Antonio Marchesanos Laserpässe bringen angeschlagenes Leverkusen in Verlegenheit / FCZ – Bayer 3:2 Analyse und Highlights

Nach den zwei Siegen gegen Hertha BSC im Intertoto-Cup und denjenigen gegen Dresden und Dynamo Berlin im Europacup der Landesmeister gewinnt der FCZ zum fünften Mal im Europacup gegen ein Deutsches Team und schafft sich mit dem Punktemaximum nach drei Gruppenspielen eine ausgezeichnete Ausgangslage. Das Team von Ludo Magnin und René Van Eck hatte sich zwar gemäss Roberto Rodriguez vorgenommen, von Beginn weg hoch zu stehen und den Gegner unter Druck zu setzen – in der Realität verbarrikadierte man sich hingegen die meiste Zeit am eigenen Strafraum und liess den Gegner bis 30 Meter vors Tor praktisch frei kombinieren.

Die Gäste aus Leverkusen hatten so während praktisch der ganzen Spielzeit mehr Ballbesitz, begingen dabei aber zu viele einfache Fehler. Und der FCZ konnte immer wieder im eigenen Stadion mit schnellen Gegenstössen für Gefahr sorgen – dank mittlerweile grosser Variabilität in der Spielanlage des Teams, welches gleichzeitig personell in den letzten Wochen von Spiel zu Spiel jeweils nur wenig Änderungen erfahren hat. Diesmal durfte Adrian Winter wieder einmal von Beginn weg ran – auch dank seiner Defensivqualitäten im Duell mit dem bei Leverkusen spielbestimmenden Linksverteidiger Wendell. Der FCZ vermochte am Ende der Partie auf ein Chancenplus gegen das nominelle Deutsche Spitzenteam zu verweisen.

Antonio Marchesano, Toni Domgjoni und Stephen Odey erzielten dabei alle drei ihr erstes Europacuptor. Marchesano kam kurz vor der Pause aus geringer Distanz zum Handkuss, nachdem Maxsö im Mittelfeld sein Kopfballduell gegen den Deutschen Jungnationalspieler Havertz für sich entscheiden konnte, obwohl er dabei von diesem unterlaufen worden war – und Captain Kevin Rüegg sich rechts des Strafraumes magistral gegen Bailey und Sven Bender durchgesetzt hatte. Ein Doppelschlag von Karim Bellarabi (jeweils praktisch identisch bezüglich Abschlussposition und -art) erwischte den FCZ nach der Pause kalt. Während das erste Gegentor für den FCZ schwierig zu verteidigen war, gestaltete sich das zweite als vermeidbar. Leverkusen schien sich dabei ein Beispiel an YB zu nehmen.

Die Berner hatten am Wochenende einige Male erfolgreich eine Lücke in den Zürcher Abwehrverbund gerissen, indem Maxsö oder Bangura aus diesem herausgelockt wurden. Im Gegensatz zu YB schaffte es Leverkusen mit einem solchen Spielzug nun auch ein Tor zu erzielen. Ohne den überspielten Bangura in der Viererkette und dem zentral Richtung Tor stürmenden Bailey mussten Maxsö und Pa Modou stärker nach rechts rücken, was auf der linken Zürcher Abwehrseite den entscheidenden Raum für den Doppeltorschützen Bellarabi öffnete. Dass selbst nach diesem Doppelschlag auf Seiten der FCZ-Fans schnell wieder berechtigte Hoffnungen auf eine „Konterrevolution“ bestanden, hatte drei Gründe. Erstens war noch genug Zeit dafür vorhanden, zweitens die Mentalität und das Selbstverständnis des eigenen Teams, und drittens, so seltsam es vielleicht im ersten Moment klingt, wirkte der Gegner nicht so stabil wie beispielsweise ein FC Thun.

Der 20-jährige Toni Domgjoni übernahm auch in diesem Spiel wieder eine wichtige Rolle und wurde mit seiner Europacup-Torpremière belohnt. Vor zweieinhalb Jahren hatte Züri Live anlässlich eines U18-Länderspiels in Grenchen gegen Deutschland erstmals über Domgjoni berichtet. Die damalige Einschätzung gilt heute mehr denn je: «Domgjonis Beitrag zum guten Spiel (der Schweizer) war vor allem sein grosser Aktionsradius verbunden mit einem dementsprechenden Laufpensum. Der Mittelfeldspieler war überall anzutreffen, wo’s brennt, rechts, links, hinten und auch vorne in Abschlussposition».

Sowohl Stürmer Stephen Odey wie auch Antonio Marchesano sind an allen drei Toren sowie an mehreren guten Torchancen beteiligt. Die beiden scheinen sich auf dem Platz immer besser zu verstehen. Marchesano bereitete das zweite und dritte Tor jeweils mit entscheidenden Bällen in die Tiefe vor und ist der Züri Live-MVP des Spiels, was er letztmals beim 2:0-Derbysieg in der 2. Super League-Runde gewesen war.

FCZ – Bayer 3:2 (1:0)

Tore: 44. Marchesano (Rüegg) 1:0; 50. Bellarabi (Volland) 1:1, 54. Bellarabi (Havertz) 1:2, 59. Domgjoni (Marchesano) 2:2, 78. Odey (Pa Modou) 3:2.

FCZ: Brecher; Rüegg, Bangura, Maxsö, Pa Modou; H. Kryeziu; Marchesano (90. Nef), Domgjoni; Winter (58. Khelifi), Kololli (79. Rodriguez); Odey.

Bayer: Hradecky; Jedvaj, Dragovic (46. Weiser), S. Bender, Wendell; L. Bender, Kohr; Bellarabi, Havertz, Bailey (79. Brandt); Kiese Thelin (46. Volland).

Elan schlägt Erfahrung / Analyse & Highlights FCZ – Ludogorets 1:0

Der FCZ fügt dank dem 1:0-Siegtreffer von Captain Victor Palsson in der Schlussphase der zweiten Europa League-Partie Ludogorets Razgrad nach sechs ungeschlagenen Partien deren erste Auswärtsniederlage in der Europa League-Gruppenphase zu – und baut gleichzeitig die eigene Ungeschlagenheits-Serie von mittlerweile neun Europacupheimspielen aus. Wiederum zeigte das Letzigrund-Team eine solidarische Leistung, auch wenn die Intensität nicht ganz an diejenige beim Auswärtsspiel in Zypern gegen Larnaka heranreichte und kein FCZ-ler eine herausragende Leistung zeigte. Dass es trotzdem zum 1:0-Heimsieg reichte, lag unter anderem auch am Gegner, dem vor allem in der Zweiten Halbzeit neben provozierten auch viele «unforced Errors» unterliefen.

Aus FCZ-Sicht gab es Parallelen zum Heimspiel (0:0) gegen Xamax vor vier Tagen, aber auch einige Unterschiede. Zu den Ähnlichkeiten gehörte, dass man in der Defensiven Phase fast nichts zuliess und dass der Gegner in der Innenverteidigung und auf der Torhüterposition Schwachpunkte hatte, die man (lange Zeit) nicht auszunutzen vermochte. Zu den Unterschieden gehörte vor allem die Anzahl der selbst herausgespielten Torchancen, die gegen Xamax im bisherigen Saisonvergleich sehr hoch und gegen Ludogorets sehr tief war. Somit konnte man mit der ominösen «Effizienz» im Abschluss nun wieder zufrieden sein, nachdem diese am Sonntag noch als Hauptursache für zwei verlorene Punkte hatte herhalten müssen.Eine Mannschaft ist so gut wie ihr schwächstes Glied. Und gegen Ludogorets war kein einziger der eingesetzten Spieler ungenügend – was selten vorkommt. Es war auf der anderen Seite auch keiner überragend. Die Wahl zum MVP geht im Vergleich mit Umaru Bangura knapp an Benjamin Kololli, der an praktisch allen gefährlichen Offensivaktionen beteiligt war. Für beide war es wohl die beste oder zumindest eine der besten Leistungen der bisherigen Saison, auch wenn der Abend sowohl für den Innenverteidiger wie auch den linken Aussenspieler nicht ohne Patzer verlief. Auch die eingewechselten Rodriguez und Ceesay waren wichtig, damit es am Ende noch zum Dreier reichte.Toni Domgjoni provozierte mit seinem Nachsetzen an der Mittellinie Innenverteidiger Cosmin Moti zu einem verunglückten Rückpass Richtung Torhüter Renan, aus welchem der entscheidende Corner von Kololli und Rodriguez resultierte. Der 33-jährige Moti (ausgesprochen: «Mozzi») steht sinnbildlich für die an diesem Abend gegen die jugendliche Frische und dem Willen der vielen Europacup-Newcomer im Team des FCZ sich nicht durchsetzende Routine der Gäste aus dem Balkan. Vor mehr als 10 Jahren sass er bereits im damals neuen Letzigrund an der EM 2008 im Rumänien-Dress gegen Frankreich (0:0) und Italien (1:1) auf der Ersatzbank und konnte seither unter anderem 90 Europacupspiele für Dinamo Bukarest und Ludogorets Razgrad bestreiten. Davon war am Donnerstagabend letztendlich nicht viel zu sehen.

FCZ – Ludogorets 1:0 (0:0)

Tor: 84. Palsson (Kololli) 1:0.

FCZ: Brecher; Nef, Bangura, Maxsø; Rüegg, Palsson, H. Kryeziu, Kololli; Domgjoni; Odey (81. Ceesay), Schönbächler (70. Rodriguez).

Ludogorets: Renan; Cicinho, Moti, Nedyalkov, Nathanael; Marcelinho (79. Mahiangu), Dyakov (70. Goralski), Campanharo; Lukoki, Brandao (70. Swierczok), Wanderson.

 

FCZ ist das «bessere St. Gallen» – aber die Gradlinigkeit im gegnerischen Strafraum fehlt

Nach St. Gallen darf der FCZ gleich nochmal im heimischen Letzigrund ran – gegen den FC Basel. Am 13. Mai (!) reichte dem Magnin-Team eine eher mässige Leistung, um den gleichen Gegner mit 4:1 zu besiegen. Dies weil die Rot-Blauen den wohl schlechtesten Auftritt seit Generationen im Letzigrund hinlegten. Normalerweise profitiert der FCB davon, dass er sich gegen «Züüri» speziell motivieren kann – häufig mehr als umgekehrt, hatte man immer wieder das Gefühl. Diesmal war es für einmal anders gewesen. Der emotionale Fokus der Basler lag auf dem Spitzenspiel gegen YB am vorangegangenen Wochenende. Man wollte unbedingt im Hinblick auf die kommende Saison gegen den neuen Schweizer Meister ein Zeichen setzen, was mit einem 5:1-Sieg auch eindrücklich gelang.

Diese 1:4-Niederlage danach in Zürich war der Anfang einer Sieglos-Serie, die bis in den August anhielt (4:2-Heimsieg gegen GC) und Trainer Raphael Wicky den Job kostete. Auch diesmal hat der FCZ einen Vorteil, da die Begegnung mit Basel in der Mitte der Europa League Playoff-Woche liegt. Man muss den Umstand, dass sich das Team von Marcel Koller zur Zeit mit den Konterspezialisten von Apollon Limassol abmüht, aber natürlich gegen einen zugegebenermassen sich generell im Aufwind befindlichen Gegner auch konsequent nutzen. Vor vier Jahren war der FCZ im Letzigrund gegen das mit denselben Leistungsträgern (Vale, Joao Pedro, Vasiliou, Stylianou oder Papoulis) angetretene Apollon ebenfalls zu einem eher erknorzten 3:1-Heimsieg gekommen (Tore für den FCZ: Djimshiti und zwei Chikhaoui-Penalties).

Vor Wochenfrist waren die Kritiken nach dem 0:0 gegen St. Gallen vernichtend gewesen. Die NZZ setzte wie so häufig die bei diesem Blatt für FCZ-Spiele schon fast zu den Standard-Textbausteinen gehörenden polemischen Attribute «einschläfernd», «uninspiriert», bzw. «Sedativ» ein. Trainer Magnin selbst in seiner fordernden Art hatte zumindest im Gespräch mit den Medien rundweg kein konstruktives Spiel seiner Mannschaft gesehen. Aber war alles wirklich so schlecht? Wenn man sich nämlich an den Beginn der Partie zurückerinnert, ging der FCZ von Anfang an Vollgas, setzte St. Gallen unter Druck und war bis in die 55. Minute die bessere Mannschaft. Danach glich sich die Partie aus, auch weil der FCZ in einzelnen Phasen als Team etwas nachliess.

Spiele gegen Zeidlers St. Gallen erinnern an solche gegen Zemans Lugano. Das Mittelfeld ist entvölkert, beide Teams kommen relativ einfach durch – ein Schlagabtausch. Der FCZ liess sich, ob gewollt oder gezwungenermassen, auf dieses Spiel ein – wohl nicht zur Freude von Trainer Magnin. Allerdings ist dessen Team über weite Strecken eher «das bessere St. Gallen». Man kommt zumindest im Ansatz zu mehr potentiell guten Torchancen. Auch wenn man die Anzahl der effektiven Abschlüsse zählt (12), so liegt diese höher, als in den ersten drei Saisonspielen gegen Thun, GC und YB. Die ersten beiden Partien konnten gewonnen werden, obwohl es da am wenigsten Abschlüsse gab! Auch bei der Anzahl Flanken, Top-Offensivaktionen sowie auch Top-Defensivaktionen zählt Züri Live gegen St. Gallen einen neuen Saisonbestwert. Und selbst die Durchschnittsnote der Spieler ist mit 6,4 besser, als in den ersten drei Meisterschaftsspielen!

Das Hauptproblem ist die fehlende Zielstrebigkeit und Gradlinigkeit im und um den gegnerischen Strafraum. Benjamin Kololli, Antonio Marchesano und vor allem Marco Schönbächler haben ein halbes Dutzend Möglichkeiten, alleine aufs von Dejan Stojanovic gehütete St. Galler Tor zu ziehen, verhindern dies aber jedes Mal selbst mit unnötigem „Hakenschlagen“. Viele der potentiell «tödlichen» letzten Pässe stammen von Toni Domgjoni. Als Domgjoni kurz vor Schluss dann endlich mit dem spät eingewechselten Michael Frey einen Adressaten findet, der bereit ist, auf direktem Weg zum gegnerischen Tor zu ziehen, wird dieser zu Unrecht aus dem Offside zurückgewunken. Der inzwischen zu Fenerbahce gewechselte Frey (hat mit 8,3 in den ersten vier Saisonspielen den besten Züri Live-Notenschnitt) war ein wichtiger Faktor, warum der FCZ in der Schlussphase nochmal sehr nahe an einen möglichen Heimsieg kam. Es fehlte aber insgesamt auch das Wettkampfglück. Beispielsweise ist die Zeit reif für ein Kopfballtor Mirlind Kryezius – auch gegen St. Gallen fehlte nach einem «Schönbi»-Eckball wieder nur sehr wenig. In demjenigen Spiel, in welchem dieses Tor dann tatsächlich fällt, hat der FCZ eine erhöhte Chance auf einen Sieg.

Schönbächler hatte Hochs, zu denen unter dem Strich auch seine vier Eckbälle gehörten (gegen YB hatte Kololli noch alle Corner getreten), aber noch etwas mehr Tiefs im Spiel. Die Hochs nahmen allerdings im Verlauf der Zweiten Halbzeit zu. Davor hatte der Urdorfer noch mehr als Sturmpartner Odey vorne lange Zeit kaum mal einen Ball verteidigen können. Der Nigerianer wurde noch vor der Pause ausgewechselt, als er wohl etwa zwischen dem Zeitpunkt der Entscheidung, ihn aus dem Spiel zu nehmen und der tatsächlichen Auswechslung gerade besser ins Spiel gefunden hatte. Ein weiterer Ansatzpunkt für den FCZ könnte die Zweikampfstatistik sein, die wie schon gegen YB auch im Duell mit St. Gallen negativ war. Das Zürcher Mittelfeld musste viel Laufarbeit verrichten – auch weil die Zürcher Aussenläufer phasenweise relativ tief standen. Von Toni Domgjoni ist man sich dies gewohnt – auffällig war gegen St. Gallen aber das Laufpensum und die Zweikampfintensität von Antonio Marchesano, der in diesen Bereichen Fortschritte zu machen scheint. Hekuran Kryeziu kann seine etwas zu schläfrige Art in der Defensiven Phase noch nicht ablegen, zeigt sich aber im Vergleich zum YB-Spiel diesbezüglich zumindest etwas verbessert. In der Offensiven Phase gibt es bei ihm sowieso keinen Anlass zur Klage.

Gar ein rundweg gelungener Auftritt gelingt dem linken Aussenläufer Pa Modou (Züri Live-MVP der Partie). Das Duell mit Gegenspieler Bakayoko entwickelte sich mit zunehmender Spieldauer zu einem Kantersieg für die Zürcher Nummer 18. Nicht zum ersten Mal zeigt sich der Gambier gegen einen seiner Ex-Klubs von seiner besten Seite. Zusammen mit Mirlind Kryeziu und Alain Nef ist er zudem für die gegen St. Gallen überdurchschnittlich gefährlichen Einwürfe zuständig. Gerade gegen einen wenig kompakt agierenden Gegner wie das Zeidler-Team kann mit gut einstudierten Einwurfvarianten schnell eine gefährliche Situation heraufbeschworen werden. Und auch Einwürfe des Gegners in dessen Spielhälfte können mit klugem Pressing besser genutzt werden.

FCZ – St. Gallen 0:0  

FCZ: Brecher; Nef, Palsson, M. Kryeziu; Rüegg (46. Winter), H. Kryeziu, Pa Modou; Marchesano (78. Frey), Domgjoni; Odey (37. Kololli), Schönbächler.

St. Gallen: Stojanovic; Bakayoko, Hefti, Vilotic, Wittwer; Quintilla; Sierro, Ashimeru; Tafer (75. Kukuruzovic), Itten (86. Buess), Ben Khalifa (46. Kutesa).

Folge des Verjüngungsprozesses: U21-Aufgebot für Rüegg, Domgjoni, Kryeziu

Neben Kevin Rüegg (fünf Länderspiele) ist erstmals auch der sehr konstante Leistungen zeigende Toni Domgjoni von U21-Nationaltrainer Mauro Lustrinelli aufgeboten worden. Auch Innenverteidiger Mirlind Kryeziu ist wieder im Aufgebot dabei und könnte im September gegen Bosnien-Herzegowina oder Liechtenstein zu seinem ersten U21-Länderspiel kommen. Das gleiche gilt für den Zürcher Vasilije Janjicic, der beim HSV als Stammspieler in die Saison gestartet ist. Wie die Daten auf dbfcz zeigen, entwickelt sich das Durchschnittsalter der FCZ-Startformationen (aktuell: 24,54 Jahre) wieder klar in die gleiche Richtung wie zu Lucien Favre’s erfolgreichen Zeiten.

Die jüngsten Teams hatte der FCZ in den Meistersaisons 05/06 und 06/07 (Dzemaili, Raffael, Stahel, Abdi,…), sowie 12/13 (Drmic, Djimshiti, Buff, Benito,…), als der ehemalige U21-Trainer Urs Meier nach der verunglückten Fringer-Episode mit einer Aufholjagd Ende Saison noch den Vierten Platz erreichte. Als in der Saison 15/16 der Altersschnitt des FCZ erstmals seit 14 Jahren wieder über dem Ligadurchschnitt war, stieg der Letzigrund-Club ab (auch beim Abstieg 1988 lag das Durchschnittsalter über dem Ligaschnitt). Mit einer noch älteren und erfahreneren Mannschaft konnte man dann in der darauffolgenden Saison in der Challenge League bestehen. Nicht ausser Acht gelassen soll zudem, dass der FC Zürich in den erfolgreichen Zeiten der 70er-Jahre eine überdurchschnittlich erfahrene Mannschaft hatte – wobei dies vor allem im athletischen Bereich noch andere Zeiten waren.

(Graphik: dbfcz.ch)

Warum Marchesano im Derby der Beste war / GC – FCZ 0:2 Analysen, Interviews & Highlights

GC hat im 271. Derby 60% Ballbesitz und ein Cornerverhältnis von 8:0 zu seinen Gunsten – verliert aber trotzdem 0:2. Am Ende kann der FCZ im Gegensatz zum Thun-Spiel den 2:0-Vorsprung halten, obwohl gerade Mittelfeldspieler Hekuran Kryeziu mit einem Ballverlust im Mittelkreis, viel zu passivem Verhalten an der Fünfmetergrenze im Duell mit Gegenspieler Cvetkovic bei einem GC-Corner und weiteren etwas nonchalanten Aktionen das Glück mehrmals herausfordert.

Die Spielanlage der beiden Zürcher Konkurrenten unterscheidet sich grundlegend. Während der FCZ vorwiegend durch die Mitte den Erfolg sucht und allfällige Flanken hinter die Abwehr meist bereits vor der Strafraumhöhe schlägt (und darum auch zu keinem einzigen Eckball kommt), versucht GC das Spiel möglichst breit zu machen und durch ein allfälliges zu spätes Verschieben des FCZ-Blockes Lücken auf der Seite vorzufinden. Dazu positionieren sich in der 1. Halbzeit Raphael Holzhauser und im Zweiten Durchgang Runar Mar Sigurjonsson im Spielaufbau auf einer Aussenverteidigerposition, von wo aus dann die langen Bälle „longline“, zentral oder diagonal geschlagen werden. Dem FCZ kommt dabei auch entgegen, dass ein aus GC-Sicht zu hoher Anteil dieser Bälle zu ungenau gespielt wird.

Damit startet der FCZ genau wie letzte Saison mit einem 2:1-Heimsieg gegen Thun und einem 2:0-„Auswärtssieg“ gegen GC in die Saison – nur in umgekehrter Reihenfolge. Ebenfalls an den Saisonstart nach dem Aufstieg vor Jahresfrist erinnert die gute Frühform von Adi Winter und dass ein wichtiges Tor auf einen Standard erzielt wurde. Die einstudierte Variante über Marchesano, Rüegg und Mirlind Kryeziu klappte im Ansatz gut, es brauchte dann aber zur Vollendung trotzdem noch Improvisationskünstler Winter.

Ein weiteres Plus für den FCZ war die Effizienz im Abschluss – von drei Abschlüssen, die aufs GC-Tor kamen, musste der gegnerische Torhüter Lindner zwei aus dem Netz fischen. Ausserdem ist das Passspiel daran, das Stadium des zarten Pflänzchens zu überschreiten. In der Schlussphase konnte in einer Szene der Ball geschätzte anderthalb bis zwei Minuten in den eigenen Reihen gehalten werden und der Schönbächler-Pfostenschuss war der Schlusspunkt einer 18-fachen Passfolge.

Zum Züri Live-MVP gewählt wird diesmal Antonio Marchesano. Dieser hatte im ersten Spiel gegen Thun noch gefehlt, nachdem er in der Vorbereitung eine Zeit lang angeschlagen ausgefallen war. Marchesano übernahm im Vergleich zur Partie gegen die Berner Oberländer 1:1 die Position von Izer Aliu als zweiter „Achter“ neben Toni Domgjoni im Spielaufbau und als zweiter „Forward“ neben Stephen Odey im 4-4-2 gegen den Ball. Sowohl bei Odey wie auch Marchesano waren Fortschritte im Defensivspiel ersichtlich. Der Tessiner kann zwar immer noch kaum mal alleine einen Ball gewinnen, aber in Zusammenarbeit mit Teamkollegen wie Domgjoni oder Pa Modou war er gegen GC an einigen wichtigen Balleroberungen entscheidend beteiligt.

Genauso wie Marchesano trug auch Kevin Rüegg zu beiden Toren entscheidend bei. Beim ersten mit einer Kopfballvorlage und beim zweiten kanalisierte er die Derbyemotionen nach dem Foul von Sigurjonsson mit einem herzhaften Antritt und Doppelpass mit Toni Domgjoni auf positive Weise. Ein paar Wackler in der Defensive verhindern für Rüegg eine noch bessere Züri Live-Note. Toni Domgjoni bereitete wie bereits gegen Thun den zweiten Treffer vor und fiel zudem mit einem Steilpass aus der Drehung auf Marco Schönbächler vor dem Marchesano-Pfostenschuss auf. Schönbächler selbst ist jederzeit in der Lage, etwas Entscheidendes auf die Beine zu stellen. Und Einwechselspieler Benjamin Kololli konnte bei seinem FCZ-Début gegen eine entblösste GC-Abwehr seine Konterstärke unter Beweis stellen.

GC – FCZ 0:2 (0:0)

Tore: 47. Winter (M. Kryeziu) 0:1, 62. Odey (Domgjoni) 0:2.

GC: Lindner; Lika (67. Andersen), Cvetkovic, Zesiger, Rhyner; Bajrami; Sigurjonsson, Holzhauser (65. Tarashaj); Jeffren (79. Pusic), Bahoui; Djuricin.

FCZ: Brecher; Rüegg, Palsson, M. Kryeziu, Pa Modou; H. Kryeziu; Marchesano (79. Nef), Domgjoni; Winter (89. Haile-Selassie), Schönbächler (69. Kololli); Odey.

Startrakete Adi Winter mit eindrücklicher Bilanz: FCZ – Thun 2:1 im Review

Gegen einen im Vergleich zu den letztjährigen Direktbegegnungen eher mässig gut auftretenden FC Thun schaffte der FCZ zum Auftakt zu Hause den ersten „Dreier“ und geht damit im Tennisjargon als „Frontrunner“ mit gehaltenem Aufschlag ins Derby gegen GC.

In der Ersten Halbzeit zeigte das Letzigrund-Team vor 9’300 Zuschauern eine gute Leistung und kontrollierte das Spiel. In Halbzeit Zwei war dann hingegen der Wurm drin. Der FCZ kam nicht gut aus der Kabine und nur das entgegen dem Spielverlauf fallende Game Winning-Goal zum zwischenzeitlichen 2:0 konnte die drei Punkte retten. Bei diesem hatte Toni Domgjoni mit grossem Einsatz und Zielstrebigkeit die Vorarbeit geleistet. Torschütze war der zur Pause für den angeschlagenen Izer Aliu eingewechselte Adi Winter.  Dieser baut damit seine eindrückliche Saisonstart-Bilanz weiter aus. Vor Jahresfrist hatte Winter im ersten Saisonspiel gegen GC bereits ein Assist beigesteuert – im Jahr davor gegen Winterthur gar zwei Torvorlagen! Das ist aber noch nicht alles: auch bei Orlando City traf Winter zum Saisonstart und in Luzern holte er ebenfalls in all seinen drei Saisons im ersten Spiel Skorerpunkte – angefangen mit  dem 1:1-Ausgleich in der 94. Minute gegen den FCZ auf Vorlage von… Florian Stahel am 15. Juli 2012 auf der Luzerner Allmend. Der in jungen Jahren auch im Schwimmbecken reüssierende Zürcher schafft es dabei Jahr für Jahr zum ersten offiziellen Anpfiff explosiv vom Startblock zu kommen.

Züri Live-MVP ist aber diesmal trotzdem der in der 64. Minute eingewechselte Alain Nef, welcher in der Schlussphase in der zur Fünferabwehr mutierten Zürcher Hintermannschaft der ruhende Pol war, und kurz vor dem Schlusspfiff für den bereits geschlagenen Yanick Brecher auf der Linie rettete. Brecher hatte die Partie zuvor mit einem Schnitzer gegen den eingewechselten Dennis Salanovic noch einmal spannend gemacht, wobei sich dieser mit einem ähnlichen Fehler des Zürcher Torhüters davor im Duell mit Dejan Sorgic bereits angedeutet hatte. Ähnlich war es auf Seiten des FC Thun, wo dem das 0:1 durch Marco Schönbächler verursachenden Roy Gelmi bereits zuvor ein vergleichbarer, aber im ersten Anlauf noch folgenloser Fehler unterlaufen war.

Hekuran Kryeziu spielte ein paar gute Bälle im Spielaufbau, agierte in mehreren Situationen aber noch etwas zu nonchalant. Izer Aliu gelang, wenn auch unter gütiger Mithilfe von Roy Gelmi, das Assist zum 1:0, konnte bis zu seiner Auswechslung aber bei Standards nicht wie gewohnt für Gefahr sorgen.

Ein schöner Kreis wieder geöffnet wurde von Marco Schönbächler, der nach beinahe einjähriger Verletzungsabsenz beim letzten Meisterschaftsspiel in Lugano bereits sein Tor erzielt hatte. Nun traf er auch beim Saisonauftakt gegen Thun – gegen denselben Gegner, gegen welchen er sich in der Saisonvorbereitung 2017 (ohne wesentliche Einwirkung des Gegners) einen Kreuzbandriss zugezogen hatte.

FC Zürich – FC Thun 2:1 (1:0)

Zürich, Letzigrund, 9’300 Zuschauer.

Tore: 16. Schönbächler (Aliu) 1:0; 62. Winter (Domgjoni) 2:0, 87. Sorgic (Salanovic) 2:1.

FC Zürich: Brecher; Rüegg, Palsson, M. Kryeziu, Pa Modou; H. Kryeziu; Domgjoni, Aliu (46. Winter); Khelifi (64. Nef), Schönbächler (86. Dwamena); Frey.

Thun: Faivre; Glarner, Sutter, Gelmi (67. Fatkic), Facchinetti (86. Kablan); Hediger; Karlen, Stillhart; Tosetti (82. Salanovic), Spielmann; Sorgic.

 

 

 

 

 

1 6 7 8 9 10 12