Krasniqi und Emmanuel verstehen sich fast wie blind: Lausanne-Sport – FCZ 1:2 Analyse

FC Zürich testet die Heimstärke der Waadtländer / Lausanne-Sport – FCZ Vorschau mit möglichen taktischen Formationen (Züri Live)

Nachdem Lausanne-Sport letzte Saison dem FC Zürich den Platz in der Championship Group noch weggeschnappt und letztendlich gar einen Europacupplatz erreicht hat, konnte sich der FCZ nun mit dem Auswärtssieg etwas dafür revanchieren. Es ist der nach der Auftaktniederlage gegen Sion und dem Remis in Luzern der erste Saisonsieg unter dem neuen Coach Mitchell Van der Gaag. Dieser ist gegen einen heimstarken Gegner auf dem Kunstrasen der Tuilière verdient, auch wenn die Waadtländer am Ende noch hätten ausgleichen können. Wie in Luzern stand der FC Zürich aussergewöhnlich tief. Die vier Punkte aus zwei Auswärtsspielen holte man sich mit einer zurückhaltenden Taktik. Wenn man mal ein Hohes Pressing anreissen wollte, funktionierte es weiterhin nicht gut. Das ist man sich vom FC Zürich nicht gewohnt. Der Defensivauftritt mit Raumdeckung im 4-3-3 erinnert etwas an die Franco Foda-Zeit.

Lausanne muss über die Seiten ausweichen

Steven Zuber war überraschend von Beginn weg dabei und an beiden Toren entscheidend beteiligt, hatte aber ansonsten auch diesmal recht viele Ballverluste. Auch die gute Form des Duos Krasniqi / Emmanuel bestätigte sich in dieser Partie. Jorge Segura steigerte sich wie sein Kolumbianischer Defensivkollege Nelson Palacio in der 2. Halbzeit. Die Lausanner Angriffe durchs Zentrum konnte man erfolgreich stoppen, so dass die Waadtländer immer wieder auf die Seiten ausweichen mussten. Genauso gewährte man ihnen nicht so viele und entscheidende Ballverluste im Spielaufbau durch die Mitte, sondern baute auch deshalb vermehrt über die Seiten auf.

Der Verlierer: Kevin Mouanga, Lausanne. Immer wieder wirds über seine rechte Abwehrseite gefährlich. Sieht gegen die wirbligen FCZ-Flügelspieler immer wieder alt aus.

– sport.ch

Am letzten Wochenende beim 1:1 in Luzern fehlte Steven Zuber den Zürchern noch. Umso deutlicher wurde in Lausanne, wie wichtig der 56-fache Schweizer Internationale für den FCZ ist.

– Blue

Personalien – Phaëton und Bangoura enttäuschend

  • Nelson Palacio: Beim Gegentor war erstmals der Nelson Palacio aus seiner Zeit bei Real Salt Lake zu sehen, der nicht konsequent genug in die Defensive umschaltet. Wenn die Abwehrkette Richtung Grundlinie gedrängt wird, muss der Sechser sich um die möglichen Anspielstationen für Cutbacks in der Linie dahinter kümmern – Kaly Sène dürfte nicht so frei stehen. Wie in Luzern steigerte sich Palacio aber in der 2. Halbzeit und spielte da auch defensiv stark.
  • Neil Volken: Das Passspiel und die Flanken sind normalerweise eine seiner grössten Stärken. Diesmal kamen aber seine Zuspiele von der Schärfe und Richtung her nicht so präzis wie gewohnt.
  • Jahnoah Markelo: Bekommt durchaus gute Bälle, kann sich aber zu wenig häufig durchsetzen und vergibt gleich zu Beginn eine Topchance. Dazu mit defensiven Mankos.
  • Jorge Segura: Obwohl er eigentlich nach Plan in der 60. Minute hätte ausgewechselt werden sollen, steigerte er sich in der 2. Halbzeit enorm und wurde dafür bei seinem ersten Einsatz gleich mit seinem Premièrentreffer belohnt. Gewinnt in Lausanne jeden Zweikampf an der Mittellinie, wenn der FC Zürich hoch steht. Dies im Kontrast zu einem Nikola Katic, der in seiner Zürcher Zeit an der Mittellinie fast jeden Zweikampf verlor. Die Grätsche gegen Butler-Oyedeji an der Strafraumgrenze ist zu riskant – auch wenn die Aktion letztendlich zu Recht als Schwalbe des Lausanne-Stürmers gewertet wird. In Bulgarien hat Segura solche Grätschen öfters ausgepackt, aber dort waren die gegnerischen Stürmer weniger flink und schnell.
  • Steven Zuber: Weiter Licht und Schatten. Entscheidend an beiden Toren beteiligt. Und bei gegnerischen Standards im eigenen Strafraum defensiv clever. Gleichzeitig verliert er viele Bälle. Und er hat das Hohe Pressing nicht im Griff. Soll dieses anführen und gibt dabei verwirrende Anweisungen, kommt selbst häufig zu spät – in diesem Bereich kein Vergleich zu einem Antonio Marchesano, der im Pressing jahrelang der Schlüsselspieler war.
  • Umeh Emmanuel: Weiterhin im Formhoch, hilft auch defensiv gut mit.
  • Bledian Krasniqi: Nach seinem Traum-Assist beim 1:1 in Luzern in Lausanne an beiden Toren beteiligt. Das erste leitet er ein und schliesst selbst ab. MVP mit einer offensiven Top-Leistung, ist aber auch defensiv sehr wichtig. Neben dem Platz ein Herz und eine Seele mit Lindrit Kamberi, versteht er sich auf dem Platz auf der linken Seite fast wie blind mit Umeh Emmanuel. Die beiden arbeiten sowohl defensiv wie offensiv gut zusammen.
  • Mohamed Bangoura – Weiterhin in der Mannschaft nicht angekommen. Es misslingt ihm alles. Die Mitspieler müssen ständig für ihn einsspringen und das Gefühl haben, man könne ihm den Ball nicht überlassen. Will zu viel, sollte einfacher spielen.
  • Livano Comenencia – Wird bei seinem Début am Rechten Flügel eingesetzt, hilft in der Schlussphase aber vor allem defensiv mit.
  • Mathias Phaëton – Weiterhin zu wenig handlungsschnell und auch die Schnelligkeit mit Ball ist nicht genügend – eine enttäuschende Leistung des Franzosen.

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Bilder (Südkurve)

Zuber-Flanke führt zum ersten FCZ-Sieg (Blue Video @ Blick)

Neuzugang Segura sichert dem FCZ den ersten Saisonsieg (sport.ch)

Neuzugang Segura entscheidet die Partie: Zürich gewinnt in Lausanne (Blue)

Polizei muss am Bahnhof wegen GC- und FCZ-Fans einschreiten (Blick)

Der FCZ feiert in Lausanne den ersten Saisonsieg (SRF)

FCZ gelingt dank Zuber Befreiungsschlag (Blick)

FC Zürich testet die Heimstärke der Waadtländer / Lausanne-Sport – FCZ Vorschau mit möglichen taktischen Formationen

In Lausanne werden wenn fit im Normalfall Palacio, Tsawa und Krasniqi starten. Die drei bringen zusammen eine gute Mischung an offensiven und defensiven, technischen und physischen Qualitäten mit und könnten durchaus noch öfter in diesem Trio auflaufen. Die Neuverpflichtungen sollen gemäss Mitchell Van der Gaag mit Ausnahme von Juan José Perea, der aber nicht wirklich neu ist, grundsätzlich alle zur Verfügung stehen. Tendenziell werden sie diesen Sonntag zumindest was die Startformation betrifft wohl noch zurückhaltend eingesetzt. Der auch im Mittelfeld einsetzbare Innenverteidiger Gian Stork war nicht im Kader beim 4:4 der FC Zürich U21 beim FC Basel mit dabei und könnte damit im Matchkader für Lausanne stehen.

Lausanne individuell direkt hinter FCB und YB

Der FC Zürich testet die Heimstärke von Lausanne-Sport in der Tuilière. Die Waadtänder haben ihre drei bisherigen drei Heimspiele in Meisterschaft und Europacup alle gewonnen, und dabei jeweils mindestens drei Tore erzielt (3:2, 5:0, 3:1). Von den letzten acht Direktbegegnungen mit dem FCZ hat Lausanne-Sport nur eine verloren – und dies im Letzigrund. Die letzte Heimniederlage gab es für LS in der Zürcher Meistersaison 21/22. Die Waadtländer laufen mittlerweile zwar im Zeidler-typischen Rhombus-System auf, spielen aber noch nicht wirklich Zeidler-typischen Fussball. Das Hohe Pressing wird wie unter Ex-Trainer Magnin stufenweise und systematisch aufgebaut, mit dem Ziel lange Bälle zu provozieren, die von der physisch starken Hintermannschaft abgefangen werden. Von der individuellen Besetzung her ist Lausanne direkt hinter FCB und YB einzuordnen. Roche, Diakité, Dussene, Poaty, Lekoueiry, Sène und an guten Tagen auch Letica gehören zu den besten Spielern der Liga auf ihren Positionen.

Dank Zielspieler Dussenne und dem ausführenden Custodio sind die Waadtländer immer wieder mal auch bei Standards erfolgreich. Neuzugang Diakité (von RB Salzburg ausgeliehen) ist durchsetzungsstark durch die Mitte und hat von der Achter-Position aus schon drei Tore erzielt. Koindredi-Ersatz Lekoueiry kam schon vor einem halben Jahr vom ehemaligen Tramezzani-Klub Istra und bringt ein zusätzliches spielerisches Element ein. Linksverteidiger Morgan Poaty soll gemäss Gerüchten auf dem Absprung sein. Auf seiner Position zeigte Sekou Fofana zuletzt gegen Astana einen guten Kurzeinsatz. Vor fast auf den Tag genau einem Jahr unterlief Fofana im Letzigrund bei der einzigen Lausanne-Niederlage gegen den FCZ der letzten Saison ein Eigentor.

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Frage zum Spiel: Nvendo schon bereit für die Startformation? / FCZ – Lausanne-Sport Vorschau mit möglichen taktischen Formationen

FCZ und Lausanne-Sport sind nach Meistertiteln die Nummern fünf und sechs des Schweizer Fussballs. Die letzten drei Heimspiele schaffte man es im Letzigrund erstmals in diesem Jahrhundert gegen die Waadtländer jeweils über die 10’000 Zuschauer-Marke. Sonst waren es sowohl in Lausanne wie auch in Zürich jeweils vierstellige Zahlen gewesen. Von den letzten sieben Duellen gegen Lausanne-Sport hat der FC Zürich nur eines gewinnen können – beim 2:0 im August (Eigentor Fofana, Kontertor Sabobo). Lausanne-Coach Ludovic Magnin hat als Trainer gegen keinen anderen Super League-Klub eine so gute Bilanz wie gegen den FC Zürich (1,83 Punkte im Schnitt). Die Waadtländer haben zwar im zweitletzten Spiel in St. Gallen in Unterzahl mit 2:0 gewinnen können, im ersten Spiel nach der Verletzung von Alvyn Sanches setzte es hingegen eine 1:4-Heimpleite gegen den FC Luzern. Auch ohne Sanches hat Lausanne-Sport eine Reihe von guten Einzelspielern im Kader von denen sich diese Saison noch nicht alle voll entfalten konnten. Wie der FCZ agiert auch Lausanne-Sport in einem konstruktiven 4-3-3.

Beide Teams im 4-3-3 – Conceição erneut auf der Acht?

In den letzten zwei Partien war der Argentinier Fabricio Oviedo erstmals jeweils von Beginn weg dabei. Er ist ausgeliehen von Rosario Central, dem Stadtrivalen des Messi-Stammklubs Newell’s Old Boys. Der gegen Luzern gesperrte von Strasbourg ausgeliehene Marvin Senaya könnte wieder in die Startformation zurückkehren. Der vom ehemaligen Tramezzani-Klub NK Istra im Winter für zwei Millionen Schweizer Franken verpflichtete Mauretanier Beyatt Lekoueiry (19) soll mittelfristig die Nachfolge von Alvyn Sanches antreten – und ist erneut eine Option für die Startformation. Stark entwickelt haben sich in dieser Saison der schwedische “Abfangjäger“ Jamie Roche, Innenverteidiger Karim Sow oder Linksverteidiger Morgan Poaty. Abwehrchef Noë Dussenne scheint hingegen nicht so gut im Strumpf zu sein wie letzte Saison.

Taktisch und bezüglich Spielweise setzt das FCZ-Trainerteam aktuell auf Kontinuität, was der Mannschaft erlaubt, sich immer besser zu finden und an den Details zu arbeiten. Seit der Wintervorbereitung ist 4-3-3 das präferierte Spielsystem (ab und zu leicht umgestellt zu einem 4-2-4 wie gegen Luzern). Der neue Aspekt im Derby war, dass Ricardo Moniz Rodrigo Conceição auf der rechten Achterposition im Dreiermittelfeld eingesetzt hat – eine Rolle, die der Portugiese bisher beim FCZ noch nicht häufig gespielt hat. Es funktionierte aber ziemlich gut. Auf mehreren Positionen stehen mittlerweile valable Alternativen zur Verfügung. Die grosse Frage ist, wann der Zeitpunkt sein wird, wo Moniz einem der jungen Mittelstürmer wie Vincent Nvendo die Startformation zutraut. Moniz will bei einem Mittelstürmer in erster Linie, dass er die gegnerische Abwehr viel beschäftigt und die Tiefe attackiert, um so zwischen gegnerischer Abwehr- und Mittelfeldreihe Raum zu schaffen. Dies ist, was er von Steven Zuber aktuell weitgehend erhält. Mit Ball hat Zuber auf der Mittelstürmerposition aber wenig zwingende Aktionen. Uber die linke Seite ist der Tösstaler jeweils gefährlicher. Benjamin Mendy scheint das Vertrauen von Ricardo Moniz weiterhin zu geniessen und erste Option für die Linksverteidigerposition zu sein.

Frage zum Spiel: Wer soll für den FCZ gegen Lausanne-Sport im Zentrum stürmen?

Wer soll gegen Lausanne-Sport im Zentrum stürmen?

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Super League-Check zum Rückrundenstart 2025: Klubs und Kader

Die Super League präsentiert sich zum Rückrundenstart so spannend wie vermutlich noch nie. Woher kommt diese aktuelle Ausgeglichenheit? Schaut man sich die Budgets / Ausgaben der Super League-Klubs an dürfte es eigentlich niemals so eng in den Top Sechs der Tabelle sein. Der FC Basel und YB bewegen sich von den finanziellen Möglichkeiten her um die 100 Millionen Schweizer Franken-Grenze und damit auf Bundesliga-Niveau. Der Rest der Liga arbeitet mit einem Drittel dieser Mittel oder weniger. Dies auf der Basis der letzten von der Swiss Football League publizierten Zahlen aus dem Jahr 2024, die sich mehrheitlich auf 2023 beziehen. Da gab der FCB insgesamt etwas mehr Geld aus als YB (Operationelle Ausgaben + Transferausgaben + Sonstige Aufwendungen).

St. Gallen als Vorbild für den Rest des (finanziellen) Liga-Mittelfeldes

Ob bei den bald zu erwartenden Zahlen für 2024 die Champions League-Qualifikation der Berner oder die grossen Erfolge auf dem Transfermarkt der Basler stärker ins Gewicht gefallen sind, wird sich bald weisen. YB hatte zuletzt sicherlich mehr finanzielle Reserven auf der Seite, wird diese aber weitgehend für ein Infrastrukturprojekt (Trainingszentrum) einsetzen. Diese Reserven haben daher auf die Finanzkraft YB’s im Tagesgeschäft wenig Einfluss. Das Budget der FCB-Organisation müsste eigentlich sogar noch etwas höher als bei 103 Millionen Schweizer Franken angesetzt werden, wenn man den FCB Campus und den Verein FC Basel 1893 dazurechnet. Der Bau des Campus vor 14 Jahren (20 Millionen) und die Betriebskosten (jährlich mind. 3 Millionen) wurden in einer separaten Rechnung über Jahre von Gönnern (in erster Linie Ex-Präsidentin Gigi Oeri) getragen. Die anderen Klubs der Liga liegen finanziell nahe beieinander. Winterthur und vermutlich auch Yverdon (für 2023 noch ohne vergleichbare Zahlen) sind dabei etwas hinter dem Rest anzusiedeln. Allerdings erarbeitet sich der FC St. Gallen sein Budget von 35 Millionen Schweizer Franken selbst. Die anderen Mittelfeldklubs benötigen Zuschüsse von Mäzenen, um mit den Ostschweizern finanziell mithalten zu können. Lugano hat trotz Joe Mansueto das vierttiefste Budget der Liga und setzt dieses sehr effizient ein. Ohne Mäzen wären die Tessiner in der Budgettabelle noch hinter Winterthur. Dabei profitieren sie allerdings auch etwas von vermutlich tieferen Kosten für Stadionbetrieb, Trainingsgelände, Nachwuchs und Frauen-Abteilung als bei manchen Konkurrenten.

In den letzten drei Jahren hat der FC Basel im Durchschnitt 21 Millionen Schweizer Franken pro Jahr für Transfers ausgegeben. Dies ist eine Dimension, die es im Schweizer Fussball nie zuvor gegeben hat. Die Hälfte der Bundesliga-Klubs tätigt geringere Transferausgaben. Für den FCB geht die Rechnung aber auf. Einzelne der für mehrere Millionen geholten Spieler können deutlich teurer verkauft werden und benötigen dafür keine Europacupeinsätze – und nicht einmal überzeugende Leistungen in der Super League. Voraussetzung dafür, dass eine solche Strategie funktionieren kann, sind neben Risikobereitschaft exzellente Kenntnisse des internationalen Spieler- und Transfermarktes. YB gibt für seine Zugänge weniger als die Hälfte aus – der FCZ, St.Gallen oder GC nur rund 10%.

103 Millionen Budget, 21 Millionen Transferausgaben, 523 Partien in Top 5-Ligen im Kader: FC Basel mischt auf dem Spielermarkt auf Bundesliga-Niveau mit

Mit Mohamed Salah (Liverpool), Riccardo Calafiori (Arsenal) und Renato Veiga (Chelsea) spielen drei Ex FCB-Transfers bei Englischen Spitzenklubs. Thierno Barry (Villarreal) ist aktuell mit sieben Treffern zusammen mit Jude Bellingham oder Antoine Griezmann auf dem 10. Platz der La Liga-Torschützenliste. Mit Xherdan Shaqiri kann man sich den wohl prominentesten und erfolgreichsten Schweizer Liga-Rückkehrer aller Zeiten leisten. Ansonsten wird vor allem in Spieler mit viel Potential investiert. Das FCB-Kader hat aber auch mit Abstand am meisten Topligen-Erfahrung aufzuweisen. Xherdan Shaqiri, Marwin Hitz, Kevin Rüegg, Mohamed Dräger, Léo Leroy, Bénie Traoré, Anton Kade und Albian Ajeti bringen es zusammen auf 523 Partien in der Premier League, La Liga, Serie A, Bundesliga und Ligue 1. Das YB-Kader hat 354 Topliga-Partien auf dem Buckel. Dahinter folgen Sion und GC. Die Walliser haben zwar die Aufstiegsmannschaft im Sommer weitgehend zusammengehalten, mittlerweile inklusive Winterzuzug Federico Barba aber doch wieder eine für Super League-Verhältnisse ziemlich prominent besetzte Mannschaft beisammen. Yverdon ist hingegen hauptsächlich aufgrund eines einzigen Spielers so hoch in der Wertung – Torhüter Paul Bernardoni mit seinen 181 Partien in der Ligue 1. Auch beim FCZ macht Steven Zuber mit seinen 129 Bundesliga-Partien allein mehr als zwei Drittel des Wertes aus.

Bei der Anzahl Champions League-Partien (ab Gruppenphase / Ligaphase) liegt hingegen wenig überraschend YB klar vorne. Dies zu grossen Teilen dank den langjährigen Kadermitgliedern, die im YB-Dress in der Champions League antraten. Dass der FC Basel letztmals in der Saison 17/18 in der Champions League-Gruppenphase antrat, drückt sich aus FCB-Sicht schmerzlich in dieser Statistik aus. Immerhin sind vom damaligen Kader mit Mirko Salvi, Dominik Schmid, Taulant Xhaka und Albian Ajeti immer noch (oder wieder) vier Spieler dabei. Es zeigt sich damit aber auch eindrücklich, dass die Theorie unzutreffend ist, dass es für einen lukrativen Transfer in eine gute Liga das “Schaufenster Champions League“ brauche. Die sportlichen Abteilungen von Profiklubs sind mittlerweile kompetent genug, das Potential eines Talentes adäquat einschätzen zu können lange bevor dieses in einem Wettbewerb wie der Champions League auftaucht. Ein Beispiel: Napoli zahlte 2022 für Kvicha Khvaratskhelia vom georgischen Erstligisten Dinamo Batumi 13 Millionen Euro. Entscheidend ist das Potential eines Spielers, nicht in welchem Wettbewerb er spielt. So ist es möglich, dass der FC Basel auf dem Transfermarkt deutlich erfolgreicher ist als YB. Die Berner haben in den letzten Jahren vor allem “fertige“ Spieler gekauft mit denen man die Meisterschaft gewinnen kann – Basel hingegen eher Talente mit Topliga-Potential, die noch den letzten Schliff benötigen. Am drittmeisten Champions League-Erfahrung im Kader weist übrigens der FC Winterthur auf! Vor allem natürlich dank seinen Rückkehrern Fabian Frei und Luca Zuffi. Aber auch Torhüter Stefanos Kapino hatte schon mal einen Champions League-Einsatz.

Sion und GC heben sich bezüglich internationaler Erfahrung vom Mittelfeld ab

Bei Länderspiel-Erfahrung im Kader liegen YB und der FCB praktisch gleichauf an der Spitze. Wie bei der Anzahl Topliga-Spiele liegen auch in dieser Wertung Sion und GC an dritter und vierter Position. Es sind nach FCB und YB die Klubs mit der meisten Auslanderfahrung auf hohem Niveau im Kader. Das sich in starker Form befindliche Lausanne-Sport hat so gut wie keine Länderspielerfahrung. Die Leistungsträger der Waadtländer stammen vorwiegend aus Ländern mit einem guten Nationalteam und sind in diesen etwas unter dem Niveau ihrer Landesauswahl anzusiedeln. Dies hat unter anderem den Vorteil, dass Coach Ludovic Magnin in Länderspielpausen jeweils fast mit dem ganzen Kader arbeiten kann.

Die Spieler des aktuellen Young Boys-Kaders haben zusammengezählt 63 Nationale Meistertitel im In- und Ausland gewonnen. Unter anderem dank sechs YB-Meisterschaften in den letzten sieben Saisons. Die Gesamtzahl der Meistertitel des FCB-Kaders sind mit 27 aber ebenfalls beachtlich. Der FC Winterthur liegt auch in dieser Wertung an dritter Stelle. Luzern- und Servette-Spieler haben so gut wie keine Erfahrung darin Meistertitel zu gewinnen. Sie sind deshalb aber auch vielleicht umso hungriger. Speziell bei Servette ist das Ziel Meisterschaft ein offenes Geheimnis.

Lugano holt aus seinen durchschnittlichen Mitteln viel heraus

Die Verteilung der gewonnenen Cup-Titel ist zwischen den Super League-Kadern ausgewogener verteilt. Servette als Schweizer Cupsieger 2024 liegt nach YB an zweiter Position. Der FC Sion hat seinen letzten Cup vor einem Jahrzehnt (2015) gewonnen, scheint aber bei der Rekrutierung von neuen Spielern speziell auf ihr Cup-Palmarès zu achten.

Im neuesten Marktwert-Update auf transfermarkt.ch haben diesen Winter der FC Basel und noch mehr Lugano einen grossen Sprung nach oben in die Nähe von YB gemacht. Der FCZ liegt gemäss Einschätzung der Transfermarkt-Community auf der Höhe von SIon, GC und Yverdon bezüglich Marktwerte in der “Abstiegsregion“. Lugano gibt zwar etwas mehr Geld für Transfers aus als die sich diesbezüglich im mittleren Bereich befindlichen Teams wie Luzern oder FCZ, die eingesetzten Mittel der Tessiner sind aber weniger als die Hälfte dessen was YB und weniger als 20% dessen was der FC Basel ausgibt. Trotzdem wird der Marktwert des Teams praktisch gleich hoch eingeschätzt wie derjenige des FC Basel. Die Tessiner holen also mit sehr viel weniger Mitteln fast gleich viel heraus, was für die Qualität der Arbeit im Transferbereich und auch in der kontinuierlichen und strukturierten Entwicklung ihrer Spieler spricht. Lugano hat das Durchschnittsalter seines Kaders zuletzt signifikant gesenkt, liegt aber diesbezüglich immer noch eher im mittleren Bereich, profitiert bezüglich Marktwerte also nicht vom Jugendfaktor. Die jüngsten Kader der Liga sind Luzern, FCZ und FCB.

Beispiel Winterthur: viel Super League-Erfahrung ist nicht zwingend ein Erfolgsrezept

Der FC Winterthur hat den ältesten Kader vor Sion und Servette – und auch denjenigen mit der meisten Super League-Erfahrung! Diesbezüglich liegt Winterthur vor YB und Servette. Der FCW ist das einzige Team bei welchem die Schweizer Spieler in der Mehrheit sind. Schon seit Jahren spielen bei Winterthur fast ausschliesslich Einheimische, ähnlich wie beim FC Thun. Es ist ein Kader mit vielen langjährigen Super League-Spielern wie Fabian Frei, Luca Zuffi, Roman Buess, Musa Araz, Basil Stillhart, Silvan Sidler oder Matteo Di Giusto. Bei Lausanne-Sport beispielsweise stellt Captain Olivier Custodio als langjähriger Super League-Spieler eine Ausnahme dar. Die lokalen Spieler sind entweder Junge aus dem eigenen Nachwuchs oder wurden aus der Challenge League heraufgeholt. Die Beispiele zeigen, dass Super League-Erfahrung kein Erfolgsrezept in der Super League darstellt. Die Leistungen vieler Mannschaften werden stark von aufstrebenden Spielern getragen, die “von unten“ kommen.

290 Super League-Tore haben die Akteure im YB-Kader zusammengezählt bisher erzielt. Dahinter folgen Winterthur, Sion und Lugano. Der FC Basel liegt diesbezüglich im Mittelfeld obwohl er mit Albian Ajeti und Kevin Carlos gleich zwei frühere Super League-Topskorer in seinen Reihen hat.

Der FC Zürich siedelt sich bei den in diesem Artikel untersuchten Messgrössen mehrheitlich im unteren Mittelfeld, bei einzelnen im oberen Mittelfeld an. Er ist bei keinem Kriterium an der Spitze mit dabei. Der Marktwert des Kaders ist praktisch gleich tief wie derjenige des diesbezüglich Zweitletzten Yverdon. Die Verpflichtung von Steven Zuber hat nichts daran geändert, dass der FCZ bezüglich Anzahl Topliga-, Champions League- und Länderspiele im Vergleich mit den Ligakonkurrenten insgesamt im mittleren Bereich liegt. Zusammenfassend ist die aktuelle Ausgeglichenheit an der Ligaspitze überraschend. YB und FCB müssten der Konkurrenz eigentlich weit voraus sein. Lugano und Servette arbeiten mit ihren durchschnittlichen Mitteln sehr effizient und konnten mittelfristig ihre Erfolge im Schweizer Cup und Europacup nutzen, um auch in der Meisterschaft noch kompetitiver zu werden.

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