Frage der Woche: Ist das frühe Cup-Ausscheiden gegen einen Unterklassigen für den FCZ Ausgabe 20/21 ein schlechtes Omen?

Von den zehn letzten Absteigern (Vaduz und FCZ ausgenommen) schieden gemäss Statistik von Züri Live-Experte Toni Gassmann die Hälfte in der Abstiegssaison früh gegen einen Unterklassigen aus dem Cup aus.

Toni Gassmann auf Züri Live zur Cup-Statistik der Super League-Absteiger

Frage der Woche: Ist das frühe Cup-Ausscheiden gegen einen Unterklassigen für den FCZ Ausgabe 20/21 ein schlechtes Omen?

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Titellose Saison der Academy – Dani Gygax im Interview nach verlorenem U16-Cupfinal

Die FCZ U16 der Coaches Gygax und Ramadani verliert den Cupfinal in Biel gegen Favorit Luzern mit 0:2 – beide Treffer erzielt Nationalspieler Tyron Owusu. Somit geht die FCZ Academy diese Saison auf nationaler Ebene leer aus, wenn man davon absieht, dass Ercüment Sahins U17 das beste Team seines Jahrgangs war und in der Abschlusstabelle knapp hinter St. Gallens U18 auf U17-Stufe auf dem Zweiten Platz landete. Die physisch stärkeren Innerschweizer, welche bereits den Meisterschafts-Halbfinal gegen den FCZ gewonnen und danach Basel im Final mit 2:1 geschlagen hatten, dominierten die 1. Halbzeit, allerdings ohne zu vielen Tormöglichkeiten gegen die sich zurückziehenden Zürcher zu kommen. Fast als Einziger gefährlich wurde der zu Borussia Dortmund wechselnde  Luzerner Stürmer Bradley Fink zwei Mal im FCZ-Strafraum und traf dabei ein Mal den Pfosten. Ansonsten agierte Gianni De Nitti im Zürcher Tor sicher, bis in der 39. Minute nach ungenügender Defensivarbeit von FCZ-Flügel Sehar Etemi Luzerns Tyron Owusu in den Strafraum vordringen und sich zum 1:0 “durchzuwursteln“ vermochte.

FCZ-Captain Selmin Hodza musste in der Pause verletzungsbedingt in der Kabine bleiben. Der für ihn eingewechselte Stürmer Daris Sabotic vermochte schon nach wenigen Sekunden mit einer Topchance im gegnerischen Strafraum nach Vorlage von Mehmet Yigit ein Zeichen zu setzen. Diesem vielversprechenden Wiederbeginn folgte aber nur eine Minute später ein herber Dämpfer, als Owusu nach einer Freistossflanke per Kopf zum 2:0 traf. In der Folge kam der FCZ, der mit Dominik Fleischli schon früh einen weiteren Stürmer einwechselte, zu mehr Ballgewinnen in der gegnerischen Hälfte und Chancen im gegnerischen Strafraum, aber der Luzerner Keeper Pascal Loretz war unter anderem beim Abschluss von Ardi Morina nach Hereingabe des schnellen Silvan Schiess aus kurzer Distanz reaktionsschnell auf dem Posten. In der Schlussphase liess Luzern dann nichts mehr anbrennen. Sofort im Anschluss der Partie stellte sich FCZ-Trainer Dani Gygax den Fragen von Züri Live und strich dabei bei seinem Team vor allem die Steigerung in der Rückrunde nach einem „guten Trainingslager“ heraus:

Luzern U16 – FCZ U16 2:0 (1:0)

Tore: 39. Owusu 1:0; 47. Owusu (Ru. Dantas) 2:0.

Luzern:  Loretz; A. Willimann, Bucher, Huwyler, Amdebrhan; Owusu (81. Lokaj), M. Willimann, Rupp (74. Bieri); Löpping (64. Berisha), Fink, Ru. Dantas (90+1 Von Euw).

FCZ: De Nitti; Hodza (46. Sabotic), Curic, Hoti, Kunz; Yigit (72. Revel), Morina (58. Fleischli), M. Reichmuth; Etemi (79. Jakovljevic), Hanke, Schiess.

 

 

Adi Winter kämpft sich zum Siegtreffer / FCZ – SC Kriens 2:1 Analyse

Im Eishockey, wo häufig die (mehrheitlich Heimteam-nahen) Journalisten bzw. Funktionäre die Best Player festlegen, wird gerade beim Auswärtsteam sehr häufig der Torhüter gewählt. Damit soll indirekt ausgedrückt werden: «eigentlich waren wir das bessere Team, aber der gegnerische Torhüter hatte halt einen guten Tag». In der Züri Live-Bewertung wurde nun beim eigenen Team nach der 0:2-Niederlage in Bern (Brecher) mit Andris Vanins zum zweiten Mal seit Jahresbeginn der Torhüter zum MVP, nachdem dies zuvor im Herbst nie der Fall gewesen war.

Auch in diesem Fall kann das indirekt als Negativvotum für die Feldspieler interpretiert werden. Wobei man da differenzieren muss. Adrian Winter kämpfte von der ersten bis zur letzten Minute und wurde zurecht mit dem Siegtreffer belohnt. Mirlind Kryezius Erste Halbzeit war seine bisher klar beste Saisonleistung mit starker Antizipation im Mittelfeld, guten Ersten Bällen nach vorne und wichtigen Rettungsaktionen hinten. Unter anderem ging das 1:0 Khelifis in der 16. Minute vom waschechten Zürcher Innenverteidiger aus. In der Schlussphase liess er sich dann in zwei Aktionen aber ebenfalls noch von der allgemeinen Nervosität etwas anstecken.

Ähnlich Toni Domgjoni (zur Pause angeschlagen ausgewechselt), der eigentlich eine gute Erste Halbzeit zeigte bis zu seinem Doppelfehler, der zum Eckball zum 1:1 führte. Bei diesem war für einmal nicht der Bangura-Gegenspieler Wiget, sondern Rüegg-Gegenspieler Chihadeh per Kopf erfolgreich. Was nicht heisst, dass Umaru Bangura im eigenen Strafraum nun souverän auftrat – nach einem Duell gegen Chihadeh hätte es Penalty für Kriens geben müssen und auch einer der Zweikämpfe mit Wiget war nicht ganz astrein. Benjamin Kololli (wie gegen Luzern mit Züri Live-Note «1») startete ins Spiel mit zwei zu nonchalant umgesetzten Abschlüssen im gegnerischen Strafraum und brachte in der Folge wie schon gegen Luzern den Gegner mit einer Reihe von unnötigen Ballverlusten nach rund einer Viertelstunde, die der FCZ dominiert hatte, ins Spiel.

Nach einem relativ soliden Beginn in die Saison holte sich der Waadtländer die erste ungenügende Bewertung beim Auswärts-Spiel in Leverkusen (4) ab. Seither gab es in 13 Partien gleich 9 ungenügende Noten. Nur in den beiden Derbies vermochte Kololli in diesem Zeitraum eine ordentlich bis gute Leistung zu zeigen und prompt wurden diese dann auch gewonnen. Auch Neuverpflichtung Grégory Sertic unterliefen gegen Kriens neben dem ein oder anderen guten weiten Ball zu viele Unkonzentriertheiten, bis er in den Schlussminuten mit seinem Stellungsspiel dann doch noch genauso wie der eingewechselte Stürmer Assan Ceesay entscheidend mithalf, den Vorsprung über die Zeit zu bringen.

FCZ – SC Kriens 2:1 (1:1)

Tore:  16. Khelifi (Domgjoni) 1:0; 43. Chihadeh (Siegrist) 1:1; 83. Winter (Odey).

FCZ: Vanins; Rüegg, Bangura, M. Kryeziu, Kharabadze; Sertic, Domgjoni (46. H. Kryeziu); Khelifi, Winter, Kololli (46. Ceesay); Odey (86. Maxsø).

SC Kriens: Osigwe; Urtic, Elvedi, Fanger, Mijatovic; Siegrist, Sadrijaj, Wiget (73. Cirelli), Costa; Sukacev (66. Rüedi); Chihadeh (80. Sulejmani).

 

Der SC Kriens – daheim wie das Kaninchen, auswärts wie die Schlange

Den SC Kriens daheim im Letzigrund im Cup-Viertelfinal empfangen zu können, war für viele Fans des FCZ das Wunschlos. Doch wäre es nicht besser gewesen, auswärts in Kriens antreten zu können oder gar in Bern gegen den BSC Young Boys? Der FCZ spielte bisher einmal gegen die Innerschweizer im Cup und gewann in der Saison 2007/2008 im Achtelfinal auf dem Kleinfeld nach zwei Toren von Hannu Tihinen und einem Treffer von Raffael in der Nachspielzeit 3:0, nachdem es zur Pause noch 0:0 gestanden hatte. Marco Schönbächler war damals schon dabei und auf Krienser Seite der Verteidiger Daniel Fanger. Doch es gibt auch noch ernsthaftere Argumente, Kriens könnte auswärts stärker sein als daheim.

Genau wie in der Super League mit dem Neuchâtel Xamax FC, dem BSC Young Boys und dem FC Thun, so haben auch in der Challenge League mit dem FC Wil, dem FC Schaffhausen und dem SC Kriens drei Clubs ihre heimische Arena mit einem Kunstrasen ausgestattet. Im Falle von Kriens spricht man zwar nicht von der Arena oder vom Park sondern wortwörtlich vom Kleinfeld. Aber anders als bei den beiden Clubs im nordöstlichen oder östlichen Teil des Landes hatten die Zentralschweizer in dieser Saison bisher grösste Probleme, überhaupt einmal ein Meisterschaftsspiel daheim zu gewinnen.

Besonders beim FC Schaffhausen, teilweise auch beim FC Wil spielen richtige Kunstrasenspezialisten mit: technisch starke, körperlich eher kleinere, schnelle und wendige Spieler. Das ist wohl ein wichtiger Grund für den recht klaren Unterschied in den Heim- und Auswärtsbilanzen dieser beiden Clubs. Pikantes Detail dazu: Die beiden bisher einzigen Siege auswärts holte der FC Schaffhausen in Wil und Kriens auf Kunstrasen.

Ganz anders sieht das beim SC Kriens aus. Während auswärts aus elf Spielen 15 Zähler resultierten, sammelte man daheim aus ebenfalls elf Spielen nur gerade sieben Punkte und steht damit an letzter Stelle der Heimtabelle. Allerdings fanden die ersten drei Heimspiele in der Swisspor-Arena in Luzern auf Naturrasen statt. Der erste Heimsieg überhaupt resultierte erst im zehnten Versuch vor 19 Tagen gegen den FC Winterthur, der hinten und vorne Geschenke verteilte. Warum ist der heimische Kunstrasen bisher für den SC Kriens noch kein Vorteil gewesen? Die Innerschweizer haben noch kein spezielles Kader für Spiele auf Kunstrasen aufgebaut oder zusammengestellt. Sie überlassen dazu dem Gegner eher den Ball, schalten aber nach der Eroberung schnell um, was auswärts einfacher funktioniert als daheim. Dazu wird der Club auch immer wieder unterschätzt, auswärts noch viel mehr als daheim.

Mit dem SC Kriens steht eine eingespielte und engagierte Mannschaft auf dem Platz, die jederzeit auf ihre Möglichkeit lauert und von Trainer Bruno Berner bestens vorbereitet scheint und gemessen an den bescheidenen Möglichkeiten fast immer das Maximum herausholt. Beim Betrachten sämtlicher, 31 geschossenen Tore und 37 kassierten Gegentreffern in der Meisterschaft fallen bestimmte, häufige Entstehungsweisen auf. Da sind in erster Linie ausgeprägte Stärken jedoch auch Schwächen nach Standards (10:13). Also beinahe jedes dritte Tor mit Krienser Beteiligung fällt in Momenten nach schnellen Einwürfen, Eckbällen, Freistössen oder Penaltys. Im offensiven Bereich bei indirekt erzielten Toren aus Standards verteilen sich fünf Treffer auf verschiedene Spieler aus allen Mannschaftsteilen. Fünf Tore allein erzielte Nico Siegrist mittels Penalty oder direktem Freistoss. Erstaunlich in der Bilanz der Entstehung der Tore ist aber etwas, das Aufschluss gibt über eine andere Fähigkeit; zuzubeissen, wie eine giftige Schlange, schnell und unerwartet. Denn bei Ballverlusten vor dem eigenen Tor bzw. Balleroberungen vor dem gegnerischen Tor steht das Torverhältnis 7:3. Ohne ein komplett systematisches Pressing der ganzen Mannschaft aufzuziehen, gelingt es den Kriensern trotzdem sehr häufig, in der vordersten Zone mit Hilfe von einem, zwei oder drei Akteuren dem Gegner den Ball abzujagen und danach ein Tor zu erzielen, besonders auf fremdem Platz. Fast ein Viertel der eigenen Treffer fallen so, was ein sehr hoher Wert bedeutet. Selber ist man in der umgekehrten Situation viel vorsichtiger und kompromissloser und lässt nur etwa jedes zwölfte Gegentor auf diese Weise zu.

Eine spezielle Schwäche der Innerschweizer besonders daheim war so wie das erstarrende Verhalten des Kaninchens vor der Schlange trotz oder gerade, weil man in Front lag. So kassierte man mit einem Mann mehr nach einer 2:0-Führung gegen den FC Vaduz in der 87. Minute noch den Ausgleich. Gegen Leader Servette FC vergab man beim Stand von 2:1 oder auch schon vorher manche Grosschance und verlor gar durch Tore von Mychell Chagas in der Nachspielzeit zum 2:2 in der 91. Minute und zum 2:3 in der 94. Minute. Auch gegen den FC Winterthur vergab man eine recht frühe Führung. Und das 1:2 durch Ousmane Doumbia fiel in der 84.Minute. Der SC Kriens hatte daheim also oft Angst vor dem Sieg, stand zu tief und fand die Balance zwischen Defensive und Offensive nicht mehr ganz.

Es fällt zudem auf, dass der SC Kriens von seiner linken Abwehrseite bisher eindeutig mehr Flanken oder Pässe zu Gegentreffern zulassen musste, als von rechts, sowohl auswärts, wie auch daheim.

Zu den Torhütern ist festzuhalten: In der Meisterschaft spielten Simon Enzler (21) und Sebastian Osigwe (24) je elf Spiele. Enzler ist speziell stark, wenn ein Angreifer mit dem Ball allein auf den Keeper zulaufen kann. Hinzu kommen Schnelligkeit und Beweglichkeit auf der Linie. Probleme haben beide Keeper noch bei hohen Flanken mit Freistössen und Eckbällen. Osigwe kassierte in Chiasso allein in einem Spiel drei Tore nach indirekt ausgeführten Freistössen. Besonders ärgerlich war der Ausgleich zum 3:3 in der 92. Minute.

Interessant ist, dass die Akteure des SC Kriens bisher pro Spiel weniger als zwei gelbe Karten kassierten, was in der Challenge League ein unterdurchschnittlicher Wert ist. Nur beim Saisonauftakt in Lausanne übertrieb es mit Nico Siegrist ein Krienser etwas mit seinem Einsatz. Er bekam dadurch die gelbrote Karte gezeigt. Trotzdem ist er in der gut funktionierenden Mannschaft der herausragende Spieler und wichtigste Taktgeber, wirkt dabei fast immer ganz rechts vom Flügel in der Mittelfeldreihe aus, Er stellt vom Typ her den hellwachen und ausgekochten Grümpelturnier-Kicker dar, welcher vom Festzelt direkt auf den Platz kommt, dort im besten Sinn alles tut für seine Mannschaft, alle Mitspieler mitreisst, aber auch auf dem Platz Spass hat und diesen auch verbreitet und nach dem Match wieder im Festzelt eintaucht, so Spiel für Spiel nimmt bis zum Sieg im Final oder eher noch bis zum Ende der Siegesfeier mit den Kollegen.

Siegrist galt mit 17 Jahren beim FC Luzern als hoffnungsvolles Talent. Schon vor seinem zwanzigsten Altersjahr hatte er 39 Super League-Spiele absolviert und dabei sechs Tore geschossen. Nach einem Wechsel zum FC Aarau, danach zur AC Bellinzona mit wenigen Einsätzen kam er nochmals für fünf Spiele zum FC Luzern zurück und erkannte, dass er es wohl ohne grosse Abstriche in der Lebensführung nicht zur absoluten Spitze schaffen würde. Beim FC Biel kam die Freude auf dem Platz zurück. Dort spielte der Stürmer in einer talentierten Mannschaft unter anderem mit Antonio Marchesano, Benjamin Kololli und Myrlind Kryeziu zusammen, bis der Club Konkurs anmelden musste. Danach wechselte Siegrist im Sommer 2015 zurück in die Innerschweiz zum SC Kriens in die Promotion League, aus welcher der Club nach der dritten Saison mit Siegrist den Aufstieg schaffte. Seine Bilanz dabei: 88 Spiele, 34 Tore. Nico Siegrist fühlt sich beim Club auch darum wohl, weil er als Teilzeitprofi einerseits ebenso teilzeitlich als Lehrer arbeiten und andererseits auch einmal ein Bier trinken kann, ohne dass danach der Trainer oder die Medien sogleich ein Theater daraus machen.

Diese Freiheit stärkt Siegrist in seinem Verantwortungsgefühl. Auf dem Platz trifft er beinahe instinktiv fast immer die richtige Entscheidung und das ganz stark im Dienst der eigenen Mannschaft. Ob zu dribbeln, zu passen oder zu schiessen besser sein könnte, Siegrist wählt fast immer die Lösung, die den grössten Erfolg bringen wird, ist gedanklich sehr präsent, ja überdurchschnittlich stark vorausdenkend und handlungsschnell. Er setzt jedem Ball nach, selbst auf der Grundlinie. Die Kollegen wissen das und bereiten sich mit ihrer zahlreichen Präsenz im gegnerischen Strafraum entsprechend auf ein mögliches seitliches Zuspiel nahe vor das Tor vor. Auf diese Weise überraschte man kürzlich den favorisierten FC Winterthur gleich zweimal kurz nacheinander, was dann zum erwähnten ersten Heimsieg reichte. Siegrists Bilanz in der aktuellen Meisterschaft: 21 Spiele, 13 Tore, 8 Assists, also 21 direkte Torbeteiligungen bei 31 Toren der ganzen Mannschaft. Er ist in der ganzen Challenge League für eine Mannschaft der wichtigste Einzelspieler. Siegrist ist äusserlich alles andere als ein glamouröser Typ. Er spielt extrem effektiv jedoch nicht speziell effektvoll. Aber seine Leistung beim SC Kriens hat etwas Glamouröses. Sein Torjubel, oft im Sprint mit erhobenem Arm und ausgestrecktem Zeigfinger führt Siegrist manchmal am gegnerischen Torhüter oder Trainer vorbei oder auf den eigenen Trainer zu, um im kurzen Erfolgsrausch noch etwas Kleines zu bereinigen.

Trainer Bruno Berner verspricht für den Cup-Viertelfinal heute Abend im Letzigrund eine Krienser Mannschaft, die kämpfen wird bis zum Umfallen und dem Favoriten auswärts alles abverlangen wird. Der Trainer der Innerschweizer wird das Spiel von der Tribüne aus verfolgen, nachdem er in Rapperswil-Jona, beim überzeugenden 4:1-Auswärtssieg (drei Treffer von Saleh Chihadeh) im Achtelfinal reklamierend die Coachingzone übertreten hatte und von Schiedsrichter Luca Gut dort schon auf die Tribüne verwiesen wurde.

 

Déjà Vu an der Sihl / Red Star – FCZ 2:3 Analyse & Highlights

Trainer Ludovic Magnin hatte nicht zu viel versprochen, als er ankündigte, man werde den Achtelfinal gegen Red Star genauso ernst nehmen wie jedes andere Spiel, obwohl es gleich neben dem eigenen Trainingsplatz stattfand. Zumindest war dies in der ersten halben Stunde so. Der FCZ zeigte da wirklich einen äusserst fokussierten und erfreulichen Auftritt. Spätestens mit Beginn der Zweiten Halbzeit schlich sich allerdings beim ein oder anderen Spieler der Schlendrian ein. Beipielhaft für die Leistungskurve der ganzen Mannschaft war Flügelspieler Salim Khelifi. der gut begann, nach der Pause stark abbaute und sich dann in der Schlussphase nochmal etwas aufrappeln konnte, als wie schon beim 4:2-Sieg bei Breitenrain Roberto Rodriguez stark mit dafür verantworlich war, die «Kugel» möglichst lange möglichst weit vom eigenen Gehäuse wegzuhalten.

Hakim Guenouche kam zu seinem ersten Wettbewerbsspiel in der 1. Mannschaft und bereitete mit einem seiner Tempoläufe in die Tiefe das 3:0 durch Assan Ceesay (dessen zweites Tor an diesem Abend) in der 27. Minute vor. Guenouche war auch einer derjenigen, die in der 2. Halbzeit um jeden Ball kämpften. Dazu gehörte während der ganzen Partie definitiv auch Adrian Winter, der sich die Züri Live-MVP-Auszeichnung gegen seinen Ex-Klub Red Star redlich verdiente. In der 1. Halbzeit war der Zürcher Sturmpartner von Assan Ceesay und wechselte für den zweiten Durchgang auf die Rechtsverteidigerposition, als Marco Schönbächler für den Rechten Flügel eingewechselt wurde und Stephan Odey von der Rechten Seite in die Spitze wechselte. Zum ersten Mal in einem Wettbewerbsspiel in der Startaufstellung stand zudem der 17-jährige Simon Sohm, eines der grössten Talente aus dem FCZ-Nachwuchs.

Red Star spielte lange Zeit in einer defensiveren Ausrichtung als in der Meisterschaft üblich, blieb aber angeführt von Captain Jan Hartmann immer mit schnellen Gegenstössen, bei welchen die «Zweite Welle» jeweils zügig nachrückte, gefährlich. Nach Breitenrain spielte der FCZ an der Sihl im Cup zum zweiten Mal hintereinander gegen einen Top-Amateurklub mitten in einer belebten Stadtlandschaft und die Partie verlief praktisch identisch mit einer schnellen 3:0-Führung und dem Zittern am Schluss. Zum Viertelfinal Ende Februar empfängt der FCZ nun im Letzigrund den SC Kriens, das aktuell zweitbeste Auswärtsteam der Challenge League, welches im Achtelfinal (natürlich auswärts!) den FC Rapperswil-Jona gleich mit 4:1 bezwingen konnte.

Red Star – FCZ 2:3 (0:2)

Tore: 2. Khelifi 0:1; 8. Ceesay (Khelifi) 0:2, 27. Ceesay (Guenouche) 0:3, 36. Gashi (Hartmann) 1:3; 64. Graf (Thalmann) 2:3.

Red Star: Beeler; Hartmann (61. Durand), Benzlar, Schnidrig, Scherrer, Thalmann (75. Ribeiro); Gashi, Steiger; F. Janett, Baillargeaut (61. Eid), Graf.

FCZ: Vanins; Rüegg (46. Schönbächler), Nef, M. Kryeziu, Guenouche; Odey, Sohm (90.+2 Maouche), H. Kryeziu, Khelifi; Winter, Ceesay (64. Rodriguez).

Derby daheim – das erwartet den FCZ auf der Allmend Brunau

Seit 12 Jahren ist die Allmend Brunau das Zuhause der 1. Mannschaft des FC Zürich. Täglich legen die Spieler und der Staff den Weg von den Garderoben in der Saalsporthalle auf den für sie reservierten Platz der Anlage zurück. Vorbei an Hündelern, Joggern, Spaziergängern oder Modellfliegerenthusiasten. Die als Provisorium gedachte Lösung ist mittlerweile trotz allem auch etwas Heimat geworden. Am Matchtag verschiebt sich der Klub-Tross dann jeweils in den Letzigrund zu den Fans. Heute hingegen werden tausende Fans bei der 1. Mannschaft an der Türe klingeln und sich in deren Wohnstube breit machen. Das Cup-Derby gegen Red Star findet auf dem Hauptplatz des Erstligisten statt, der direkt an den FCZ-Trainingsplatz angrenzt.

Umso wichtiger wird es sein, diese Partie positiv zu gestalten, denn an den Ort des Geschehens werden die Spieler auch danach wieder täglich zurückkommen. Und Teil der Erinnerungen an diesen Ort wird immer das heutige Cupspiel bleiben. Red Star Zürich teilt nicht zufällig sowohl den Namen wie auch Logo und Klubfarben mit dem Red Star FC aus Paris, einem der ältesten und traditionsreichsten Französischen Fussballklubs. Unter anderem war dieser Verein von Fussballpionier Jules Rimet mitbegründet worden: der Mann, nach welchem der erste WM-Pokal benannt worden war, den Brasilien nach ihrem dritten Titel 1970 mit nach Hause nehmen konnte.

Zusätzlich speziell ist die Partie für Adi Winter, der bei Red Star vor 13 Jahren den Schritt von den Junioren in den Erwachsenenfussball gemacht hat. Red Star gilt als bester Schweizer Amateurklub der Geschichte, führt der Klub doch die Ewige Tabelle der 1. Liga an und hatte immer eine grosse und erfolgreiche Juniorenbewegung. Red Star ist ausserdem der wichtigste Partnerklub des FC Zürich. Nicht überraschen kann daher, dass in der «Stadionbeiz» «Kafi Usglich» Autogrammkarten der FCZ-Idole Alain Nef, Marco Schönbächler und Adi Winter neben einem Red Star-Wimpel hängen.

Den FCZ wird von der Spielweise her ein ähnlicher Gegner erwarten, wie am Sonntag St. Gallen. Red Star ist offensiv ausgerichtet und versucht häufig in der gegnerischen Hälfte mit schnellem Umschaltspiel Überzahl zu schaffen. Es fallen viele Tore auf beiden Seiten, da dementsprechend der Gegner meist auch die Gelegenheit bekommt, bei eigenen Konterangriffen Lücken vorzufinden. Allerdings müssen diese schnell und konsequent genutzt werden, denn Red Star betreibt ein sehr laufintensives und solidarisches Spiel, das attraktiv anzusehen ist. Captain Jan Hartmann ist in der mit Tempo nach vorne stürmenden Truppe das defensive Gewissen und für die Balance im Team unabdingbar. Die Mannschaft ist offensiv schwierig auszurechnen, da man im Kollektiv in einer Art „Hurrafussball“ nach vorne spielt und grundsätzlich alle Stürmer und Mittelfeldspieler torgefährlich werden können. Die grosse Frage ist, ob Red Star gegen den FCZ gleich spielen wird, wie immer – oder werden sie ihren Spielstil etwas anpassen?

Der Verlauf der Aufstiegsspiele in die Promotion League Ende Mai/Anfang Juni geben einen Eindruck wie Matches mit Red Star-Beteiligung laufen können: Favorit YB II führt auf der Allmend Brunau klar mit 4:1, als Red Star in der Schlussphase durch den eingewechselten Giovanni La Rocca (heute Wohlen) noch auf 3:4 herankommt. Im Rückspiel im Stade de Suisse vermasselt Red Star dann die Aufstiegshoffnungen der Berner gleich mit einer 4:0-Klatsche. Danach geht es gegen den Traditionsklub Bellinzona (mit vielen Spielern mit Profierfahrung in ihren Reihen) um die Wurst – wieder führt der favorisierte Gast auf der Allmend kurz nach der Pause mit 3:1, was Red Star bis zum Schlusspfiff aber noch in ein 4:3 zu drehen vermag, nachdem bei den Tessinern der ehemalige FCZ-Akteur Tito Tarchini in der 64. Minute mit Rot vom Platz muss. Im Stadio Comunale bringt der mittlerweile wieder zum FCZ zurückgekehrte Marc Figueiredo die Aussenseiter aus Zürch früh gar mit 1:0 in Führung, nur um dann etwa anderthalb Stunden später trotzdem Bellinzona nach einem 1:5 zum Aufstieg gratulieren zu müssen. Auch in der aktuellen Saison unter dem neuen Trainer Simon Roduner (Ex-Höngg) spielt Red Star wieder an der 1.Liga-Spitze mit beinahe drei erzielten Toren pro Partie.

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