hatte seine beste Phase der Vorrunde nach seiner Rückkehr in die Mannschaft. Es schien zwei, drei Wochen lang Ende September / Anfang Oktober, als könne Raphael zu einer wichtigen FCZ-Stütze in dieser Vorrunde werden. Erst danach kam der leistungsmässige Einbruch.

Neben der Anzahl MVP-Auszeichnungen und der Durchschnittsnote ist Michi Frey auch bezüglich Anzahl Top-Aktionen (136) die Nummer 1 der Mannschaft. Sogar in der Rangliste der Top-Defensivaktionen ist die Sturmspitze Viertbester nach Kevin Rüegg, Umaru Bangura und Alain Nef. Ein Drittel seiner Top-Aktionen sind defensiver Natur. Am meisten Top-Offensivaktionen (101) kann aber Roberto Rodriguez aufweisen, der von den regelmässig eingesetzen Spielern beim Notenschnitt (6,9) an dritter Stelle hinter Frey und Rüegg liegt. Danach folgen Michael Frey (90), Raphael Dwamena (66) sowie Kevin Rüegg und Adrian Winter (je 50).

Alain Nef, Rasmus Thelander, Cédric Brunner und Andris Vanins haben vor allem dank zeitweise starken Spieleröffnungen von hinten heraus einen relativ hohen Anteil an Top-Offensivaktionen. Auch die Verteilung der Top-Aktionen bei Sangoné Sarr (ein Drittel Defensiv, zwei Drittel Offensiv) zeigt möglicherweise seine vielleicht etwas überschätzte defensive und gleichzeitig etwas unterschätzte offensive Wirkung. Letzteres einmal abgesehen von seiner Schusstechnik, bei welcher gar nicht die Möglichkeit besteht, sie zu unterschätzen.

Die mit Abstand beste Durchschnittsnote weist Fabian Rohner auf, der sich bei seinem Super League-Début gegen Luzern und in Lausanne jeweils die Note 9 auf einer Skala von 1-10 verdiente und in Lausanne zur Pause beim Stand von 0:4 eingewechselt, als «Hansdampf in allen Gassen» wesentlich dafür mitverantwortlich war, dass die Mannschaft nicht noch weiter auseinanderfiel. An zweiter Position im Notenranking folgt Maren Haile-Selassie, welcher zu Beginn der Saison einige Einsätze in der Liga hatte, beim Cupspiel in Chippis zum MVP gewählt wurde, dann aber im weiteren Verlauf der Saison auch in den Trainings und Testspielen etwas nachliess.

Immerhin acht Spieler weisen bisher eine ungenügende Durchschnittsnote auf. Dzengis Cavusevic und Kay Voser reichte es leistungsmässig nicht mehr auf Super League-Niveau ihr Team adäquat zu unterstützen – und gehören mittlerweile nicht mehr dem Kader der Ersten Mannschaft an. Dies kann unter anderem auch eine Chance für junge Spieler aus dem eigenen Nachwuchs werden, zu mehr Spielzeit zu kommen – vor allem auf den Seiten (Rohner, Aliu) als Einwechselspieler oder gar Ersatz für Adrian Winter und/oder Pa Modou.

Dieser Pa Modou Jagne gehörte zusammen mit Victor Palsson und Sangoné Sarr zu einer Gruppe von Spielern mit sowohl von Spiel zu Spiel, wie auch innerhalb derselben Partie stark schwankenden Leistungen – zur Mehrheit ungenügend. Umaru Bangura begann die Saison solide, hatte aber als Verteidiger mit Qualität, dessen grösster Feind der eigene Schlendrian ist, bezeichnenderweise beim 3:0-Sieg im Cup in Bassersdorf seine erste ungenügende Note – in einer Partie, wo man sich wirklich speziell «Mühe geben» muss, um einen ungenügenden Eindruck zu hinterlassen. Im Anschluss daran folgten zwei weitere ungenügende Leistungen Banguras in Lausanne (1:1) und bei der ersten Saisonniederlage in Basel (0:1), wo der Nationalspieler Sierra Leones mit Note «3» enttäuschte.

Es folgten bunt vermischt durchschnittliche, gute und weniger gute Leistungen, bis dann in der letzten Partie in Lausanne der totale Absturz erfolgte. Die Folge: Tiefstnote «1» (genauso wie bei Stürmer Raphael Dwamena), welche auf Züri Live genauso wie die «10» nur höchst selten vergeben wird. Banguras Leistungen können durchaus als Indikator für den Auftritt der Mannschaft als Ganzes genommen werden, ist die Entwicklung doch über weite Strecken deckungsgleich, was sicherlich auch die Wichtigkeit des zentralen Verteidigers für das Team betont.

Obwohl nur in den vier Cuppartien (wovon drei gegen unterklassige Gegner) eingesetzt, konnte Yanick Brecher die negativen Eindrücke aus der Abstiegssaison nur unwesentlich korrigieren. Er kommt damit ebenso auf eine ungenügende Durchschnittsnote wie der mit durchschnittlich 3,5 schlechteste FCZ-ler der Vorrunde, Yassin Maouche, bei welchem jeweils sowohl im Spiel wie auch im Training auf eine gute Aktion jeweils drei schlechte folgen. Nach der Winterpause hat sich der Genfer zudem im Training einen Aussenbandanriss zugezogen.

 

 

Testspielstatistik: Rodriguez setzt sich ab, Langzeitprojekte Aliu, Rohner, Sadrijaj, Kryeziu

Nach der Winterpause hat die Anzahl der Testspiele des FCZ bereits beinahe wieder diejenige der Meisterschaftspartien erreicht. Und erfahrungsgemäss wird wohl im Frühling die ein oder andere weitere Begegnung dazukommen. Trotzdem ist es Zeit, schon mal eine kleine Zwischenbilanz der 16 Testbegegnungen (aufgrund nur je einer Halbzeit gegen Uster und Winterthur am Drei-Städte-Turnier 15 x 90 Minuten) zu ziehen. Roberto Rodriguez hat mit acht Toren und drei Assists in den Tests bisher deutlich am meisten Skorerpunkte erzielt. Zuletzt erzielte der Stadtzürcher beide Tore bei der “Hauptprobe“ der Stammelf in Altach und traf auch im Spiel davor gegen Shkendija nach Foul an Pa Modou vom Penaltypunkt. Weniger Minuten pro Skorerpunkt benötigten Dzengis Cavusevic (knapp), sowie Eric Tia, der bei seinem bisher einzigen Einsatz gegen Winterthur am Drei-Städte-Turnier vier Minuten nach seiner Einwechslung traf. In der Saison 16/17 war noch Moussa Koné der „Testspielkönig“ mit 20 Skorerpunkten in ebenso vielen Partien gewesen. Diesmal konnte der junge Senegalese bis zu seinem Transfer zu Dynamo Dresden in der Winterpause mit vier Toren und drei Assists nur noch etwa halb so häufig in den Freundschaftsspielen reüssieren.

Am meisten Testspielminuten verzeichnen bisher die drei Verteidiger Umaru Bangura, Alain Nef und Cédric Brunner. Viele Spieler wurden im Verlauf der Saison in den Tests auf mehr als einer Position eingesetzt. So beispielsweise Izer Aliu, der bis im Dezember in allen Mannschaften im Mittelfeldzentrum spielte, neu nun aber auf der Seite (meist links) eingesetzt wird, und in dieser Rolle auf Profiniveau wohl höhere Chancen hat, sich durchzusetzen. In der Saison 2016/17 war Aliu der Zentrale Mittelfeldspieler mit den meisten Einsatzminuten in Testspielen der Ersten Mannschaft gewesen (495 Minuten), in der aktuellen Saison hat der 18-jährige nun schon 523 Minuten Spielzeit erhalten. Seine Heranführung an Wettbewerbsspiele mit der 1. Mannschaft ist ein Langzeitprojekt. Ähnlich bei Fabian Rohner, der letzte Saison in Testpartien 433 Minuten gespielt hat (Nummer 4 auf dem Flügel offensiv nach Schönbächler, Winter und Rodriguez) und diese Saison nun auch schon 452 Minuten, wobei der 19-jährige mehr und mehr auf der hinteren Flügelposition eingesetzt wird. Immer wieder gebremst worden ist Rohner in den letzten Jahren durch gesundheitliche Probleme, ohne welche er wohl ziemlich sicher angesichts seiner Qualitäten gleichzeitig mit Kevin Rüegg den Durchbruch in der Ersten Mannschaft geschafft hätte. Es scheint, dass man diese Geschichte nun langsam in den Griff bekommt. Letztendlich, um noch kurz ein wenig philosophisch zu werden, hat der eigene Körper „immer Recht“. Und es ist wichtig, auf diesen zu hören, um dann auf einer soliden Grundlage den nächsten Schritt zu machen. Der vielseitige Albin Sadrijaj (20) hatte letzte Saison gar 565 Minuten in Tests gespielt, aktuell sind es wegen der Leihe nach Wohlen (inklusive Kreuzbandriss) naturgemäss nur 250 Minuten. Der saisonübergreifend verletzt gewesene Mirlind Kryeziu (21) hatte letzte Saison 180 Minuten, nun 270.

 

 

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