Brecher oder Kostadinovic? / ACB – FCZ VORSCHAU

Direktbegegnungen im Überblick (dbfcz)

Die Gegner des FCZ im Schweizer Cup stellen einen Steigerungslauf dar. Erst Red Star (2. Liga Interregional), dann Tuggen (1. Liga) und nun mit der AC Bellinzona (Challenge League) ein nochmal deutlich stärkerer Gegner. Dementsprechend hat FCZ-Coach Bo Henriksen bereits angekündigt, dass er von der Stammelf im Tessin sicher nicht mehr alle elf auf der Bank oder Tribüne lassen wird. Daprelà fehlt nach seiner frühen Auswechslung gegen Stade Lausanne-Ouchy verletzungsbedingt. Denkbar ist, dass Adrian Guerrero von Anfang an spielt und Dauerläufer Nikola Boranijasevic auf der Bank beginnt. Marc Hornschuh könnte für Cheick Condé reinkommen. Die grösste personelle Frage betrifft die Torhüterposition. Kommt wie in den ersten beiden Cup-Runden Zivko Kostadinovic mit dem Trikot Nummer 1 zum Einsatz – oder baut Henriksen gegen einen Challenge League-Gegner auf die nominelle Nummer 1?

Letze FCZ-Pleite in Bellinzona nach legendärem Tihinen-Siegtreffer im San Siro

Die letzte Cup-Begegnung des FCZ mit Bellinzona gab es am 18. September 2016 (2:0 durch Koné und Winter). Damals war Bellinzona gerade von der 2. Liga Interregional in die 1. Liga aufgestiegen. Der FCZ spielte also trotz Abstiegs in die Challenge League zwei Ligen höher. Das letzte Liga-Duell fand schon vor mehr als einem Jahrzehnt mitten im Kampf um die Meisterschaft unter Coach Urs Fischer (1. Mai 2011, 1:0, Torschütze: Mehmedi) statt. Das letzte Mal geschlagen hat die AC Bellinzona den FCZ am 4. Oktober 2009, als die Zürcher vier Tage davor im nahegelegenen San Siro in der Champions League die AC Milan dank einem Hackentrick-Tor von Hannu Tihinen besiegt hatten. Für die ACB traf neben dem Wädenswiler Gürkan Sermeter und Mauro Lustrlinelli der ehemalige FCZ-Junior Shkelzen Gashi. Der zweitletzte Sieg der Tessiner rührt vom 16. April 1983 – mit den ehemaligen FCZ-lern Winfried Kurz und Roger Kundert in den Reihen Bellinzonas. Kurz lebt heute noch im Tessin und betreibt ein Gartenbauunternehmen.

Auch diesmal ist bei Bellinzona wieder viel “FCZ-Stallgeruch“ vorhanden. Innenverteidiger Ilan Sauter hat zwölf Jahre und damit mehr als die Hälfte seines bisherigen Lebens täglich beim FCZ trainiert und gespielt, bis er im Sommer eigene Wege ging. Genauso bei Stephan Seiler, für den ein Jahrzehnt lang fast ununterbrochen das Heerenschürli sein zweites Zuhause war. Der Ernst des Fusballprofi-Lebens hat für die beiden definitiv begonnen! Der ebenfalls langjährige FCZ-Junior Fabio Dixon wechselte bereits im Winter nach einem Jahr in Schweden zur AC Bellinzona zurück. Davor war er bereits zweieinhalb Jahre im Tessin (Chiasso, Bellinzona) aktiv. Auch ACB-Mittelfeldspieler Valentino Pugliese war einst im FCZ-Nachwuchs, wenn auch erst ab der U18 und nur zwei Jahre lang. Einer von vier Uruguayern bei Bellinzona ist Rodrigo Pollero, der als Leihspieler vom FC Schaffhausen gekommen, zu jenen Spielern gehörte, die sich in der Vorrunde der Meistersaison 21/22 unter André Breitenreiter nicht durchsetzen konnten.

Matteo Tosettis wiederentdeckte Standardqualitäten

Unter dem ehemaligen FCZ-Assistenztrainer Sandro Chieffo ist die ACB mit nur zwei Punkten aus sechs Partien in die neue Saison gestartet. Mittlerweile heisst der ACB-Trainer Manuel Benavente. Erst hatte zum dritten Mal in 15 Monaten Assistenztrainer und Klubführungs-Vertrauensperson Ferdinando Cocimano die Rolle des Interimstrainers übernommen, ist aber mittlerweile wieder ins zweite Glied zurückgekehrt. Zum neuen Cheftrainer wurde eigentlich der Spanier Mario Rosas ernannt und dieser coachte das Team auch beim Auswärtssieg in Aarau – allerdings ohne das dazu notwendige Diplom zu besitzen (siehe Blick-Artikel dazu). Der ebenfalls aus Spanien stammende Benavente hatte zuvor auf verschiedenen Stationen als Spielanalyst, Scout, Chefscout, Jugendtrainer, Teamkoordinator, Torwart-Trainer, Technischer Mitarbeiter und Assistenztrainer gearbeitet, letzteres auch in den ersten Tagen in Bellinzona. Nun wurde er kurz nach seinem 50. Geburtstag erstmals offiziell Chefcoach. Der Trainerwechsel gestaltet sich bisher erfolgreich. Unter Interimstrainer Cocimano gab es nach einer 0:4-Klatsche gegen Vaduz ein 0:0-Unentschieden in Schaffhausen und dann den ersten Liga-Saisonsieg mit dem 1:0 zu Hause gegen Stade Nyonnais. Unter Benavente / Rosas folgten dann sieben Punkte aus drei Spielen mit dem 2:1-Auswärtssieg in Aarau, einem weiteren 0:0 gegen Schaffhausen und und am Freitag ein dramatisch errungener 3:2-Auswärtssieg bei Stade Nyonnais.

Schaut man sich die bisherigen Saison-Resultate der Tessiner an, stellt man fest, dass sie gegen Gegner aus der unteren Tabellenhälfte jeweils punkten, während die Partien gegen Kontrahenten aus der oberen Tabellenhälfte verloren gehen. Dies ist für den FCZ eher ein gutes Zeichen. Gegen Schaffhausen hat man zuletzt in Cup und Meisterschaft innerhalb eines Monats drei Mal nach 90 Minuten Unentschieden gespielt, eh man in der Verlängerung der Cup-Partie von einer Überzahl profitierte. Gegen Stade Nyonnais hat Bellinzona kurz hintereinander zwei Mal knapp gewonnen. Die ACB ist ein Team geworden, das auf Challenge League-Niveau kompakt stehen und mit Kampfgeist verteidigen kann. Was an individuellen Defensivqualitäten etwas fehlt, kompensiert man als Mannschaft. Bellinzona war seit Saisonbeginn offensiv fast ausschliesslich auf Konter gefährlich, kassierte dabei gleichzeitig aber auch die Gegentore in erster Linie durch gegnerische Umschaltsituationen. Im Spiel nach vorne ist unter den neuen Trainern in der kurzen Zeit ganz offensichtlich an den Standards gearbeitet worden. Wie aus dem Nichts hat Captain Matteo Tosetti (in der Saison 17/18 bester Assistgeber der Super League) plötzlich wieder seine alten Qualitäten bei Eckbällen und Freistössen ausgegraben. Davon profitiert Ilan Sauter, dem in Aarau und Nyon total gleich drei Standardtore gelangen! Zwei Mal traf Sauter per Kopf am nahen Pfosten, einmal aus naher Distanz per Abstauber nachdem Mittelstürmer Dieye den Eckball in die gefährliche Zone weitergeleitet hatte. Sauter war zuvor in seinen mehr als fünf Jahren im Profibereich erst ein einziges Tor gelungen.

AC Bellinzona: zu wenig Flügel, zu viele Mittelstürmer

Im Team des peruanischen Klubbesitzers Pablo Betancur hat von den vier Uruguayern im Kader aktuell nur der Aussen-Mittelfeldspieler Thomás Chacón einen Stammplatz. Er besetzt mit Tosetti die Flügelpositionen, wobei beide eher spielerische Qualitäten mitbringen als Speed. Das Zentrum wird durch Stephan Seiler und dem aus dem Nachwuchs des Team Ticino stammenden Tommaso Centinaro gebildet. Innenverteidiger spielen Sauter und der vom Alter her erfahrenere, aber verletzungsanfällige Rodrigues. Rechts verteidigt der von PSG gekommene Lamy und links üblicherweise der Tessiner Routinier Dragan Mihajlovic (Ex-Lugano, – APOEL, – Levski), der manchmal aber auch in der Mittelfeldzentrale gebraucht wird. Im Tor steht mit dem Italiener Iacobucci ein für Challenge League-Verhältnisse eher überdurchschnittlicher Torhüter. Vorne hat sich zur Zeit das Duo Mahmoud / Dieye durchgesetzt. Der von Alaves ausgeliehene mauretanische Nationalspieler Abdallahi Mahmoud ist nicht nur physisch stark, sondern kann auch gute Bälle in die Tiefe spielen. Der senegalesische Mittelstürmer Matar Dieye hat in den obersten Ligen der Ukraine, Kroatiens, Finnlands und Ungarns bei guten Vereinen gespielt. Während auf den Aussenpositionen im Mittelfeld die Kadertiefe etwas fehlt, gibt es auf der Mittelstürmerposition eher zu viele Stammplatz-Kandidaten: Yvan Alounga (Ex- Aarau, – Luzern), Tresor Samba (Ex-FCB), Rodrigo Pollero (Ex-FCZ) oder auch das zuletzt angeschlagene vielversprechende eigene Talent Ranjan Neelakandan würden alle gerne mehr Einsatzminuten erhalten.

Marchesano glänzt auch dank Afriyie – Das FCZ-Kader 23/24 in der Zwischenbilanz, Teil 1

Der FCZ hat einen sensationellen Saisonstart in die Super League erwischt und ist weiterhin ungeschlagen. Dafür braucht es in erster Linie eine gute Team-Leistung. Heute schauen wir uns in einer Spezial-Analyse aber die Entwicklung der einzelnen Spieler an. Wer hat sich im Vergleich zur letzten Saison am meisten gesteigert? Wer hat noch Potential? Welcher Mannschaftsteil trägt am meisten zum guten Lauf bei? Wie machen sich die Neuen? Und vor allem: wie sieht die Leistungsentwicklung der einzelnen Spieler vom Saisonstart bis heute aus? Die Analyse berücksichtigt die ersten elf Super League-Runden (bis und mit dem Spitzenkampf in Bern) und die zwei Cup-Runden. Die insgesamt 13 Spiele machen knapp unter einem Drittel der Saison aus.

Antonio Marchesanos Konstanz: immer beteiligt, wenn der FCZ Tore erzielt

Als Erstes schauen wir auf die Statistik der Torbeteiligungen. Der FCZ gehört aktuell zu den offensiv stärksten Mannschaften der Liga und hat in den 13 Partien (inklusive Cup) insgesamt 28 Treffer erzielt. Die Werte der fünf Spieler Kostadinovic, Kryeziu, Bar, Nils Reichmuth und Miguel Reichmuth sind dabei mit Vorsicht zu geniessen, da sie jeweils nur einen oder zwei Einsätze im Cup gegen unterklassige Gegner hatten. Ivan Santinis Torbeteiligungsquote liegt bei 2,08 pro 90 Minuten. Allerdings gehen alle seine bisherigen Torbeteiligungen (drei Tore) auf die beiden Cup-Partien zurück. Die hohe Quote ergibt sich dann vor allem aus seinen bisher nur sehr kurzen Einsätzen in der Liga. Schon letzte Saison war Santini bei den Tor- und Torbeteiligungsstatistiken pro 90 Minuten ganz vorne, damals hatte er aber immerhin zwei Tore im Europacup gegen deutlich stärkere Gegner als Red Star oder Tuggen erzielt.

Abgesehen von Santini sticht der Wert von Antonio Marchesano heraus. 1,84 sind ein sensationell hoher Wert. Die einzigen beiden Einsätze, in welchen der Tessiner nicht an einem Tor beteiligt war, waren die beiden 0:0 in Lausanne und Bern. Ohne Marchesano und seine gute Form wäre das aktuelle Tabellenhoch des FCZ undenkbar. Seit seiner Ankunft im Sommer 2016 hat der Offensivspieler eine sehr hohe Konstanz an den Tag gelegt, ist nie unter ein zumindest ordentlich bis gutes Niveau gefallen. Seine erste Saison in der Challenge League war sehr gut. Dann fiel sein Züri Live-Notenschnitt in der kommenden Saison um rund anderthalb Noten, weil er sich erst ans Super League-Niveau gewöhnen musste. Seine Leistungskurve steigerte sich dann aber von Saison zu Saison kontinuierlich, mit dem Höhepunkt der Meistersaison, als er von den regelmässig eingesetzten Spielern der Notenbeste war. Nach einer kleinen Baisse in der vergangenen Saison ist er nun nach 13 Partien von den regelmässig eingesetzten Akteuren gemeinsam mit Yanick Brecher wieder der Notenbeste.

Bemerkungen: Nur Spieler mit mindestens 10 Saisoneinsätzen berücksichtigt. Saison 23/24: Stand nach 13 Partien.

Fabian Rohners Effizienz: mehr als jede vierte Abschlussbeteiligung ist ein Tor

In der Mehrzahl seiner bisherigen FCZ-Saisons hatte auch Fabian Rohner eine gute bis sehr gute Note. Aktuell ist er nach Marchesano mit 1,34 Torbeteiligunen pro 90 Minuten der zweiteffektivste Spieler in der Offensive und liegt auch ligaweit in gewissen Offensivstatistiken weit vorne. Seit Mitte September hat Rohner genauso wie Marchesano in jeder Partie in welcher der FCZ getroffen hat, seine ein bis zwei Torbeteiligungen gehabt. Armstrong Oko-Flex ist in der Statistik fast auf gleicher Höhe mit Rohner. Seine bisher einzigen Torbeteiligungen waren die beiden späten und für die Punkteverteilung nicht mehr relevanten Treffer bei den klaren Auswärtssiegen in Tuggen und Luzern. Jonathan Okita hatte in den ersten sieben Saisonspielen zehn Torbeteiligungen. Seither ist seine Quote etwas gesunken. Adrian Guerreros Torbeteiligungsquote liegt über derjenigen von Stürmer Daniel Afriyie. Von den Aussenläufern die mit Abstand schlechteste Torbeteiligungsquote hat Rodrigo Conceição.

Die gesamte Anzahl an von Züri Live erfassten Abschlussbeteiligungen pro Spiel reichten von 20 im Wankdorf gegen YB bis zu 81 im Auswärtsspiel bei Lausanne-Sport. Eine hohe Anzahl von Abschlussbeteiligungen deutet nicht nur auf viele Torchancen hin, sondern auch auf eher durch kontrolliertes Aufbauspiel herausgespielte Abschlussmöglichkeiten. Im schnellen Umschaltspiel kommt man dagegen häufig nach ein oder zwei Pässen bereits zum Abschluss. Die Höchstwerte in dieser Saison liegen bei Bledian Krasniqi, der in den Cup-Partien gegen Red Star und Tuggen zwölf und elf Abschlussbeteiligungen hatte. Lindrit Kamberi kam in der Liga beim Saisonauftakt gegen Yverdon ebenfalls auf elf. Miguel Reichmuth, der die Wertung anführt, hatte 100%, der zweitplatzierte Avdijaj 60% seiner Einsatzzeit gegen Red Star. Bei den regelmässig eingesetzten Stürmern liegt Marchesano vorne, allerdings nicht so deutlich wie bei den Torbeteiligungen. Dies zeigt mit anderen Worten, dass Marchesanos Abschlussbeteiligungen häufiger zu Toren führen, als bei anderen Zürcher Offensivkräften. Noch extremer ist diese Effizienz bei Fabian Rohner: mehr als jede vierte seiner Abschlussbeteiligungen führt zu einem Tor. Ebenfalls eine sehr gute Effizienz der Abschlussbeteiligungen hat Fabio Daprelà (beinahe jede vierte ist drin). Daprelà fokussiert sich noch stärker aufs Verteidigen als sein Vorgänger Aliti, aber wenn er sich mal vorne einschaltet, wird es nicht selten gefährlich.

Brecher, Marchesano, Boranijasevic: die Säulen der Mannschaft

Die beste Durchschnittsnote 23/24 hat bisher Miguel Reichmuth. Diese basiert allerdings auf seinem einzigen (Teil-)Einsatz gegen Red Star. Das Team wird in dieser Saison bisher getragen von drei Spielern: Yanick Brecher, Antonio Marchesano und Nikola Boranijasevic. Diese drei haben von allen regelmässig eingesetzten Spielern die mit Abstand beste Durchschnittsnote. Alle drei haben sich zudem im ersten Saisondrittel im Vergleich zur letzten Spielzeit gesteigert, am meisten Brecher. Seine Statistiken sind nicht nur bei Züri Live, sondern auch bei anderen Datenerfassern deutlich besser als in der vergangenen Spielzeit. Dahinter folgt eine Sechser-Gruppe angeführt von Cheick Condé mit Guerrero, Rohner, Mathew, Daprelà und Afriyie mit einem Notenschnitt zwichen 6.0 und 7.0, welche die drei High Performer unterstützen. Mit Daprelà ist unter diesen neun nur ein Verteidiger dabei. Kamberi sowie vor allem Wallner und Katic hinken dem allgemeinen Niveau bisher hinterher. Nikola Katic hat sich im Vergleich zur letzten Saison am meisten gesteigert, sein Notenschnitt ist aber immer noch ungenügend, wenn auch mit klar steigender Tendenz im Verlauf dieser immer noch jungen Saison. Mit Ausnahme von Fabio Daprelà haben die neu zum Team gestossenen Spieler die Mannschaft noch nicht besser gemacht, auch wenn bei Rodrigo Conceição eine positive Tendenz sichtbar ist. Armstrong Oko-Flex zum Beispiel macht noch zu viele potentiell entscheidende Fehler. Obwohl es allgemein bisher sehr gut läuft, gibt es auch Spieler, die letzte Saison besser gespielt haben, als in der aktuellen Spielzeit. Am meisten trifft dies auf Selmin Hodza, Donis Avdijaj, Bledian Krasniqi und Ifeanyi Mathew zu. Dementsprechend ist gerade bei diesen Spielern (abgesehen vom wegtransferierten Avdijaj) mit das grösste Verbesserungspotential zu suchen.

Offensiv überzeugen in dieser Saison bisher Nikola Boranijasevic und Antonio Marchesano am meisten. Dahinter folgen unter anderem Yanick Brecher und Adrian Guerrero. Marchesano an erster Stelle hat sich im Spiel mit Ball im Vergleich zu letzter Saison wieder sehr stark gesteigert. Auch Boranijasevic, Afriyie, Santini und Katic zeigen sich diese Saison offensiv stark verbessert. Jonathan Okita ist der Mann für die speziellen Aktionen, der diese Saison vor allem mit seinen konstant gut geschlagenen Standards überzeugt. Gleichzeitig ist er auch der Mann mit den mit Abstand meisten unnötigen Ballverlusten und falschen Entscheidungen im Offensivspiel. In Erinnerung bleiben werden seine tollen Tore. Die Benotung seiner Aktionen wird hingegen von den vielen Fehlern ebenfalls beeinflusst. Zumindest hat sich trotz allem seine Gesamtnote im Vergleich zur letzten Saison verbessert.

Daniel Afriyie entlastet Marchesano

Die Defensiv-Noten sind diese Saison bisher tiefer als die Offensiv-Noten. Kein regelmässig eingesetzter Spieler erreicht defensiv eine Note über 7.5. Yanick Brecher steht an erster Stelle gefolgt von Daniel Afriyie, Cheikh Condé und Fabio Daprelà. Antonio Marchesanos Defensivleistung ist hingegen weniger gut, als letzte Saison. Hier zeigt sich auch eine Veränderung der Rollenverteilung. Afriyie wird teilweise für seine geringen Skorerpunkte kritisiert. Dabei muss aber berücksichtigt werden, dass der Ghanaer diese Saison viele Defensivaufgaben übernimmt, die letzte Saison noch Antonio Marchesano erledigt hat. Dieser kann sich dadurch wieder mehr auf die Offensive Phase fokussieren. So übernimt Afriyie im Zentrum zum Beispiel häufig die Manndeckung des gegnerischen spielmachenden Sechsers. Zuletzt gegen YB war Afriyie zudem auch bei der Verteidigung gegnerischer Standards im eigenen Strafraum stark. Mehr auf die Offensive fokussiert sich diese Saison auch Bledian Krasniqi, allerdings eher mit negativem Effekt. Der Techniker hat auch schon in der Vergangenheit immer nur dann auf Super League-Niveau wirklich gut gespielt, wenn er über den Kampf ins Spiel fand. Mirlind Kryeziu machte in den beiden Cup-Spielen gegen Red Star und Tuggen defensiv keinen guten Eindruck. Nikola Katic hatte auch diese Saison wieder einzelne katastrophale Auftritte gegen Yverdon und im Stadtderby, aber nicht mehr so häufig wie noch letzte Saison. Der Kroate spielt mittlerweile mehrheitlich genügend – und zuletzt in Bern sogar sehr gut.

Beste Saisonleistung einer noch ausbaufähigen Mannschaft / YB – FCZ Analyse mit Randnotizen

UNTERSCHIEDLICHE FIEBERKURVE BEI FANS UND MEDIEN / YB – FCZ VORSCHAU (Züri Live)

Die Affiche YB – FCZ wurde einem Spitzenspiel gerecht. Die Intensität war für eine Super League-Partie hoch und die beiden Trainer hatten sich taktisch gerade auch in den Details einiges einfallen lassen. So schien sich beispielsweise der FCZ intensiv auf die YB-Standards vorbereitet zu haben, denn diese wurden in corpore so stark verteidigt, wie man dies beim FCZ noch kaum je gesehen hat. Nicht nur zwei oder drei Spezialisten hatten ihren Gegenspieler und ihre Aufgabe voll im Griff, sondern alle! Daniel Afriyie beispielsweise agierte stark im eigenen Strafraum. Es war ein tolles Teamwork.

Bisher beste Saisonleistung des FCZ

Auf der anderen Seite vermochte beispielsweise Ulisses Garcia als erster Gegenspieler der häufigen Zürcher Spieleröffnung mit den Kopfballweiterleitungen Lindrit Kamberis rechts im Mittelfeld etwas entgegen zu setzen. In der 1. Halbzeit schnitt der FCZ jedem YB-Flämmchen sofort die Sauerstoffzufuhr ab. Die Gelb-Schwarzen brachten kaum eine zusammenhängende Aktion zustande. Das FCZ-Pressing funktionierte besser als dasjenige YB’s. In der 2. Halbzeit konnte der FCZ dann wie üblich die Pace nicht im gleichen Ausmass durchhalten. Diesmal entfalteten aber Einwechselspieler wie Hornschuh, Guerrero oder Rohner etwas mehr Wirkung als in den letzten Partien.

Der Match in Bern ist mit einer Durchschnittsnote von 7,1 die beste Saisonleistung des FCZ (bisher Lugano (H, 3:0) und die Lausanne-Sport (A, 0:0) mit je 6,7). Und nur zwei Partien (ebenfalls “Lugano“ und “Lausanne-Sport“) waren offensiv besser. Die 1. Halbzeit in Bern ist zudem mit Note 7,0 die bisher beste Halbzeit der Saison (bisher 1. Halbzeit in Basel (6,8)). Der FCZ trat wieder im üblichen 3-4-3 mit Antonio Marchesano auf dem Rechten Flügel an. Der Spielaufbau von hinten lief über eine Viererabwehrreihe (Conceição als Linksverteidiger, Boranijasevic rückt nach vorne).

Wicky ändert sein Konzept für die Spiele gegen den FC Zürich und Manchester City

YB-Coach Raphael Wicky änderte für das Spitzenspiel gegen den FCZ und das Champions League-Heimspiel gegen Manchester City die taktische Formation und Ausrichtung mit einem 4-3-3 in der offensiven Phase (6er: Lauper, 8er: Ugrinic und Niasse, Flügel: Monteiro und Elia, Mittelstürmer: Nsamé / Itten). In der defensiven Phase presste YB in der gegnerischen Platzhälfte im 4-4-2 (Doppelsturm: Nsamé und Monteiro, Aussen-Mittelfeldspieler: Ugrinic und Elia), was sich in der eigenen Platzhälfte in ein 4-5-1 verwandelte (Monteiro zurück ins Mittelfeld). Da aber Sandro Lauper und Daniel Afriyie ganz offensichtlich den Auftrag hatten, sich gegenseitig in Manndeckung zu nehmen, rückte Lauper immer wieder in die Abwehrreihe zurück, wenn Afriyie seinen typischen Lauf von der 10er- auf die 9er-Position machte, woraus sich dann bei YB ein 5-4-1 ergab. Dies drängte die Berner noch mehr zurück.

Highlights – Knapp daneben

Personalien – Hornschuh is back

  • Marc Hornschuh: Erster Meisterschaftseinsatz seit Ende August, als er mit seinem Deckungsfehler gegen St. Gallen den späten Ausgleich mitverschuldete – und erstmals diese Saison in der Liga über mehr als zehn Minuten. Hornschuhs Einwechslung in Bern ist wichtig für die Sicherung des Unentschiedens und erinnert an seine besten Einsätze im FCZ-Dress. Früher hatte Hornschuh gegen YB meist Mühe mit dem hohen Tempo, diesmal nicht. Hornschuh ist ein weiterer Baustein einer langsam, aber sicher besser werdenden FCZ-Bank. Sie ist nicht mehr ganz so dünn besetzt wie noch im ersten Saisonviertel.
  • Lindrit Kamberi: Hat bei seinen Kopfballweiterleitungen der hohen Bälle Brechers mit Ulisses Garcia so viel Gegenwehr in der Luft wie bisher noch nie in dieser Saison.
  • Fabio Daprelà: Erstmals seit dem Startspiel gegen Yverdon in der 1. Halbzeit ungenügend. Ist weiterhin noch nicht wieder in der Form von Ende August / Anfang September.
  • Yanick Brecher: Durchschnittlicher Start im ersten Viertel, sein Offensivspiel wird danach deutlich besser. Seine langen, hohen Bälle kommen präzis bis fast an den gegnerischen Strafraum und versetzen das Spielgeschehen zusammen mit dem aggressiven Gegenpressing von Brechers Vorderleuten viel länger als YB lieb sein kann in die Platzhälfte der Berner. Zum dritten Mal MVP nach den Auswärtspartien in Genf und bei SLO und dabei erstmals mit der Offensiv-Maximalnote “10“. Defensiv war er hingegen erst in der 45. Minute zum ersten Mal richtig gefordert.
  • Ifeanyi Mathew: Nach dem defensiv schlechten Auftritt gegen Winterthur in Bern diesbezüglich wie verwandelt. Spielt von Beginn weg fokussiert und aufmerksam. Defensiv bester Mann beim FCZ und so gut wie bisher noch nie in dieser Saison.
  • Nikola Boranijasevic: Nach dem Auswärtsspiel bei SLO auf der Pontaise zum zweiten Mal der offensiv Beste seines Teams, beide Male mit Note “10“. Zum zweiten Mal nach dem Auswärtsspiel bei Lausanne-Sport bester Spieler der 1. Halbzeit. Wiederum eine gute Torchance (Marchesano) nach einem Boranijasevic-Einwurf.
  • Cheikh Condé: Condé lässt gegen YB zum ersten Mal seit dem St. Gallen-Heimspiel in der 2. Hälfte stark nach und ebenfalls zum ersten Mal seit dem Duell mit dem Zeidler-Team hat der Guineer eine schlechte Note in der Offensiven Phase. St. Gallen und YB sind die beiden Schweizer Teams mit dem stärksten Pressing. Gegen solche Gegner fehlt es ihm in gewissen Situation noch an der Entscheidungsschnelligkeit.
  • Jonathan Okita: Seine Standards sind weiterhin gut, aber aus dem Spiel heraus zu viele leichte Ballverluste. Versucht hohe Bälle wieder im Karate-Schritt statt mit der Stirn anzunehmen. Erstmals in dieser Saison bereits in der 1. Halbzeit ungenügend.
  • Armstrong Oko-Flex: Geht konsequenter ins Pressing, als Okita. Offensiv aber zum vierten Mal in Folge schlecht oder ungenügend.

Kommentare – FCZ wie ein Spitzenreiter

Randnotiz I – the missing link

Im aktuellen System des FCZ pendelt der zentrale Angreifer im 3-4-3 je nach Spielsituation und gegnerischer Taktik zwischen 10er- und 9er-Position – und dementsprechend auch die Formation zwischen einem 3-4-3 und 3-4-1-2. Wie vielfach im Eishockey sind es eher die einrückenden Flügel, welche für die Tore sorgen sollen – und nicht in erster Linie der Center. Nun gibt es aktuell auf keiner Position so viele Wechsel während einer Partie wie auf derjenigen im Sturmzentrum. Es ist keine Seltenheit, dass in den 90 Minuten plus Nachspielzeit drei verschiedene Spieler diese Position besetzen. Dies und die Spielweise des FCZ unter Bo Henriksen lassen erahnen, dass man die Idealbesetzung noch nicht gefunden hat. Unter André Breitenreiter war Antonio Marchesano gesetzt. Franco Foda und nun auch Bo Henriksen setzen Marchesano aber häufiger auf dem Rechten Flügel ein. Marchesano wird zwar von jedem Trainer aufgrund seiner Qualitäten als unverzichtbar angesehen, ob er aber eine Idealbesetzung für die zentrale Angriffsposition ist, da gehen die Meinungen offensichtlich auseinander.

Daniel Afriyie beginnt aktuell zwar jedes Spiel als Starter im Zentrum, wirkt dabei aber eher als eine Art Platzhalter, hat häufig wenig Bindung zum Spiel und zeigt seine besten Aktionen, wenn er über den Rechten Flügel angreifen kann – was aber genauso auch für Fabian Rohner gilt. Der Rechte Flügel ist somit vorne sicherlich gut besetzt. Links kann sich Oko-Flex hoffentlich mit zunehmenden Einsätzen als echte Konkurrenz zu Okita entwickeln. Die wohl weiterhin gesuchte Idealbesetzung Henriksens im Zentrum wäre wohl hingegen ein Stürmer vom Typ “Roko Simic“: ein grossgewachsener, spielstarker Mittelstürmer, der sich auch gerne zurückfallen lässt. Idealerweise wäre er zudem defensiv noch etwas besser als Simic. Nur: so einen Stürmertyp mit der für den FCZ benötigten Qualität zu finden und dann auch zu verpflichten grenzt an eine Herkules-Aufgabe. Vielleicht wäre “selber stricken“ eine Option? Zum Beispiel in Form von einem Nachwuchsstürmer aus der U21, Junior Ligue oder Labinot Bajrami, wenn sie es schaffen, in eine solche Rolle hineinzuwachsen… Der Vorteil eines Daniel Afriyie im Zentrum ist allerdings unter anderem seine Defensivqualität im Duell mit dem gegnerischen 6er, welche kaum ein anderer Stürmer in diesem Ausmass mitbringt – ein wichtiges Puzzleteil für die defensive Stabilität des FCZ.

Randnotiz II – Entscheidungen von Schiedsrichter und VAR

Weitere Berichte

Telegramm (transfermarkt)

VAR und Aluminium retten den FCZ (SRF)

Die Pfosten und das VAR retten den FCZ (Swissinfo)

Und am Ende witzelt der FCZ-Trainer (Landbote)

Der Spitzenkampf endet torlos (Tages-Anzeiger)

YB – Blum nach 0:0: «Gerecht gewesen, wenn wir gewonnen hätten» (Nau)

Dank Alu, VAR und Brecher – FCZ rettet Punkt in Bern (Blick)

YB – FCZ (Südkurve)

Marchesano und die Academy-Jungs sorgen für die Entscheidung / 283. Zürcher Derby Analyse

MABIL GEGEN EX-COACH HENRIKSEN MIT STARTELF-DÉBUT? / 283. ZÜRCHER STADTDERBY VORSCHAU (Züri Live)

Wird das Zürcher Derby abgesagt? (Blick)

GC ist vor dem Derby in einer Baisse – und will den düsteren Himmel mit rosafarbenen Pinselstrichen aufhellen (Neue Zürcher Zeitung)

Der durch Konzerte verursachte schlechte Rasen prägt die Partie. Die Startphase ist auch eine Testphase für beide Teams. Was für Spielzüge funktionieren unter Wettkampfbedingungen auf dieser Unterlage? Und was lassen wir lieber bleiben? Dazu kamen Spielunterbrechungen wegen des wetterbedingt sich immer wieder im Stadioninnern festsetzenden Rauchs aus der Kurve (wunder(kerzen)schöne Choreo!). Der FCZ startet trotzdem mit viel Energie ins Derby, GC wirkt zu Beginn extrem passiv und lässt sich weit zurückdrängen, begnügt sich ausserdem über weite Strecken mit Raumdeckung. Die Hoppers kommen zwischendurch in der 22. und 25. in beiden Fällen begünstigt durch haarsträubendes Abwehrverhalten Nikola Katics zu zwei Konterchancen. Yanick Brecher muss aber keinen Abschluss parieren. Wie üblich lässt der FCZ, der jeweils viel Energie in die 1. Halbzeit steckt, gegen Ende dar Partie nach. Da aber das eingewechselte Duo Marchesano / Rohner schnell für das Game Winning Goal sorgt und am Ende Yannick Brecher auch noch einen Schuss des ebenfalls eingewechselten Laws pariert, bleibt es bei den drei Punkten im ersten Derby der Saison.

Bei GC kommen die Besten erst spät rein

Man kann sich die Frage stellen, warum Coach Henriksen Jonathan Okita, der in der 2. Halbzeit fast immer stark nachlässt, jeweils nicht etwas früher als drei Minuten vor Schluss auswechselt. Wenn man dann aber den missglückten Kurzeinsatz seines Ersatzes Oko-Flex sieht, beantwortet sich die Frage vielleicht auch schon wieder von selbst. Obwohl GC in der 1. Halbzeit ausser zwei Kontern nach vorne nichts zustande brachte, hat das Team von Bruno Berner am Ende insgesamt die besseren Torchancen. Der FCZ macht mit Effizienz aus sechs Abschlüssen zwei Tore. Der FC Zürich profitiert in diesem ersten Derby auch davon, dass sich bei GC die Mannschaft immer noch im Aufbau befindet. Aus unterschiedlichen Gründen kommen bei GC die besten Spieler Schürpf, Laws und Mabil erst im Verlauf der 2. Halbzeit auf den Platz (ihr eigentlich potentiell bester Vertediger Lonwijk ist immer noch verletzt). Der von Wellington Phoenix gekommene Schotte Joshua Laws hatte zuvor in Derby-Stimmung schon während dem Einlaufen wie ein Box-Coach seinen Kollegen von aussen bei jedem Zweikampf Hinweise und Ermunterungen aufs Spielfeld gerufen.

Die Gesamtnote der Mannschaft ist mit 5,6 trotz erschwerter Bedingungen nur leicht unterdurchschnittlich. Die 2. Halbzeit war allerdings der zweitschlechteste FCZ-Halbzeit der bisherigen Saison nach der 2. Halbzeit in Genf. Die Offensivnote ist mit 5,6 identisch wie diejenige in Genf: nur gegen St. Gallen und Red Star war der FCZ in dieser Saison im Spiel mit Ball noch schlechter. Defensiv gab es nur sehr wenige gelungene Aktionen, es machte aber abgesehen von Katic (mehr als ein Drittel der Defensiv-Minuspunkte gehen auf sein Konto) auch niemand in absoluten Zahlen eine grosse Anzahl an Fehlern (Hodza und Oko-Flex relativ zu ihrer kurzen Spielzeit schon).

Highlights – Rauchpausen und schlechter Rasen

Personalien – mehrere Spieler mit grossen Leistungsschwankungen innerhalb der Partie

  • Yannick Brecher: Hatte in der 1. Halbzeit im Strafraum so gut wie keine Arbeit, spielte den aufmerksamen „Ausputzer“ auf der Libero-Position ausserhalb des Sechzehners. Nach den Begegnungen gegen die drei Waadtländer Teams YS, SLO und LS zum vierten Mal der defensiv Beste beim FCZ.
  • Nikola Katic: Nach zwei ordentlichen Auftritten in Basel und Lausanne präsentiert sich Katic im Derby wieder von seiner schlechten Seite. Der Freistoss, den er in der 83. Minute in eine völlig andere Richtung als gewollt ins Seitenaus schoss, hatte Slapstick-Charakter und war sinnbildlich für das mit Ballverlusten gespickte Spiel. Katic wurde immer wieder von Morandi oder Babunski aus der Abwehrreihe gelockt ohne dass der FCZ-Verteidiger die Weiterleitungen der GC-Stürmer in den von ihm geöffneten Raum im Zentrum auch nur im Ansatz stören oder gar zu verhindern vermochte. Allerdings muss differenziert werden, dass die Note Katics von seinem katastrophalen zweiten Viertel der Partie stark heruntergezogen wird, mit einer Punktzahl die sogar weit unter der Skala der Tiefstnote „1“ liegt. Sein erstes Viertel wird hingegen mit einer ordentlichen Züri Live-Note „5“ bewertet und für die 2. Halbzeit gibt es eine zwar ungenügende, aber nicht schlechte „4“. Bei den Statistiken zu „Clearances“ und „Interceptions“ ist Katic relativ häufig vorne anzutreffen. Dies kommt positionsbedingt durch seine absichernde Rolle in der Mitte einer Dreierabwehr zustande. So wie ein Mittelstürmer im Normalfall die meisten Abschlüsse haben sollte, und ein Zentraler Mittelfeldspieler viele Ballkontakte. Aussergewöhnlich wäre, wenn ein Spieler bei den für die jeweilige Position typischen Werten nicht vorne wäre.
  • Fabio Daprelà: Konnte das Spiel nicht wie gewohnt defensiv prägen. Und da er zudem in der 66. Minute ausgewechselt wurde, liegt die Vermutung nahe, dass er immer noch etwas angeschlagen ins Spiel ging.
  • Cheikh Condé: Seine Wichtigkeit für die Mannschaft zeigt sich unter anderem auch darin, dass Coach Bo Henriksen Condé bis zum Schluss auf dem Platz lässt, obwohl er bereits in der 6. Minute (unberechtigterweise) verwarnt worden war.
  • Rodrigo Conceição: Der beste FCZ-Mann der 1. Halbzeit schien nach der Pause seinen unbedarften Zwillingsbruder auf den Platz geschickt zu haben. Die zwei Halbzeiten Conceiçãos waren wie Tag und Nacht. Das bei Katic so katastrophale zweite Viertel der Partie war Conceiçãos beste Phase – unter anderem mit der überzeugenden Vorbereitung des 1:0.
  • Antonio Marchesano: Erstmals in dieser Saison der Züri Live-MVP einer Partie. Offensiv bester Mann war er bereits gegen Red Star und in Basel.
  • Silvan Wallner: Die Emotionen des auf dem Platz miterlebten 2:0 Marchesanos motivieren Verteidiger Wallner anschliessend noch zusätzlich.
  • Bledian Krasniqi: Zweites Super League-Tor, das erste aus dem Spiel heraus – und dies ausgerechnet im Derby! Pusht die Fans. Je nach Spielsituation agiert Krasniqi auf dem Rechten Flügel oder im Zentrum.
  • Daniel Afriyie: Das Spiel läuft im Derby etwas am Ghanaer vorbei.
  • Jonathan Okita: Wie bei Conceição eine grosse Diskrepanz zwischen ordentlich bis guter 1. Halbzeit und schlechter 2. Halbzeit. Zu viele Ballverluste, weil er beispielsweise bei vielversprechenden Umschaltsituationen zu wenig investiert, um an den Ball zu kommen oder am Ball zu bleiben.
  • Fabian Rohner: Bringt sofort Energie rein, behauptet mit seiner ersten Aktion den Ball im Mittelfeld gut und holt mit einem Solo den Einwurf heraus, der gleich zum 2:0 führt. Bei diesem Treffer legt er den Ball im Strafraum schnell und direkt für den mit ihm eingewechselten Marchesano auf.
  • Selmin Hodza: Bei diesem Kurzeinsatz lief so ziemlich alles schief, was schieflaufen kann. Rennt beim gegnerischen Eckball beim hektischen Versuch, seinen entwischten Gegenspieler Abels wieder einzuholen, Mitspieler Katic über den Haufen. Purer Slapstick. Es kommen noch weitere Fehler hinzu. Das Eigentor ist die Szene, wo man ihm noch den kleinsten Vorwurf machen kann – es ist zumindest in der Situation nicht einfach, gegen den anstürmenden Mabil den Ball übers Tor oder am Tor vorbei zu lenken.

Impression 283. Zürcher Derby

Kommentare – mehr Alternativen auf der Bank

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GC steht dem FCZ grosszügig zur Seite (Tages-Anzeiger)

«Dürfen niemals verlieren» – GC trauert Derby-Chancen nach (20 Minuten)

GC-Reaktion kommt zu spät – der FC Zürich gewinnt das erste Derby der Saison (Watson)

FCZ – GC (Südkurve)

Positionswechsel zwischen Afriyie und Marchesano – und wie sich diese aufs FCZ-Spiel auswirken / Lausanne-Sport – FCZ Analyse

FOUSSENI DIABATÉ STEHT VOR LIGA-DÉBUT / LAUSANNE-SPORT – FCZ VORSCHAU (Züri Live)

Die Konstanz der Spielweise, Taktik und des Personals ist ein Markenzeichen des Henriksen-Teams und einer der Gründe für den sehr guten Saisonstart. Dies heisst aber nicht, dass es gar keinen Wandel gibt. In kleinen Schritten nimmt Bo Henriksen immer wieder Anpassungen vor. So lief Antonio Marchesano in Lausanne wieder im Sturmzentrum auf, nachdem er zuvor auf dem Rechten Flügel gespielt hatte. Die Nummer 10 des FCZ tauschte somit mit Daniel Afriyie die Rolle, welche die beiden allerdings unterschiedlich interpretieren. Spielt Afriyie im Zentrum, dann nimmt dieser den gegnerischen spielmachenden Sechser in Manndeckung und folgt diesem allenfalls auch bis zum eigenen Strafraum. Marchesano ist in der defensiven Phase tendenziell weiter vorne anzutreffen und setzt auch den gegnerischen Torhüter unter Druck. Bei Ballbesitz ist es umgekehrt. Da sorgen Marchesano zurückgezogen auf der Zehnerposition mit seinem Direktspiel zusammen mit den zur Mitte eingerückten Flügeln Okita und Afriyie für zusätzliche Vertikalität im Zürcher Spiel. Afriyie als Zentrumsspieler stösst hingegen selbst häufig auf die Neunerposition vor, die Flügel Marchesano (oder Rohner) und Okita stehen in diesem Fall breiter.

Einwechselspieler bringen mehr Energie und PS

Schon nach Sekunden lag der Ball im Lausanner Tornetz. Der frühe Treffer von Okita wurde aber wegen Handspiels aberkannt. In der Nachspielzeit rettete Lausanne-Keeper Letica mit einem Big Save gegen einen Kopfball von Silvan Wallner. Diese beiden Ereignisse rahmten ein Spiel ein, in welchem der FCZ mehr Ballbesitz und auch die klareren Torchancen hatte. Die linke Seite blieb im ersten Spielviertel weiter ein Sorgenkind: Kamberi, Conceição und Okita starteten alle mit einer ungenügenden Zwischennote in die Partie. Danach wurde es besser. Insgesamt war es sowieso ein sehr gutes Spiel der Mannschaft mit der besten Durchschnittsnote der Saison ex-aequo mit dem Lugano-Heimspiel. Offensiv war es sogar klar die beste Partie im 23/24, was auf den ersten Moment bei einem 0;0 seltsam klingen mag. Bewertet werden ja aber nicht allein die Tore, sondern die Leistungen und einzelnen Aktionen insgesamt. Hätte der FCZ bei seinem zweiten Auswärtsspiel in Lausanne in kurzer Folge auch noch Tore erzielt: die Noten wären natürlich noch besser gewesen.

Defensiv war die Mannschaft von Bo Henriksen wieder deutlich fokussierter als noch in der Cup-Partie in Tuggen. Magnin-Teams sind in der defensiven Phase häufig etwas passiv. Der FCZ tritt da im Vergleich (zumindest in der Liga) deutlich proaktiver und aggressiver ohne Ball auf. Er gewann in der Tuilière die Bälle im Gegenpressing häufig schnell wieder zurück. Wohl unter anderem eine Folge davon ist dann aber auch ein gewisses Nachlassen nach der Pause aufgrund des Kräftehaushaltes. Umso wichtiger wäre es dann jeweils, dass die Einwechselspieler zusätzliche Energie reinbringen und die Mannschaft in der 2. Halbzeit tragen, was in Lausanne deutlich besser klappte als die Wochen zuvor. Die eingewechselten Oko-Flex, Rohner, Santini und Hodza brachten PS und Ideen auf den Platz, und konnten so die Starter entscheidend unterstützen. Wenn Lausanne-Sport in Umschaltsituationen mal durchkam, konnte es mit seinen Tempoverschärfungen durchaus gefährlich werden. Brighton Labeau, welcher Kaly Sène im Sturmzentrum ersetzte, holte sich einige Bälle auch hinten in der eigenen Platzhälfte.

Highlights – Santini mit der Hacke

Personalien – Cheick Condé: 17 Abschlussbeteiligungen und schon wieder MVP

  • Nikola Boranijasevic: In den bisherigen fünf Duellen mit dem FCZ gegen seinen Ex-Klub mit einer Züri Live-Durchschnittsnote 6,4. Diesmal mit Note 8 deutlich überdurchschnittlich, aber sein einziger Abschluss findet den Weg nicht ins Netz wie in der ersten Direktbegegnung vor zwei Jahren im Letzigrund (3:1, Boranijasevic war an allen drei Teffern beteiligt). Schlägt aber insgesamt sieben Flanken, so viele wie noch nie in dieser Saison – das ist wieder der gute, alte Nikola Boranijasevic!
  • LIndrit Kamberi: Defensiv eher schlecht, dreht aber im letzten Viertel der Partie offensiv auf.
  • Ifeanyi Mathew: Im Vergleich zu den letzten, eher durchschnittlichen Partien verbessert. Leitet in der 83. Minute einen Gegenangriff mit einem Fallrückzieher ein.
  • Cheikh Condé: 17 Abschlussbeteiligungen und schon wieder MVP – wie schon beim letzten Meisterschaftsspiel in Basel – knapp vor Yanick Brecher.
  • Armstrong Oko-Flex: Kommt für die Schlussminute plus Nachspielzeit herein und schlägt noch zwei gefährliche Standards.
  • Antonio Marchesano: Erstmals seit längerem wieder auf der 10er-Position auflaufend. Gibt dem Zürcher Spiel so mehr Tiefe.
  • Silvan Wallner: Gegner kommen mit Pässen und Abschlüssen zu einfach an ihm vorbei, beispielsweise weil er sich häufig seitlich abdreht und schmaler macht.

Kommentare – Labeau mit American Football-Körper

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RUTSCHT MARCHESANO IN DIE STARTFORMATION? / STADE LAUSANNE-OUCHY – FCZ VORSCHAU (Züri Live)

Der FCZ ist in der ersten Viertelstunde die bessere Mannschaft auf der Pontaise. In der 16. Minute folgt dann aber etwas „aus dem Nichts“ eine Grosschance für SLO durch Florian Danho, der dabei noch entscheidend von Fabio Daprelà gestört wird, was Yanick Brecher die Abwehr des Abschlusses aus kurzer Distanz erleichtert. Stade Lausanne-Ouchy wurde fast ausschliesslich gefährlich, wenn der FC Zürich im Pressing hoch stand. Ihr Torhüter Dany Da Silva ist fussballerisch stärker einzuschätzen als beispielsweise Lugano-Keeper Amir Saipi in der Vorwoche, und vermochte in diesen Situationen daher präzise hohe Bälle ins Mittelfeld zu spielen. Im Fall der Danho-Chance passte Cheick Condé, der eine schlechte 1. Halbzeit spielte, nicht auf und es entstand eine vier gegen drei-Überzahl.

Boranijasevic, Guerrero und Marchesano offensiv top

In der 1. Halbzeit kam der FCZ zu wenig Torchancen. SLO konnte den gewohnten FCZ-Spielaufbau durch die Mittelzone mehrmals unterbinden. Als die Zürcher es nach der Pause dann erfolgreich mehr durch die Mitte statt über die Seiten versuchten, fiel die SLO-Verteidigungsbastion in sich zusammen. Alle drei Tore für den FCZ wurden allerdings aus Standardsituationen erzielt, wobei ein Eckball Okitas zu einem Penalty führte (Daprelà wurde vom unerfahrenen Camara gefoult und war damit auch im gegnerischen Strafraum an einer entscheidenden Aktion beteiligt) und einer von Guerrero zum Tor per Direktabnahme von Lindrit Kamberi. Die Entstehung des Penaltys war typisch für den FCZ – in den letzten Jahren sind Strafstösse für den FCZ häufig aus Standards entstanden.

Der FCZ hatte wie schon gegen Lugano unter dem Strich 43% Ballbesitz. Er kommt auf diese Art und Weise zu überdurchschnittlich vielen Torchancen und hat in den ersten vier Runden 2,5 Tore pro Spiel erzielt. Gleichzeitig gesteht er den Gegnern bisher wenig Torchancen zu. Die Abschlusseffizienz stimmt ebenfalls und Yanick Brecher gelingt ein guter Saisonstart – nach Genf ist er zum zweiten Mal hintereinander am Lac Léman der Zürcher MVP. Dazu ist das omnipräsente Aussenläuferduo Boranijasevic / Guerrero wieder so wichtig wie in der vorletzten Saison. Offensiv bewertet Züri Live den Einsatz beider in Lausanne genauso wie denjenigen Antonio Marchesanos mit der Bestnote 10. Neuverpflichtung Daprelà hat die Defensive stabilisiert. Und Nikola Katic macht nicht mehr so viele Fehler wie noch in den ersten beiden Saisonspielen. Okita ist weiterhin der „Top oder Flop“-Spieler – einerseits mit vielen verunglückten Aktionen, gleichzeitig bisher aber auch an sieben der zehn Tore beteiligt. Vor allem aber kommt dem FC Zürich die personelle und taktische Kontinuität entgegen.

Personalien

Highlights

Randnotiz: Penalty für SLO statt Freistoss für den FCZ

Kommentare

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Lugano’s erste Auftritte sind vielversprechend – die des FCZ auch / FCZ – Lugano VORSCHAU (Züri Live)

Der 3:0-Heimsieg ist das unter dem Strich bisher beste der drei Auftaktpartien in die neue Super League-Saison. Lugano kam nur zu wenigen Torchancen: zum dritten Mal in Folge fiel die FCZ-Bilanz bei den Expected Goals deutlich positiv aus. Aussergewöhnlich an der Partie gegen Lugano waren die langen Pressingphasen des FC Zürich. Man zwang den Gegner so zu Fehlern. Zu Recht wurde gegen diesen Gegner zudem auf Umschaltphasen gesetzt – auch wenn die Tessiner Neuverpflichtung Grgic, die in den ersten Spielen für etwas Zuteilungsprobleme im Mittelfeld gesorgt hatte, beim Auftritt bei seinem Stammklub im Letzigrund nicht antreten konnte. Erneut bildete für den FCZ Neuverpflichtung Fabio Daprelà ein wichtiges Element – und wiederholte das Ergebnis des Servette-Auswärtsspiels, als er ebenfalls als defensiv bester FCZ-Akteur eruiert wurde. MVP und offensiv bester Mann war aber Daniel Afriyie. Der in der Schlussphase eingewechselte Ivan Santini zeigte ebenfalls gute Ansätze, Katic und Okita steigerten sich im Vergleich zur Woche davor merklich.

Personalien

Highlights: Innerhalb von 12 Minuten vom 0:0 zum 3:0

Randnotiz: Der Balljunge und sein Beitrag zur Zürcher Führung

Kommentare: „Fühle mich wie ein Golf-Kommentator“

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