Frage der Woche: Ist das frühe Cup-Ausscheiden gegen einen Unterklassigen für den FCZ Ausgabe 20/21 ein schlechtes Omen?

Von den zehn letzten Absteigern (Vaduz und FCZ ausgenommen) schieden gemäss Statistik von Züri Live-Experte Toni Gassmann die Hälfte in der Abstiegssaison früh gegen einen Unterklassigen aus dem Cup aus.

Toni Gassmann auf Züri Live zur Cup-Statistik der Super League-Absteiger

Frage der Woche: Ist das frühe Cup-Ausscheiden gegen einen Unterklassigen für den FCZ Ausgabe 20/21 ein schlechtes Omen?

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Hoch spielen, tief verlieren: YB – FCZ 2:1 in der Züri Live-Analyse

Nach der enttäuschenden Niederlage zum Auftakt in Chiasso (hier gehts zum Analyse-Artikel) tritt der Stadtclub in der Super League 1. Runde mit einem im Vergleich zu einigen Spielen der letzten Saison sehr guten Spirit in Bern an. Statistisch gesehen zeugen davon unter anderem die rekordhohen 100 Top-Defensivaktionen. Ein Drittel davon gingen alleine auf das Konto von Neuverpflichtung Lasse Sobiech (29 Jahre) und Eigengewächs Silvan Wallner (18), die beide genauso wie Antonio Marchesano von Züri Live die „10“ erhalten. In der Mehrzahl der Partien erhält normalerweise kein Spieler die Höchstnote – gleich drei in einem Spiel ist aussergewöhnlich. Sobiech bringt dem FCZ mit seinen Tacklings und der Lufthoheit im eigenen Strafraum viel Sicherheit, auch wenn er speziell in der Zweiten Halbzeit das ein oder andere unnötige Foul zu viel beging.

Silvan Wallner, bester Zürcher der Ersten Halbzeit, bringt mit seiner konsequenten Verteidigungsarbeit auf Berner Seite über weite Strecken des Spiels Garcia und Ngamaleu fast zur Verzweiflung, was in den letzten Jahren keinem Zürcher Rechtsverteidiger gelungen ist. In der 20. Minute befreite der 18-jährige gar mit einem Fallrückzieher an der Fünfmetergrenze. Simon Sohm beginnt sehr gut in der Innenverteidigung neben Lasse Sobiech und spielt auch nach seinem Wechsel ins Mittelfeld (Gelb-Rote Karte Hekuran Kryeziu) souverän, lässt dann aber in der Schlussphase beider Halbzeiten jeweils stark nach. Nach der Halbzeitpause dreht Toni Domgjoni dafür immer mehr auf und ist mit seinen vielen Ballgewinnen, aber auch punktgenauen Spielverlagerungen das kämpferische Vorbild des Teams.

Hoch spielen, tief verlieren

Gemessen an seinen Auftritten in der Challenge League überraschend gut, aber trotzdem deutlich schlechter als Wallner verteidigt auf der linken Seite Tobias Schättin. Letztendlich fallen beide Gegentore im Wesentlichen dadurch, dass der vom FC Winterthur gekommene Aussenläufer seinen Raum am entfernten Pfosten nicht im Griff hat. Dem FC Zürich war zuvor in der fünften Minute das früheste erste Saisontor der Super League-Geschichte gelungen – nachdem Wallner und Sobiech im eigenen Strafraum die Verteidigungsarbeit geleistet hatten, sorgten Assan Ceesay und Benjamin Kololli für die Zürcher Führung. Aus weiteren vielversprechenden Offensivaktionen, zum Beispiel einer Drei gegen eins-Situation am gegnerischen Strafraum macht der Waadtländer aber zu wenig und sein Querschläger vor dem eigenen Strafraum führt zum Eckball zum 1:1 durch Felix Mambimbi, bei welchem Kololli in seinem Raum nicht ins Luftduell mit Camara geht und Schättin sowie Torhüter Brecher patzen.

10. Minute, Wankdorf: Benjamin Kololli macht beim Stand von 1:0 für den FCZ viel zu wenig aus einer vielversprechenden Drei gegen eins-Situation.

Die ersten Eindrücke der Partie sind gut. Im Spiel ohne Ball wird ökonomisch und trotzdem konsequent gemeinsam verschoben. Beim Einwurf wird erst Luft geholt und dann mit einem Sprint dem Einwerfenden entgegen gelaufen. Der FCZ agiert mit deutlich mehr hohen Bällen, als bei den hohen Niederlagen gegen den gleichen Gegner in der Vergangenheit. Motto: hoch spielen, tief verlieren. Dabei profitiert das Team von Trainer Magnin von Ceesays deutlich verbesserten Skills in den Luftduellen und auch von Yanick Brechers grossmehrheitlich guten langen Zuspielen. In der Neunten Minute braucht es trotzdem eine Top-Parade von Brecher gegen Garcia, um den frühen Ausgleich zu verhindern. YB kommt insgesamt zu 14 Eckbällen, die von Vincent Sierro jeweils hervorragend getreten werden. Die Standards des FCZ hingegen sind zwar nicht gerade schlecht, aber sie weisen nicht mehr die gleiche Qualität auf, wie im Frühsommer zwischen Lockdown und Quarantäne. Nach einer weitgehend ausgeglichenen Ersten Halbzeit übernimmt YB zu Beginn der Zweiten das Szepter, was sich nach dem Platzverweis gegen Kryeziu, der gezögert hatte, den Ball wegzuschlagen und stattdessen Garcia traf, noch weiter verstärkt. Nach einem Ellbogen von Zesiger im Luftduell im Gesicht von Ceesay in der 70. Minute herrschte wieder numerischer Gleichstand. Es war Karma – im ersten Durchgang hatte Zesiger sich theatralisch am Kopf haltend eine Gelbe Karte gegen Ceesay provoziert, der seinen Gegenspieler nur leicht an der Schulter berührt hatte.

70. Minute, Wankdorf: Teambesprechung FCZ während Assan Ceesay gepflegt wird. Danach dominiert der FCZ bei Zehn gegen Zehn das Spiel und kommt dem Ausgleich mehrmals nahe.

Fabian Lustenbergers drei Schwalben

Die Pflege von Ceesay auf dem Platz (dauerte volle drei Minuten!) nutzte Trainer Magnin, um sein Team auf die Schlussphase bei Zehn gegen Zehn einzuschwören. Er stellte das 4-4-1 in ein 3-4-2 um, während YB im 4-4-1 agierte. Dies trug wesentlich dazu bei, dass der FCZ die letzten 20 Minuten klar dominierte. Die Spieler strahlten trotz mehr Risiko im Vergleich zur Rückrunde viel mehr Sicherheit aus, kassierten keinen Gegentreffer mehr und waren mehrmals am Ausgleich nahe dran. So beispielsweise in der 75. Minute, als Ceesay nach einem tollen Angriff unter Beteiligung aller zehn FCZ-Akteure inklusive Goalie Brecher und gefühlvoller Hereingabe Marchesanos alleine sechs Meter vor dem gegnerischen Gehäuse den Ball mit gestrecktem Bein nur knapp verpasste. In den letzten fünf Minuten wurde das Risiko noch weiter erhöht, als Lasse Sobiech vom Zentralen Verteidiger zum Mittelstürmer mutierte und aus dem 3-4-2 ein 2-4-3 wurde mit jeweils fünf Mann direkt am und im gegnerischen Strafraum, da die eingewechselten Winter und Khelifi (beide mit mehreren misslungenen Aktionen) auf der Seite permanent rauf- und runterrannten.

95. Minute, Wankdorf. Die „Lex Guillemenot“ (siehe Artikel dazu hier) besagt: breitet ein Spieler beide Arme aus und hebt auf den Zehenspitzen ab wie ein Flugi, ist es eine Schwalbe. Fabian Lustenberger schauspielerte auf die genau gleiche Art und Weise gleich drei Mal in dieser Partie (4,, 55. und 95. Minute). Im zweiten und dritten Fall fiel Schiedsrichter Schnyder darauf herein.

Eine nicht unwesentliche Rolle spielten in dieser Partie zudem die drei identischen Schwalben von YB-Captain Fabian Lustenberger. Die erste in der Vierten Minute im Duell mit Assan Ceesay im Mittelfeld lässt Schiedsrichter Schnyder noch unbeeindruckt. Auf die zweite in der 55. Minute, bei welcher Lustenberger zudem seinen Ellbogen ins Gesicht von Antonio Marchesano rammt, fällt Ref Schnyder hingegen rein. Statt Gelb gegen Lustenberger und Freistoss für den FCZ, gab es den stehenden Ball für YB direkt vor dem Zürcher Strafraum, welcher zur Gelb-Roten Karte Hekuran Kryezius führte. Auch auf die dritte Schwalbe Lustenbergers fällt Schnyder rein und verhindert damit in der Nachspielzeit nach einem weiteren verlorenen Zweikampf Lustenbergers gegen Marchesano im Berner Strafraum den durchaus verdienten 2:2-Augleich des Stadtclubs.

BSC Young Boys – FC Zürich 2:1 (1:1)
Tore: 5. Kololli (Ceesay) 0:1, 24. Mambimbi (Zesiger) 1:1; 69. Fassnacht (Garcia) 2:1.
Young Boys: Faivre; Hefti, Camara, Zesiger, Garcia (84. Lefort); Fassnacht (89. Elia), Lustenberger, Sierro, Moumi Ngamaleu (84. Sulejmani); Mambimbi (73. Gaudino), Nsamé (89. Siebatcheu).
FCZ – Brecher; Wallner, Sobiech, Sohm, Schättin (84. Winter); H. Kryeziu, Domgjoni; Koide (59. Nathan), Marchesano, Kololli (44. Khelifi); Ceesay (84. Kramer).

(Standbilder: Züri Live, Teleclub)

Rohner, Omeragic, Tosin zurück aus dem Lazarett! FCZ – Lugano Aufstellungen im Fokus

Beim FC Lugano gibt es null Überraschungen in der Startformation. Trainer Maurizio Jacobacci setzt auf Kontinuität und dasselbe Team, welches zum Auftakt 2:1 gegen Lugano gewonnen hat. Auf der Bank sitzt unter anderem der ehemalige Xamax-Verteidiger Oss und der neue Uruguayische Stürmer Joaquin Ardaiz.

Beim FCZ kehren drei angeschlagene Spieler zurück. Fabian Rohner und Becir Omeragic stehen in der Startformation, Aiyegun Tosin sitzt auf der Ersatzspieler-Estrade. Silvan Wallner ist erneut von Beginn weg dabei. Vermutlich wird der FCZ mit einer Dreierabwehr antreten – möglicherweise mit Marco Schönbächler als zweitem Stürmer neben Assan Ceesay.

FCZ – Lugano Vorschau und 10 Aussagen vor dem Spiel

Lugano kann zum Auftakt gegen zwei Lieblingsgegner antreten. Gegen Luzern hat das Team von Maurizio Jacobacci beim 2:1 im Cornaredo zum Auftakt zum siebten Mal in Folge gegen die Innerschweizer Punkte geholt (fünf Siege). Gegen den FCZ wurde ebenfalls eine Serie von sieben niederlagenlosen (und sechs gegentorlosen!) Partien im Juni dank dem Kopftor von Antonio Marchesano im Letzigrund (1:0) unterbrochen, bis einen Monat später in Lugano wieder ein „standesgemässer“ 1:0 Heimsieg folgte (Weitschusshammer Custodio). Mit dem Linken Aussenläufer Adrian Guerrero (geliehen von Valencia) und Torhüter Sebastian Osigwe (vom SC Kriens) standen nur zwei neue Gesichter in der Startformation der Tessiner und auch die Taktische Formation sowie Spielweise hat sich nicht verändert.

Der FCZ hat letzte Saison gegen Lugano häufig versucht, ein Hohes Pressing aufzuziehen, aber die Bianconeri erwiesen sich mit ihrem zielstrebigen Konterspiel meist als erfolgreicher. Nach ungenügender Leistung in Chiasso und einem guten Auftritt in Bern: was zeigt der FCZ bei typischem Herbstwetter heute im ersten Heimspiel der Saison für ein Gesicht? Gibt es Punkte und ein weiteres Tor? Mit Hekuran Kryeziu und Christopher Lungoyi fehlt bereits je ein Akteur rotgesperrt. Auf Seiten des FCZ sind Fabian Rohner und Aiyegun Tosin offiziell nicht mehr als verletzt gemeldet. Ersetzen die beiden auf der Rechten Seite das junge Duo Wallner / Koide? Oder erhält speziell der in Bern stark spielende Wallner eine weiter Einsatzchance gegen einen im 3-5-2 agierenden Gegner?

Welche der folgenden Aussagen treffen Deiner Meinung nach zu? (mehrere Antworten möglich)

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Magnin verzichtet diesmal auf Systemumstellung zur Lösung des Pressingproblems / Chiasso – FCZ 3:2 in der Analyse

Für eine ausgesprochene Cupmannschaft wie den FC Zürich ist so eine Niederlage wie in Chiasso gleich zum Auftakt der Saison 20/21 kolossal. Nicht nur ist der FCZ seit neun Jahren (damals gegen den Challenge League-isten St. Gallen: Link zum Spiel) nicht mehr gegen einen Unterklassigen ausgeschieden, sondern auch gegen gleichklassige Mannschaften gab es im Schnitt deutlich bessere Resultate als in der Meisterschaft – selbst gegen Spitzenteams. Dabei hat man jeweils in den Cup-Partien nicht besser gespielt, man geriet nicht selten in Rückstand und es wurde selbst gegen Underdogs immer wieder eng. Aber im Cup zeigte der FCZ unter verschiedenen Trainern immer wieder die Winner-Mentalität, auch schwierige Spiele noch zu gewinnen.

Breston Malula: bester Mann in seinem ersten Profieinsatz

Cup-Spiele gegen Unterklassige wie in Chiasso, die ausgeglichen verliefen, oder sogar mit leichten Vorteilen für den Aussenseiter, gab es immer wieder. Dann erzwangen die Zürcher ihr Glück jeweils beispielsweise mit einem Standard. Diesmal entschieden zwei Standards und ein Konter zugunsten der Südtessiner. Chiasso hatte gegen den FCZ mehr Ballbesitz, mehr Abschlüsse und einen höheren Wert an erwartbaren Toren – wenn auch letzteres nur aufgrund des Penaltys. Dieser Penalty war durchaus gerechtfertigt. Koide hatte einen Bahloul-Freistoss mit gutem Timing eigentlich optimal per Kopf geklärt. Domgjonis Arm vergrösserte dessen Körperfläche und machte im eigenen Strafraum eine leichte Bewegung zum Ball. Der Stammspieler der letzten Saison war diesmal erst in der 77. Minute für Hekuran Kryeziu eingewechselt worden und fand nicht richtig ins Spiel.

Der Wechsel stand im Zusammenhang mit einem taktischen Problem, das der FCZ im Riva IV seit Beginn des Spiels mehr schlecht als recht zu bewältigen versuchte. Dieses erinnerte stark an die Anfangsphase des Auswärtsspiels in Thun am 1. Juli (2:3 nach frühem 0:3-Rückstand: Link zum Spiel). Damals fokussierte man das Pressing der zwei Stürmer gegen den Thuner Spielaufbau mit dem zentralen Dreizack (zwei Innenverteidiger, ein Sechser) vor allem darauf, Leonardo Bertone aus dem Spiel zu nehmen – was auch gelang. Aber die Innenverteidiger Havenaar und vor allem Stillhart nutzten ihre dadurch gewonnenen Freiheiten, um ungeahnte Spielmacherqualitäten von hinten heraus an den Tag zu legen und die frühe hohe Führung der Berner Oberländer entscheidend einzuleiten. Diesmal versuchte der FCZ zu Beginn eher die Innenverteidiger an der Entfaltung zu hindern und liess den Sechser Breston Malula gewähren. Dieser wurde so zum besten Mann auf dem Platz – und dies in seinem allerersten Spiel im Profibereich. Die langen Bälle des 19-jährigen hinter die aufgerückte Zürcher Viererkette taten dem FCZ weh – zum Beispiel beim 2:0 Chiassos in der 35. Minute.

Chiasso profitiert von YBs fast inexistenter Integration des eigenen Nachwuchses

Malula, aus dem YB-Nachwuchs als Mittelfeldpuncher bekannt, ist wie Stillhart ein Spieler, der im Duell mit dem FCZ erstmals zusätzliche Facetten seines Könnens auf den Platz bringen und ausleben konnte. Der 1,94m-Mann gehört zu denjenigen Talenten, die man sich durchaus bei YB in der 1. Mannschaft hätte vorstellen können und in einem Klub wie Luzern, FCZ, St. Gallen und möglicherweise selbst Basel diesen Schritt wohl auch geschafft hätte. Beim dreifachen Schweizer Meister hingegen sind die Ansprüche hoch, und der eigene Nachwuchs hat es sehr schwer. In den letzten sechs Jahren ist Mittelfeldspieler Michel Aebischer der einzige (!) eigene Nachwuchsmann, welcher bei YB den Durchbruch in der 1. Mannschaft geschafft hat. Selbst beim nicht als die grösste Nachwuchshochburg der Schweiz bekannten FC Sion waren es in der gleichen Zeitperiode je nach Zählweise sechs bis acht (Maceiras, Toma, Grégory Karlen, Sierro, Akolo und Edimilson – plus Morgado und Follonier, die beide eine halbe Saison Stammspieler waren) – zwei davon spielen heute notabene bei YB.

In der aktuellen Saison wurden gerade mal zwei Spieler aus dem Nachwuchs offiziell nach SFL-Seite in die 1. Mannschaft transferiert – aber einer (Schüpbach) wurde gleich weiter an Winterthur verliehen, der andere (Maier) spielt weiterhin in der U21. Und selbst das absolute Top-Talent Mambimbi hat es schwer, sich einen ähnlichen Status wie beim FCZ sein Juniorennati-Kollege Simon Sohm zu erkämpfen, der mittlerweile für die A-Nationalmannschaft aufgeboten worden ist. Trotzdem war es im Sommer erstaunlich, dass Chiasso nicht nur Sofian Bahloul halten und mit einem längerfristigen Vertrag ausstatten, sondern auch einen Breston Malula ins Mendrisiotto holen konnte. Auch das dritte Chiasso-Tor bereitete dieser mit einem erfolgreichen Zweikampf mit seinem Konterpart Simon Sohm an der Seitenlinie vor. Der daraus resultierende Freistoss führte zum Elfmeter. Dem um ein halbes Jahr jüngeren Sohm gelang abgesehen von zwei, drei entscheidenden Fouls weitgehend eine gute Partie. Es war erfrischend zu sehen, wie selbstverständlich er die Spielmacherrolle übernahm. Das, was bei ihm letzte Saison ansatzweise zu sehen war, will er jetzt konstant auf den Platz bringen.

Ludovic Magnin verzichtet auf Systemumstellung während der 1. Halbzeit wie in Thun

Sohms Mittelfeldkollege Hekuran Kryeziu wurde etwa nach einer halben Stunde dazu verknurrt, die Lücke im Pressing behelfsmässig zu schliessen, in dem er ständig zwischen vorderster und mittlerer Pressinglinie hin- und herrannte und so manchmal den Sechser Malula stören konnte und manchmal auch nicht – eine ermüdende Aufgabe: daher wohl die Auswechslung für Domgjoni, welcher danach dieselbe Rolle übernahm. In Thun hatte Magnin das Problem noch anders gelöst: mit einer Systemumstellung auf ein 3-4-1-2. Eine solche wäre in Chiasso mit dem vorhandenen Personal ebenfalls sehr gut möglich gewesen: Brecher – Britto, Bangura, Nathan – Schönbächler, H. Kryeziu, Sohm, Schättin – Kololli – Kramer, Ceesay.

24. Minute, Riva IV: Die ganze Mannschaft des FCZ ist im Hohen Pressing, aber Benjamin Kololli macht nicht mit. Er ruht sich auf der pressingfernen linken Flügelseite aus. Kololli steht zwar bei einem Gegenspieler (Rechtsverteidgier Alessandro Stabile), aber das ist genau derjenige Spieler, den die pressende Mannschaft in dieser Situation vernachlässigen kann und muss. Sehr relevant ist hingegen der dadurch frei stehende Sechser Breston Malula, über den sich Chiasso dann auch aus der Umklammerung lösen kann. Es ist Kololli, der hier einrücken und Malula decken müsste. Den Rüffel von Trainer Ludo Magnin für den freistehenden Malula erhält im Anschluss aber Assan Ceesay. Dieser könnte theoretisch Malula übernehmen, aber dann stünden sowohl Mathis Magnin wie auch Loïc Jacot frei.

Dass man bei einem Gegner mit einer komplett neuen Mannschaft und neuem Trainer vorgängig nur schwer erahnen kann, wie dieser im ersten Wettbewerbsspiel agieren wird (4-1-4-1 System, möglichst flach im Aufbau), ist verständlich – die fehlende Systemumstellung während der 1. Halbzeit bleibt hingegen vorderhand ein Rätsel. Chiasso seinerseits, welches schon seit vielen Jahren unter verschiedenen Trainern zu den taktisch ausgereiftesten Teams der ganzen Swiss Football League gehört, war sogar in der Lage, bei Pressing-Vorstössen Kryezius den Spielaufbau kurzfristig von einem Dreieck auf einen Rhombus umzustellen. Zumindest teilweise hätte man aus Zürcher Sicht das Problem lösen können, wenn Kramer und Ceesay eine etwas geschicktere Staffelung hingekriegt, oder Benjamin Kololli mehr mitgeholfen hätte, anstatt sich beispielsweise während eines Hohen Pressings der Teamkollegen auf der anderen Platzseite auszuruhen.

34. Minute, Riva IV: In der Entstehung zum 2:0 Chiassos rächt es sich, dass der FCZ nicht wie gegen Thun im Verlauf der Ersten Halbzeit eine Systemumstellung auf 3-4-1-2 vorgenommen hat. Hekuran Kryeziu mag in dieser Situation nicht nach vorne sprinten, um zu helfen. Kramer ist nach einem kleinen Sprint etwas passiv und deckt weder den Passweg zu Gamarra noch denjenigen zu Malula zu. Malula kann mit weitem Ball auf Andrist den schnellen Gegenstoss lancieren. Britto steht etwas zu weit von Andrist weg.

Beim zweiten Gegentor war zudem einmal mehr die mangelhafte Defensivarbeit Marco Schönbächlers ein entscheidender Faktor. Weil der von Schönbächler nicht unterstützte Britto gegen Andrist und den ebenfalls nach vorne Richtung nahen Pfosten stürmenden Linksverteidiger Conus auf sich alleine gestellt war, musste Nathan rauskommen, um zu helfen. Damit musste der leichtgewichtige Bangura die Deckungsarbeit gegen den grossgewachsenen Stürmer Sifneos übernehmen und vermochte diesem beim hohen Ball prompt nicht standzuhalten. Weil Yanick Brecher zudem spekulativ einen Schritt in die falsche Richtung machte, konnte er bei Sifneos‘ Kopfball ebenfalls nicht mehr eingreifen.

35. Minute, Riva IV: In der zweiten Phase der Entstehung des 2:0 Chiassos sieht man, dass Schönbächler zu spät reagiert hat. Im ersten Bild war er noch auf gleicher Höhe mit Gegenspieler Conus, nun hat er einen grossen Rückstand. Somit ist Britto alleine gegen zwei, weshalb Nathan auf die Seite ausschert, um zu helfen. Dies lässt den bei hohen Bällen wenig widerstandsfähigen Bangura mit der Aufgabe, den grösseren Sifneos zu decken, was schief geht. Der defensiv wie so häufig zu wenig disziplinierte Flügelspieler Schönbächler löst in der Verteidigung einen ganzen Rattenschwanz von Problemen aus. Auf solche Art und Weise sind auch letzte Saison viele Gegentreffer entstanden.

Auch Kololli liess seinen Hintermann Schättin in der Verteidigungsarbeit auf der linken Seite viel zu häufig alleine, machte es im Gegensatz zu Schönbächler dann aber zumindest im Spiel mit Ball besser, als er beispielsweise vor dem 1:2-Anschlusstor mit einem guten Laufweg seinen Gegenspieler Stabile so lange in der MItte „festnagelte“, dass dieser schlussendlich zu spät Richtung Schättin rausstürmte und von diesem vor der erfolgreichen Flanke auf Ceesay einfach ausgetanzt werden konnte. Zugute kam dem FCZ in dieser Situation auch, dass Bahloul ebenfalls zu spät in der Defensive mithalf und so die linke Zürcher Seite komplett „leergeräumt“ war.

40. Minute, Riva IV: Offensiv-taktisch gutes Verhalten von Benjamin Kololli in der Entstehung des 1:2-Anschlusstreffers. Er zieht Aussenverteidiger Stabile nach innen und „nagelt“ ihn dort fest. Der Rechte Innenverteidiger Magnin wird so funktionslos. Da zusätzlich Bahloul nicht diszipliniert genug verteidigt, hat Schättin über links völlig freie Bahn. Schättin wird präzise und mit dem richtigen Timing von Regisseur Sohm angespielt. Kololli macht den Lauf in die Tiefe und zieht Stabile so noch etwas mit, so dass dieser erst sehr spät Kololli Magnin überlässt und nach aussen rennt, um Schättin zu stoppen. Aufgrunddessen ist er zu schnell und ungestüm, so dass ihn Schättin einfach austanzen kann und genug Zeit und Platz für eine präzise Flanke auf Ceesay hat.

Umaru Bangura ist MVP – irregulärer Eckball-Treffer zum 1:0

Wie in den Testspielen angedeutet, hat Assan Ceesay die Zeit bei Osnabrück gut getan. Der Gambische Stürmer wirkt schnörkelloser und vielseitiger in seinem Spiel, hat unter anderem im Kopfballspiel und bei eigenen Flanken Fortschritte gemacht. Tobias Schättins grösste Stärke, häufig präzise Flanken schlagen zu können, konnte man ebenfalls bereits in den Tests und zuvor bei Winterthur beobachten – ebenso wie sein defensives Steigerungspotential. Salim Khelifis Auftritt war hingegen völlig missraten: da ändert auch sein eher zufälliges Assist zum zufälligen 2:2 Assan Ceesays (bewirkt immerhin durch ein Forechecking des in dieser Szene engagierten Kololli) nichts. Der Waadtländer verlor ansonsten sowohl Offensiv- wie Defensivzweikämpfe zum Teil auf klägliche Art und Weise. Der für den schlecht in die Partie startenden und sich dann auch noch verletzenden Becir Omeragic früh eingewechselte Umaru Bangura war hingegen trotz der Nicht-Verhinderung des 0:2 mit seinen starken Spieleröffnungen und Rettungsaktionen vorne wie hinten (manchmal nur wenige Sekunden nacheinander an völlig verschiedenen Orten auf dem Feld) zusammen mit Henri Koide der beste Zürcher in einer Mannschaft, die mit einem ungenügenden Züri Live-Notenschnitt von 4,7 in die Saison startet.

Einen Fehlentscheid von Schiedsrichter Fedayi San gilt es noch anzufügen: beim 1:0 Chiassos durch einen direkt verwandelten Corner Sofian Bahlouls wurde Torhüter Yanick Brecher im Fünfmeterraum von Stephan Andrist unterlaufen und verfehlte deshalb den Ball. Andrist kümmerte sich dabei überhaupt nicht um den Ball, sondern hatte alleine das Ziel, Brecher in dessen eigenes Tornetz zu stossen – eine schon vorher so einstudierte Variante, weil Chiasso wusste, dass auf diese Art und Weise ein direkt verwandelter Eckball möglich ist. Mit VAR wäre der Treffer ziemlich sicher aberkannt worden. Bei einem ähnlichen, aber viel geringeren Vergehen des ehemaligen FCZ-Juniors Luka Stevic an Marco Schönbächler im Mittelfeld hat Schiedsrichter Fedayi San kurz darauf auf Foul entschieden – und der Torhüter müsste im eigenen Fünfmeterraum eigentlich zusätzlichen Schutz geniessen.

17. Minute, Riva IV: In einer einstudierten Eckballvariante räumt Stephan Andrist den Zürcher Torhüter Yanick Brecher im Fünfmeterraum richtiggehend aus dem Weg, damit dieser den direkt getretenen Corner von Sofian Bahloul am nahen Pfosten nicht wegfausten kann…
…Zwei Minuten später entscheidet Schiedsrichter Fedayi San in einer bei weitem nicht so klaren Situation mit Körperkontakt im Kampf um den Ball im Mittelfeld zwischen Luka Stevic und Marco Schönbächler auf Foul.

Chiasso – FC Zürich 3:2 (2:1)
Tore: 17. Bahloul 1:0, 35. Sifneos (Andrist) 2:0, 40. Ceesay (Schättin) 2:1; 76. Ceesay (Khelifi) 2:2, 88. Bahloul (Handspenalty) 3:2.
Chiasso: Jacot; Stabile, Magnin, Gamarra, Conus (77. Zunic); Malula; Bahloul, Nzila (63. Strechie), Stevic (51. Pasquarelli), Andrist; Sifneos.
FCZ – Brecher; Britto, Nathan, Omeragic (30. Bangura), Schättin; Schönbächler (61. Koide), H. Kryeziu (77. Domgjoni), Sohm, Kololli; Kramer (61. Khelifi), Ceesay.

(Standbilder: SRF)

Neue Abwehr! Sobiech und Wallner beginnen in Bern: YB – FCZ Aufstellungen im Detail

Bei YB fehlt Stammtorhüter David Von Ballmoos in der Startformation. Für den Emmentaler kommt erstmals in einem Wettbewerbsspiel der ehemalige Thun- und Xamax-Goalie Guillaume Faivre zum Einsatz. Ebenso fehlt Michel Aebischer. Christian Fassnacht freut sich wie immer speziell auf die Partie gegen den FCZ und könnte wie zuletzt in neuer Rolle auf der 10er-Position auflaufen. Die YB-Offensivspieler rotieren sowieso relativ viel und können vorne auf allen Positionen auflaufen. Genau vor drei Monaten hatte YB Toptorschütze Jean-Pierre Nsamé beim 3:2-Heimsieg zum Restart an geicher Stätte gegen den FCZ seine Qualitäten als Kopfballtorschütze entdeckt. Der Kamerun-Franzose war bis dahin in der Luft kaum erfolgreich gewesen und trifft seither auch auf diese Art und Weise.

Wie von Trainer Magnin versprochen gibt es im Vergleich zur Cup-Niederlage in Chiasso einige personelle Änderungen! Lasse Sobiech gibt sein Début im Zürcher Dress. Der 18-jährige Silvan Wallner kommt zudem nach dem „Corona-Spiel“ in Basel zu seinem zweiten Startelfeinsatz. Toni Domgjoni ist ebenso zurück in der Aufstellung wie Antonio Marchesano. Die wahrscheinlichste taktische Formation ist eine Viererabwehr mit Sobiech und entweder Sohm oder Hekuran Kryeziu im Zentrum und Silvan Wallner auf der rechten Seite. Möglich ist aber auch eine Dreierabwehrvariante.

Ludovic Magnin verspricht personelle Wechsel nach der Cup-Pleite in Chiasso: YB – FCZ Vorschau mit Frage zum Spiel

Gegen Chiasso hat der FCZ im Cup gegen eine junge, noch kaum eingespielte Mannschaft schon wieder drei Gegentore kassiert. Die defensive Schwäche auf den Seiten traten auch gegen die Südtessiner wieder zutage mit einem ersten Gegentor durch Corner von der linken Zürcher Seite (begünstigt durch ein Stürmerfoul von Andrist an Brecher) ein zweites durch einen Konter über die eigene rechte Seite und ein drittes wiederum durch ein Handspiel Domgjonis im Anschluss an einen Freistoss auf der eigenen linken Seite – verursacht durch Simon Sohm nach einem Zweikampf mit dem besten Mann auf dem Platz, Breston Malula. Und nun warten mit YB die Schweizer „Könige“ des Spiels über die Flügel und der hohen Bälle in den Strafraum, die sich auf diesen Positionen mit dem St. Galler „Aussenverteidigermonster“ Silvan Hefti noch weiter verstärkt haben.

Beim FCZ glaubt man an Mannschaft und Trainer und hofft, dass das Gezeigte im Training so umgesetzt werden kann, dass es zu einem besseren Saisonstart als letzte Saison reicht. Mit Fabian Rohner und Aiyegun Tosin werden dabei die beiden für rechts wohl als Stammspieler vorgesehenen Akteure in Bern voraussichtlich weiterhin fehlen. Trotzdem äussert Trainer Magnin an der Pressekonferenz vom Freitag im FCZ Museum, dass er für Bern personelle Änderungen in der Mannschaft vornehmen will. Naheliegende Personalien sind dabei sicherlich der im Tessin gesperrte Antonio Marchesano oder Neuverpflichtung Lasse Sobiech. Henri Koide hätte nach seinem erneut sehr guten Einsatz im Cup vor Wochenfrist (bester Zürcher neben dem ebenfalls eingewechselten Umaru Bangura) sicherlich eine Startelfnominierung verdient. Kommt auch Toni Domgjoni in die Startformation zurück, obwohl er in Chiasso nach seiner Einwechslung schlecht gespielt hat? Mit grosser Wahrscheinlichkeit weiterhin nicht dabei sein wird Mirlind Kryeziu. Der FCZ glaubt weiterhin an sein Potential und deshalb will man ihn nicht fix abgeben, sondern sucht eine Lösung für eine Leihe.

Frage zum Spiel: Was bringt der FCZ aus Bern nach Hause?

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