FCZ mit Schättin auf Links / Lausanne-Sport – FCZ Aufstellungen

Beim FCZ erhält Tobias Schättin im wichtigen Auswärtsspiel in Lausanne eine Chance von Beginn links hinten (Fidan Aliti ist gesperrt). Alternative Fabian Rohner soll wieder als Einwechselspieler für Dampf sorgen. Der bei seinen Teileinsätzen gut spielende Lindrit Kamberi beginnt ebenso als Ersatz. Auf der Bank sitzen zudem Seiler, Dzemaili, Ceesay, Winter und Kostadinovic. Der zweite gesperrte Spieler bei den Zürchern ist Aiyegun Tosin.

Der FCZ hat sein zweites Super League-Auswärtsspiel der Saison in der nahegelegenen Pontaise gespielt und deutlich verloren. Seither hat es zu Hause gegen den gleichen Gegner einen Heimsieg und ein Unentschieden gesetzt. Der Letzigrundklub tritt als letzter Super League-ist erstmals in der neuen Tuilière an. Bei Lausanne sind Flo und Nanizayamo zu den verletzten Spielen hinzugekommen. So beginnt der junge Marc Fred Tsoungui bei den Waadtländern in der Dreierabwehr.

Kololli-Comeback bei unverdientem Punkt für beide Teams / FCZ – Lausanne-Sport 1:1 in der Züri Live-Analyse

Spiel, Gegner und Taktik

Als Yannick Brecher nach dem Lugano-Spiel in einem Interview davon sprach, nun „eine Serie starten zu wollen“, überkam uns bei Züri Live bereits ein mulmiges Gefühl. Solche Sprüche lassen bei ihm und seinem Team nie etwas Gutes erahnen. Es fehlt dann jeweils der hundertprozentige Fokus und Hunger einzig und alleine aufs nächste Spiel, ohne den man in dieser ausgeglichenen Liga keine Partie gewinnen kann – und so wirkte insgesamt der Auftritt gegen Lausanne-Sport dann auch. Vor allem gibt es nun wirklich überhaupt keinen Grund für übertriebenen Optimismus: gegen die Waadtländer hat der FCZ im fünften Spiel in Folge die schlechteren Torchancen als der Gegner gehabt – vor diesem Hintergrund sind die in dieser Zeitperiode errungenen fünf Punkte durchaus noch positiv zu werten.

„Das Umsverreckä hätt hütt gfählt“ – FCZ-LS 1:1 Kommentare

Der FCZ beginnt die Partie matt. Lausanne-Sport zieht aber seinerseits ebenfalls keinen guten Tag ein. Und so endet eine Partie, die keinen Sieger verdient hatte, am Ende mit einem unverdienten Punkt für beide Teams. Zu Beginn hatte der FCZ speziell in der Person von Marco Schönbächler enorme Probleme mit dem Lausanner Aufbauspiel über die linke Waadtländer Seite. Da liess sich Aussenläufer Toichi Suzuki jeweils zurück fallen und vermochte in Verbindung mit Flo die rechte Zürcher Seite immer wieder einfach zu überspielen. Auf Lausanner Seite war lange Zeit Gabriel Barès ein grosser Schwachpunkt und auch Cameron Puertas zeigte sich im Letzigrund weit von seiner Bestform von vor ein paar Wochen entfernt. Barès war es denn auch, der bei einer weiteren klasse Vorarbeit von FCZ-Leistungsträger Antonio Marchesano zum 1:0 in der 12. Minute durch Blaz Kramer wenig mehr als staunender Zuschauer gewesen war.

Personalien

Toni Domgjoni (7) – Ist erneut der Spieler, welcher nach einem Erfolgserlebnis (diesmal das Führungstor) sofort aufdreht und versucht, nachzusetzen. Hält das Zentrum zusammen mit Doumbia gut zusammen.

Ousmane Doumbia (10) – Ist während 90 Minuten defensiv und offensiv omnipräsent, hat sich in den letzten Spielen wieder gesteigert und bringt erstmals in diesem Kalenderjahr eine Top-Leistung wenn der Gegner nicht FCB heisst.

Marco Schönbächler (3) – Schönbi im Hoch nach dem Highlight in Lugano? Davon ist speziell in der 1. Halbzeit nichts zu sehen, die auf seiner Seite geprägt ist von falschem Timing, schlechtem taktischen Verhalten und einem viel zu zögerlichen Herangehen gegen den Ball. Nach der Pause gibt er sich defensiv mehr Mühe, möglicherweise auch im Hinblick auf seine wohl zum Voraus schon festgelegten Auswechslung nach einer Viertelstunde.

„Kramer für än Momänt wie in Trance“ – FCZ-LS 1:1 Highlights

Blaz Kramer (3) – Auch wenn er auf Vorarbeit von Antonio Marchesano sein fünftes Ligator erzielt: vom Slowenen kommt viel zu wenig, um selbst ein an diesem Tag nicht allzu sattelfestes Lausanne an den Rand einer Niederlage zu bringen, zu wenig zielstrebig und aufmerksam. Eine typische Szene in der 48. Minute, als er bei einem vielversprechenden Gegenstoss mit seinem gedankenlosen Laufweg die Einkreisung des ballführenden Doumbia durch die Lausanner Verteidiger geradezu herbeiführt, anstatt die gegnerische Abwehr auseinanderzuziehen und direkt die Tiefe zu suchen.

Benjamin Kololli (1) – Am 13. Dezember in Lugano hat sich Benjamin Kololli einen Muskelfaserriss zugezogen und gibt genau drei Monate später am 13. März gegen seinen Ex-Klub Lausanne sein Comeback. Der Waadtländer hat dabei trotz zwischenzeitlicher einmonatiger Winterpause 13 Ligaspiele verpasst. Positiv ist, dass er vergleichbar mit Evann Guessand beim Gegner vorne ins Spiel des FCZ Physis reinbringt. Einmal kann er sich an der Seitenlinie gut gegen Loosli durchsetzen. Ausserdem ist sein erster von zwei Eckbällen ganz ordentlich. Der Rest seines Auftrittes genügt aber bei weitem noch nicht. Der Ausgleich der Lausanner fällt unter anderem als Folge der Einwechslung Kolollis, der auf seiner Seite mehrmals hintereinander nicht konsequent genug zum Ball geht, diesen verliert und einen Freistoss verursacht, aus welchem der Treffer Guessands entsteht. Kololli lässt zudem in dieser Aktion seinen Gegenspieler Loosli völlig frei in den Zürcher Strafraum laufen. Überlegt sich bei der Mehrheit seiner Aktionen wenig, lenkt den Ball alibimässig ins Niemandsland oder stellt wichtige Passwege nicht zu.

Salim Khelifi (1) – Wie schon in den Heimspielen gegen Vaduz und Sion mit einer schlechten Benotung – somit auch ein wenig ein Symbolbild der negativen Heimbilanz. Obwohl er nur einen Kurzeinsatz leistet, ist seine Defensivarbeit nicht so konsequent wie noch in einigen seiner letzten Auftritte und auch nach vorne gelingt ihm nichts.

Telegramm

FC Zürich – Lausanne-Sport 1:1 (1:0)
Tore: 12. Kramer (Marchesano) 1:0; 66. Guessand (Bolingi) 1:1.
FCZ – Brecher; Omeragic, H. Kryeziu, Nathan, Aliti; Domgjoni, Doumbia; Schönbächler (61. Gnonto), Marchesano (79. Khelifi), Ceesay (61. Kololli); Kramer.
Lausanne-Sport – Diaw; Loosli, Jenz, Flo; Boranijasevic (69. Thomas), Barès (56. Da Cunha), Kukuruzovic, Suzuki (46. Tsoungui); Puertas; Bolingi, Guessand.

Kololli gegen Ex-Verein zurück auf dem Matchblatt: FCZ – Lausanne-Sport Vorschau und Aufstellungen

Lausanne-Sport spielt heute mit der erwarteten Aufstellung. Guessand ersetzt im Sturm den gesperrten Mahou.

Massimo Rizzo bringt gegen Lausanne-Sport Becir Omeragic wohl wieder auf der Rechtsverteidigerposition und Hekuran Kryeziu als Innenverteidiger, da Fabian Rohner weiterhin ausfällt. Benjamin Kololli ist zurück im Matchkader und beginnt auf der Ersatzbank.

Macht Schönbi den Samichlaus? Aufstellungen FCZ – Lausanne

Im Vergleich zur 1:2-Niederlage in Genf gibt es in der Aufstellung von Massimo Rizzos FCZ nur einen Wechsel: Marco Schönbächler beginnt für Assan Ceesay, der auf der Ersatzbank Platz nimmt. Somit stellt sich die Frage, wer die Position in der Sturmspitze übernimmt: Benjamin Kololli oder Aiyegun Tosin? Blaz Kramer ist verletzt gemeldet, dafür ist Nils Reichmuth wieder im Aufgebot.

Auch Lausanne-Trainer Contini nimmt nur zwei Änderungen vor. Der spielerisch und technisch interessante Gabriel Bares ersetzt den gesperrten Cameron Puertas im Mittelfeld. Und der schnelle und physisch starke Evann Guessand beginnt für Rafik Zekhnini (Ersatz).

Der grosse Nachwuchsvergleich – Beinahe 1’000 Tage Magnin, die Analyse Teil 2

In Teil 1 dieser Artikel-Serie ging es letzte Woche um die drei fundamentalen Probleme, mit denen FCZ-Trainer Ludovic Magnin zu Beginn seiner zweieinhalbjährigen Ära konfrontiert war und die entscheidende Rolle des 98er-Jahrgangs beim Trainerwechsel von Forte zu Magnin: Hier gehts zu Teil 1. Der heutige Zweiten Teil liefert einen grossen Vergleich der Integration von Talenten in die 1. Mannschaft der sechs wichtigsten Schweizer Academies im letzten Jahrzehnt. Wie hat sich der FCZ im Vergleich entwickelt? Welchen Einfluss hatten Trainer, Sportchefs und Präsidenten in den einzelnen Klubs auf die Entwicklung?

Der Generationenwechsel wurde beim FCZ in der Saison 16/17 durch die Strategie des sofortigen Wiederaufstieges vertagt. Als dieser dann aber ein Jahr später aufgrund der Inkompatibilität der 98er-Generation mit Fortes Spielstil und Personalpolitik immer noch auf sich warten liess, wurde die Vereinsführung schnell ungeduldig. Diese Ungeduld übersetzte sich bei Ludovic Magnin nach dessen Berufung zum Cheftrainer in Hektik: der Waadtländer versuchte alles aufs Mal umzusetzen: Generationenwechsel, komplett andere Trainingsgestaltung und Umbau der Spielphilosophie der 1. Mannschaft, so dass diese wieder stärker in Einklang mit der Vereinsphilosophie und der Academy stand. 

Der Cupfinal 2018 als Sinnbild der unterschiedlichen Strategie von FCZ und YB

Dies alles bei laufendem Spielbetrieb und nebenbei dem dramatischen Sieg im unvergesslichen Cup-Halbfinal-Derby und einer grossen Willensleistung im Wankdorf-Final in Unterzahl. Direktbeteiligte erinnern sich heute noch daran, wie heiss und geladen das Team nach einer emotional berührenden Einstimmung in das Duell gegen Meister YB gestiegen war. Abgesehen vom übermotivierten Rotsünder Sangoné Sarr zeigte jeder Spieler seine Bestleistung im FCZ-Dress. Domgjoni beispielsweise gelang bis zu seiner verletzungsbedingten Auswechslung eine Top-Leistung, Palsson wurde urplötzlich als Spezialbewacher von Hoarau zum Kopfballmonster, dem ansonsten eher unsicheren Thelander gelang die entscheidende Rettungsaktion auf der Linie und Marchesano erzielte ein Game Winning Goal, wie es ihm in dieser Art zuvor und danach nie gelungen ist.

Eine einprägsame TV-Szene aus diesem Final war der provokative Jubel des von seinem Stammverein YB «verschmähten» FCZ-Stürmer Michi Frey nach seinem 1:0-Führungstreffer vor seinem ehemaligen Trainer Adi Hütter. Was in diesem Zusammenhang kaum beachtet wurde: Hütter war eigentlich nicht der richtige Adressat für Freys Geste, sondern eher Sportchef Christoph Spycher. Frey ist ein Kind der Ära Fredy Bickel, welcher wie zuvor beim FCZ und zuletzt auch wieder bei GC ein grosses Augenmerk auf Verjüngung und den Einbau eigener Junioren legte. In den Bickel-Jahren schwang sich YB geradezu zu einem Ligavorbild in Sachen Juniorenförderung auf und bot der Spielergeneration rund um den 94er-Jahrgang mit Michi Frey, Leonardo Bertone, Florent Hadergjonaj, Yvon Mvogo und Grégory Wüthrich sehr viel Einsatzzeit.

Hütter, der von Bickel geholt worden war, führte diese Jugendförderung vorerst weiter. Erst mit dem Sportchefwechsel zu Christoph Spycher änderte sich die Berner Personalpolitik radikal. YB verlegte sich nun darauf, 20- bis 24-jährigen Profis mit Qualität, deren Karriere etwas ins Stocken geraten war, eine Plattform für einen zweiten Anlauf zu bieten. Der Erfolg der 1. Mannschaft gibt Spycher recht, aber für die eigenen Junioren war dies der Beginn einer regelrechten Eiszeit. Die grossen Sturmtalente Tushi und Touré sprangen, letzterer mit grossem Getöse, nach Basel und Newcastle ab. Auch ein Kronig, Kasongo oder Malula finden im Kader der Gelbschwarzen keinen Platz. Die Ansprüche sind heute enorm hoch – und der eigene Nachwuchs wird diesem nicht gerecht.

Sinkende Einsatzzeiten für eigene Junioren in den Saisons vor dem Abstieg

In die gleiche Richtung wie YB entwickelte sich in den letzten Jahren Servette. Seit dem Einstieg von Präsident Didier Fischer mit seiner «Fondation 1890» sind die Einsatzzeiten der eigenen Junioren in der 1. Mannschaft dramatisch gesunken. Trainer Alain Geiger hat diese Entwicklung noch akzentuiert. Zwar machte Servette genauso wie YB von den Resultaten her einen Sprung nach oben, aber gleichzeitig haben der Reihe nach Denis Zakaria, Kevin Bua, Dereck Kutesa, Jérémy Guillemenot, Lorenzo Gonzalez, Guillaume Furrer, Christopher Lungoyi, Alexandre Jankewitz und Becir Omeragic den Verein verlassen – unter anderem deshalb, weil sie anderswo bessere Einsatzchancen sahen. Zum Beispiel beim FCZ, der zusammen mit dem FCB, Lausanne-Sport und GC zu denjenigen vier aus den «Big Six» des Schweizer Fussballs gehört, die in den letzten Jahren wieder stärker auf den eigenen Nachwuchs setzen – und damit einen Gegenpol zu YB und Servette bilden. Luzern, St. Gallen, Aarau und andere Vereine haben in den letzten Jahren im Academy-Bereich stark aufgeholt, trotzdem macht langfristig der statistische Vergleich mit den anderen fünf Klubs aus den fünf grössten Schweizer Städten mit dem entsprechenden Einzugsgebiet und besten Palmarès sowohl bei Junioren wie Profis am meisten Sinn.

Und diese Statistik zeigt: unter Trainer Magnin sind die Einsatzzeiten für die FCZ-Nachwuchskräfte stark gewachsen. Innerhalb der letzten drei Saisons ist der FCZ in diesem Bereich zurück auf die Erste Position gesprungen – wieder auf gleichem Niveau wie in der Saison 12/13, als in der Anfangszeit von Trainer Urs Meier Berat Djimsiti, Josip Drmic und Oli Buff Stammkräfte waren und Davide Mariani ebenfalls viel eingesetzt wurde. Meier hatte damals mit Chermiti, Gavranovic, Drmic und Schönbächler ein spielerisch starkes Offensivquartett in guter Verfassung zur Verfügung, von welchem Alle regelmässig Tore erzielten – dazu ein Adis Jahovic als Joker. Bis heute ist es nicht mehr vorgekommen, dass der FCZ wie damals deutlich über dem Ligaschnitt Tore produzierte. Drmic war dabei sicherlich das entscheidende Zünglein an der Waage, der das noch fehlende dynamische Element in diese Sturmreihe brachte. Dieses Offensivquartett nahm mit seiner Präsenz und Ballsicherheit so viel Druck von der Defensive, dass man es sich sogar leisten konnte, mit Gajic und Kukuruzovic (beziehungsweise Mariani) ausschliesslich spielerisch und offensiv starke Sechser einzusetzen. Auch die Aussenverteidiger Benito und Koch hatten ihre Qualitäten in erster Linie im Spiel nach vorne.

Für so ein Szenario war der FCZ seither vorne sowohl qualitativ wie quantitativ zu wenig gut besetzt. Vor allem hat die Nachwuchsabteilung im Sturm seither keinen Josip Drmic mehr hervorgebracht. Die aktuelle U15 und U16 zeigen, dass man das Problem erkannt hat und daran arbeitet. Aber auf die Früchte dieser Arbeit muss man auf jeden Fall noch zwei, drei Jahre warten. Marco Schönbächler hat das Niveau von 12/13 später nicht mehr konstant erreicht. Auch Gavranovics und Chermitis Performance liess zwischenzeitlich nach. In der Abstiegssaison 15/16 war Mittelfeldspieler Buff mit acht Treffern bester Zürcher Torschütze. Jene Spielzeit war auch gekennzeichnet durch sehr wenig Einsatzzeiten der eigenen Junioren. Fehlende Blutauffrischung ist meist kein gutes Zeichen und trägt bei Mittelfeldklubs immer wieder mit zum Absturz bei. Beim FCZ hatte dieser Abwärtstrend bereits unter dem ehemaligen Academy-Trainer Meier eingesetzt und sich unter Hyypiä (und danach Forte) weiter verstärkt. Noch extremere Beispiele dafür waren Lausanne-Sport 17/18 und Servette in der Saison 12/13, die fast gar keine eigenen Junioren mehr einsetzten – und abstiegen.

GC setzt die meisten externen jungen Spieler ein

Eine scheinbare Ausnahme dieser Regel bildet GC, das seinen Eigengewächsen in der Abstiegssaison eine immerhin durchschnittliche Spielzeit zugestand. Dort war aber der auf den ersten Blick erkennbare Zickzack-Kurs das Problem des gesamten Jahrzehnts. Zuerst eine klare Jugendpolitik gepusht unter Trainer Sforza und anschliessend weitergeführt durch Forte mit einem Fast-Abstieg gefolgt von einem Fast-Meistertitel mit der Generation Zuber / Izet Hajrovic / Toko. Dann kam Michael Skibbe – und die Juniorenförderung rasselte in den Keller. Anschliessend übernahm der ehemalige Nachwuchs-Nationaltrainer Pierluigi Tami und fuhr das Ganze wieder hoch. Als nächstes warf Murat Yakin das Steuer erneut um 180 Grad herum. Der ehemalige Nati-Verteidiger ist ein Coach, welcher traditionell wenig auf die Jungen setzt. Daraufhin wurde der massvolle Jugendförderer Thorsten Fink geholt, welcher praktisch vom Nullpunkt aus wieder mehr Academy-Spieler einzubauen begann. Allerdings brachten sowohl die Achse der Routiniers, auf die man setzte, genauso wie der junge Hoffnungsträger Nedim Bajrami ihre Leistung nicht – und GC stieg ab. In der Folge nutzte man anders als der FCZ die Challenge League-Saison, um mit Pusic, Morandi, Dickenmann, Mesonero oder Fehr viele Eigengewächse als Stammspieler zu pushen – und verpasste Ende Saison den Aufstieg.

Neben dem FCZ und GC haben auch Basel und Lausanne einen klaren Kurs in Richtung stärkerem Einbau von Academy-Spielern in die 1. Mannschaft aufgenommen. Bei Lausanne sieht man seit dem Einstieg des neuen Klubbesitzers INEOS beziehungsweise dem Start der Ära Contini ein moderates Wachstum in diesem Bereich. Beim FCB hat hingegen der neue Besitzer Bernhard Burgener den von ihm und seinem damaligen Team mit Marco Streller und Alex Frei bei der Übernahme ausgerufenen Plan in die Tat umgesetzt. Die Rotblauen als ehemalige wichtige Talentschmiede (Shaqiri, Granit Xhaka, Embolo) waren in den Jahren zuvor zum Klub mit den wenigsten Einsätzen von eigenen Junioren abgerutscht, was sich unter Burgener und dessen Trainern Wicky, Koller und nun Sforza radikal geändert hat.

Berücksichtigen muss man bei der Analyse der Statistik der eingesetzten eigenen Junioren, dass diese nicht nur von der Klubpolitik, sondern auch von Schwankungen in der Qualität der Jahrgänge und von Verletzungen beeinflusst wird. So würde die Kurve unter Urs Meier wohl nicht so stark nach unten zeigen, wenn Armin Alesevic und Mike Kleiber nicht chronisch verletzt ausgefallen wären. Insgesamt hat der FCZ über die letzten zehn Jahre seinen im U21-Alter befindlichen eigenen Junioren beinahe 6’000 Minuten Einsatzzeit pro Saison ermöglicht und liegt damit an der Spitze der sechs Vergleichsklubs – vor GC und Lausanne. Am wenigsten gefördert wurde der eigene Nachwuchs in der letzten Dekade bei Servette – und dies trotz grossem Talentreservoir und langen Aufenthalten in der zweithöchsten oder gar dritthöchsten Liga, wo es viel Gelegenheit zum vermehrten Einsatz der Jungen gegeben hätte. Am zweitschlechtesten schneidet YB ab. Die negative Bilanz der letzten Jahre fällt mehr ins Gewicht, als die Juniorenförderung unter Bickel. Der FCZ liegt auch beim Anteil der eigenen Junioren an den im Profiteam eingesetzten U21-Spielern vorne – es waren über zehn Jahre hinweg mehr als zwei Drittel (68%). An zweiter Position in dieser Wertung liegt Lausanne-Sport. GC’s Quote liegt mit 47% deutlich tiefer. Eine leichte Mehrheit der bei den Grasshoppers im letzten Jahrzehnt eingesetzten U21-Spieler stammten also nicht aus dem eigenen Nachwuchs.

Einerseits hatte der Zürcher Stadtrivale speziell im Abstiegsjahr eine ganze Armee von jungen ausländischen Spielern im Einsatz, die sich die Klinke in die Hand gaben und schneller wieder weg waren, als sie überhaupt «Grasshoppers» buchstabieren konnten. Vor allem aber stammte lange Zeit ein Grossteil der in der 1. Mannschaft im Profibereich debütierenden jungen Spielern nicht aus dem eigenen Nachwuchs. Vor allem in der Nachwuchsabteilung des FC Winterthur bediente man sich gerne, aber auch Talente aus der Westschweiz oder zuletzt dem Tessin wurden immer wieder auf den Campus gelockt, wo ein Teil von ihnen auch wohnte. Die Gesamtzahl Spielminuten von U21-Spielern (inklusive externe) ist bei GC mit beinahe 10’000 Minuten deshalb pro Jahr am höchsten – mit dem FCZ an zweiter Position. 

UEFA-Standard: beispielsweise für die Saison 2020/21 höchstens Jahrgang 1999.

Definition „U21-Spieler“

Spieler im U21-Alter, die mindestens in der U18 desselben Klubs eingesetzt wurden. Dementsprechend gilt Fabian Frei als FCB-Junior, Valentin Stocker (SC Kriens) hingegen nicht.  Nassim Ben Khalifa (Lausanne-Sport) oder Moritz Bauer (Winterthur) gelten nicht als GC-Junioren und Philippe Koch (Solothurn) oder Francisco Rodriguez (Winterthur) nicht als solche des FCZ.

Definition „Eigene U21-Spieler“

Dieser Artikel ist in voller Länge im aktuellen „Daléo“ unter dem von der Redaktion gesetzten Titel „Bilanz eines Versagens“ zu lesen. Hier auf Züri Live wird der dritte von vier Teilen Ende Woche publiziert.

Statistiken: Züri Live basierend auf Daten von transfermarkt.ch

Kramer beginnt bei letztem FCZ Pontaise-Auftritt!

Wie erwartet ist Simon Sohm beim sehr wahrscheinlich letzten FCZ-Auftritt auf der Pontaise auf dem Matchblatt nicht gelistet. Hier geht’s zum Artikel zum Stadion-Abschied: „zum letzten Mal Pontaise„. Sein Transfer nach Italien steht offenbar unmittelbar bevor. Somit rückt Hekuran Kryeziu neben Toni Domgjoni ins Zentrale Mittelfeld. Becir Omeragic verteidigt neben Lasse Sobiech. Im Sturm beginnt diesmal Blaz Kramer an Stelle von Assan Ceesay. Henri Koide und Salim Khelifi wurden zusammen mit Wilfried Gnonto und Novem Baumann für die U21 aufgeboten. Somit kehrt Khelifi nicht an die Stätte seines Stammklubs zurück, mit dem er genauso einen Abstieg in die Challenge League hinnehmen musste, wie später sein Copain und heutiger Teamkollege Benjamin Kololli.

Bei Lausanne-Sport gibt es keine Überraschung in der Aufstellung. Der von Fulham verpflichtete Moritz Jenz ersetzt den gesperrten Mickaël Nanizayamo. Mit Elton und Joël Monteiro steht erneut ein Brüderpaar in der Startformation, nachdem Andi Zeqiri die Waadtländer Richtung England verlassen hat.

Zum letzten Mal Pontaise

Der Spielplan des ersten Saisonviertels 20/21 ist publiziert. Der FCZ beginnt am Samstag 19. September in Bern gegen YB – und spielt in der dritten Runde am 3. Oktober zum letzten Mal auf der Pontaise in Lausanne. Dies wird gleichzeitig das erste Spiel unter dem neuen „Corona-Regime“ (Aufhebung der 1’000er-Grenze) sein, wobei die Details des neuen Regimes von Stadion zu Stadion unterschiedlich sein können. Auf der Pontaise wurde seit 1904 Fussball gespielt. In den Jahren 1950 bis 1952 wurde auf dieser dann das heutige „Stade Olympique“ gebaut, in dem bezeichnenderweise nie Olympische Spiele stattfanden – auch nicht die Olympischen Jugend-Winterspiele im Januar dieses Jahres (mit Eröffnungszeremonie im neuen Eishockey-Tempel des Lausanne Hockey Club). Aber es ist das grösste Stadion in der „Welthauptstadt des Sportes“ in welcher sowohl das Internationale Olympische Komitte, als auch der Internationale Sportgerichtshof ihren Hauptsitz haben. Und es galt zur Zeit seiner Eröffnung als ultra-modern, ja im internationalen Vergleich seiner Zeit weit voraus. Speziell die Dachkonstruktion wurde bewundert. Und Spiele unter Flutlicht waren eine Sensation, was den Lausanner Kickern später den schwärmerisch-poetischen Übernamen „Könige der Nacht“ einbrachte – auch weil sie ihre Heimspiele fast immer gewannen. Dass das Stadion multifunktional war, inklusive Leichtathletikbahn, war damals geradezu das Merkmal aller grossen und wichtigen neuen Stadien ausserhalb Englands. Deshalb nennt man in Referenz zu jener Zeit im französischsprachigen Raum die heute international wieder vorherrschenden reinen Fussballstadien immer noch „stades à l’anglaise“. Das Sportinteresse war damals in den meisten Ländern breiter gefächert als heute, wo sich heute beispielsweise in der Schweiz sehr viel auf Fussball und Eishockey fokussiert.

Das Stade Olympique de la Pontaise hat seine besten Tage gesehen. Hier hat das bis heute torreichste Spiel der WM-Geschichte stattgefunden: Viertelfinal 1954 Schweiz – Österreich 5:7. (Züri Live)

Die Eröffnung des neuerrichteten „Stade de la Tuilière“ hätte bereits im Mai über die Bühne gehen sollen, wurde aber aufgrund des von der Stadt Lausanne verhängten Corona-Baustopps verzögert und findet nun im November statt. Das Projekt eines neuen Fussballstadions war in Lausanne wie vielerorts in der Schweiz nicht eine jahrelange, sondern eine jahrzehntelange Geburt gewesen. Nach langer Planungs- und Entwicklungsgeschichte schien man im Jahr 2009 am Ziel zu sein: in einer Volksabstimmung wurde das Projekt eines eleganten neuen Fussballstadions inklusive Hallenbad im Quartier Près-de-Vidy gutgeheissen. Drei Jahre später begruben nicht Einsprachen oder politische Opposition, sondern die Stadtregierung höchstpersönlich in einer demokratisch fragwürdigen Aktion das Projekt wieder. In der Zwischenzeit hatten sich im Zuge des Generalplanes der Stadtentwicklung unter dem Titel „Métamorphose“ die Prioritäten verschoben. Die besten noch verfügbaren Parzellen der bereits heute viertgrössten Schweizer Stadt sollten alleine für neuen Wohnraum genutzt werden. Dazu gehörten unter anderem Près-de-Vidy und auch das Areal der heutigen Pontaise. Anstatt näher ans Zentrum und an eine attraktive Lage in Nähe zum See und Universitätsquartier zu zügeln, wird der Fussball nun noch weiter nach aussen an die Stadtgrenze direkt neben den kleinen Lausanner Flughafen gedrängt. Das neue Stadion liegt nun praktisch in Le Mont. Für Auswärtsfans ändert sich allerdings nicht viel. ÖV-Benutzer benötigen dank der direkteren Buslinie „21“ vom Bahnhof nur drei Minuten mehr als zuvor zum Stadion. Auch wer mit dem Privatfahrzeug unterwegs ist, nimmt die gleiche Autobahnausfahrt. Und ab dem Jahr 2025 soll man dann sogar mit der neuen Métro-Linie 3 vom Bahnhof zum Match fahren können (sechs Stationen).

Das ursprünglich geplante neue Lausanner Fussballstadion mit Hallenbad in Près-de-Vidy wurde 2009 von der Lausanner Stimmbevölkerung angenommen (ls-athletisme.ch)

607 Plätze sind in der Tuilière (Kapazität rund 12’000) für die Auswärtsfans reserviert. Entworfen worden ist es von den Bieler Architekten Sollberger Bögli. Deren erstes Stadionprojekt war die Gegentribüne auf der Winterthurer Schützenwiese gewesen und sie hatten auch für den Hardturm 2012 am Projektwettbewerb teilgenommen. Aussergewöhnlich ist in Lausanne, dass die Zuschauer über eine der vier Ecken ins Stadioninnere gelangen. Die Verpflegung ist ebenerdig auf den Aussenseiten der Tribünen angeordnet, die vom Gelände rund ums Stadion durch eine etwa 3m hohe Mauer abgetrennt werden. Eine gewisse Kritik erntet in Lausanner Supporterkreisen, dass die im „convivialen“ Waadtland speziell wichtigen Bereiche rund um die beliebten „Buvettes“ relativ starken Wettereinflüssen ausgesetzt sind. Man muss sich vor Augen führen, dass Lausanne eine „Zwei Wetter-Stadt“ ist. Während am See unten auf 370 Metern über Meer bereits der Frühling Einzug hält, kann sich die windige Hochebene von La Blécherette (620m), wo das Stadion steht, noch im Winterkleid präsentieren. Die Begrabung des ursprünglichen Stadionprojektes im meteorologisch deutlich milderen Près-de-Vidy wird die Spielplaner der Swiss Football League sicherlich nicht gefreut haben.

Das Stade de la Tuilière differenziert sich mit seinen Eckeingängen und wird voraussichtlich im November 2020 eröffnet. (lausannelasportive.ch)

Auch aus meteorologischen Gründen wurde nun daher im Juli und August im Tuilière Kunstrasen ausgerollt. Der zweite Grund ist das ebenfalls ins Stocken geratene Projekt eines Trainingszentrums für die 1. Mannschaft von Lausanne-Sport. Zwar wurde bereits vor zwei Jahren für den Juniorenspitzenfussball („Team Vaud“) und zwei Lausanner Quartiervereine als Ersatz für die rund um die Pontaise verloren gegangenen Plätze ein modernes Fussballzentrum direkt neben dem neuen Stadion errichtet und in Betrieb genommen. Ein eigenes Klub-Trainingszentrum für die Profis und weitere Leistungsstufen, wie es in der Schweiz aktuell nur GC und bis zu einem gewissen Grad Servette und Basel haben, ist aber das Ziel der neuen Lausanne-Sport-Besitzer von Ineos. Diese wollten eigentlich Naturrasen im Stadion und die dafür notwendigen Mehrkosten selbst berappen. Nun warten Sie damit zumindest bis das neue Trainingszentrum steht, damit in der Zwischenzeit die Profis auf dem täglich belastbaren Kunstrasen im Stadion selbst trainieren können – analog YB.

Totgesagte leben länger! Das Leben der Pontaise wird nicht nur aufgrund von Bauverzögerungen verlängert. Der Challenge League-Klub Stade Lausanne aus dem Seequartier Ouchy zieht von Vidy über Nyon für die ganze Saison 20/21 weiter ins Stade Olympique. Die von der Stadt Lausanne verlangte Miete wird sich wohl am Status der „Zwischennutzung“ orientieren. Mit Stade Lausanne-Ouchy wird also wohl ein unerwarteter Protagonist die letzten Kapitel der Pontaise schreiben.

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